Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdrujf und den Stadtrath daselbst. Einundzwanzigster Jahrgang. Freitag, den 4. Octoüer l86l. 40. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt lb Ngr. Sämmiliche Königl. Postämter nehmen Beitellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl in der Nedaction, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittag, in Tharaud und Nossen aber bis längstens Mittwoch Nachmittag erbeten — Etwaige Beiträge, weiche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. , . Die Redaktion. Umschau. Wilsdruff, am2.Octobcr. Am vergangenen Montag fand im Saale des weißen Adlers' hier die Verloosung der zum Besten des hiesigen Fraucn- vereins geschenkten Gegenstände statt, nachdem dieselben vom 27. bis 29. Septbr. zur öffentlichen Ansicht ausgestellt gewesen. Wie immer, so hatte sich auch diesmal der Wohlthäligkcitssinn der Be wohner hiesiger,Stadt trefflich bewährt, während auch aus der Umgegend Gaben der Liebe geflossen. An der Spitze der geschmackvoll ausgestellten Gegen stände befanden sich verschiedene Gaben, welche die Huld Ihr. Majestät der regierenden Königin und der Prinzessin Auguste königl. Hoheit gespendet. Auch mit Früchten, wie sie die Jahreszeit liefert, war die Ausstellung reich bedacht, unter welchen sich namentlich Weintrauben und Krauthäuptcr aus- zkichnclcn. Wir wünschen dem umsichtig geleiteten Vereine und dessen segensreicher Wirksamkeit ein ferneres fröhliches Gedeihen. — Fortuna hat in diesen Tagen die hiesige Liedertafel mit ihrer freund lichen Huld bedacht. Den Mitteln der Bereinskasse entnommen, spielte dieselbe nämlich ein Achtelloos in der königl. Landesloiterie und es erhielt dasselbe am ersten Ziehungstage 5. Classe einen Gewinn von 2000 Thalern. Die ganze Stadt nimmt freudig Theil an diesem Glücköfalle. — Aus dem nieder» Erzgebirge. Ueber den Ausfall unserer Ernte, die im Wesentlichen, also einen ganzen Monat früher, als vollendet betrachtet werden kann, dürfte Folgendes zur Charakteristik derselben dienen. Die Quantität ist in allen Cerea lien wahrhaft ausgezeichnet, gar manche Räumlich keit will nicht ausreichen, die Qualität dagegen, nur in Weizen, Gerste und Hafer, der Körnerertrag des Winter- und Sommerroggens geht nicht weit über eine Mittelernte hinaus. Die Futterernte jeg licher Art gehört zu der reichlichsten seit einer Reihe von Jahren, und das Grünlutter des Herbstes läßt kaum etwas zu wünschen übrig, obschon dem Kraute hier und da die Raupe gewaltig zusetzt. Der Flachs, den namentlich das höhere Erzgebirge baut, ist von seltener Höhe und Schönheit. Das Obst, dessen Anbau in den letzten zehn Jahren höchst erfreuliche Fortschritte bei uns gemacht hat, ist allerdings etwas spärlich, namentlich haben die Birnen geradezu eine Fehlernte, dagegen gewähren die Obstbäume jeder Gattung bereits für das nächste Jahr die erfreulichste Aussicht. Die für unser ganzes Erzgebirge so un endlich wichtige Kartoffel schüttet in erwünschter Fülle, die Krankheit ist zur Zeit noch ganz schwach aufgetreten, hat aber auch diesmal ihren verfolgungs süchtigen Charakter gegen die eßbaren Sorten, ins besondere gegen die sogenannten Mäuschen, beibe halten, die leidige Krankheit scheint diese Sorte ebenso ausrotten zu wollen wie es ihr bereits mit den so beliebten Lerchen gelungen ist. — Nach dem soeben erschienenen Finanzgcsetz auf die Jahre 1861, 1862 und 1863 wird in jedem der genannten drei Jahre ettie jährliche Summe von 12 356,352 Lhlr., einschließlich 2 597,172 Thlr. jährlich oder 7,79l,5I6Thlr. auf die ganze Periode für außerordentliche Staalszwecke, insbesondere für Eisenbahnen, ausgesetzt. Auf jedes der Jahre 1862 und 1863 ist die Grundsteuer nach 9 Pfennige an jeder Einheit und auch die Gewerbe- und Personal- steucr wie bisher zu entrichten. —