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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Oerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den 5. Decemker l862. 27.(49). Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Don dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt 10 Nar und ist^jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Nedaction), als auch tu der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. Ajx Redaction. Des Jahrmarkts wegen erscheint die nächste Nummer dieses Blattes schon Donnerstag, den 11. December. Anzeigen für dieselbe werden bis spätestens Mittwoch früh 8 Uhr erbeten. Die Redaktion. Umschau. Preußen. Vorigen Herbst wurde in Inster burg der Redacteur Hagen verhaftet, weil er sich weigerte, den Einsender eines Aufsatzes zu nennen, der an und für sich nicht strafbar war, aber nur von einem Beamten herrühren konnte. Der Mann sitzt heute noch und soll auch nicht eher losgelässen werden, bis er den Verfasser des fraglichen Auf satzes nennt. — Bei Ucberreichung einer der zahllosen Ergeben heitsadressen an den König kam es vor, daß ein als ganz gehorsamer Unterthan bekannter Mann vertrat und L-e. Majestät darauf aufmerksam machte, daß nur ein ganz kleiner Theil des Volkes wie sie dächte, die große Mehrzahl aber den Abgeordneten zustimmte. Der König soll über die unerwartete Ansprache sehr nachdenklich geworden sein. — Oestreich. Dec Reichsrath hat von dem Aufwande für das Militär 6 Millionen Gulden gestrichen und das Ministerium hat es ruhig ge schehen lassen. Der alte Kricgsminister Graf Degen feld ist in Wien eine sehr beliebte Persönlichkeit und seine Freimüthjgkeit, auch dem Kaiser gegenüber, ist allgemein bekannt. Eine Zeitung brachte einmal die Behauptung, die Schlacht von Solfcrino sei für Oestreich ein Glück gewesen, weil es dadurch in eine andere Bahn gekommen. Der Kaiser sprach sich höchst entrüstet über den Artikel aus. Nun, sagte Degenfeld, sagen muß man so was halt mt, aber wahr ist es schon. — Am 7. Oktober siel bei Fürstenberg in Mecklen burg ein Meteorstein von 21 Pfund und drang tief in den Acker ein. Ueber den Ursprung dieser wun derbaren Steine ist man jetzt so weit im Klaren, daß sie nicht von unserer Erde herrühren; denn der Hauptbestandtheil derselben ist gediegenes Eisen, das man auf der ganzen Erde nicht findet. Man glaubt, daß es Weltkörper seien, die wie unser Planet ihre Reise um die Sonne machen, und in die Nahe der Erde gekommen, von dieser angezogen werden. Die Mecklenburger Bauern fassen die Sache einfacher auf und sagen: Bei uns geht es so schlecht, daß sogar der Himmel mit Steinen nach uns wirft. — Die meiste Aussicht, die griechische Krone zu erhalten, hat jetzt Prinz Alfred von England. Unter der Hand soll der englische Gesandte Len Griechen Hoffnung auf die jonischen Inseln gemacht haben, wenn ihre Wahl auf diesen Prinzen siele. Die englischen Zeitungen mögen Nichts von dem ganzen Handel wissen; sie fürchten, daß England in Strei tigkeiten mit der ganzen Welt käme und zwar für einen Thron, der, wie das Schicksal König Otto's lehrt, nicht sehr fest steht. Der Prinz selbst hat sich noch nicht ausgesprochen. Es giebt auch Man chen, der diese Bewerbung um die griechische Krone nur für einen Schachzug des alten, schlauen Pal-