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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsami Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. <freilag, den 28. November l862. 20 (48). Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Don dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljabrgang beträgt 16 Ngr. und ist jedeSmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl 0n der Nedaclion), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. »j. Mpdnetinn Umschau. Leipzig verlor am 16. d. M. einen seiner tüch tigsten Mitbürger, den als Schulmann in ganz Deutschland bekannten Director l)r. Bogel. Die Blüthe des Schulwesens in Leipzig ist sein Werk. Der Gram um das Schicksal seines Sohnes, des berühmten Afrikareisenden, hatte im Frühjahre schon die Gattin dahingeraffl und nagte auch an seinem Herzen. Noch in den letzten Stunden seines Lebens kam die sichere Nachricht vom Tode des Sohnes, wurde ihm aber verheimlicht, um sein Sterben nicht noch zu erschweren. — Das Leichenbegängniß Uhlands war eins der großartigsten in Peutschland. Die Universität, die Kammer der Abgeordneten, die Bürger Tübingens und Stuttgarts waren herbeiqekommen, ihrem theu- ern Landsmanne die letzte Ehre zu erweisen. Am Trabe wurde manches Wort gesprochen, das in vielen deutschen Herzen wiederhallen wird. Wie Uhland die Größe und Herrlichkeit des alten deut schen Reiches in seinen Liedern besungen hat, so hat er auch gewirkt, das neue Deutschland aus seinen Trümmern wieder aufzubauen. Wohl werd' ich'S nicht erleben, Doch an der Sehnsucht Hand AlS Schatten noch durchschweben Mein freies Vaterland. Und er ist dahingegüngen mitten unter den Kämpfen um ein einiges freies Deutschland. Uns hat er das Vermächtniß hinterlassen, fortzubaucn an dem Werke, das seine ganze Seele füllte. Und ist das Ziel erreicht, dann Haden wir dem Heim gegangenen das schönste Denkmal gesetzt, schöner alS Marmor und Erz. — Im vergangenen Frühjahre mußte der Kurfürst von Hessen auf Andringen Preußens sein Ministe rium entlassen. Die neuen Minister, obwohl con- servativ, hielten sich doch streng an die Berfassung und waren deshalb höchsten Orts nicht gut ange schrieben. Jetzt, wo sie eben ansingen, im Verein mit den Landstanden einen lange entbehrten Rechts zustand herzustellen, sind sie plötzlich entlassen und der Landtag vertagt. Bon Preußen hat man jetzt freilich Nichts zu befürchten, da dort der Zwiespalt täglich wächst. — In den 4 polnischen Gymnasien Preußens ist eine Verschwörung unter den Schülern entdeckt worden, die zum Zwecke hatte, das polnische Reich wieder herzustcllen. Bereits war eine Quantiät Pulver und eine Anzahl Dolche und Pistolen an geschafft worden. Revolution spielen hat den jungen polnischen Herren immer besser gefallen als lernen. — Von Neapel aus haben der Kronprinz und die Kronprinzeß von Preußen und der Prinz von Wales den Besuv erstiegen. Der Krater gab zwar keine große Vorstellung, aber doch eine kleine und die Aussicht war prächiig. Die Kronprinzeß hielt sich außerordentlich tapfer beim mühsamen und gefährlichen Besteigen, sie mußte springen und rutschen und als sie an den Fuß des Berges kam, hatte sie keine Sohlen mehr am Schuh. Vorsichtig waren der hohen Reisegesellschaft 300 Bergjägcr vorausgeschickt worden, der lieben Räuber wegen, die gern die Prinzen und Prinzessin gefangen und entführt hätten — um des Lösegeldes willen. — In den deutschen Zeitungen war die Nachricht von einem Mordanfall auf den Kaiser Napoleoü verbreitet, wovon in Paris Niemand Etwas wußte. Jedenfalls war die Lüge auf eine Börfenspeculalion berechnet. Die Polizei in Paris verhaftete aber doch einige Dutzend Leute; wahrscheinlich denkt sie