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Capt. August Klatt, hatte in New-OrleanS eine nach Liverpool bestimmte Ladung, beliebend aus Oelkuchen, Stäben, Baumwolle rc., etwa 25Cajüt- Passagiere, und 75,000 Dollars in Contanten (Gold und Silber) an Bord genommen, Passagiere mei stens aus den höhern Ständen, 15 Damen, 4 Pre diger, Organisten rc. Capt. Klatt wollte am 15. Sept, seine Reise antreten, wurde jedoch durch den General Butler gewaltsam festgehalten, indem Letz terer verlangte, daß ungefähr 25,000 Doll. Gold« und Silberwaaren, worüber schon vor längerer Zeit Connaiffcmenle gezeichnet und von den Ab ladern nach Liverpool gesandt waren, wieder gelan det und an ibn auSgelicfert würden. Der Capitän Hal dagegen Einspruch erhoben und wird nur dann nachgeben, wenn General Butler die Werlbobjecte Mit Gewalt von Bord holen läßt, zu welcher ex tremen Maßregel der General nicht ohne Weiteres grcrfen zu wollen scheint, da er zuvpr nach Washing ton berichtet hat. Inzwischen hat Capt. Klatt in gehöriger Form Prdlcst erhoben und die unioni- stische Regierung für die gewaltsame Festhaltung von Säuff, Ladung und Passagieren durch dcnGe- ucral Butler nicht nur verantwortlich gemacht, son dern auch für jeden Tag Aufenthalt etwa 1000 Doll. Gold Schadenersatz verlangt. Am 24. Sept, war an der Sachlage noch nichts verändert. Ein französtsches Schiff soll vor Kurzem auch durch den General Buller in ähnlicher Weise behandelt sein sind die französische Regierung bereits Reclama- tioncn auf Ersatz in Washington gestellt haben. -- In Dänemark soll eine englische Note ein- gctrvffen sein, welche die Minister nicht hinter den Spiegel stecken werden. Das englische Ministerium verlaügt für Schleswig-Holstein so ziemlich Alles, was die Herzvgtbümer selbst wünschen. Die däni schen Blätter sind Gist und Galle über solche Zu« mulhung. — In Frankreich hat die Kaiserin das Heft ganz in den Händen; sie hat es durchgesetzl, daß ein gefügigerer Minister des Auswärtigen ernannt würde. Fast das gejammte diplomatische Personal ist verändert worden, — Italic n. Garibaldi 's Befinden gicbt An laß zu den schlimmsten Befürchtungen. Ein Arzt sagte: Mau braucht den Kranken nur anzuseben, um zu wissen, woran man ist. Seine Kräfte sind ausgezehrt, er ist erschöpft und abgemagert. Am 22.' d. M. wurde er aus seinem Gefängnisse in ein Gastbaus getragen mitten durch di Menge, welche schweigend das Haupt entblößte. Er trug ein rotheS Hemd, darüber einen grauen Mantel. Die Aerzte ralvcn, das verwundere Bein abzuneh- Min und fürchten nur, daß es schon zu spät sei.— In Griechenland ist während einer Rund reise des König» ein gefährlicher Aufstand ausge- brocken. Die Militärrevvlte des vorigen Jahres in Nauplia scheint nur ein Beispiel dazu gewesen zu sein. In Athen wurde eine provisorische Regie rung eingesetzt, welche den König für adgefitzt er klärt und zugleich gegen die Türken zu Felde ziehen will. Der König und die Königin sind nach Deutsch ¬ er land abgereist. Ob die Großmächte ruhig zusebe« werden, wie ihre mühsame Arbeit vom Jahre 1832 an einem Tage zusammenbricht, ist abzuwarten. — Locales. Zu dem zu Ehren des als Assessor nach Penig berufenen Acluar Lindner am 27. d. Mts. veran stalteten Abendessen hatten sich im Gasthof zum weißen Adler eine Anzahl seiner Freunde versam melt. Herr Gerichtsamtmänn Leonhardi eröffnete die Reihe der Toaste mit einem dem Scheidenden ge widmeten, indem er dessen besonderen Vorzügen in seinem Berufe die vollste Anerkennung zollte. Herr Assessor Lindner dankte in herzlichen Wor ten für die ihm erzeigte Ehre und brachte außerdem seinen Dank allen Einwohnern Wilsdruffs und des Gerichtsamtsbeziiks für die Freundlichkeit und Herz lichkeit, mit der man ihn und seiner Familie jeder zeit cntgegengekommen, dar. Viele hierauf folgende ernste und heitere Toaste und die mit gewohnter Präcision ausgekührten Musikstücke unsers Musikdircctvr Günther würzten das Mahl. Besonders ein Lied des Herrn Eontroleur Plötz rief lebhaften Applaus hervor, das den Schei denden noch einmal Alle ins Gcdächtniß zurückrief, die er in seiner Eigenschaft als Criminalrichter be handelt Katte. — Die Kirmes in unserm Nachbardorfe Grumbach war von dem schönsten Welter begünstigt und rastelten eine gehörige Anzahl Wagen mit kuchenessenwollen- den Insassen dem nahen Ziele zu. Und-wie gt- mütklich ist es auch zu Kirmeßzeiten auf dem Lande, da kommen Aeltern, Geschwister und gute Freunde zusammen und lheilen sich beim sroken Mahl die Familienereianisse, die Ergebnisse ihrer Wirthschafts- führung s. w. mit. Aber auch ungebetene Gäste fehlen an solchen Tagen nicht und wer die Schaar der sogenannten Kuckensinger gesehen Hot, erstaunt über die Geduld der Landwirlhc. Diese Bettelei ist eine wahre Plage für die Kirmesmuiter, die mit ihren Gästen vollauf zu tkun hat und nun in einem fort Kuchenschneiken und verweilen möchte. Ja, wenn nur Ortsarme zu befriedigen waren, möchte es schon gehen, so aber kommen die Kuchcnsänger 2 bis 3 Stunden weit her und besuchen einzelne Gehöfte zwei bis dreimal. Es ist dieses Ungebüdrniß so tief eingewurzelt, daß es schwer hallen wird, eS wieder auszurolten, zu dem man in dem Glauben lebt, daß man in seinem Rechte ist. Küsterfritz vo» Wilsdruff. Vriginat-Novelle eines Wandrers. (Fortsetzung.) Da sah ihn das Mädchen mit einem tiefen, weitausacbolten Blicke an; sie muß» in demselben Augenblicke nicht, wie das so kühn über sie kam. 22*