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Wach enblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff uud den Stadtrath daselbst. ckreitag, des» 29. Januar M4. 4 Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt lv Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl «in der Nedaclion>, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mir großem Danke angenommen,nachBefindenhonorirt. Di, M-action u IN sch a u. . Es ist nun eine Thatsache, was wir vor acht Tagen noch nicht recht glauben wollten: Preußen und Oestreich besetzen Schleswig gegen den Willen des Bundestags. Ihre Truppen sind zum guten Theil in Holstein einmarschirl und rücken an die Eider. Die dänischen Pikers an der Zollgrenze sind zurückgezogen, aber das Danewerk, sagt man, soll beim Thauwetter vertheidigt werden. — Die Bun- dcstrupven gehen ihnen hübsch aus dem Wege und haben Kiel bereits geräumt. Die Sachsen zogen so schnell ab, daß der Sitz des Herzogs ohne Be satzung war und Bürger und Studenten Tag und Nacht patrouillirten und sorgten, daß Herzog Fried rich von den nahen Dänen nicht überfallen und gefangen werde. Ein gefangener Prätendent! welche Freude in Kopenhagen, Wien und Berlin! — Bundesgencral v. Hake hat sich beim Bundestag über Eingriffe Wrangels bitter beschwert, der Bun destag hat die Beschwerde anerkannt, den General belobt und ihm befohlen, vor der Gewalt zu wei chen und aus dem Wege zu gehen. Das hat er gethan, denn auf einen Krieg mit den beiden Groß mächten können es die Mittelstaatcn nicht ankom men lassen, obwohl von Paris aus Aufmunter ungen in diesem Sinne ergangen sein sollen. Dem Kaiser Napoleon wäre es gerade recht, eine so herrliche Gelegenheit zur Einmischung in Deutsch land zu erhalten. Schon stimmen die Pariser Zei tungen einen andern Ton an: So lange die deut schen Mächte die schleswig-holsteinische Angelegenheit als Bundcssache behandelten, lag für uns kein Grund zum Einschreiten vor; da aber Oestreich und Preußen dem Bunde den Gehorsam aufgesagt und erklärt haben, als Großmächte handeln zu wollen, sprechen wir auch ein Wörtchen mit. Wer weiß, ob nicht der letzte Akt des Trauerspiels am Rheine spielt? Uns bleibt noch eine Hoffnung: die Junkerherrschaft in Preußen kann unmöglich noch lange dauern. Wieder sind die Abgeordneten nach Hause geschickt, ohne daß eine Versöhnung zu Stande gekommen wäre. Die beabsichtigte An leihe ist verworfen und an der Eobe in den Kassen könnte Hr. v. Bismarck zuerst empfinden, was es heißt, gegen den Willen des ganzen Volkes zu re gieren. Die Geldleute sind viel zu vorsichtig, um auf das Wort eines Mannes, der immer „Blut und Eisen" im Munde führt, ihre Millionen flüssig zu machen. Wenn nur in Berlin bei einem Um schwünge nicht mehr fallt, als ein Ministerium! — Als Abgeordnete ihres Volkes sind 180 Hol steiner nach Frankfurt gezogen, um am Bundes tage das letzte Wort für ihr gutes Recht einzulegcn. In ihrer Heimath zogen sie durch preußische und östreichische Truppen, die nicht zu ihrem Schutze gekommen waren, und in Frankfurt wurden sie zwar mit dem Schleswig-Holstein-Liede empfangen, sanden aber die Thüre des östreichischen Vorsitzenden am Bundestage geschlossen; ihre schriftlichen Ein gaben durften sie all acta geben. Sie können cs nicht besser verlangen als ihr Herzog, der auch nicht auf die Tagesordnung des Bundestages kommt. In den Städten, durch die sie zogen, fanden sie Gastfreundschaft und das Volk drängte sich zu ihnen; auf dem Rückwege hören sie vielleicht ihr Lied nicht mehr. Von einem Besuche in Berlin haben, sie abgesehen, weil der Weg doch nur ein unnützer sein würde. — Die drei Kinder eines in Schönau bei Leipzig wohnhaften Dreschers waren unlängst von den Äel- tern allein im Logis gelassen und eingeschloffen