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228 tragen etliche der belobtcsten nennen: In der me- dicinischcn Academie sprach vr. Löwe von den Schwan kungen und Abgrenzungen der Naturwissenschaft hin sichtlich der übrigen Wissenschaft. In der Kreutz schule sprach vr.Hultzsch, einer unserer gediegensten Philologen über Demosthenes als Patrioten. An der neustädter Realschule Kob vr. Bothe hervor, wie Sachsen unter seinem Fürsten zu einer bedeu tenden Höhe seines Culturlebens (namentlich des industriellen) gekommen sei rc. Um Mittag war auf dem Tdeaterplatzc eine große Militär-Revue, wozu die Garnison in den neuen Uniformen aus gerückt war. Der König und die Prinzen wurden mit einem begeisterten Hoch empfangen, schritten in Begleitung des Kriegsministers und der Gene ralität die Front der Truppen ab, worauf die ver schiedenen Abteilungen in Colonnen vor Sr. Maje stät defüirten. Nachmittags 2 Uhr batte sich das Ossiziercorps zu einem Diner versammelt, während eine große Anzahl Civilstaatsdicner und Mitglieder städtischer Behörden um 3 Uhr sich zu einem Fest mahle in Meindold's Saale vereinigten. Bei erste rem wurde der Toast auf Se. Majestät den König von dem Herrn Kriegsministcr v. Rabcnborst, bei letzterm von dem Herrn Staatsminister Frhrn. v. Beust ausgebracht. Abends war bei Sr. Excellenz dem Herrn Staatsminister Frhrn. v. Beust eine glanzende Assemblee. Abends waren die öffentlichen Plätze beleuchtet. — Die neuen Uniformen sind natürlich der Gegenstand vielfacher Privat - Discussionen. Im Ganzen sind sie kleidsam, schmuck und wohl auch haltbarer in der Farbe, da das Blau dominirt. Doch hört man mehrfach bezweifeln, ob der Caval- lerist, der doch, da er auch noch sein Pferd zu be sorgen hat, ein flinker Mann sein muß, so schnell mit den Hefteln fertig sein wird, als mit den Knöpfen. Schützen, Artillerie und Train ist in seiner Uniform geblieben; als Abzeichen der 4 Jufanteriebrigaden. Die 1. Brigade hat blau und rothe Aufschläge und Kragen; die 2. Brigade (Chemnitz u. Schneeberg) blau und gelb; die 3. Brigade (Georg; in Dres den u. Wurzen) blau und schwarz; die Leibbrigade endlich (Dresden u. Bautzen) blau und weiß. Wie schlimm für Christeln, die nun in den ersten Wochen lange nach ihrem Schatze zu suchen hat. — Die Sammlungen für das arme Altenberg haben bisher Erfolg gehabt. Die arme Bergstadt auf der kalten Hochebene, in der mancher Bergmann auf lange Zeit hinaus noch den heurigen Wasser mangel an seinem Geldbeutel fühlen wird, verdient aber auch alle Unterstützung, denn das Elend ist jammervoll. Namentlich bittet man um Kleider und Strümpfe. Uebrigens soll, wie neuere Erörterungen dargethan haben, der Besitzer des in Stadt Teplitz aufgestellten tkestrum mancli keineswegs eine Schuld an der Ursache des Feuers tragen. Weihnachtstisch. Eltern, deren Kinder dem Steckenpferde und der Puppe entwachsen sind, kommen zur Weihnachts zeit oft in Verlegenheit, was sie ihren Lieben be- scheeren sollen. Spielzeug ist bald zerbrochen und läßt Kopf und Herz leer, während ein passendes Buch vortheilhaft auf beide einwirkt. An Kinder schriften ist kein Mangel; aber viele darunter sind eher Gift, als Nahrung. Es ist kaum glaublich, was für erbärmliches Zeug den Kleinen dargeboten wird. So Mancher, der sich nicht fähig genug füklt, für Erwachsene zu schreiben, glaubt doch Kindern zu genügen, als ob es nicht viel schwerer wäre, dem kindlichen Gemüthe eine passende Speise auszuwählen. So hat ein Pfarrer aus Würtem- berg ein Märchen in Versen herausgegeben, bei dem man bloß nicht begreift, wie sich Jemand zum Drucken hcrgeben kann. Eine Dame schreibt Ge schichten, um Kinder zum katholischen Glauben zu bekehren! Wir haben uns die nicht ganz geringe Mühe genommen, aus dem Wüste der Kinderbücher einige gute herauszusuchen und können folgende empfehlen: Für Kinder bis 10 Jahr: Die Schriften von Franz Wiedemann; Heys Fabeln; Bechsteins und Franz Hoffmanns Märchen, beide mit Bildern; Die Märchen der Gebrüder Grimm. Für ältere Kinder sind passend: Campes Robinson; Nieritz, die Reise nach Afrika; „ der Johannistopf; „ Acht Tage in der Fremde; Stiehler, Bilder aus der Toierwelt; „ Deutsche Sterne; „ Des Vetters Abendgeschichten, In dem letzten Wcrkcben ist besonders der kindliche Ton herrlich getroffen; es sind 6 Geschieh - ten mit ebensoviel Bildern. Die Erzählung: „Die schwarzen Steine" behandelt die Entdeckung der Steinkohlen im Plauenschen Grunde. Der Fehler, seitenlang Moral zu predigen, die von den Kindern doch nur überschlagen wird, ist glücklich vermieden; die ganze Geschichte ist Moral. Herr Buchbinder Siegel hat zur Bequem lichkeit der Eltern eine Anzahl der hier empfohlenen Kindcrschriften in Commission und verkauft diesel ben zu demselben Preise, w e der Buchhändler in Dresden.