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146 guten Schriften soll unter den Land leuten nicht hervorgerufen werden. Selbst Erbauungsbücher reiche man nur sparsam. Bibel, Gesangbuch, Katechismus, eine Hauspostille, ein Gebetbuch genügen, dazu am ehesten noch ein Miss stonSblatt." (N.-Z.) In Baden-Baden wurde während der letzten Anwesenheit des Königs von Preußen in den Abendstunden die königl. Reise-Scha tulle aus einem Partcrrezimmer gestohlen. Ein zurückkehrender Diener machte, als er die Thür des Zimmers abgeriegelt und eines der vorher sorg fältig verschlossenen Fenster offen fand, sofort Alarm. Rasch war die Nachricht von dem Diebstahle in dem ganzen Curorte verbreitet und man erzählte sogar, daß es versuchsweise dabei auf wichtige Pa piere abgesehen gewesen sei, die zu dem Inhalte der Cassette gehören sollten. Im Hotel wurde aller orts nach den Dieben geforscht, und da man sicher war, daß sie mit dem Raube nicht die Flucht nach der Straße genommen hatten, so wurde mittelst Later nen der Garten nach allen Richtungen durchsucht und hier endliche vom Oberkellner die Schatulle im Gebüsch versteckt vorgefunden. An derselben waren Spuren bemerkbar, daß man versucht hatte, sie ge waltsam zu erbrechen, doch ließen solche auch er kennen, daß dazu nickt Werkzeuge gebraucht wor den waren, wie sie Diebe von Profession zur Hand haben. Bei der Oeffnung der Schatulle sand sich noch der ganze Inhalt, eine sehr bedeutende Geld summe, darin vor. Die badische Polizei nahm sofort einige verdächtige Persönlichkeiten ins Ver hör, vermochte aber keine zum Gcständniß zu brin gen; die Thäter sind zur Stunde noch nicht ent deckt. — Garibaldi ist noch immer in den Händen der Aerzte; einer der berühmtesten behauptet noch heute, die Kugel stecke im Fuße. Auch wenn die Heilung erfolgt, muß das Bein steif bleiben. Die Verle genheit der Turiner Regierung was sie mit ihm machen solle, hat die nunmehrige Königin von Por tugal, eine Tockter des Königs Victor Emanuel, gehoben. Ihren Bitten ist es gelungen, den König zur Freilassung Garibaldis zu bewegen. Die Ge nerale haben lange dagegen gekämpft, und fürchten neue Unruhen. — Sicilien mußte wegen der häufigen Dolchan griffr aus die Behörden und Soldaten gänzlich entwaffnet werden. In Neapel wüthen die Räuber banden unter der Fahne Franz II. fort, der neue Hoffnung schöpft. Amerika hat wieder eine Schlachtenwoche gehabt; doch ist es schwer, in dem Nebel, den beide Parteien um sich her machen, zu sehen, wer eigent lich Sieger geblichen ist. So viel scheint sicher, daß die Confödcrirten ihren Einfall in den Nord staaten schwer gebüßt haben. Nicht nur eilten die nördlichen Armeen herbei, sondern die Bevölkerung Pennsylvaniens erhob sich wie ein Mann. Dadurch find die Nordstaaten aber nicht viel gebessert; die kriegführenden Parteien stehen fast so, wie am An fänge des Krieges. Feige, betrunkene Generale, eine ungehorsame Mannschaft, Betrügereien in allen Zweigen der Verwaltung haben schon Vielen den Krieg verleidet. Die Unfähigkeit des Präfidenten Lincoln tritt täglich mchr hervor. In gewöhnlichen Zeiten wäre er wahrscheinlich einsehr guter Regent; aber jetzt das Steuerruder zu führen, bedarf eS einer kräftiger» Hand. Herr Lincoln sollte übrigbns seine Frau nicht so in seine Akten und Geheimnisse hinein sehen las sen; denn eine Frau hat immer ihre eigene Lieb haberei und Diplomatie. Frau Lincoln hat z. B. einen Bruder im Rebellenhcer und diesem Bruder schreibt sie lange Briefe und schüttet ihm ihr gan zes schwesterliches Herz und ihre männlichen Kriegs geheimnisse aus. Das war so arg, daß General Halleck, als er das Obercommando übernahm, die Bedingung machte, die liebenswürdige Frau Prä sidentin müsse Washington verlassen. ES half nichts, Lincoln mußte seiner Frau Urlaub geben, nach Il linois zu ihren Verwandten zu gehen. — In China hat ein Orkan gewüthct und ent setzliche Verwüstungen angerichtet. In Kanton sol len nicht weniger als 40,(PO Menschen das Leben eingebüßt haben. Am schlimmsten erging eS dem jenigen Theile der Bevölkerung, die Jahr aus Jahr ein auf Booten lebt, sie ertranken zu Tausenden. Locales. Am 2. October 1862 wurde in Wilsdruff das ncuerbaute Schulhaus cingeweiht. Leider war die Witterung so ungünstig, daß das aufgestellte Pro gramm nicht ganz eingehalten werden konnte. Die Feier begann früh 7 Uhr mit Abblasen eines Choralcs vom Rathhausthurme. Nachdem die Schulkinder in dem alten Schullocale, die den Zug begleitenden Herren im Rathhause sich ver sammelt, ging 10 Uhr unter dem Geläute allec Glocken der Zug zum neuen, festlich ausgeschmückten Schulhaus ab. Vor demselben hatten die beiden Schützengarden Spalier gebildet und begaben sich die Festtheilnehmer sowie die Kinder in daS im Schulhaus befindliche Auditorium, worauf die Feier mit Gesang eröffnet wurde. Sodann betrat Herr Superintendent Steinert das Podium und hielt eine Ansprache an die Versammelten, worin er nament lich hervorhob, daß der Tag der Schulwcihe 1) ein Tag der Freude, 2) ein Tag der Ehre und 3) ein Tag des Dankes gegen Gott sei. Nach diesen tiefergreifenden Worten vollzog der Herr Superintendent die Weihe und sprach den Segen. Sodann wurde wiederum ein Gesang an gestimmt und sprach nach Beendigung desselben Herr Pastor Bauer über die früheren Schulver haltnisse und insbesondere darüber, daß nach Be seitigung mehrfacher Schwierigkeiten der Bau eines neuen Schulhauses zur Vollendung gebracht worden und knüpfte daran ernste Mahnungen an Lehrer, Aeltern und Kinder. Die Feier wurde mit Gesang beschlossen.