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kommt." „Und habt ihr denn den Herrn Grafen schon deshalb befragt?" „Nein, aber wir wissen es." „Ja, gnädiger Herr Deutscher," nahm ein alter Bauer das Wort, „das wissen wir ganz bestimmt, denn ich hatte mir ein Mal zwei Pflaumenbäume, die mir ein Samenhändlcr statt Fuhrlohn gab, hinter die Hütte gefetzt. Als sie die ersten Früchte hatten, wurden sie von dem Herrn Grafen bemerkt und er knickte sie um mit der Erklärung: Solche Baume kommen dem Bauer nicht zu. Obendrein bekam ich am Wege weg ein paar Hiebe von ihm. Was sollte ich nun machen? Es wäre unter solchen Umstanden eine Barbarei gewesen, den Be- febl ausführen zu lassen. Ich nahm ihn zurück, und die abschelckichen Baume stehen heute noch im Felde. Man sieht daraus, daß Verbesserungen in der Landwirtbschaft unmöglich sind» wenn die Leibeigenschaft! nicht aufgehoben wird. — Ausfallend ist ferner an dem polnischen Felde die Art der Beackerung. Der Acker bildet kein breites Beet, sondern schmale Rücken aus fünf zu- sammengeworsrnefi Furchen. Die letzte Furche, welche zwischen zwei Rü^en fästt, wird'so ausgestrichen, daß sie den Raum von dM Fruchtfurchen einnimmt. ,Es ist sehr, begreiflich, daß in der ungepflügten Scheidefurche nichts wächst, und so eine ungeheure Bokenflache vergeudet wird. Setzt man einem polnischen Edelmanne seinen Verlust bei solcher Arbeit »us einander, so erhält man die Antwort: O, wir bauen ja Getreide genug für unS; wenn wir noch rnebr bauten, was sollten wir denn damit anfangen? — Wenn man ja einmal ein Feld anders gepflügt und mit ordentlichen Wasserfurchen versehen findet, so kann man sicher darauf rechnen, daß ein deut scher Inspektor auf dem Gute ist. Doch weiter über das Feld. — Was dort vor uns liegt, sieht aus wie eine Versammlung von großen alten Strohhaufen, bei denen sich Sonne und Regen um die Wette gemüht haben, sic schwarz zu färben. Es ist das Dorf selbst. Nur eine ein zige Farbe ist an diesen verdächtigen Gestalten, den Häusern, zu sehen: das häßliche Grauschwarz. Ich hatte , mir oft den Kopf zerbrochen, aus welcher Sprache das in Sachsen häufige Wort Kalu ppe stammen möchte. Beim ersten Anblicke eines pol nischen Dorfes wurde es mir sogleich klar, denn olmiupa nennt der Pole sein Haus. — Die Hütten, denn Häuser können wir sie b?im besten Willen nicht nennen, sind von Holzbohlen erbaut und mit Stroh oder Schilf gedeckt. Ein Stein kommt nicht dazu, Ziegel werden für den Ofen aufgespart. Der Hausbau geht sehr rasch; die Bäume werden vierkantig behauen, aufeinan der gelegt und an den Enden, wo sie mit der an dern Seite zusammentreffen, wird ein Falz cinge- schnitten und so ohne Eisen mit einander verbunden. So entsteht ein großer hölzerner Kasten, der im Innern durch zwei Scheidewände drei Abtbeilungen erhalt. Die mittle und größte ist die Stube, auf der einen Seite der Stall für die Kuh und Schafe, auf der andern die Holzkammer. Obwohl Holz genug im Lande ist, so findet man doch in keiner '.Stube Dielen, vielleicht deshalb nicht, weil diese manchmal gescheuert werden müßten. In der Mitte der Stube ist ein großes Loch, in dem der Kartoffel- vorratb aufbewakrt wird. Der Ofen, aus Lehm oder Mauerziegeln bestehend, nimmt den vierten Theil des Raumes weg. Seine Oberfläche dient Kindern, Knechten, und Mägden als Schlafstelle. Hart ist sie zwar, aber warm. Ein solcher Ofen muß wenigstens 12 Stunden geheizt werden, ehe man es ihm anmerkt; dafür hält die Wärme auch lange nach. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. Auf die freisinnigen Beamten im preu ßischen Volkshaus ist die Reaknon am übelsten zu sprechen, Sic nennt sie nur die Kreisrichter. Gin Freiherr aus der güldenen Aue fragte jüngst in Lauch städt einen Bauer: Wenn aber künftig Euere Kreis richter ih-e Stellvertreter bezahlen tollen, was dann? Na, Herr Baron, antwortete der Bauer gelassen, wenn wir nur in 2 Dörfern unsern Skat um ein Drittel billiger spielen, dann können wir für unsern Hrn. Kreisrichter zwei Stellvertreter bezahlen. Sei nen Stellvertreter bezahlen wir unter allen Um ständen. — Kaiserin Eugenie ist in aanz Fankreich der energischste Vertbeidiger des Papstes und sei ner wklrl chen Herrschaft. Als der italienische Ge sandte Pepoli ihr erklärte, ganz Italien wolle Rom oder den Tod, antwortete sie sofort: dann wird Italien sterben; denn Rom bekommt es nicht, — Nennen Sie es, wie Sie wollen, setzte sie hinzu, Instinkt, Vorgefühl oder Aberglaube; ich habe aber die Uebcrzcugung, daß mein Sohn den Thron nicht besteigen wird, wenn wir den heiligen Vater ver lassen ! — E n deutsche Nationalbank ward vor Kurzem in Berlin begründet/ wies sich aber bald als ein riesiger Schwindel aus. Jetzt ist die Bankkasse niit Beschlag belegt, die vorläufig der Hauswirth als Deckung für die Miethe zu sich genommen hatte. Sie enthielt — 14 Sgr. 1 Pfennig! — Zwei von den zum Juristentage >nWien an wesend gewesenen Gästen haben, wie bekannt gemacht worden, nicht unerhebliche Verluste erlitten; so verlor am 24. August Ler preußische Obertribunal- rath Reichensperger eine Brieftasche mit zwei Stück preußischen 100 Thaler-Scheinen, einer öster reichischen 100 Gulden - Banknote und mehreren 10 Gulden-Noten, sowie Paß- und Juristenkarte; dem Advocaten TheodorHapedcn aus Hannover kam am 28. August auf der Fahrt von Laxenburg nach Wien bis in Drehers Lokalitäten auf der Landstraße eine Brieftasche mit 158 preußischen und 80 han noverschen Thalerscheinen abhanden. — Zwischen Land an und Nohrschach wird gegenwärtig ein von Guilleaume in Köln angcfertigtcs Tclegraphenkabcl von 70,000 Fuß Länge durch den Bodensee gelegt.