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königlichen Hause«. Al« er kürzlich am Schlosse verfuhr, um der Königin feinen Besuch zu machen, ließ diese unterdeß den Pferden das Geschirr abnehmen und e- durch silberplattirteS höchst werthvolle« er« setzen. Auch den Guelfeuorden hat er erhalten. Locales. Vergangenen Dienstag feierte die hiesige Lieder tafel den Geburtstag ihres Dirigenten, des Herrn Cantor Zcdtler, durch ein Kränzchen. Um dem so hochverdienten Manne ein Zeichen der Anerken nung darzubringcn, hatte der Verein für denselben eine Ltutzuhr und für die übrigen Directorialmit- glicder Kirchner ObenauS und Mützenfabrikant Keil, in Rücksicht auf deren dem Vereine gespendeten Müden, Ersteren ein Kaffee Service, Letzterm einen Spazierstock nebst anderen Kleinigkeiten angekauft. Abends 8 Uhr wurden diese drei Herren aus ihren Wohnungen abgeholt und in den festlich erleuchte ten Saal des Gasthofs zum goldenen Löwen, unter Musikklangen eingeführt. Herr Actuar Dürisch hielt an dieselben eine tiefergreifende Ansprache, ihre be sonderen Verdienste um den Verein rühmend, Cantor Zedtler nebst seinen Collegcn crwiederte dieselbe und nachdem einige Stücke gesungen und mehrere Musik stücke gespielt worden, endete die Feier mit einem Tantchen, bei welchem Frohsinn und Heiterkeit vor herrschte. Als ein Beweis für die Anziehungskraft Wils druffs möge noch angeführt werden, daß zwei Mit glieder der Liedertafel, die seit Jahren schon die Stadl verlassen haben, zu diesem Tage zum Theil aus weiter Ferne gekommen waren. Möge die Liedertafel noch lange ein Band sein, das die Mitglieder zu edlerer Geselligkeit verknüpft,— Vor einiger Zeit war in Lharand eine Zu sammenkunft von Gemeinde-Vertretern der drei Gcricbtsamlsbczirke Tkarand, Wilsdruff und Döh len in Tharand, die eine Besprechung über ein gemeinschaftlich zu gründendes Armen-Arbeitshaus zum Zweck hatte. Wie wir aus guter Quelle hören, sind jedoch die Vertreter des Gerichtsamtsbezirks Wilsdruff zu- rückgctrcten und neigen eher zu einem Anschluß an Meißen. Die Gründe, welche sie dazu bestimm ten, sollen folgende gewesen sein: I) Der Gcrichtsamtsbezirk Döhlen hat eine über wiegende Fabrikbevölkerung, die in Zeiten der Geschäftsstockung den andern Bezirken große Lasten aufbürden würde; 2) Die Aufbringung der Kosten nach Einheiten bringt die anderen Bezirke dem Döhlener gegenüber in Nachtheil, weil dieser geringe Steuereinheiten und eine große Kopfzahl hat. — Damit die ländlichen Dienstboten nach einge brachter Ernte auch ein Vergnügen haben sollten, batten wie schon in früheren Jahren die meisten Besitzer ländlicher Grundstücken allhier verflossenen Sonnabend denselben ein Tanzvergnügen bereitet 118 und man sah es den Tänzern an, wie sie aus voller Seele ihren heiteren Gefühlen Ausdruck zu ver schaffen wußten. Ja, hier ist wahre Lust und Fröh lichkeit, hier giebt es kein affectirteS, gezwungenes Wesen, keine Ziererei, hier wirb nicht gleich etwas übel genommen, nein, ungeheure Heiterkeit stand Jedem auf der Stirn geschrieben. Und wer wollte denn jenen Dienstboten dieses Vergnügen nicht gönnen, haben sie nicht im Schweiß« ihres Angesichts die Ernte einbringen helfen und sich von früh bis Abends geplagt? Und ist es nicht ein schönes Zeichen, wenn Dienstherrschaften dies anerkennen und ihrem Gesinde eine solche Freude machen? Möchten nun aber auch die Dienstboten durch Treue, Fleiß und freundliches, gefälliges Benehmen das gute Einvernehmen mit ihren Dienstherrschaften zu erwerben und zu erhaltm suchen! Polnische Dörfer. (Fortsetzung.) Ein polnischer Edelmann, der sich lange in Deutschland aufgekalten hatte, brachte von da einen Oberinspektor für seine großen Güter mit. Dieser ging mit Eifer daran, deutsche Einrichtungen zu treffen. Er erzählte mir darüber Folgendes: Meine erste Thätigkeit während des Winters war, von de« nächsten Arckern die Steinblöcke fortschaffen zu lassen. Die Bauern halfen mir mit Freuden. Nun aber sollt« die Reihe an ihre geliebten Obstbäume kommen. Als ich am Abend den Aufsehern den Befehl gab, für den nächsten Tag die Bauern zur Ausrottung des wilden Baumwuchses zu bestellen, sahen sie sich einander mit sehr langen Gesichtern an. Ich legte mich zur Ruhe; sie gingen, um zu bestellen. Kaum war ich eingeschlummert, als sich vor mei nen Fenstern hundertstimmig das Geschrei erhob: „Lieber Herr, wir bitten Sie!" Ich war gnädiger als hier Sitte, sprang von meinem Heusacke — ein Heusack unter dem Schläfer, eine schöne seidene, wattirte Decke über ihm und ein Roßhaarkissen von Saffian unter dem Kopfe, so ist es in Polen Sitte und Gewohnheit— und öffnete die Thür, welche unmittelbar in's Freihe führte, wie man,, das ill Polen sehr häufig findet. Alsbald drangen mit thränenbelhauten Gesich tern und Zetergeschrei wohl an dreißig Bauern und Bäuerinnen in das Zimmer. Ihr einziges Wort in allen Tonarten war: „Wir bitten Sie, verscho nen Sie die Obstbäume!" Ich versicherte, daß sie nur der Feldfrüchte halber weggcschafft werden müß ten ; allein ich machte dadurch die Leute nicht stumm. Endlich versprach ich, jedem Hauswirth zum Früh jahre ein Dutzend edler Obstbäume aus Deutsch land zum Geschenk zu machen. — „Ach nein, nein lieber Herr," entgegnete man mir, die dürfen wir nicht haben." „Und warum denn nicht?" „Nein, das erlaubt der Herr Graf nicht." „Und warum nicht?" Weil solches Obst nur den Edelleuten zu- 18*