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186 entbehren können. Gan; ohne Grund wird wohl Kaiser Napoleon nicht 3'seiner Panzerfregatten nach Mexiko geschickt haben, wo für sie nicht das Ge ringste zu thun ist. Auch auf unser Sachsen übt jener Krieg einen nachtheiligen Einfluß; im Voigt- lande und Erzgebirge müssen viele fleißige Hände feiern aus Mangel an Stoff, und Augenzeugen ver sichern, daß das Voigtland insbesondere großer Be- drängniß entgegen geht, wenn jener unselige Krieg nicht bald sein Ende erreicht. Lokales. Wilsdruff, 16. Juli. Die bereits in unserer letzten Nummer erwähnten Gewitter, welche am 6. Juli in unserer Umgegend mehrfach Schaden anrichteten, haben auch andere Gegenden unseres engeren Vater landes betroffen, und es haben namentlich viele Ort schaften der Großenhainer, Radeburger, Königs brücker, Camenzer und Pulsnitzer Gegend dadurch erheblichen Schaden erlitten. In der Umgegend von Pulsnitz fielen die Hagelstücken in der Größe von kleinen Hühnereiern nieder, und richteten an Obstbäumcn und Feldfrüchten, sowie hier und da auch an Gebäuden außerordentlichen Schaden an. Da diese Verluste viele Landwirthe trafen, welche ihre Feldfrüchte nicht versichert hatten, und deshalb für diese um so empfindlicher waren, so ergeht aus dortiger Gegend der Mahnruf an alle Landwirthe, aus diesem beklagenswerthen Falle die Lehre zu ziehen, wie nothwendig doch das Versichern gegen Hagelschaden sei! Durch die mehrwöchentliche nasse und kalle Witterung ist das Einbringen der Oelsaaten und des Heues ein sehr beschwerliches gewesen, und mag es auch diesem Umstande theilweise mit beizu messen sein, daß die Preise dieser Products in den letzten Wochen bedeutend stiegen. Mit Freuden begrüßen wir daher die vorgestern eingetretene warme Witterung, die wenn sie jetzt anhält die bereits begonnene eigentliche Ernte rasch von Statten gehen wird, zumal das Getreide ziemlich rein von Unkraut ist. — Heute Mittag verfinsterte sich plötzlich der Himmel und wir hatten ein starkes Gewitter unter fast wolkenbruchähnlichem Platzregen. Das Wils druffer Schleußensystem schien dem massenhaften Zuflusse nicht recht gewachsen zu sein; binnen weni ger Minuten bildete sich um den Kandelaber am unteren Theile des Marktes ein niedliches Bassin, in welchem nur Goldfische und Forellen zu ver missen waren, so daß der Platz im Verein mit dem üppigen und Heuer besonders gedeihenden Gras- wuchse ein recht hübsches, mehr parkähnliches An sehen gewonnen hatte. — Unser Herr Musikdirector Günther scheint in diesem Jahre mit seinen Sommer-Abonnements- Conccrten bezüglich der Witterung kein besonderes Glück zu haben. Auch am 6. d. M., wo er das dritte abhiclt, war das Wetter sehr unbeständig und deshalb an „ein Sitzen im Freien" nicht zu denken. Trotzdem hatte sich verhältnißmäßig viel Publikum eingefunden. Obwohl Herr Günther jetzt seine Con- certe ohne Beihilfe auswärtiger Kräfte ausführt, so waren dennoch sämmtliche Vorträge recht gut zu nennen. Die Ouvertüren zu „Egmont" und „Zampa" gingen trotz der darin zu überwindenden Schwierig keiten sehr exact; auch wurden einige Piecen von Verdi mit ihren complicirten Zusammensetzungen einig und sicher ausgeführt. „Der lustige Figaro", ein Potpourri von Hamm, welches allerdings schon mehrere Male hier gehört worden ist, belustigte die Zuhörer auch diesmal, und von den Concerttänzen schien namentlich der Louisen-Walzer von Lumbye anzusprechen. Ich erlaube mir, den Herrn Mustk- director darauf aufmerksam zu machen, daß in ein zelnen Fällen die Messinginstrumente zu stark ge blasen wurden; ich erinnere z. B. an den Anfang der Zampa-Onverture. In einem nicht ganz ge füllten und hohem Saale wirken, bei nicht sehr starkem Streichquartett, die Blasinstrumente leicht nachtheilig. — Ich wünsche, daß Herr Günther zum nächsten Abonnement-Concerte recht passendes Wetter treffen möge, damit auch Herr Gotthelf Starke die längst versprochene Illumination in Ausführung bringen kann. Schließlich kann ich nicht umhin, nochmals darauf aufmerksam zu machen, daß unser Mu sikdirectorjetzt Vorzüglich es leistet und wünsche, daß Wilsdruff und Umgegend sich künftig recht zahlreich an seinen Eoncerten betheiligen möge. Nach der am 3. December vorigen Jahres stattgehabten allgemeinen Volkszählung hatte die Stadl Wilsdruff 2,562 Einwohner; im Jahre 1858 hatte dieselbe 2,540, und im Jahre 1855 2,494 Einwohner. Unser benachbartes Grumbach hatte am 3. Dezember 1861 1325 Einwohner in 154 Wohn gebäuden, und die gesammte Einwohnerzahl des Wilsdruffer Gerichtsamtöbezirks betrug 13,182 gegen 12,904 im Jahre 1858. — Die diesjährigen Gerichtsferien beginnen am 21. Juli und dauern bis zum 31. August. Während dieser Zeit ruht bei allen Gerichts behörden der Betrieb der ihrer Beschaffenheit nach nicht dringlichen Sachen, sowohl in Bezug auf streitige als auch freiwillige Gerichtsbarkeit. — Das neue, stattliche und geräumige Schulhaus zu Wilsdruff, welches acht Klassenzimmer und zwei Lehrerwohnungen enthält, schreitet rasch seiner Voll endung entgegen, so daß seine Uebergabe; an die Schulgemeinde Seiten des Bauunternehmers, Herrn Amtsmauermeister Hoyer, zu Anfang oder doch jedenfalls im Lause des nächsten Monats erfolgen dürste. — Am Montage früh gegen 2 Uhr brannte in dem Vs Stunde von der Stadt entfernten Dorfe Klipphausen das Haus des Krämers und Schuh machers Grünberger vollständig nieder. Die Ent stehungsursache ist nicht bekannt, jedoch wird Brand stiftung vermuthet. Wie uns nachträglich berichtet wird, hat gegen Ende vorigen Monats in Tharand eine Versamm lung zu dem Zwecke stattgesunden, um den Plan