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338 selbst sie revidirt oder die Aufsichtsbehörde eine Re vision vorscbreibt. Dies sind in der Hauptsache die Bestimmungen des Gesetzes über die Innungen. Die Innungen .dürfen also auch nach dem neuen Gesetze fortdc- stehen. Cs sragl sich freilich, ob sie fottbestehen wollen und können? Die Innungen wirft bas Gesetz nicht um, aber ihre bisherigen Rechte. Das neue Gewerbeg.setz bebt auf und nimmt weg: das Meisterstück, ben Lehrzwang, das Gesellen stück, das Aufdingen, das Lossprechen; den Beitritt und Austritt aus der Innung stellt es jeder zeit frei. Krankencasscn, Leichencassen und Jnva- liden-Unterstützungscaffen sollen, wo sie noch nicht bestehen, errichtet werden, gelten aber als Privat vereine, sind von der Verwaltung der Innung ge trennt und findet das Gesetz auf sie keine Anwen dung. Ob die geringen Quartalgelber, welche zeit- her die alten Innungen von ihren beitragspflichtigen Mitgliedern zur Bestreitung der Verwaltungskosten ihrer Jnnungsangelegenheiten erhoben, künftig aus reichen dürften, steht dahin; ebenso, ob die Mit glieder der künftigen neuen Innungen ober Genos senschaften geneigt sein werden, außer den Bei trägen zu den Krankenkassen rc. noch erhöhetc Quar talgelder zu bezahlen. Manche meinen, dieser Um stand werde das Absterben etwaiger neuer Innungen herbeiführen, zumal schon jetzt bei den geringen zeitheriqen Quartalgclbern Reste entstanden seien. Dies ist es, was wir unsern Lesern vorläufig über diesen wichtigen Gegenstand milzutheilen im Stande sind. Wenn die Ausführungsverordnung zum Gewcrbegesctz kommen wird, können wir viel leicht mehr geben. — Der „Pirn. Anz." schreibt unter dem 18. d. M. Folgendes: Die gestern an dem Elbufer unserer > Stadt gefeierte Laufe eines Dampfschiffes der sachs. Elb-Dampfschifffahrls.Gesellschaft mit dem Namen „Pirna" war eine herrliche Feier. Es versammelren sich auf dem Landungsplätze der Dampfschiffe bier- selbst zu diesem Akt die Spitzen der hiesigen königl. und städtischen Behörden Vormittags 10 Ukr, wo gleichzeitig auch das zu weihende Dampfschiff mit den Gästen aus Dresden anlegte; eine ungeheure Menschenmenge befand sich als-Zuschauer am Ufer. Hierauf hielt der Hr. Oberstaats-Anwall vr. Schwarze von dem Kapilänsorle des Schiffes aus im Namen der Dampfschifffahrts-Gesellschaft etwa folgende Ansprache: „Die Weihe eines jeden neuen Dampfschiffes ist ein bedeutender und wichtiger Act für das Vcr- kehrsleben, und jedes neue Dampfschiff ein neuer Beweis von der gewaltigen geistigen Kraft, die sich gleichzeitig das Feuer und das Wasser untcr- thänig machte, um immer neue Verkehrsmittel und Verkehrswege zu schaffen. Wir wollten dem Schiffe, dem Kinde unserer Sorge wie unserer Freude, ein Zeichen unserer Gesinnung und -eine frohverheißende Gabe für die Zukunft gewähren und ihm deshalb den Namen der Stadt Pirna geben, die gleichsam als Schützerin und Wärterin des Stromes hinge stellt sei, umgürtet von dem beweglichen Elemente wie von den festen Säulen des Gebirges, die mitten in der großen Gottesnatur wetteifern mit ben schönsten Gegenben des Landes, — deren Bürger durch regen Kunst- und Gewerbfleiß und jede Bürge,lugend und deren Frauen und Mädchen durch Grazie und Schön heit weithin einen guten Namen im sächsischen Lande sich erworben haben, — deren Behörde durch die liebenswürdige Bereitwilligkeit, mit welcher sie unsere Bitte ausgenommen, einen neuen Beweis des leb haften Interesses für unser Unternehmen gegeben." „Die heutige Weibe sei eine frohe Bürgschaft glücklicher Zukunft, wie sie zugleich ein Act dank barer Erinnerung an die Vergangenheit sei und in der Gegenwart, wo wir freudig und muthig aus unser Unternehmen blicken, ein Sporn zu erneuter Lhäligkeil." „Die Verbindung, in die wir mit Pirna ge treten, sei für uns ein wichtiges, glückliches Ereigniß. Wir wollen unserer Gesinnung, unserm DaM,- unserer Hoffnung Ausdruck geben durch ein jubeln des Hoch auf die Stadt Pirna, deren Behörden und Einwohner!" Nach diesen mit Warme vorgetragenen Wor ten, die allgemeinen Beifall fanden, trat Fräulein Rosa Pienitz an Bord und erfüllte den Weiheact mit den Worten: Liebe« Schiff! Bei Deiner Fahrt Sei vor Unglück st.-ts bewahrt. Unter Gottes treuer Hut Dampfe Lurch Ler Elbe Muth; Reich befrachtet eile fort ' Immerdar von Ort zu Ort, Alten Reisenden bekannt. Pirna werkest Du genannt! und warf, dem Schifferbrauche gemäß, eine an einer Leine befestigte Flasche vom Bord, welche glücklich an der Schiffsblanke zerschlug. Hierauf sprach Herr Bürgermeister Pienitz von der Landungs brücke aus: Die Stadt, Lie einst gebot dem Glbeflusse, Die jedes Schiff in ihren Hafen zwang, Als noch, bereit zu ernstem Gruße Die Veste drohte auf dem Bergeshang, Sie sank dann in des Zeitenstromes Gusse Von ihrer Höhe nach dcS Schicksals Gang, Ward überflügelt von der Schwesterstadt, Die als ein Fischerdorf begonnen hat. Da ward die Kraft, die lange schon vorhanden, In ihrer Wiikung aber ungekannt, Zur Dienstbarkeit bestimmt in Eisenbanden, Gefesselt von des Menschen starker Hand, Und was die Sagen nur für möglich fanden, Ward jetzt zur Wirklichkeit, Entfernung schwand — Der Riese trägt in Eile, sonder Rast, Die Menschen fort und ihre schwerste Last. Der Dampf, der Sohn Vulcan's, der riescnstarke, Hat Pirna auch grr freundlich sich erzeigt: Auf Eisenbahnen bringt er von dem Marke Der Länder her, was nur der Wunsch erreicht,