Volltext Seite (XML)
171 muth leidende Hülfslehrer G. H. war. Heute Mit tag aber hat sich der hier seit mehreren Jahren condilionirendc Barbiergehülfe C. G. H. aus Sprem- berg unterkalb Königstein vor dem von hier abwärts gebenden Eisenbahnzuge aus die Schienen geworfen, wodurch ihm der Kopf und die Beine sofort vom Rumpfe getrennt wurden; ersterer lag mit einem Arme eircu 100 Schritt von dem Körper entfernt. — Auf gleiche Weise suchte und fand dieser Tage ein Mädchen unweit Zittau den Tod auf den Eisen bahnschienen. Ein Dienstmädchen ertränkte sich in der Mandau, nachdem sie zuvor noch auf dem Schießhause getanzt. — In der Nacht am 22. d. M. wurden die sämmt- lichen Gutsgebäude des Gem.-Vorst. Fritzsche in Kleinsermuth bei Colditz ein Raub der Flam men; auck sind hierbei 78 Schafe. 24 Lämmer, 9 Stück Rindvieh, 8 Schweine, 113 Scheffel Ge treide, Heu- und Strohvorräthe und fast sämmt- licheZ Mobiliar mit verbrannt. Das Feuer ist in einem Stallgebäude aus noch unermittelte Weise ausgebrochen. — Folgendes ist der Tert der Petition, welche die Römer durch Vermittelung des Generals Goyon und des Herzogs v. Gramont an Napoleon III. ge richtet haben. Das dem General Goyon überge bene Exemplar lautet: Sire! Die unterzeichneten Römer, welche mit Herz und Seele Italien ange- kören und mit Ungeduld den Augenblick erwarten, wo sie an den Gefahren und den Triumphen der italienischen Einheit theilnehmen können, bitten Ew. Maj. unterthänigst, Rom, kraft der auf so edle und so großmüthige Weise ausgedrücktcn Principien, welche in der an die Italiener gerichteten und von Mailand datirten Proclamation enthalten sind, Herr seiner Schicksale zu lassen. Nom, welches gegen Frankreich aufrichtige Dankbarkeit empfindet, wird diese Wohlthat zu schätzen wissen; es wird eine Ehrensache darauL machen, den Beispielen der Mäßigung, der Disciplin und der Einigkeit, welche ibm die französische Armee gegeben hat, zu folgen. Die Lage, in welche die letzten Ereignisse die Haupt stadt der römischen Staaten gebracht haben, ist un erträglich. Handel und Industrie, welche sich unter der geistlichen Herrschaft schon in so precärem Zu stande befinden, sind auf Nichts reducirt und voll ständig zu Grunde gerichtet; das Elend nimmt täglich zu und das Uebermaaß der Uebel wird un fehlbar eine Katastrophe herbeiführen. In der Er wartung einer der Bevölkerung günstigen Lösung bitten wir Ew. Maj., Rom sich selbst wieder zu rückzugeben und es nickt von dem übrigen Italien zu trennen. (Folgen die Unterschriften.) Für den Papst strömen eine Unmasse Kost barkeiten nach Rom. Ein Augenzeuge, den der Papst in die zur Aufbewahrung derselben dienenden Zimmer geführt, will 93 Kasten aczäklt haben. Eine Herzogin des Faubourg-St.-Germain schickt ihre Diamanten', 15,000 Fr. werth. In mebrcrn Departements, namentlich dem des Loir-et-Cber, sammelt man zu einem Ehrengeschenk für die Kö nigin von Neapel. — Die Königskrönung in Prag ist defini tiv auf die ersten Tage des August festgesetzt und werden die Vorarbeiten bereits in Angriff genommen. Zur Ausschmückung des Krönungssaales in dem Schlosse am Hradschin sind bereits Ausstattunqs- gegcnstände aus der Wiener Hofburg eingetroffen. Von Seiten des Stadtratbs ist der Archivar Erber beauftragt worden, daß in den Akten vorfindliche Material behufs der Zusammenstellung des Krö- nunqsprogramms zu sammeln. Die Krönunqsfeier- lichkeit wird, nach den Vorbereitungen zu schließen, mit jenem Pomp in Scene gesetzt werden, der eben erforderlich ist, um der Menge ein noch lange in ihrer Erinnerung nachhallendcs Schauspiel zu bieten und das Aeußerliche dieses Acts, der jeder innern Notkwendigkeit entbehrt, hervorzukehren. Daß ein Wagner'schcs Tonwerk bei dieser Gelegenheit auf geführt werden soll, zeugt von einem anerkennens- werthen Liberalismus der Regierung. — Von Seite der Vereinigten Staaten Nord- amerika's sind an sehr viele Garibaldi'sche Of fiziere äußerst vortbeilhafte Anerbietungen einge laufen, um sie für den Dienst der Union zu ge winnen. Mehrere derselben sind bereits abgereist. Die italienische Legion wird in New-Pork organisirt und der Regierung der Union zur Verfügung ge stellt; General Avezzana wird sie befehligen. — Bekannt m n ch u n g e n. Das revidirte Abschätzungsregister zur Aufbringung der Bedürfnisse der Parochial- und Armen kasse liegt in hiesiger Stadtkämmerei-Expedition von jetzt an bis zum 8. Juni d. I. zur Einsicht aus und sind bis ebendahin etwaige Einwendungen gegen diese Abschätzung, bei Verlust jedes Reclamationsrechts für das laufende Jahr, bei uns anzubringen. Wilsdruff, am 30. Mai 1861. Der Stadtrarh. Otto, Bürgermstr. 22*