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170 der Stube sscines Hauses, wahrend es der Frau und zwei Kindern gelang, sich durch Anhalten an einen Sparren zu retten. 20 Hauser sind ganz eingestürzt und gegen 100 Häuser müssen gänzlich umgebaut werden. Das Gewitter verbreitete sich auch über das ganze Altenvurgische Land, jedoch ohne Wolkenbruch und Hagelschlag. Es regnete von 5 Uhr Nachmittags bis nach 11 Uhr Abends ohne Unterbrechung und vielfache Blitzeinschläge, zum Theil ohne zu zünden, fanden statt. — Las Korn steht bei uns schlecht, dagegen sind Winter weizen und Klee vielversprechend. Wir füttern jetzt schon Klee. Die Sommersaaten sind in Folge der anhaltenden Trockenheit noch nicht alle aufge gangen. Die Wiesen sehen noch sehr kahl aus. Lie sämmtliche Baumblüthe geht bei der kalten Witterung der Vernichtung entgegen. (Hoffentlich hat sich's wie hier, seitdem auch dort gebessert.) — Am 23. V. M. verunglückte im Kalkbruche deS Herrn Winkler in G rum bach der 33 Jahre 5 Monate alte Kalkarbeiter Johann Gottlieb Schutze aus Braunsdorf. Nach einem un vollständig gelungenen Sprengversuche geht derselbe an die betreffende Stelle, um nachzusehen, da stürzt in demselben Augenblick ein gewaltiger Stein herab, der dem Aermsten Beine und Arme zerschlägt und auch am Leibe dergestalt beschädigte, daß er nach drei qualvollen Stunden seinen Geist aufgab. Er hinterläßt eine Frau und ein kleines Kind. L-eine Kameraden ehrten den Dahingcschicdenen durch zahlreiche Begleitung zur irdischen Ruhestätte. — Die elfte allgemeine sächsische Lehrer versammlung wird, wie der Vorstand im Ein vernehmenmilden vier größern Landeslehrervereinen in der neuesten Nummer der „Sachs. Schulzeitung" bekannt macht, nicht in diesem, sondern erst im nächsten Jahre statisinden und soll seiner Zeit nähere Mittheilung in dieser Angelegenheit erfolgen, — Eine ganz hübsche Erfindung sind die paten- tirten Papier-Trinkbecher für Eisenbahn stationen. Durch dieselben wird es den Restaura teuren möglich, selbst beim kürzesten Aufenthalte der Züge, den Passagieren das Gewünschte reichen zu können, ohne, wie dies oft vorgekommen, den Verlust des Geschirres besorgen zu müssen; der Passagier dagegen wird gern eine Kleinigkeit (für den ihm mit zu überlassenden Becher) mehr zahlen, wenn er sich Zeit zum Genuß nehmen kann. 100 große Becher (s Kanne enthaltend und selbst zu warmen Getränken passend) 1); Thlr. Herr T. F. Bergmann in Dresden liefert dieselben. — Das Chemnitzer Stadtverordnetencollegium hat beschlossen: „Bel dem Stadtrathe zu beantra gen, die nöthigen Schritte zu thun, daß in den dortigen Schulanstalten anstatt der Bibel ein dem jugendlichen Alter der Schüler entsprechender Aus zug derselben baldmöglichst eingeführt werde." — Dieser Lage kam auf der Böhmischen Staats bahn eine Loco Motive aus der Richard Hart- mann'schen Fabrik in Chemnitz in Gang, eine Schnelllocomolive, deren mittlere Näder 7 Fuß im Durchmesser und bei einmaliger Umdrehung sonach 21 Fuß weit ausgreifen. Diese Locomotive wird hauptsächlich im Dienste der Schnell- und Courier- züge Verwender werden. — In Dippoldiswalde wird seit einigen Tassen als eine große Seltenheit eine Forel le ge zeigt, welche 1 Elle 6 Zoll lang und 6s Zoll hoch, auf dem Rücken aber 4s Zoll breit ist. Der Besitzer dieser Merkwürdigkeit ist der Maltermüller Pretzschner daselbst. — Der Const. Zeitung wurde am 26. Mai fol gendes aus Chemnitz geschrieben: Heute früh sö Uhr ist hier eine Thar verübt worden, die um so scheußlicher ist, als sie wiederum ven Beweis tiefen, wie weit religiöse Ueberspanntyeit führt und führen muß. Eine Mutter Hal ihrem 2 Jahre alten Kinde mit einem ziemlich stumpfen Messer den Leib aus geschnitten, um — nach ihrer Meinung — dem lieben Gott ein Opfer zu bringen. Der Schnitt ist circa 8 Zoll lang. Nach geschehener Thar hat die Mutter dann ihren Mann aus dem Schlafe geweckt, um ihm die Opfergabe zu zeigen. Die yerbeigerufenen Acrzte geben die Hoffnung, das arme, unschuldige Kind am Leben zu erhalten, auf. Der Vater ist sofort verhaftet worden. Die Mutter wird, wenn sie nicht für geistig-überspannt zu er klären ist, der Arm der Gerechtigkeit ereilen. Die Eltern gehören der hier früher existirendcn und verfolgten Secte der Psychographen an. — Am 26, d. M,, Abends in der 9. Stunde, fiel die 5 Jahre alte Tochter des Schiffsbesitzers Meyer aus Grü-ewald bei Schönebeck von dem unterhalb der Marienbrücke gelegenen Schiffe ihres Vaters in die Elbe und ertrank. Ebenfalls am 26, d, M. des Morgens übte sich ein junger Commis im Schießhause in Dresden im Zielschießen mit einem Revolver; hierbei entlud sich derselbe vor zeitig uüd anscheinend ohne Verschulden des jungen Mannes und ging der Schuß.dem in der Nahe stehenden Zieler Neumann in-die Hüfte, so baß dieser bedeutend doch nicht lebensgefährlich ver wundet wurde. — Am 22. Mai sollte in Pieskowitz bei Ka menz eine an einem Hause stehende Elche abge hauen werden, wobei zur Vorsicht, damit der Baum nicht auf's Haus fallen sollte, eine Steife angesetzt worden war. Unglücklicherweise rutschte die letztere indeß beim-Bewegen des Baumes ab und siel auf die dabei Stehenden, wobei der Häusler Ziesche einen so gefährlichen L-chlag auf den Kopf erhielt, daß er am andern Tage seinen Geist aufgebcn mußte. Ziesche hinterlaßt eine Frau mit sechs Kin dern in sehr ärmlichen Verhältnissen. Die andern beiven Betroffenen, der Revier-Förster Just und «in Arbeiter, sind weniger beschädigt. — (B. N.) Dem „Dr, I." wird unter dem 25, Mai Fol gendes aus Königstein geschrieben : Heute haben wir hier über zwei Selbstmorde zu berichten. Vorgestern Nachmittag ward im fiskalischen Forst revier bei Leupoldshain ein anfänglich unbekannter junger Mann mit durchschnittener Kehle tobt auf gesunden, welcher, wie sich später herausstellte, der hiesig« 21 j Jahre alte, seit einiger Zeit an Schwer-