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188 Blüthenfülle getragen. Die noch rückständige Acker- bestcllung wird bei fortdauernder günstiger Witterung schnell zu Ende geführt werden können, so daß die Besorgnisse, die sich bei uns an eine späte Frucht- bestellung natürlicher Weise knüpfen, für gehoben er achtet werden dürfen. Die früh gelegten Kartoffeln sind im niedern Erzgebirge nicht, wie in einigen höher« Regionen, durch den Frost beschädigt worden. Genug, zur Zeit ist die Befürchtung ungegründet, daß wir einem besorglichen Fehljahre entgegen sehen müßten. — In Wien sind am 22. Mai auf dem Markt die ersten Kirschen verkauft worden und zwar 5 Stück 2 Nkr. Am 23. war der Preis bereits um 20 Procent gefallen; es wurden nämlich statt 3 Stück deren bereits 6 Stück für 2 Kreuzer abge geben. — Die Passauer Zeitung enthält folgendes Ein gesandt „Aus dembayerischenW ald e"^.Nach dem ich am 23. Mai zwischen Kuschwarda und Neuhäuser von zwei Straßenräubern mißhandelt und einer Baarschaft von 70 fl. beraubt worden war, begegnete mir der Zitherspieler Simon Biebl, der sich, durch meinen blutenden Kopf aufmerksam gemacht, freundlich erkundigte, was mir zugestoßen sei. Als ich ihm den Unfall mitgetheilt halte, ließ er sich zu dem nur'V«Stunde entfernten Platze führen; hier nahm er seinem schwarzen Fanghunde das Halsband ab und zeigt« ihm die Blutspuren, worauf der Hund den Räubern aus allen Kräften nachsetzte. Wenige Minuten darauf vernahmen wir ein jämmerliches Ge schrei und sanden bei unserer Ankunft den Hund auf dem Räuber liegen, welcher mir das Geld ab genommen hatte. Durch den vortrefflichen Hund kam ich wieder in den Besitz meines Geldes, und ein Verbrecher wurde der Gerechtigkeit überliefert. Hrn. Simon Biebl bot ich die Hälfte des Geldes an, allein der großmüthige Mann lehnte jede Be lohnung ab mit der Antwort: „er habe kein Geld nöthig." Mit einem „Glück auf die Reise" trennten wir unS, und ich sage meinem Retter auf diesem Wege nochmals herzlichen Dank. Georg Forstmann, Uhrenhändler aus München." Die „Stargarder Ztg." vom 28. Mai berichtet: „In den letzten Jahren wiesen verschiedene Anzeichen darauf hin, daß irgendwo in der Gegend zwischen Berlinchen, Bernstein, Pyritz eine verwegene Ver brecherbande ihre Schlupfwinkel haben müsse. Jetzt vor etwa?0 Tagen hat der Zufall zur Entdeckung des verborgenen Aufenthaltsorts geführt, leider ohne der Bewohner selbst habhaft zu werden. Zwei Ar beiter, in der zum Gute Warsin gehörigen dichten Schonung Holz oder sonst Etwa- suchend, bemerkten eine Oeffnung im Erdboden und sahen, als sie sich, der Räuberhöhlengerüchte gedenkend, scheu zurückzogen, einen Kopf aus dem Loche hervorlugen, was sie zur eiligsten Flucht nach dem Dorfe bewog. Dort wurde sofort hinreichende Mannschaft versammelt und der Zug zur Aushebung des Raubnestcs unternommen. Man fand eine Höhle von 12 Fuß Länge, 7 Fuß Breite und Tiefe. Die Bewohner waren natürlich entflohen. Auf dem mit weichem MooS belegten Fußboden fanden sich Betten, welche auf Benutzung von zwei, auch mehr Personen schließen lassen und bereits von einem Lehrer, als ihm vor 4 Jahren gestohlen, erkannt sein sollen. Die auf sorgfältig mit Moos belegten Balken ruhende Decke der Höhle trug wechselnde Moos- und Erdschichten, so daß beim Betreten derselben die äußerlich Lurch bereits festge- wachscnes Moos und Gräser von dem sonstigen Bo den nicht zu unterscheiden ist, auch kein dumpfer Ton die Höhle vcrrathen konnte. Vier künstlich ver steckt angebrachte Luftlöcher gewähren hinreichend frische Lust bei nicht allzu langem Verschluß der Decke. Außer den schon erwähnten Betten wurde u. A. ein respektables Lager diverser Weine, Cham pagner, Rum, Cognac rc., Victualien und ziemlich bedeutender Vorrath von Pulver und Blei gesunden. Auch eine kleine Bibliothek, Conversationslcxicon, naturwissenschaftliche Werke sand man, allem An schein nach nicht benutzt. - AusHersbruck schreibt man dem „Fr Kur.": Wenn an jeder Stange, die Heuer gesteckt wird, nur ein Viertelpfund Hopfen wächst, so kostet er keine 25 fl., denn die Ausdehnung des Hopfenbaues ist allenthalben im Zunehmcn begriffen und die Heuer blos nach Hersbruck und Lauf spedirten Stangen ent ziffern bereits über eine Million und werden dieselben bis zu 30 fl. per 100 Stück gekauft Es ist jedoch dieser Miitheelung beizufügen, Laß die Biereonsnm- tion, namentlich in NorddeutschlanL in nocb größerem Maße zunimmt als die Ausdehnung und Erweiterung des Hopfenbaucs, da fast in allen größeren Städten, wie Mainz, Köln, Düsseldorf rc., eine große Brauerei nach der andern entsteht. — In Versailles ist vor Kurzem Lie Frau eines Eisenbahnbeamtcn von vollkommen ansg-biideten Zwil- lingstöchtern entbunden worden, welche eine bisher noch nie beobachtete Verwachsung zeigen. Die selben sind gleichzeitig geboren und am oberen Theile ihres Körpers vollständig verwachsen Das Stirn bein der eimn setzt sich nämlich in das Vorderhaupts- bein der andern fort, als wäre es darin eingepflanzt. Beide Gesichter stehen demzufolge nicht i» gle^ch.r Richtung, sondern convergiren in^ einem Winkel von 90 Grad. Sieht man das eine Gesicht gerade von vorn, so das andere im Profil. Höchst bcmerkeuS- werth ist dabei, daß Geschrei, Verlangen und körper liche Functionen beider Zwillinge nicht gleichzeitig stattfindcn, was zu Lem Schluffe berechtigt, daß Lie in eine gemeinsame. Knockenhülle cingcschloffene» Ge hirne dennoch vollständig getrennt sein müssen. Beide Kinder sind gesund und trinken prächtig au der Mutterbrust. — Bairische Blätter berichten aus München: „Seit einigen Tagen fährt ein Mann in den Straßen der Stadt in einem kleinen Wägelchen umher, das ohne alle Bespannung lm Tempo eines raschen Pferdetrabcs mit Leichtigkeit dahinrollt. Wie man jagt, soll Lieser, einer Draisine gleichende, kleine Wagen durch eine an seinem Vorderthcil angebrachte calorische Maschine getrieben werden und auf ebenem Wege täglich 30 Wegstunden zurücklegen können." —