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in Bautzen am II. Juni, in Dresden am 12. u. 13. Juni, in Leipzig am 14. u. IS. Juni werden abgehaltcn werden. Die Wollen können von den Verkäufern schon am Tage vor dem Beginn des Wollmarkts ausgelegt werden. — Wie aus einer Bekanntmachung des Stadt raths zu Leipzig zu ersehen ist, Kat der am 2. d. M. in Dresden verstorbene Geh. Justizrath vr. Biener die Stadt Leipzig zu zwei Dritttheilen seines sehr ansehnlichen Nachlasses mit der Bestimmung zur Erbin eingesetzt, daß dieses Erbtheil zur Begrün dung einer Bildungs- und Erziehungsanstalt für blinde Kinder verwendet werde. — Wie aus Chemnitz geschrieben wird, ist im Würschnitzer Becken wiederum ein wichtiger Kohlen fund gemacht worden. Man hat nämlich im Hed- wigsschachte zu Oelsnitz bei 1023 Ellen Tiefe ein Flötz von nicht weniger als 4 Ellen II Zoll Mäch tigkeit aufgehauen. Der Hcdwigsschacht dürfte jetzt der tiefste in ganz Deutschland sein. — Ein in Freiberg unter dem Litel: „Molke- reiwirthschaft im obern Erzgebirge. Ein offener Brief zunächst an alle wohlhabenden Erz gebirger" erschienener Prospekt sucht den Beweis zu führen, daß der Feldbau auf dem rauhen Kamme des Erzgebirges eine irrationale Industrie sei und durch Rinderwirthschaft und durch Molkereiwirth- schaft, ähnlich den Wirthschaften in Tyrol und der Schweiz, ersetzt werden müsse. Der Urheber des Planes, Frsiherr von Biedermann auf Niederforch heim, der in der Reihe der Rittergutsbesitzer des Erzgebirges einen der ersten Plätze cinnimmt und blvs spekulativen Absichten völlig fremd ist, glaubt mit der Zeichnung eines Actiencapitals von 300,000 Thlrn. — jede Actie zu 50 Thlr. — durch Ver wandlung der kärglich tragenden Getreidefelder in Viekfuttcrfelder der obererzgebirgischen Landwirth- schaft eine ungleich größere Rentabilität zu ver schaffen. - Meißen, den 19. Mai. Wie gefährlich ein unschuldiges Vergnügen der Kinder werden kann, haben wir gestern auf hiesigem Roßplatze erlebt, wo durch das Fliegcnlassen eines Bogen weißen Papiers die Pferde eines hiesigen Roßhändlers scheu wurden, wobei zwei Schwestern von 4^j und 2^ Jahren, welche vor einer Hausthüre saßen, von den Pferden getroffen und die jüngste eine große Strecke mit fortgeschleppt worden ist, ohne erheblich be schädigt zu werden, während die ältere einen Arm bruch erlitt. Am 19. d. M. Nachmittags brach, wie es scheint durch Brandlegung von außen, zwischen der Scheune und dem Seitengebäude des Gutsbe sitzers Mehner in Zscheilitz bei Lommatzsch Feuer aus, wodurch nicht nur diese beiden Ge bäude, sondern auch ein Seitengebäude des Orts richters Harz und Wohnhaus und Scheune des Gartennahrungsbesitzers Jäg» eingeäschcrt wur den. — (Dr. I.) Was nun die Politik anlangt, so scheint es, als ob die kriegerischen Wolken sich am europäischen 162 politischen Horizonte noch einmal verziehen wollten. Die beiden brennenden Fragen im Orient sind für den Augenblick, wenn auch nicht gelöst, doch ist deren Lösung verschoben; England und Frankreich sind über die Räumung Syriens am 5. Juni einig, und die Frage wegen der Donaufürstenthümcr ist faktisch beseitigt, indem die Kammern der Mol dau und Walachei sich für die Vereinigung aus gesprochen, der Fürst Cuza erklärt hat, daß die Vereinigung von jetzt ab ein tsit sccompli sei und dieser neuen, aber unbedingt mächtigsten Majestät gegenüber hat keine andere Majestät widersprochen. — Die Frage wegen Rom wird zwischen den Kabi neten von Paris und Turin durch den Grafen Vimercati eifrig verhandelt, und man kann jeden falls vorläufig als gewiß annehmen, daß sic nicht durch die Waffen gelöst werden wird; Oesterreich und Italien, obgleich nicht freundlicher gegen ein ander gesinnt wie sonst, haben alle beide zu viel mit ihren inneren Angelegenheiten zu thun und zu wenig Geld, als daß sie jetzt einen Krieg beginnen sollten; der bedauernswerthe Tod des Grafen Teleki hac aber doch eine Aussöhnung zwischen Oesterreich und Ungarn eher möglich gemacht, weil durch diesen Tod die gemäßigte ungarische Partei Deak-Eölvös einen ihrer gefährlichsten Gegner verloren hat; in Polen gestaltet sich auch Alles friedlicher; die rus sische Regierung zeigt jeden Tag mehr, daß sie gesonnen ist, die gemachten Versprechungen zu hal ten und die entschiedene polnische Partei, welche unter allen. Umständen die Wiederherstellung des alten Königreichs Polen verlangt, hat auf dem Lande sehr wenig Sympathien. Die Mehrzahl der polnischen Bauern hält cs jetzt mehr mit der rus sischen Regierung, von welcher sie glaubt, daß dieselbe M von den drückenden Frohndiensten frei machen wird, als mit ihren Gutsbesitzern, und dies« Trennung unter sich macht eine kräftige Er hebung unm^lich. In Bezug auf die jonischen Inseln, so hat die englische Regierung in der letzten Unterhaus sitzung das Recht derselben principiell anerkannt, sich mit Griechenland zu vereinigen; sie behauptet nun, daß diese Vereinigung ein Unglück für die Inseln sein und oaß Griechenland dieselbe nicht annehmen würde und deshalb widerspreche sie der selben. Die jonischen Inseln haben also England nur zu überzeugen, daß sie nicht in ihr Verderben rennen, wenn sie sich mit Griechenland vereinigen, Griechenland hat nur zu erklären, daß es die joni schen Inseln annehmen wolle. Die Differenzen, welche sich wieder zwischen Spanien und Marokko, welches letztere Vie Kriegs entschädigung nicht bezahlen will, erheben, können zwar Spanien leicht nöthigen, noch einmal zu mi litärischen Mitteln seine Zuflucht nehmen zu müssen; allein hierdurch wird der europäische Friede nicht bedroht, cben so wenig, wie durch die Annexiyns- frage von Haiti. — Leider läßt sich von Amerika nicht sagen, daß dort eine Aussicht auf eine fried liche Lösung noch denkbar ist. Dort entscheiden die Waffen und ein blutiger Bürgerkrieg ist eigentlich