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von einer bereits gefällten Stcinwand plötzlich sich ablösendcs Stück verschüttet und dergestalt am Kopfe verletzt, daß er sofort das Leben aushauchte. — Gestern Nachmittag stürzte in einem Steinbruche bei Kleinkotta eine Steinwand herein, ohne daß zuvor rin Zeichen bemerkt worden war, daß diese Wand komme. Unglücklicher Weise hatten sich nach beendigter Arbeit, um sich vor einem eingetrelencn Regenwettcr zu schützen, drei Steinbrecher unter diese hohlgemachte Wand, von der bereits gegen Mittag die Stützen weggeschlagcn worden waren, gestellt und wurden sonach verschüttet. Trotz aller angewandten Mittel von Leuten und Arbeitern aus benachbarten Brüchen ist cs bis heute Vor mittag noch nicht gelungen, zu den verschütteten Personen zu gelangen. Alle drei waren Familien väter. — In Buchholz hat sich am 26. April ein be trübendes Ereigniß zugetragen. Eine Posamentir- familie, 6 Personen stark, faß beim schlichten Abend essen. Da fällt unvermuthet die Stubendecke, eine sogenannte Preßdecke, herab und schlägt ein zwölf jähriges Mädchen sofort todt. Bon den übrigen Personen ist nur noch ein kleines Kind etwas ver letzt worden. — Alle Berichte ausFrankreich stimmen überein, daß dort die Rüstungen fortwährend in großem Maßstabe betrieben werden. Doch sollen dieselben weder Deutschland noch Italien, sondern dem Orient gelten. Im Bunde mit Rußland, so gehen die Gerüchte, soll der kranke Mann für immer -- ge heilt werden. — Bon den in Warschau am 8. April Ver wundeten sind bis I. Mai in den Hospitälern I I (darunter 2 Juden) gestorben. Die Leichen werden gewöhnlich nach Mitternacht unter Escortc nach dem Kirckbofe gebracht und in aller Stille beer digt. — In den polnischen Provinzen wurden überall Trauergottesdienste gehalten und zwar un ter denselben strengen Verordnungen wie für War schau. Ein neuester Erlaß der Regierung verbietet dem Volke das Hinausgehen aus der Kirche in großen Haufen. Alle Trauerz eichen werden mit unglaublicher Erbitterung verfolgt. N'emand darf ohne eine eigens von der Behörde ausgestellte Karte auf der Straße in Trauer erscheinen. Fol gendes ist der wörtliche Inhalt der Karte, welche der englische Consul, um die vorschriftsmäßige Trauer wegen des Todes der Herzogin von Kent tragen zu können, sich ausstellen lassen mußte: „Der Vor« zcigcr des Gegenwärtigen, Herr N. N., kann Trauerkleibcr und einen Anzug von beliebigem Zu schnitt tragen. Der commandirende General der activen Armee giebt allen Patrouillen und Militär behörden Befehl, ibn gegen Vorzeigung dieser Karte frei passiren zu lassen. Zabolotskoi." — Aus den polnischen Provinzen laufen betrübende Nachrichten über schwere Verluste ein, verursacht durch das Austreten der Flüsse als Folge des Schmel zens des Schnees und des Eises. In Kiew stehen die Häuser zu Hunderten unter Wasser, so daß die armen Bewohner sich genötigt sahen, die Bö« 147 den der Häuser wohnlich einzurichten, um nur bis zum Verlaufen des Wassers ein Obdach zu haben. Der Verkehr wird nothdürftig durch Kähne unter halten.— In Warschau dauern die Untersuchun gen der Civilgerichte sowie die Verhaftungen fort. Major Anderson und seine Mannschaft find am 15. nach New-Jork abgegangen. Die Gesetz gebung von New-Jork hat 30,000 Mann und 3,000,000 Dollars votirt. Der Norden scheint einig und die Freiwilligen finden sich rasch ein. Die Bundesflotte ist von Charleston nach New-Jork abgesegelt. Präsident Lincoln hat eine Proclamation erlassen, welche die Häfen der Staaten des Südens in Blokadezustand versetzt und die Aus fuhr von Waffen und Kriegsprovision verbietet. Die Postverbindung zwischen New-York und Washington ist unterbrochen. Es standen kOOO Mann südlicher Truppen in der Nahe von Washing ton und man erwartete daselbst einen Angriff. Be amte der Bundesregierung hatten die Schiffsbau stätten zu Norfolk im Staate Virginien verbrennen lassen und II Kriegsschiffe waren zerstört worden. Die Eisenbahnbrücken zwischen Baltimore und Philadelphia waren abgebrochen. Die Regierung des südlichen Bundes hatte einen dem Norden ge hörigen Dampfer gekapert. In Texas ward stark gerüstet. — Die englische Regierung hat Anord nungen getroffen, zum Schutze britischer Schiffe ein Geschwader nach den amerikanischen Küsten zu schicken. Von Tage zu Tage hat dieselbe höchst beklagenswerthe Berichte über den Fortgang des Krieges in den Vereinigten Staaten erhalten. Die verbündeten Staaten des Südens haben Kaper- briefe auSgegeben und beabsichtigen eine Blokade aller Häfen der südlichen Staaten. Handelsbriefe aus Amerika bestätigen, dass die Kampflust des Nordens in ihrer ganzen Stärke er wacht ist und daß man sich auf einen blutigen Bürgerkrieg gefaßt machen muß. Alle Geschäfte waren in Stockung gerathen. Die relativen Be- völkerungsverbältnisse sind: die abgefallenen Staa ten zusammen 12,400,000 Einw.; dagegen rechnet man auf die freien Staaten 19,200,000 Einw. Da 44 Procent der südlichen Bevölkerung ans Sklaven besteht, sind die nördlichen Staaten nu merisch stark im Vorthcil, wogegen die geographi schen Verhältnisse deS Südens dem Vorrücken eines feindlichen Heeres ganz außerordentliche Hindernisse entgegenstellen. Der Norden hofft das Meiste von seinem Uebergewicht zur See und von der Wirkung der Blockade. — Vermischtes. Die trockene, kalte Witterung, welche sich über den größten Theil von Europa verbreite», sängt an, ihren Einfluß auf das Gctrcidegeschäft zu äußern; namentlich gehen fast überall die R ozgen- preise in die Höhe. An der Ostsee, wo die Saaten zum Theil schon sehr vorgeschritten waren, als die Nachtfröste eintraten, sind ernstliche Besorgnisse für