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132 keine Beschränkungen statt. Man rechnet darauf, daß van Vereinen wie von Privatpersonen Gaben zur Verfügung gestellt werden, die al« Festpreise ver wendet werden können. Am Schießen kann sich jeder Festtheilnehmer, der einen Thaler entrichtet, betheiligen. Freien Zutritt haben alle Frauen. — Unbegreiflich muß «S erscheinen, daß auch bei diesem Schützenfeste daS Grundübcl deS deutschen SchÜtzenwesenS, daS Auflegen der Schießgewehre nicht gänzlich beseitigt wurde. — DaS Grevenbroicher KreiSblatt schreibt: „Von Gustorf aus wird nach der Aussage glaubhafter Männer ein höchst seltsamer Vorgang berichtet. ES war nämlich am Ostersonntage, den 31. März d. I., als Mittags nach dem Hochamte drei Männer auS Gustorf eine kleine Strecke gegen Reisdorf feld- einwärts gingen, um die Lieblichkeit der heitern Früh- lingSsonne im Freien zu genießen. Die Sonne stand hoch im wolkenlosen Süden, wenige leiche Federwolken säumten den Horizont — da bot sich dem überrasch ten Auge ein seltsamer Anblick dar. Auf dem sanft abgedachten Höhenzuge, der von Gustorf auS gesehen gegen Nordwester, hin den Gesichtskreis begrenzt, er schienen Heercsmassen, die sich in der Richtung von Hahnerhof und Hoheneiche» den Bergerbusch hin fortbewegten und stellenweise wie im Kampfe ent wickelten. Man unterschied Fußvolk und Reiterei, unterschied den Dampf der Geschütze und des Klcin- gewehrfeuerS und sah große Schaaren hin- und her- gedrängt in heftigem, wechselvollen Kampfe. Der ganze Höhenzug wimmelte von größern und kleinern Heercsabtheilungcn. Es war al- ob mindestens ein ArmeecorpS im Feuer manövrirt habe. Jene drei Männer gewahrten einzeln auh verschiedenen Stand punkten dasselbe, ehe der eine dem andern seine Wahr- * nehmungen mitgetheilt hatte, und zwei andere Männer auS der Nachbarschaft haben gleichzeitig dasselbe ge sehen. Etwa anderthalb Stunden hindurch wurde die Erscheinung beobachtet, worauf dieselbe nach Westen hinziehend, verschwand. Die Glaubhaftigkeit jener Männer aber bürgt dafür, daß sie nicht absichtlich Unwahres berichten. Mögen viele, die den Bericht aus dem Munde der Augenzeugen vernahmen, da- ihnen Unerklärliche als eine Vorgeschichte aufnehmen, mögen andere es als Täuschung ungläubig abweisen, so dürfte doch die Möglichkeit einer Abspiegelung, wie sie in andern Gegenden häufig vorkommt und vor einigen Jahren auch bei Lippstadt beobachtet wurde, hier zur Erklärung dienen." — Der Fürstbischof v. Brixen hätte 100 Jahre früher leben sollen. Gr hat auf dem Landtag zu Innsbruck den Antrag gestellt, daß 1) die Ausübung deS öffentlichen Gottesdienstes von Protestanten nicht geduldet werde; r) die Bildung protestantischer Ge meinden unzulässig sei und 3) die Protestanten von dem Erwerb von Grundbesitz in Tyrol ausgeschlossen bleiben möchten. — Minister Schmerling ist eS, der den Prote stanten in Oesterreich durch kaiserliche-Patent ihre kirchliche Freiheit verschafft hat. Gr erwartet davon viel und sagte zu einer Deputation: Ihr Protestan tin müßt unS die Shmpathieen Deutschlands wieder gewinnen; wenn Ihr vollkommen befriedigt seid, so haben wir Deutschland wieder sür uns. — Richard Wagner hat für seinen Tannhäuser von Napoleon den Orden der Ehrenlegion erhalten.— Am 21. März d. I. ist in der Nacht daS preußische Schiff „ Seejungser", acht Meilen vor Galipoli, bei ruhiger stiller See und klarer Luft, so daß die aufgchißten Laternen allseitig sichtbar sein konnten, von dem französischen Messagerie-Dampfer „Amerique" in den Grund gefahren worden, so daß sich nur die Mannschaft der „Seejungfer" noch rasch mit dem Boole hat retten können. Der Kapitain Marees sprang aus dem Boote auf das Dampf schiff und panute die Schiffsmannschaft in seinem wohl nicht unerklärlichen Zorne etwas derb an, so daß der französische Capitain ihn ergreifen und in Ketten legen ließ. Aus den actcnmäßigen Verhören geht hervor, daß Passagiere des Dampfschiffes das preußische Schiff gesehen und daraus aufmerksam ge macht haben, ohne daß die Mannschaft eS beachtet. — In Berlin kam ein Russe an, der sich Don großen in London betriebenen Handelsgeschäften zur Ruhe setzen wollte. Aus'der Ruhe wurde aber nichts; denn als er nach seinem Koffer fragte, war der Koffer nicht da. Der Mann war außer sich; 10 Millionen Thaler find drin! ries er. Er wich und wankte nicht, bis nach 2tägigen Irrfahrten der Koffer eintraf. Man sah es ihm nicht an, daß er solche Schätze berge; daS Trinkgeld war aber fürstlich. — Zur Beleuchtung der viele» Klagen, welche das Publikum über Nachlässigkeit bei Beförderung von Gütern auf Eisenbahnen führt, diene «lS Curiosum, daß die Köln-Mindener Eisenbahn Anfangs März mittels Laufzettels — neun beladene Güter- waggons, deren zeitweiliger Aufenthalt ungewiß ge worden war, verfolgte! — Die deutsche Redezeichenkunst oder Schnell- sch'r eib e sch rift, zu deren Vervielfältigung neuer dings der Typendruck erfunden worden, ist von all gemeinem Nutzen. Sie verkürzt das gewöhnliche Verfahren beim Schreiben um daS 6 — 8fache und erspart daher viele Zeit. Ein berühmter Gelehrter, Agassiz, rühmt dieser neuen Kunst nach, daß er mit ihrer Hülfe in einem Jahre so viel geleistet habe, wie sonst in 3 Jahren. Tausende in Deutschland haben bereits die hemmenden Fesseln der gewöhnlichen Schrift abgeworfcn. In 130 Vereinen wird die Schöpfung Gabelsbergers gepflegt und Kaufleute, Gelehrte, Be amte, Studenten ernten die Vortheile dieser Kunst. Die Schulen werden die Schnellschreibekunst in ihre Lehrpläne bald aufnehmcn müssen. — Amerika überflügelt die Mutterländer England und Deutschland auch in der Raffinirthcit und Frech heit der Verbrechen. In New-Nork wurde kürzlich die Besitzerin eines Hauses mit möblirten Mieth- wohnungcn sbosrümK - trouse) von drei Männeru ausgepfändct, deren einer die Uniform eines Gerichts- beamten trug, während die beiden andern als Poli- zeileutc gekleidet waren. Sie kamen angeblich im amtlichen Auftrag, zeigten ein gerichtliches Erkennt- niß über eine Summ«, welche die Frau wirklich schuldig war, vor und bedrohten sie bei Widersetzlich-