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130 sich gerettet haben. Jcdesfalls ist Unvorsichtigkeit des die stromaufsegelnde Zille führenden Steuer manns, welche bei dieser Gelegenheit auch leck ge worden ist, die Ursache dieses Unfalls, da derselbe, obgleich es ihm obgelcgen, versäumt bat, dem ab wärts fahrenden Kahne auszuweichen. (Pirn. Anz.) Die Glücksgöttin war bei der Ziehung der Lan deslotterie am 19. d. M. einmal armen Leuten hold und freundlich gesinnt. Von den 10,000 Tha lern, welche das Rad auswarf, kam ein Achtel nach Friedrichstadt-Dresden, woran sieben Handwerks gesellen und Dienstboten Antheil haben. Das zweite Achtel kam nach Potschappel an blutarme Berg leute, welche bei der Nachricht laut aufjubelten. Trifft Etliche davon auch nur ein Hundertthälerchen- Theil, es ist für diese genügsamen Leute ein Capi tal, ein Silberblick in so manche dunkel verbrachte Leidensstunde. — (Dresd. Nachr.) Das Neueste auf dem Gebiete der Politik dürfte in Folgendem enthalten sein: Aus Paris schreibt man vom 13.April: Ein großes Erxigniß hat sich zugetragen. Die Zeichen der Zeit flammen am Himmel. Eine Broschüre, angeblich vom Herzog Aumale, ist in der orleanisti- schen Verlagsbuchhandlung Dumincray erschienen. Ihr Titel ist: sur I'Hisloire <ls krance. Sie ist eine Antwort der Familie Orleans und ihrer Partei auf die Rede des Prinzen Napoleon im Senat. Ganz Paris reißt sich darum; auf der Börse ist sie in allen Händen und wird laut vor gelesen. Auf dem Niveau der Polizeiwirthschaft ist sie beinahe ein Attentat. Herzhafter, ehrlicher, mannhafter ist seit dem 2. Dccember in Paris noch nicht geschrieben worden. Die Broschüre muß die Polizei überrascht haben, wenn dieselbe sie nicht circuliren läßt, um sich ihrer als szsnt piovocgtour zu bedienen. Haben Sie vielleicht vergessen, ruft der Herzog von Aumale, was Ihr Water Jerome und Sic selbst gethan laben, um nach Frankreich zurückkehren zu können, und die Güte vergessen, womit Sie mein Vater in St. Cloud empfangen hat? Unter den Thürhütern, welche die Vorzimmer des Kaisers anfüllen, können Sie noch denjenigen erkennen, welcher Sie in's Cabinet des Louis Phi lipp einführtc, als Sie kamen, ihm für seine Gnade zu danken und neue Gnaden zu erbitten. Der König, mein Vater, hat seinen einzigen verfassungs widrigen Act begangen, als er ohne Wissen seiner Minister Ihrer Tante, der Königin Hortense, die Rückkehr nach Frankreich gestattete, während sie selbst und ihr Sohn mit den Republikanern gegen den Thron conspirirten. Unter der Juliregierung wurde nach Straßburg und Boulogne Niemand erschossen, was ohne Zweifel ein schwerer Fehler war, in welchen übrigens die Orleanisten wieder verfallen würden. Aber die Bonaparte halten in dem einzigen Falle Wort, wo es sich um's Er schießen handelt. Ich bin vollkommen überzeugt, daß Sie, mein Prinz, und die Ihrigen dieses ein zige Versprechen genau erfüllen würden. Sonst hat Ihre Regierung kein Glück mit ihren Versprechungen. Ein einziger Mann hatte die republikanische Ver fassung beschworen und er hat den 2. December verbrochen. Das Kaiserthum ist der Friede, und wir hatten den Krieg in der Krim und in Italien. Frei bis zur Adria, und Oesterreich ist noch in Ve nedig, wie andererseits alle Betheiligten die Er füllung der in Villafranka gemachten Zusagen noch erwarten. Die weltliche Macht des Papstes sollte respectirt werden, und wir wissen, wie es heute darum steht. Das Worthalten ist wahrlich keine Tugend der Familie Bonaparte, und in dieser Be ziehung möge Jedermann auf seiner Hut sein. Ich glaube, man könne sehr liberal sein, ohne alle re volutionären Unternehmungen zu bewundern, und ohne dem Grundsätze zu huldigen, daß der Zweck die Mittel heiliget. Ich gestehe, daß die Expeditio nen nicht nach meinem Geschmacke sind, welche Ihr heimlich anzettelt, öffentlich verläugnet und nach träglich ausbeutet; daß ich auch die plötzlichen In vasionen, welche alles Völkerrecht barbarisch mit Füßen treten, ebensowenig liebe, als die Verbissen heit gegen einen jungen König, dessen Sturz Ihr beschleunigt habt, als Ihr ihn den Weg der Re formen betreten sähet, und dessen Untergang Ihr arrangirt habt, als Ihr ihn entschlossen zu seiner Vertheidigung sähet. Insbesondere vermag ich nicht Beifall zu klatschen, wenn ich einen sardinischen General, welcher Ihren Kaiser in Savoyen be grüßte, von Chambery herbeieilen sehe, um mit der Hand, welche noch warm ist von dem Hände drucke Ihres Kaisers, eine Handvoll Franzosen zu meucheln, welche derselbe Kaiser zur Vertheidigung der päpstlichen Staaten autorisirt hatte. — O! ich bezweifle nicht Eure Macht; denn ich bemesse sie an der Arroganz Eurer Sprache und an meinen Besorgnissen um die Zukunft des Vaterlandes; aber ich kenne den Ursprung Eurer Macht, den Ihr von Euren Händen nicht wegzuwaschen vermöget. Eines Tages wird Euch die fürchterliche Frage vernichten: „Was habt Ihr auS Frankreich gemacht?" — Das in Warschau begonnene Drama fängt an, verwickelter zu werden und eine Wendung zu nehmen, die Diejenigen, welche es in Scene ge setzt, mit Schrecken erfüllt. Ein neuer Actor tritt auf in der ländlichen Bevölkerung, die sich in mehreren Gegenden des Königreichs mächtig zu regen beginnt und ungeachtet aller Verbrüderungs- Versuche von Seiten der Umsturzpartei gegen den Adel eine immer drohendere Gestalt annimmt. — In Süd-Italien ist eine weitverzweigte Verschwörung entdeckt worden. In Neapel waren die Gefangenen der Vicaria mit im Com- plot und sollten auf die Stadt losgelassen werden. Vierzig Gefängniswärter und Aufseher wurden recht zeitig festgenommen. Die Bewegung sollte in dem selben Momente in Neapel und in den Provinzen ausbrechen und die Leute zum Losschlagen waren auf allen Punkten vertheilt. Die Verschworenen trugen als Erkennungszeichen einen eisernen Ring. Die Haussuchungen ergeben fortwährend neue Ent deckungen. Für Pulvervorräthe war so gesorgt, daß allein in dem Hause eines Verschworenen vier Centner Pulver mit Beschlag belegt wurden. Was-