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84 Zuschriften vom 14. und 17. Febr. über die infolge deö traurigen Ereignisses der Explosion von Pulver magazinen hcrbeigcführte Uebcrgahc Gaslas mitge- theilt haben, und ich beehre mich zugleich zu be merken , daß ich mich deshalb nicht veranlaßt sehe, diese k. Festung zu übergeben, da mir hierüber von Sr. Majestät dem Könige kein Befehl zugekommen ist. Infolge dessen fühle ich mich verpflichtet, Ihnen als Soldat von Ehre anzuzeigcn, daß ich die Fest ung verlheidigcn werde mit allen mir zu Gebote stehenden Mitteln, bis alle Hülfsquellen einer ehr lichen Vcrthcidigung erschöpft sind. Marechal de. Camp Commandant Fergola." — Es leuchtet ein, daß dieses letzte Bollwerk der bourbonischen Dy nastie in Italien sich auf die Dauer unmöglich hal ten kann und durch die Vertbcikigung desselben nur nutzloses Blutvergießen hirbeigeführt wird. Daher ist eS unbegreiflich, daß der König Franz II. den Befehl zur Uebergabe der Citadclie noch nicht hat ergehen lassen. — Der Gouverneur von Messina hat das Schrei ben des Generals Cialdini an den General Fer gola veröffentlichen lassen. Es heißt in demselben, der Widerstand des Letzteren werde hinfort als Re bellion betrachtet werden; von einer Capitulation könne keine Rede sein und er werde sich ohne jede Bedingung ergeben müssen. Wenn er auf die Stadt' feuern lasse, so würden nach Einnahme der (Zitadelle eben so viele Offiziere und Soldaten erschossen wer den, als durch seine Truppen getödtet worden seien. Außerdem würde das Vermögen des Generals und seiner Offiziere confiscirt und den Bewohnern von Messina überliefert werden. Der Gouverneur sagt zum Schlüsse seiner Bekanntmachung, er betrachte Fergola nicht als Militär, sondern als Mörder.— Das Feuer der Piemontesen gegen Die Eitadelle sollte von zwei Fregatten und einem Linienschiffe unterstützt werden. Nach den neuesten Nachrichten aus Nom glaubt man, Frankreich werde sich nur auf den Schutz der Person des Papstes beschranken, wie bei dem Könige von Neapel. Die Piemontesen würden in Rom einrücken, Victor Emanuel werde selbst hinkommen. Angesichts dieser Eventualität taucht für die Curie abermals die Frage auf, ob gehen oder ausharren. Die Meinungen sind getheilt. So meldet ein in die Verhältnisse des römischen Hofes eingcwcihtcr Kardinal, der sich für seine Person nach Südfrank reich zurückziehen will. — In nächster Zeit wird der Prinz Ludwig Napoleon seine Reise nach Italien antreten. — Ferneren Nachrichten aus Rom zufolge, hatte die Königin von Spanien dem Papste ihren Palast in Madrid angeboten; doch «ar dies Anerbieten abgclehnt worden. Pius IX. will in Rom bleiben, wohin er alle seine Soldaten zurückgerufen hat. — Der Kaiser von Rußland hat dem Könige und der Königin von Neapel den militärischen St. Ge orgen-Orden verliehen. Fürst Paskewitsch ist der Ueberbringer der Insignien. — Die in der vorigen Nummer d. Bl. mitge- theilten jüngsten Ereignisse in Warschau nehmen noch immer die öffentliche Aufmerksamkeit in Anspruch. Am 9. d. M.srüh 10 Uhr wurde in den sämmtlichen 25 katholischen Kirchen der Hauptstadt, sowie in der lutherischen und reformirten Kirche und in den sämmtlichen Synagogen ein feierlicher Trauer gott es dien st für die am 27. v. M. gefallenen Opfer abgehalten. Alle Gotteshäuser waren trotz des strömenden Regens mit Menschen überfüllt, und haben in den katholischen Kirchen Damen auS den ersten adeligen Familien für die Angehörigen der Gebliebenen und Verwundeten gesammelt. In der Synagoge der sogenannten deutschen Rcfor.-Gemeinde hielt vr. Zastrom eine sehr patriotische Predigt in polnischer Sprache. Der Tempel war schwarz de- corirt und auf der Kanzel bemerkte man die Namen der Gefallenen mit einem Lorbeerkranze umgeben. — Die Ruhe der Stadt ist wie wahrend der Be- gräbnißfeier ausschließlich durch die Bürger aufrecht erhalten worden. Zu diesem Zwecke wurde ein Constablercorps aus 660 Bürgern und 200 Adeligen gebildet, die vor den Kirchen wie auf den Straßen für die größte Ordnung und Ruhe Sorge trugen. Es ist auch nickt der geringste Exceß vorgefallen. Die sämmtlichen Kaufläden waren bis Mittags 1 Uhr geschlossen. Das ganze Publikum hat die Trauerzcichen noch nicht abgelegt Die meisten Besitzer der Schnittwaa- renhandlungen verabreichten Jedermann, der dar nach verlangte, unentgeldlich Trauercocarden und schwarzen Flor. — In der Stadt laufen täglich neue und größtentheils sich widersprechende Gerüchte um. Den meisten Glauben beim Publicum findet das Gerückt, daß der Großfürst Michael nächstens in Warschau eintreffen werde. In einzelnen Ge genden des Landes hatte sich das Gerücht verbrei tet, daß die Russen alle Polen niedermetzelten, wor auf zahlreiche Bauern sich zusammenschaarten und mit Sensen bewaffneten, um nach Warschau vor zurücken. Einigen patriotischen Männern gelang es indessen, diese improvisirte Senscnmännerschaar von ihren irrigen Ansichten zurückzubringcn und so Schlimmeres zu verhindern. Kirchen-Nachrichten von Wilsdruff im Monat Februar 1861. Getaufte: Louise Hedwig, der Louise Agnes Tamme hier, uneheliche Tochter; — Anna Ida, Anton Köhlers, ans. Burgers u. Zitgeldcckcrmeistcrs hier, Tochter;— Gotthelf Ernst Eduard, Gotthelf Ernst Eduard BräunlichS, Burgers n. Amtsschornstein fegermeisters hier, Sohn; — Karl Ernst, Karl Ernst Eduard Bormanns, königl. KohlcnhäucrS und Einw. in Ober-Grumbach, Sohn; — Clara Ida, Friedrich August Opjtz's, Hansbcsttz. und Zimmermanns in Nieder Grumbach, Tochter; — ' Emma Ida, Johann Gottfried Knöfel's, Bürg, u. Schuhmachermeisters hier, Tochter;— Friedrich Hermann, Friedrich Hermann Nake'S, Einwohners hier, Sohn; — Karl Richard Paul, Karl Gott lob Klemms, Bürg. u. Sattlcrmeisters hier, Sohn.