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Ostritz gebürtige Gustav Gäbler, Lehrbursche bei dem Revierförster Prescher daselbst. Derselbe hatte sich mit dem Gewehr, einer Doppelflinte, auf eine Hackebank, wie sie zum Reißighacken gebraucht wird, niedergelassen und blieb beim Aufstehen aus Unvorsichtigkeit mit dem Hahn an derselben hängen, wodurch sich der mit Schrot geladene linke Lauf entlud und Gablern am rechten Unterkiefer und Gesicht so verletzte, daß er am Abende sewigen' Tages seinen Geist aufgcben mußte.. Sowohl der Lehrherr desselben wahrend seiner nuss ziemlich zwei jährigen Lehrzeit, als auch die ihm sonst näher ge standenen Personen crtheilen dem Verunglückten nur das beste Lob, und ist dieser warnende Fall ins besondere sür die beiden noch lebenden Eltern Gab lers ein sehr schmerzlicher. — Am 5. d, M. früh wurde der 13jahrige Schul knabe B., Sohn eines unbemittelten Bergarbeiters aus Großburgk, in einem Obstgarten erhängt aufgefunden. Mit seinem jüngeren Bruder wegen Verunreinigung Strafe fürchtend, hatte der zeither unbescholtene Knabe sofort die Absicht zu erkennen gegeben, sich zu entleiben, auch seinen Bruder zu verleiten gesucht, ein Gleiches zu thun.— (Dr.J.) Was nun die politischen Ereignisse der jüngsten Tage anlangl, so haben wir Folgendes mitzutheilen: In Turin hat der Senat mit 129 gegen 2 Stimmen das Gesetz genehmigt, welches Victor Emanuel und seinen- Nachkommen den Titel „Kö nig von Italien" verleiht. — Die „Unita Jtaliana" will aus bester Quelle wissen, daß Louis Napoleon und Victor Emanuel über däs Schicksal Roms in Unterhandlung stehen, unter der Be dingung, daß Piemont Frankreich in der Eroberung der Rheingrenzc mit aller Macht unterstützt, da dieses Unternehmen seit langem festgesetzt und vor bereitet sei. — Piemontesische Journale berichten, daß die Regierung beim päpstlichen Hofe energische Einsprache gegen den Aufenthalt des Königs Franz ll. in Rom gemacht hatte und daß diese Einsprache auf energische Entschlüsse hindeute, Dagegen heißt es nach Berichten aus Rom, der König und die Königin werden vor Ostern Rpm nicht verlassen.— Der piemontesische General Cialdini, der bekannt lich mit einer Truppenabtheilung nach Sicilicn ab gegangen ist, hat erklärt, keinen Angriff auf die Eitadelle von Messina von der Stadt aus zu unter nehmen, mit der Bemerkung, falls die Besatzung nur eine einzige Kugel in die Stadt schleudern würde, er dieselbe nach Einnahme der Citadelle der Bevölkerung Messina's preisgeben werde. — Gegen Civitella-Tronto ist das Feuer eröffnet worden.— Authentischen Berichten aus Rom zufolge hat die letzte Flugschrift des Staatsrathcs Lagueronniöre so wenig den heiligen Stuhl zum Nachgeben ge stimmt, daß der päpstliche Nuntius, Monsignor Sacconi, welcher schon im Begriff war, wieder auf seinen Posten nach Paris zurückzukehrcn, so gleich Gegenbefehl erhielt. Pius IX. hat in der feier lichsten Weise dem Herzog von Grammont erklärt, daß er lieber gleich seinem Vorgänger Pius VII. den Wanderstab des Exils nehmen wolle, als jemals die Weltstadt den Umtrieben Piemonts preiszugeben. Der Kaiser möge, wenn er es für gut finde, seine Truppen abberufen und den heil. Stuhl wehrlos lassen, aber der Papst werde seiner Mission bis zum letzten Lcbenshauche treu bleiben und niemals mit den anerkannten Feinden der Kirche paktiren. Keine Macht in der Welt werde den heil, Vater bewegen, dazu seinen Consens zu geben, daß neben dem Grabe des Apostelfürsten der rö galsnluomo seinen Thron als alleiniger Herrscher von Italien aufschlage. — In Rom nehmen die Raubanfälle immer mehr überhand; am Hellen Tage und in besuchten Straßen werden Vorübergehende mit dem Messer bedroht, wenn sie ihre Taschen nicht leeren; eine Uhr tragt Niemand mehr. — Aus Äasta lauten die Berichte sehr traurig; die Hauptarbeit wird noch für lange Zeit di« Hin wegräumung des Schuttes und die BeerdigulWder aufgefundenen Todten sein. Nach der großen Tod- tenmesse erließ Eialdini einen Tagesbefehl, welcher mit folgenden Worten schließt: „Der Tod wirft das Bahrtuch über die Kämpfe der Menschen. In den Augen der Vernünftigen sind alle Verstorbenen gleich. Unser Zorn überdauert nicht die Schlacht; als Soldaten Victor Emanuels fechten und ver zeihen wir." — Die in Begleitung des Königs Franz 0. nach Rom gekommenen Personen können nicht genug erzählen von dem Elend, das man in den letzten Tagen in der Festung auszustehcn hatte. Seit drei Monaten schon hatte der Soldat von nichts Anderem mehr gelebt, als von Brod und Käse, und war, da er noch dazu nicht mehr die nöthige Zeit und das nöthige Zeug hatte, die Klei dung zu wechseln oder selbst nur zu reinigen, von Ungeziefer und Ausschlag bedeckt; in Folge dessen Scorbut und Typhus in furchtbarem Grade. Jeden Tag starben 60 bis 80 Mann blös am Typhus in den Spitälern und kamen noch mehr hinein; die armen, barmherzigen Schwestern, welche sie pflegen sollten, waren selbst decimirt und die wenigen noch lebenden kraftlos, so daß sie selbst noch der Pflege bedurften. Hierzu dann noch die entsetzlichen Ver wundungen, welche die neuerfundencn Geschosse an richteten. Den Aerzten erlahmte die Kraft über dem Verbinden, dem ohnehin schon bis auf's Aeußerste Ermatteten die Kraft und der Muth, die Heilung abzuwarten. Augenzeugen berichten, daß sie gar manchen Braven gesehen, der sich den Verband abriß, um lieber zu verbluten, als noch langer sein elendes Leben zu fristen ; ja cs kam vor, daß die Verwundeten flehentlich baten, man möge sie lieber erstechen oder erschießen, als in das Spital bringen. In den beiden letzten Tagen sing cs an, an Wasser zu mangeln, da durch die furchtbaren Explosionen mehrere Cisternen verschüttet wurden , die Brunnen selbst vielleicht in Folge der zu heftigen Erdcrschüt- terungen nur wenig Wasser gaben. Die Stadt liegt vollständig in Trümmern und wird es meh rerer Jahre bedürfen, bis dort wieder ein bürger liches Leben aufkommen kann. — In Warschau haben in den letzten Tagen