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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Sieben lehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Verichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Einundzwanzigster Jahrgang. Freitag, den 22. März lM. 12. Verantwortlicher Redactcur und Verleger: Albert Reinhold. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage.eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt tO Ngr. Sämmtltche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl in der Redaction, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittag, in Tharaud und Nossett aber bi« längstens Mittwoch Nachmittag erbeten. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. Die Redaction. Umschau. Das Justiz-Ministerium wird demnächst dem Landtage eine Vorlage machen, welche in ihren Hauptpunkten überall mit Freude begrüßt werden wird. Es handelt sich um Vereinfachung unseres leider jetzt so schleppenden und kostspieligen Prozeß verfahrens. Der Bagatellprozeß, jetzt für alle Streitsachen bis zu 20 Thlr., gültig, soll auf solche bis zu 30 Thlr. Werthes ausgedehnt w/rden. Doch soll an den Taxen und der Kostenrestitution nichts geändert werden. Das jetzt stattsindende Verfahren m geringfügigen Sachen (bei Werthbelragen von 21 bis 50 Thlr.) wird auf solche von 51 bis 100 Thlr. erhöht. Die langen sächsischen Fristen von 6 Wochen 3 Tagen werden auf 3 Wochen ermäßigt. Und endlich soll jedem Kläger frcistehen, ein kosten freies Verhör zu vergleichsweiser Sacherledigung zu beantragen. Dazu wird der Gegner bei 5 Thaler Strafe geladen. Erscheint er, wird kostenfrei ver handelt. Will er nicht kommen, so muß er das vorher erklären. Sachwalter werden hierbei nicht zugclassen. — In den letzten Tagen sollen in Dresden viele Familien aus Warschau angekommen sein. Dieselben wollen in Deutschland ihren Aufenthalt nehmen. Wie man von einigen Personen erfuhr, sind die Verhältnisse in Warschau der Art, daß man ein strenges Gericht des Kaisers fürchtet, wor auf schon die vielen Truppen hindeuten, die jetzt dort und meist bei nächtlicher Stille einrücken. In Warschau soll gegenwärtig eine drückende Schwüle herrschen. — Am 17. d. M, Nachmittags wollte der gegen 20 Jahre alte Jägerbursche Gustav Gäbler aus Rußdorf bei Ostritz, welcher mit Beaufsichtigung beim Holzmachen auf der herrschaftlichen Flur be auftragt war, eine Kugel aus seiner Doppelflinte ziehen. Dabei geht jedoch das andere mit Schrot geladene Rohr los und der Schuß in seine rechte Kinnlade dergestalt, daß sie die ganze Seite des Kopfes zerreißt. Nach einigen Stunden gab der Unglückliche seinen Geist auf. — (Dr. I.) Die wichtigsten politischen Begebenheiten der letzten acht Tage dürsten sich in Folgendem zu sammenfassen lassen: General Cialdini bat unter dem 13. d. M. folgende Depesche aus Messina erlassen: „Die Citadelle hat sich nach einer viertägigen Beschießung auf Discrction ergeben. Unser Geschütz hat in der Citadelle einen großen Brand verursacht. Die Ca- pitularion ist verweigert worden. Fünf Generale, 150 Offiziere und 5000 Mann sind gefangen; 300 Kanonen sind in unsere Hände gefallen. — Auch Civitella-del-Tronto und die auf päpstlichem Gebiete befindlichen bourbonischen Truppen haben capitulirt. Das active „Heer Italiens" wird aus sechs Armeecorps, einer Reserve-Cavalerie-Division und einer Reserve-Artillerie gebildet werden und eine Stärke von 303,000 Mann haben. — Folgendes soll der Plan sein, den Napoleon mit dem Papste vor hat. Rom wird Italiens Hauptstadt, ohne aufzuhören, die Metropole des Katholizismus zu bleiben. Pius IX. behält den Vatican, Victor Emanuel bezieht den Quirinal. Die Stadt auf dem linken Tiberufer übergeben die Franzosen den Italienern; die Stadt auf dem rech-