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98 Regengüsse seine Erdkruste immer mehr verliere und weder Dürre noch Ueberschwemmung zu verhindern vermöge. Der starke Holzschlag in Graubünden aber und die dadurch drohende Verkleinerung des Rhein führte ihn zuletzt auf den Gedanken, baß die Wälder nicht nur in Staats- und Privateigen thum getheilt, sondern in großen Flußgebieten sogar internationales Elgenthum sein sollten. — Am 23. d. M. sand in Meißen unter Vor sitz des Regierungsrathes von Salza und Lichtenau, als derzeitigen Verwalters Ler k. Amtshauptmann- schast, eine Versammlung der Friedens richter in derftlben statt, zu welcher auch der Bürgermeister Hirschberg in Meißen eingeladen wor den war. Die Berathungsgegenstande betrafen: die Lanzregulative, Verbesserung der Stellung der Leichenfrauen, Negulirung der Essenkehrerlöhne, das Feuerlöschwesen, öffentliche Badeanstalten und Neu wahlen in den Ausschuß. — (Dr. 2.) Einen schlagenden Beweis, wie sich in geeig neten Localen die Pachtverhältnisse andern, lieferte am 21. d. M. die Verpachtung der Rathskel- lerwirthschaft in Neustadt-Dresden. Bor acht bis zehn Jahren zahlte der Pachter derselben jährlich 200 Thlr.; der jetzige im vergangenen Jahre 730 Tblr. und in dem oben bezeichneten Termine ging das Gebot bis auf 1475 Thlr. hinauf. Es geschah dies Gebot vom Adv. Teucher und man vermutdet, daß dies im Auftrag des Direktoriums der Feldschlüßchen-Brauerei geschehen ist. (D. Nach.) Der Hauptverein der allgemeinen deut-' schen National - Lotterie hat eine Bekannt machung erlassen, aus welcher hervorgeht, daß die Gewinnliste vom 27. d. M. an und die Loosan- nahme und Gewinnausgabe am 10. April d. I. beginnt. Jede Einsendung von Loosen, die krsneo zu geschehen hat, ist mit drei gleichlautenden Num- mcrverzeichnissen lnach der Reihenfolge geordnet) zu versehen und an das Hauplbureau der Narional- Lolterie zu richten, welches sodann auch die Expe- dirung der Gewinne nach auswärts vermittelt. — Am 28. d. M. wird Direktor Renz mittelst Exlrazugs von Wien in Dresden eintreffen. Auch wird derselbe wahrend seines diesmaligen Aufent halts einige große Wettrennen auf der Vogel wiese veranstalten. — Am 22. d. M. früh wurde in der Mathes'schen Fabrik zu Leubsdorf eine 16jährige Fabrikarbei terin im Vorübergehen von einer aufrechtstehenden Welle an den Kleidern erfaßt und dergestalt an die Wand geschleudert, daß sofort ihr Tod erfolgte.— (Dw I.) Pirna, 25. Marz. Soeben, Nachmittags 2 Uhr, ereignete sich auf der Bahnstrecke zwischen dem Bahnhose hier und dem Schmidl'scken Grund stücke ein Unfall, der in seinen Folgen höchst be dauerlich hätte werden können. Der hier um 1 Uhr 40 Min. nach Dresden abgehende Eourierzug gc- rieth nämlich außer dem Gleise, Maschine, Lender und Postwagen schnitten mit den Radern tief in den Boden ein und beschädigten einige Schienen und Schwellen, Zum Glück war der Zug eben erst im Abfahren begriffen: Die Passagiere wurden hierbei nur durch das Nothsignal ein wenig in Schrecken gesetzt. Bereits ist der Postwagen wieder in das Gleis gebracht. Auf eine kurze Zeit ist al lerdings eine Hemmung der Züge eingetreten, indem beide Gleise in Unordnung gerarhen sind. — (Pirn. Anz.) Der wegen Todtschlags angeklagte pausschläch- ter u. Armenhausbewohner Joh. Gottfr. Haase aus Arnsdorf ist am 19. März vom Bezirksge richt zu Dresden in Ermangelung ausreichender Schulvbewcise klagfrei gesprochen worden. DieVer- theidigung führte Hr. Or. Schaffrath. Derselbe war, wie s.Z. berichtet, höchst verdächtig, seiner Frau mit einem Messer eine tödtliche Wunde an den edlern Theilen des Leibes beigebracht zu haben, woran sie verblutete, — Was erspart alljährlich der sächsische Handwerker stand durch die Eewerbefreiheit? Leipzig Hal sich seiner Zeit am ungebehrdigsten gegen den Zollverein gewehrt, dem es seine gegen wärtige Blüthe verdankt; es hat vor einigen Jah ren wüthend gegen das Gespenst des Kornwuchers gefochten, und gegenwärtig heult es wieder am lau testen gegen die bevorstehende Einführung der Ge werbefreiheit. Das Leipz. Tagebl. nimmt davon Anlaß, den Zunftschwärmcrn einige Einzelheiten, die mit dem bisherigen Jnnungswesen im engsten Zusammenhänge stehen, vorzuführen und aufGrund wohlverbürgter amtlicher Angaben und mit Hilse unwiderleglicher Zahlen den Nachweis zu führen, welche schlimme Schattenseiten der bisherige Zu stand unsers Jnnungslebens hatte, und welche groß artigen Bortheile die Abschaffung des letzteren und der Uebergang zur Freiheit der Arbeit in sichere Aussicht stellt. Die Beweisführung des Leipz. Tagbl. ist zu schlagend und allgemein anziehend, als daß wir sie unsern Lesern nicht mittheilen sollten. Der Artikel lautet: Wir hatten früher bereits Gelegenheit, an die sem Orte die zur allzukostspieligen Unsitte geworde nen Meisterstücke, sowie die ebenfalls über Gebühr mit nutzlosen Geldausgaben belasteten Aufdingungs- und Lossprechungsgebräuche einer Beurtheilung zu unterziehen, die natürlich nur zu dem Ergebniß führen konnte, daß die großartige Vergeudung von Summen, welche zu besseren Zwecken vortheilhafter zu verwenden wären, ein nicht schnell und gründ lich genug zu beseitigendes Uebel sei. Gerade die Zünfte führen immer das große Wort im Munde: man müsse die Arbeit, das Handwerk vor der Unter drückung durch die Uebermacht dcs Capitals schützen; daß aber manche Innung einem neuen Meister, wenn derselbe nicht eben viel besitzt, seine sämmt- lichen Ersparnisse abnimmt und ihn nöthigt, seinen Geschäftsbetrieb mit Schulden anzufangen, davon schweigen die Anhänger des Alten und Veralteten