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6ö' Ein Wort über das „Kneipen". Alles hat zwei Seiten: Licht und Schatten. So hat auch das gemüthliche „Kneipen" viel Lichtes. Ja, ja, gewiß! trotz des — wenn auch nicht im mer unbegründeten — Zankens vieler hausbalteri- scher Ehefrauen. Der Mann ist auf Geselligkeit, auf den Umgang auch mit Anderen, außer seiner Familie, angewiesen. Doch paßt es nicht imm^r und Allen, Gaste im eigenen Hause zu sehen. Dafür bieten die öffentlichen Vergnügungsorte ein treffliches Auskunftsmittcl. Dort kann man sich erholen, zerstreuen, unterhalten, belehren. Man kann seine Freunde genießen, ohne dabei eine Störung im Hauswesen oder einen besonderen Auf wand zu haben. Man kann beiläufig ein Geschäft abmachen, was sonst einen besonderen Zeitraum beanspruchte. Man kann mit den Weltbegeben- heiten auf dem Laufenden bleiben, ohne Geld für die Zeitungen auszugrben. Man eignet sich end lich Menschenkenntniß und Umgangsgewandtheit an, was Jedermann ohne Unterschied angelegentlich zu empfehlen ist. Die gelehrten wie die ungelehrten menschenscheuen Stubenhocker dagegen dienen ihrer Gesundheit nicht und bleiben untauglich für'S prak tische Leben. Drum gehe männiglich, wenn es ir gend möglich zu machen ist, zwei bis drei Mal wöchentlich in Gesellschaft. Nur alles Uebermaß ist schädlich, dem Magen, wie dem Geldbeutel. Also nur davor hüte man sich. Lüderlich ist nur Der, welcher mehr ausgiebt, als sein Beutel, und mehr einnimmt, als sein Magen verträgt. — Ihr trauten Frauen, seid dessen eingedenk und empfangt den vielleicht einmal etwas spät zurück kehrenden Gatten nicht mit Brummen und Keifen oder Tückschen. Geht ihm vielmehr mit freundlichem Gesicht und offenen Armen entgegen. Dann wird er sich auch gern fügen, wenns einmal heißt: Lieb' Männchen, bleib' heute bei mir! oder: Komm' heute recht bald zurück! Vermischtes. An der Westgrenze des StaateS New-Volk haben Arbeiter einen schwarze« öligen Stoff entdeckt, der sich sehr gut zu Brenn öl benutzen läßt. Das Terrain, wo diese ölige Substanz gewonnen wird, soll über 100 Quadratmeilen groß sein. ES sollen täglich 1200—1406 Faß Oel dort gewonnen wer den. — Ein witziger Gegner der Homöopathie verschreibt folgendes Rccept zu einer homöopathischen Suppe. „Nimm zwei verhungerte Tauben und hänge sie an ein Küchenfcnster in der Weise auf, daß der Schatten dieser Tauben in einem Kessel falle, der mit achtzig Quart Wasser gefüllt ist; wenn dieß zehn Stunden langsam gekocht hat, so gib davon alle zehn Tage in einem Glase einen Tropfen — In England sind bei der vorjährigen Ernte nicht weniger als 4000 Tchnittermaschinen im Gange gewesen, die in einem Tage die Arbeit von 40,000 Männern verichicten. Trotzdem steigt der Arbeits lohn wegen Mangel an arbeitenden Händen. — Papst Pius IX. ist ein schlechter Politiker, aber ein herzensguter Mann, soweit ihn nicht sein Minister, 'Cardinal Antonelli, den man seinen bösen Geist neunen könnte, verhärtet. Davon zeugen viele wohlthuende Züge alter und neuer Zeit. Einst, als er noch Erzbischof von Spoleto war, zeigte ihm ein hoher Polizcibeamtcr eine lange und gefährliche Liste. Sie enthielt die Namen von Männern, die sich an dem vorjährigen Aufstand bctheiligt hatten, oder verdächtig waren. Der Beamte hatte Lie Namen mit Mühe ermittelt und wollte sie nach Rom schicken. Der Erzbischof lVs die Liste, lächelte und sagte: wenn der Wolf die Schafe zerreißen will, kommt er nicht zuvor zum Hirten, um ihn in Kcnntniß davon zu setze,-. Damit warf er die Liste in das Kamin- seuer, ehe der Polizeimann es verhindern konnte.— Die Privat lasse des Papstes gehört zum guten Theil den Armen. Eines Morgens waren die letzten 500 Franks'verschwunden; Pius hatte sie vertheilt. Sein Kämmerer war in höchster Bestürzung. Ew. Heiligkeit, sagte er, ich bin in größter Verlegenheit für morgen. — Morgen ist Freitag, Fasttag, entgegnete lächelnd Ler Papst; bringen Sie mir zum Frühstück Käse! — Aber zum Mittagessen ? — „Dieselbe Speise", antwortete ruhig der Papst. — Die öffentlichen Blätter haben in neuester Zeit mit Recht Las konfessionelle Verfahren im AngsbnrgerSpital lächerlich gemacht. Weniger bekannt, weil schon eine lauge Reihe von Jahren be stehend, ist die confeisionelle Trennung der „Schweine" in Augsburg. Die katholischen und protestantischen Schweine werden dort durch katholische oder protestan tische Schweinehirten ' auf die katholische oder pro testantische Weide getiicben lind Abends in dem katho lischen oder protestantischen Schweinstall eingcsperrt, welche einander gegenüberlicgen und von wo aus die Insassen einander sehr unchristlich, unverträglich und unbrüderlich angrunzcn. — . Ein blutiges Album besitzt jedenfalls der Scharfrichter Schwarz zu Hannover. Der Mann zählt 68 Jahre und in. Lause seines Berufes hat er mit dem letzten Opfer der Gerechtigkeit, Lim Raubmörder Nolte, in Summa 45 Köpfe abge. schlagen. Alle diese 45 Raubmörder, Giftmischer und Todtschlägcr männlichen wie weiblichen Geschlechts hat Schwarz der Reihe nach in einem Buche ausge zeichnet, daneben gewöhnlich die gedruckte Lebensbe schreibung mit Lem Bilduiß Les Missethäters. Es ist dies in der That ein schauriges Erinnerungsbuch, und welche Gedanken müssen sich dem alten Manne aufdrängen, wenn ec in müßigen Stunden in die sem schwarzen Buche blättert. — Ueter die Geschwindigkeit der Redner sind folgende Beobachtungen gemacht worden, die zugleich die Fertigkeit der Stenographen am besten veranschaulichen: „Ein Kanzelredner spricht in einer Minute 50 — 60 zweisilbige Wörter. Diesen kann ein Stenograph ohne Speeialsiegel und ohne höhere Kunstfertigkeit wörtlich nachschreiben. — Bei der