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bon die Hand des heiligen Vaters ergreifen und an seine Lippen drücken. Der Papst verweilte über eine Stunde bei seinen Gästen. Bei seinen Weg gehen empfing ihn das vor der Thür versammelte Bolk mit lautem Zuruf. Darauf verlangte es, noch den jungen König zu sehen, der einen Kammerherrn beauftragte, an seiner Stelle dem Volke zu danken. Die nordamerikanischen Wirren. Während unser altes, vorzugsweise monarchi sches Europa das Bedürfniß größerer Einigung fühlt und für mehrere seiner Völker die Frage der poli tischen Einheit eine Lebensfrage, eine Frage der Unabhängigkeit geworden ist, bietet der republikani sche Norden der neuen Welt das widerwärtige Bild der Trennung und des Bürgerkrieges. Nie war ein junges Staatswesen von allen Vortheilen einer glücklichen Lage und der ungemein rasch anwach- senden Elemente einer riesigen Entwickelung mehr begünstigt, als der Freistaat der ursprünglich 13 Pro vinzen, der statt seiner ersten drei Millionen nach dem Unabhängigkeitskriege jetzt eine zehnmal stär kere Bevölkerung in 33 Staaten und 3 Gebieten zählt, und in dessen Verfassung man die ersten For derungen einer reinen Theorie erfüllt zu sehen pflegte. Die Fokm hat sich nicht mächtig genug gezeigt gegen das verschiedenartige Interesse; dieselben Elemente, die zu einem so schnellen und ungewöhnlichen Ge deihen des amerikanischen Bundesstaates beigetragen, bedrohen ihn jetzt in seiner ganzen Grundlage. Die Sklavenfrage hat längst den Keim ernster Zerwürf nisse und heftiger Parteiungen gelegt und gepflegt; aber immer noch mochte man glauben, daß das gegenseitige Bedürfniß den Bestand der Union selbst nicht in Gefahr kommen lassen werde. Nach den neuesten Nachrichten ist aber an der Abtrennung des sklavenhaltenden Südens vom Norden, an der Bildung eines südlichen Bundes kaum mehr zu zweifeln. Nach dem Vorgänge Süd - Carolinas sind die Staaten Mississippi, Alabama, Florida aus der Union getreten; Virginien wird ohne Zweifel folgen und der Beitritt Louisianas mit dem wich tigen New-Orleans, dem New-Port des Südens, den Bruch für's Erste unheilbar machen. Der Bür gerkrieg, wenn auch nicht offen erklärt, hat im Grunde schon begonnen in einzelnen Feindseligkeiten. Was die ganze Lage noch schlimmer erscheinen laßt, ist die vollständige Anarchie in der Unionsregierung. Der gegenwärtige Präsident der Union, James Buchanan, ist säst ohne Minister; und wie er eigent lich nie das Vertrauen des Nordens genossen, hat er durch die zum Schutze des Bundeseigenthums ergriffenen Maßregeln auch das des Südens ver loren, der natürlich durch die nahe Nachfolge Än- coln's, dessen Wahl die nächste Veranlassung zu dem verhängnißvollen Bruche gegeben, noch weni ger zur Versöhnung geneigt sein kann. Die Union „steht inmitten einer großen Revolution"; der Con- greß allein kann handeln, wenn — er kann. Gewiß würde der Süden mindestens ebensoviel von einer gewaltsamen Katastrophe zu leiden haben wie der Norden; aber die Leidenschaft des Augenblicks fragt nicht so. Bis am 4. März der neue Präsident die Gewalt übernimmt, dürfte das Schicksal der Union entschieden sein — nicht ohne große Folgen auch für Europa, namentlich für England, für dessen erste Industrie die nächste Zeit eine Lebens- oder Todesfrage zu werden droht. Ein ausbrechender Krieg, ein Aufstand der Sklaven, in einem solchen Falle fast unvermeidlich, würde die Baumwollen ernte verloren gehen lassen, und nach den begrün deten Befürchtungen englischer Blätter die Thätig- keit der Fabriken Englands auf die Hälfte reduciten. So erscheint die Krisis der nordamerikanischen Union in ihrer Rückwirkung auf Europa im Augenblicke so verhängnißvoll, wie für die nächst betheiligte Union selber, und verdient die volle Aufmerksamkeit in allen ihren Beziehungen, die weit über den Kreis hinausreichen könnten, den wir ihr vielleicht jetzt noch anzuweisen geneigt sein möchten, Deutscher Männer Wgesang.*) Laß schallen, deutscher Männerchor, Gesang für's deutsche Vaterland! Laß steigen ein Gebet empor Zu Gott, wie reinen Opferbrand. Auf Liedes Schwingen Soll auswärts dringen Ein Ruf aus tiefster Brust gesandt: Ein einig starkes Vaterland! Sind Deutschlands Glieder auch zerthetlt Und winden sich zerstückt in Schmerz: Es schlägt die Stunde, die sie heilt; Ist doch gesund sein edles Herz. Wir steh n zusammen In heil'gen Mammen Und heben hoch zum Schwur die Hand: Ein einig starkes Vaterland! Gebet und Schwur, o macht uns stark, Zu opfern freudig Gut und Blut; Füllt unsern Arm mit Heldenmark, Stählt unsre Brust mit hohem Muth. Mannhaftes Ringen Muß Sieg uns bringen; Dann Heil! Durch Volkes Kraft erstand Ein einig starkes Vaterland! *> Der Borstand der „Deutschen Tonhalle" in Mann heim setzt auf die Composttion vorstehende» Gedicht« für den vierstimmigen Männer-Chor den Preis von 5v Gul den rh.