Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselb^. Einundzwanzigster Jahrgang. Donnerstag, den 28. Februar l86l. 9. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Bterteljahrgang beträgt >0 Ngr. Sämmlltche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl in der Redaction, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bl» längstens Donnerstag Vormittaa, in Tharaud und Nossen aber bi- längstens Mittwoch Nachmittag erbeten. — Etwaige Beiträge, welche ter Tendenz des Blatte- entsprechen, sollen stet- mit großem Danke angenommen werden. Die Redaction. Umschau. Wilsdruff, am 26. Februar. Unter merkwürdiger, selten wohl dagewesener Gleichmäßigkeit der Witterung sind uns die Tage dieses Monats entschwunden. Die Warme steigerte sich an zwei Tagen bis auf 13 Grad des Mittags im Schatten. Lerchen und Staare sind bereits seit 14 Tagen gesehen worden, ja cs will sogar ein glaubwürdiger Landwirth am 1. Fcbr. eine Lerche auf den Fluren zwischen Schmiedewalde und Lim bach erblickt haben. Auch Finken sind bereits be merkt worden und wenn das Ahnungevermögen diese Boten des Frühlings nicht betrogen, haben wir keinen erheblichen Nachwinter zu erwarten. — Soeben wird uns aus dem wilden Sauthale die Mittheilung gemacht, daß der Frühlingszug der Krammelsvögel in vollem Gange ist und Drossel und Zippe daselbst im Gesänge wetteifern. Wir glauben kaum, daß die ältesten Leute sich einer so frühen Zugzeit dieser Vögelgattung erinnern können. Trifft nun vollends die alte Witterungsregel ein, welche da lautet: „Friert's zu Petri Stuhlfeier, friert's noch vierzigmal Heuer", so sitzen wir bereits mitten im Frühling drinnen. Es hat nämlich an diesem Tage, 22. Februar, bekanntlich kein Frost stattgcfunden. Wie wir seiner Zeit mitgctheilt, trieben Kälte und Schnee in diesem Winter die Krähen in Schaa- ren in die Straßen unserer Stadt, wo sie nach den unscheinbarsten Nahrungsmitteln umherspähten. Un ter diesen Vögeln wurde ein an einem Tritt, wahr scheinlich durch einen Schuß, gelähmter vielfach be merkt. Bekanntlich meiden diese Thiere beim Eintritt des Thauwetters sofort die Nähe der menschlichen Wohnungen wieder, zu welchen sie nur der größte Hunger getrieben. Dies war auch hier der Fall und wie mit einem Zauberschlage waren die gefle derten schwarzen Gäste aus den Straßen verschwunden. Nur die gelähmte Krahe, welcher der Mäusefang schwer werden mag, nahm das Gastrecht auch noch ferner in Anspruch. Sie ist heute noch täglich in unseren Straßen zu sehen, wo sie ohne alle Scheu alles Eßbare für sich in Anspruch nimmt. Nun machen es sich namentlich zwei Hausbesitzer auf der Dresdner Straße zum Vergnügen, dem armen Thiere die verschiedensten Abfälle von ihrem Tische, die sie in den Hof oder auf die Gasse wer fen, zukommen zu lassen. Daher sind denn auch die Hauser dieser Straße der Lieblingsaufenthalt des invaliden Vogels, der die gewohnten Futterplätze vielfach des Tages revidirt. Neulich kam er inner halb weniger Minuten dreimal in einen Hof ge flogen, um sich die für ihn bestimmten Eingeweide einer Henne zu holen und das delicate Gericht in Nummer sicher in Ruhe zu verzehren. Wahrschein lich wird das Thier unser Gast bleiben, bis das Erscheinen der verschiedenen Insekten, namentlich der Engerlinge, ihm eine bequemere Gelegenheit als der Mäusefang zur Stillung seines Appetits bietet. — Dem Stellvertretungsfond der kgl. sächsischen Armee, welcher für 1859 mit einem Bestände von 34,450 Thlr. abgeschlossen war, sind im Jahre 1860 zugcflossen: a) 228,000 Thaler Einstandsgelder, nämlich 8100 Thlr. von 43 nachträglich zur Stell vertretung zugelassenen dienenden Mannschaften (11 Mann ä 300 Thlr. und 32 Mann k 150 Thlr,);