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2 boten. Als Lamoriciöre den 11. April Generalissimus des Papstes wurde, da strömten von allen Seiten aus Irland, Frankreich, Deutschland und der Schweiz Abenteuerlustige oder Mißgeieitete unter seine Fahnen. Dasselbe geschah in Oberitalien bei dem Aufrufe Garibaldi's. Am 11. Mai landete Garibaldi bei Marsala, zog den 27. Mai als Sieger in Palermo, den 25. Juli in Messina, den 22. Äug. in Reggio und den 9. Sept, in Neapel ein. Am 11. Sept, rückte die sardinische Armee in den Kirchenstaat ein, von den Städten gerufen; den 18. Septbr. schlagt Cialdini bei Castel Fidardo die päpstliche Armee unter Lamoricierc, und Admiral Persano bedrängt Ancona zur See so heftig, daß es den 29. capitulirt. Schon den 4. Octbr. rückt die sardinische Armee im Königreiche Neapel ein und den 2 t. Octbr. wird Victor Emanuel als König anerkannt, und die Stimmenmehrheit in Neapel und Sicilien beschließt, Annexion an das bereits unter ihm stehende Italien. Gefechte Garibaldi's bei Cascrta den 1. Oct., Cial- dini's bei Jsernia den 4. führen Victor Emanuel und Garibaldi zusammen, der Freund übergiebt den Oberbefehl in des Königs Hande und nimmt sein Winterquartier auf der vom Freunde geschmück ten Insel Caprera. Den 2. Nov. capitulirt Capua, nach der den 3. verlorenen Schlacht am Garigliano schließt sich Franz II., König von Neapel aus dem Hause Bourbon, in Gaöla ein, belagert vom sar dinischen Heere, und den 7. zieht Victor Emanuel in Neapel ein. Reactionaire Bewegungen aufge reizter Bauern erlöschen nach und nach, und von Italien bleiben nur die Festungen Gaeta und das Castell von Messina, sodann Rom und die umlie genden, von Franzosen besetzten Provinzen und zu letzt das österreichische Venetien außerhalb der Herr schaft des Piemontesen und somit -- seine Aufgabe für's neue Jahr. Italien und Frankreich sind seit einigen Jahren nicht mehr getrennt zu nennen. 1859 thälige, 1860 stille Hilfe, und Piemont schritt, rückenfrei, in Italien weiter, mußte diese Hilfe aber auch be zahlen. Savoyen und Nizza war der Preis; am 24. März verhandelt, gingen diese Provinzen den 14. Juni in den Besitz Frankreichs über. Der Sohn verkaufte die Wiege seiner Väter, und der Kaufer benutzte des Sobnes Bedrängniß. Ehre auf beiden Seiten!? Der Januar brachte ein Friedensprogramm Napoleon III., freihandlerische Grundsätze verkündend und dadurch Englands Gewinnsucht schmeichelnd, das freilich wiederum etwas verdutzt zusah, wie noch warm von diesem freundschaftlichen Händedruck Frankreich seine Finger nach Savoyen und Nizza ausstreckte und trotz aller Protestationen der Schweiz, diese Burg, von der herab Napoleon Italien und die Schweiz im Auge hat, ergriff. Eine französische Armee und Flotte in Verbindung mit einer eng lischen gingen im März aus, Rache zu üben an den langgezöpften Kindern des Reichs der Mitte. Im Juni besetzten sie die Insel Tschusan, im Juli drangen sie in den Peiho ein, nahmen am 24. Au gust die Lakuforts, von denen sie im vorigen Jahre zurückgeschlagen worden waren, und am 13. Oct. sieht das erstaunte Peking, die größte Stadt der Erde, die Barbaren, wie man dort die Europäer nennt, in seinen Mauern. Des Kaisers Sommer palast, dessen Schilderung wie die aus einem ara bischen Mährchen klingt, wird geplündert, der chine sische Kaiser flieht in die Tartarei und den 7. Nov. wird Friede geschlossen , dessen telegraphische Be kanntmachung aber noch einige Vervollständigung erheischt. — Starker Unwillen von Seite des Clerus und des päpstlich gesinnten Theiles der Franzosen nöthigten den Kaiser, der Staatsmaschine mit etwas Oel zu Hilfe zu kommen. Eine Zusammenkunft mit dem Prinz-Regent von Preußen in Baden, den 15. Juni, erfüllte ihren Zweck, sie beruhigte die Gemüther über die bedrohte Rheingrenze. Eine Reise des kaiserlichen Paares nach Savoyen, Mar seille, Corsika und Algier bot Gelegenheit, viel ver sprechende, gern vernommene Reden zu halten: und den 24. November wurde den Kammern das Recht ertheilt, in einer Adresse dem Kaiser Wünsche und Erwartungen darzulegen, und die Presse bekam Freiheit, Bemerkungen über gewisse innere Ver hältnisse zu machen, aber über Hof und Politik zu schweigen. Dabei ist reges Leben in allen Theilen der Verwaltung, das regste aber in den Arsenalen und Zeughäusern, denn durch kriegerische Rüstung den Frieben zu erhalten, das ist — sagt Napoleon — Frankreichs Aufgabe für das neue Jahr. England denkt auch so; denn noch nie, selbst unter Napoleon I. nicht, verlangte Flotte und Heer solche Summen, wie in diesem Jahre. Das reiche England will reich bieiben um sich gegen Beraubung zu schützen — das ist seine Aufgabe für das neue Jahr. Von Schweden und Norwegen ist nichts zu melden, als daß beide Lander in ihrer commer- ciellen unv industriellen Entwickelung erfreulich vor wärts schreiten und daß der Deutschenhaß unv die entsprechende Dänenliebe etwas nachzulassen scheint. — Dänemark fährt fort, in Schleswig die deut sche Sprache zu unterdrücken und Holstein tücbtig Steuern zahlen zu lassen, und verfolgt die Deutsch- gesinnten mit Geld- und Gefangnißstrafen und Entziehung von Ehrenrechten. Belgien ist glücklich unter seinem König Leopold. Holland wird immer reicher und zieht, um seine braunen Arbeiter in Ostindien bei Arbeitslust zu erhalten, dumme Deutsche als Soldaten mit vielen Versprechungen an sich, die hernach wegen Meuterei erschossen und gehängt werden, wie es diesen Sommer auf Java, Sumatra und andern ostindischen Inseln geschehen ist. Die Schweiz vat wegen der neuen französi schen Nachbarschaft viel gezürnt, gesprochen, ge schrieben, sich aber wieder beruhigt. Rußland, das bis zum Krimkriege so ge fürchtete Rußland, will sich noch gar nicht erholen. Noth mit dem Gelbe, das nirgends zureichen will; Noth mit dem Adel, der seine Bauern nicht frei geben mag; Noth mit den Polen, die erschrecklich widerharig sich zeigen; ein Auge nach Emopa, das