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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenleh« und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsami Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Einundzwanzigster Jahrgang. Freitag, den l. Februar LM. 5. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljabrgang beträgt 16 Ngr. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl in der Redaction, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bit längstens Donnerstag Vormittag, in Tharaud und Nossen aber bis längstens Mittwoch Nachmittag erbeten. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. Die Redaction. Umschau. Wilsdruff, am 30. Januar. Der Eisgang unseres wilden Saubachs fand am vergangenen Sonnabend statt und ging glück lich vorüber, da das Eis, bereits mürbe geworden, sich nirgends schützte. Der Wasserstand war in den Nachmittagsstunden des gedachten Tages, wo er seinen Höhepunkt erreichte, ein bedeutender. Das Schießhaus stand vollständig unter Wasser. Der nach der Brücke vor dem Freiberger Tbore führende Fußweg war stellenweise unter Wasser gesetzt, was auch von der daneben sich hinziehenden Chaussee galt, von wo aus die Fluthen am Bürner'schen Hause vorbei ihren Abfluß fanden. Das Gretzschel- sche Haus vor dem Freiberger Thore war gänzlich vom Wasser umflossen und die Straße eine Strecke lang für Fußgänger nicht passirbar. Auch der Ba dersteg war nicht passirbar, denn die Fluthen bespiel ten bereits das Benjamin Patzig'sche Haus. Auch die nach Sachsdorf führende Brücke vor dem Meißner Thore konnte nicht betreten werden. Das Wasser erreichte 4'/? Uhr seine höchste Höhe, von welcher Zeit an es rasch wieder siel. — * Das 2. Abonncment-Concert, welches unser Herr StadtmusikdirectorGünther am 24. Januar im Saale des goldenen Löwen allhier abhielt, war, trotz des schlechten Wetters, ziemlich stark besucht. Das Programm zu demselben muß dem Inhalte als auch dem Umfange nach sehr bedeutend genannt werden. — Herr Ernst, Baritonist aus Dresden, sang „Scene und Arie" aus dem Nachtlager von Kreuzer, sowie 2 Lieder, worunter der Wandrer von Fr, Schubert — recht wacker; namentlich zeigte er sich als geschulter Sänger, der die Stimmmittel mit Vortheil anzuwenden versteht. — Außerdem trug Herr William Herlitz aus Dresven (ein Schüler des berühmten Grützmacher) das ^-moll- Concerl von Grützmacher, sowie eine Fantasie von Servais mit wahrer Künstlerschaft auf demViolon- Cello vor. In beiden Sätzen zeigte er eine außer ordentliche Bravour und Meisterschaft, welche, na mentlich der Jugend des Künstlers gegenüber, das sämmtliche anwesende Publicum in Erstaunen setzte. Er würde dasselbe aber noch mehr bezaubert haben, wenn er namentlich statt des ^-moIl Conccrts einen etwas verständlichem Satz zum Vortrage bestimmt hätte. — Das Orchester spielte die Ouvertüren zu den Opern „Maritana" von Walace, und „Die lustigen Weiber" von Nicolai. Erstere ergötzte durch ihre frischen Gedanken und letztere begeisterte durch ihre treffliche Tonmalerei. Beide wurden gut ge spielt. Am vorzüglichsten zeigte sich aber das Or chester in der Sinfonie (Nr. 7) von Haydn. Sie wurde nicht nur klar und exact, sondern mit wah rer Begeisterung vorgetragen. Wer sollte aber auch mit dem kindlichen Haydn nicht mitfühlen!— Der musikalische Sonderling von Hamm brachte allge meine Heiterkeit hervor und erreichte somit seinen Zweck. — Schließlich kann ich nicht unterlassen, Herrn Günther für den gebotenen Genuß herzlich zu danken. — Was das hiesige Theater anlangt, so war der Besuch desselben in der letzteren Zeit nur ein mittelmäßiger, was in den Wittcrungsverhältnissen seine Begründung findet. Am vergangenen Freitag wurde — ein hier kaum dagewesener Fall — ein Stück zum dritten Male gegeben, nämlich „Ber-