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10 und Schankgerechtigkeiten ganz absehen, besonders auk dem platten Lande als Back- und Fleischbank gerechtigkeiten vorkommmen." Neujakrstemperatur. Der erke Tag deS Jahres 1861 hat uns durch strenge Kälte über rascht; früh 6 Uhr war —15,1 Gr., kurz vor Sonnenaufgang —15,6 Gr., Mittags 12 Uhr — 12,4 Gr., Nachmittags 3 Uhr —10,0; gegen Abend trübte sich der Himmel im 81V und W, so daß auch Abends 10 Uhr das Thermometer noch auf — 10,5 stand; das Tagesmiltel betragt —12 Gr. R. In diesem Jahrhundert haben wir in Dresden noch keinen so kalten Neujahrstag gehabt; die Tages- mittel des 1. Januars der Jahre 1805, 1823, 1837 und 1849 — den kältesten des Jahrhunderts — stehen auf ungefähr 10 Gr. R Dazu bildet einen grellen Temperaturcontrast der 1. Januar 1860 mit einer Mitteltemperatur von -s- 8,4 Gr.; Mittags 2 u. 3 Uhr 10,3 Gr. Wärme. Karl Tr. Sachse. (D. I.) Tharand. Die hiesige königl. Akademie für Forst- und Landwirthe zählt in diesem Winter 109 Studirende, von denen 66 der Forst- und 43 der Landwirthschaft angehören. Non den Forstwirthen sind 22 Inländer und 44 Ausländer, von den Land- wirthen 13 Inländer und 30 Ausländer. Unter den Ausländern befinden sich 6 aus Norwegen, 1 aus Dänemark, 2 aus Kurland, 2 aus Livland, 10 aus Finnland, 3 aus Rußland, 4 aus Polen, 2 aus Spanien und 5 aus der Schweiz, während die übrigen den deutschen Bundesstaaten ange hören. — In Siebenlehn fand ein armer Schuh macher auf der Straße eine Brieftasche mit 3000Thlr. in leipziger Banknoten, gab diese sofort an's Ge richtsamt Nossen ab und erhielt von dem sich mel denden Eigenthümer, einem Bauunternehmer, 50 Thaler und ein reichliches Frühstück. (Obgleich die Ehrlichkeit eine gewöhnliche, allgemeine, selbstver ständliche Tugend sein sollte, so giebl's doch so viel Sünder dagegen, daß wir dem ehrlichen Schuh macher ein Bravissimo zurufen müssen.) — In Betreff des Mörders Gladewitz-Leh mann theilen die „Dr. N." mit, daß das von dessen Vertheidigcr, Hrn. Advocat Fränzel, vcrab- faßte ziemlich umfängliche Begnadigungsgesuch in diesen Tagen an das k. Oberappellationsgericht ab gehen wird. Bon dort gelangt dasselbe mittelst Berichterstattung an das k. Ministerium der Justiz, welches dann Vortrag an Se. Maj. den König zu erstatten hat. Da hierzu jedenfalls Höchstdessen vollständige Genesung abzuwarten sein dürfte, so wird die Endentscheidung über das Schicksal des Verurtheilten wohl erst nach Ablauf mehrerer Wo chen erfolgen. — Am 6. d. M. früh um 9 Uhr hörte zu Blase- witz der Besitzer des Schillergartens, Herr Jursch, welcher dicht am Ufer der Elbe wohnt, plötzlich einen gellenden Schrei vom Strom herüber. Der Ge danke eines Unglücks bemächtigt sich seiner, er nimmt sofort ein langes Bret und sieht, eilig am Ort an- gekommen, wie ein Mann mit einem Korbe auf dem Rücken durch das Eis gebrochen und schon mit dem Unterkörper im Wasser befindlich ist. Die Gefahr erkennend, betritt Herr Jursch daS Eis, wagt sich bis zur Mitte und an der verhängnißvollen Stelle angekommen, legt er sich mit dem Bauche aus da» locker werdende Eis und schiebt dem Manne das Bret zu. Unterdessen war noch ein Menschenfreund rettend herbeigeeilt, Beide legen Hand an, aber daS Eis bricht immer mehr, der Unglückliche aber kann sich doch wenigstens an das Bret anklammern. Er neuter Hülfeiuf nach Stangen und Bretern bringt einige Maschinenbauer der Dampfschifffahrtsgesell- schäft zur Stelle, es wird mit Anstrengung eine Stange vorgeschoben, Wäschleinen und noch etliche Breter kommen herbei. Ein Maschinenbauer wirst dem zitternden, immer mehr der Gefahr Verfallen den die Leine zu. Die Anstrengung ist groß, end lich aber wird der Mann auf daS Bret gezogen, dem zur Unterstützung noch mehr dergleichen unter gelegt waren, und so gelang es endlich nach völliger Erstarrung aller betheiligten Hände, den Unglück lichen auf festen Eisgrund zu ziehen. Er war ge rettet. Sein Name ist Vischel, wohnhaft im Grunde bei Niederpoyritz. Er war als Drescher in Seidnitz beschäftigt gewesen und trug im Korb Brod und Kartoffeln für seine Familie, die durch den Vorfall beinahe um ihren Ernährer gekommen wäre, wenn nicht die Obgedachten Alles zu seiner Rettung auf geboten hätten. Den Weg übers Eis wählte der Arme, um sobald als möglich zu den Seinigen zu gelangen. (Dr. N.) . .Iw ü.. .... Vaterländisches. (Eingesandt.) Gewiß hat jeder brave Sachse sich darüber gefreut, wie in den letzten Jahren die traurigen Spuren der Revolution von 1848 und 1849 immer mehr verschwunden sind. Das ganze Land atbmete leichter wieder auf, als die Zuschläge zu den Steu ern in Wegfall kamen , und mit Stolz haben wir bei der Eröffnung des gegenwärtigen Landtages vernommen, daß unser Staat nach jadrelanger Anstrengung und durch gewissenhafte Verwaltung endlich jene Unglücksperiode überwunden hat und in seiner früheren finanziellen Kraft wieder da steht. Wer die Augen offen kielt, wird freilich auch eingesehen baben, daß Diejenigen, welche unserm Vaterlande jene schmerzlichen Wunden schlugen, am wenigsten zu deren Heilung beigetragen haben. Die unklugen und unberufenen Staatsverbesserer von damals waren andere Leute, als die braven Sach sen, welche aus ihrer Tasche den Schaden tragen mußten, den jene angerichtet hatten. Das sollte für Alle eine Warnung sein, nicht zu dulden, daß jene superklugen Unzufriedenen wie derum sich anmaßrn, auf ehrlicher Leute Kosten ihre politischen Exvenmente zu machen. Die Ge genwart mahnt m S bringend, jene Warnung nicht zu vergessen.