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IS sollte, und dafür nichts von all den Herrlichkeiten seines ihm vorgespiegeltcn irdischen Himmelreiches erhielt, genau so ist die diesjährige Schrift darauf angelegt, daß Franz Joseph Venetien verliert und von den ihm vorgespiegelten 600 Millionen, die er zurückweisen muß, keinen Heller bekommt. Aber man hat in Wien auch noch Soldaten. — Schein bar redet nun die Schrift dem Victor Emanuel zu, dem Kaufsplan beizustimmen; aber sie stellt dabei eine Bedingung auf, die Victor Emanuel völlig lossprichl von jeder Verpflichtung. Diese Bedingung ist: die Garantirunq dieses Handels durch den so genannten europäischen Congreß. Jetzt kann Victor Emanuel sagen: „Ja wohl, ich bin bereit!" denn er weiß es so gut wie alle Welt, daß dieser Con greß ein humoristischer Traum ist, der sich nicht verwirklicht! — Wie aber soll das Lied zu Ende gespielt werden? Um in diese Frage einen Einblick zu gewinnen, müssen wir ein klein wenig auf andere Vorgänge den Blick richten. Man wundert sich darüber, daß Louis Napoleon es sehr gemüthlich gestattet hat, daß die sardinische Flotte vor Ancona ihre Probe ablegte, während er jetzt so eigensinnig ist, durchaus Gaöta nur von der Landseite beschießen zu lassen. Unserer Ansicht nach löst sich dieses Wun der vollkommen. Die Operationen vor Ancona waren Probeschießen der Flotte; die Operation vor Gaöta ist Probeschießen auf's Festungsviereck! — Freilich macht man sich immer die Einbildung, daß dieses Festungsviereck gar nicht einnehmbar sei, und Louis Napoleon thut auch so, als glaubte er's; indessen liefern die französischen Fabriken ganz vor treffliche Kanonen an Sardinien und vor Gaöta werden sie probirt und eingeschossen, und damit läßt sich schon etwas anfangen. Inzwischen dieses Probirens aber rollt die kleine Schrift ein Bild der Zerrüttung Oesterreichs auf, das so viel besagt wie: Mein liebes Oesterreich, wenn man dich gar nicht bekriegt, sondern dir blos mit Krieg drort, kannst du cs auch aushalten? Geld hast du nickt! Die 600 Millionen, die ich dir vorspiegele, bist du ge- nölbigt abzulehnen! Deinen Völkern aber habe ich erzählt, wie es mit deiner Kasse steht. Ich hab' es Jedem, der einen Guldenschein besitzt, vorge- rechnct, wie die Ablehnung des angebotenen Ver kaufs ihm das Geld gleichsam aus der Tasche nimmt. Glaubst du, daß diese Völker, denen du jetzt ein Recht eingeräumt hast, in Erhöhung von Steuern und in Anleihen mit drein zu sprechen, dir noch Geld geben werden, um Venetien, das du zu ihrem Schaden nicht verkaufen willst, gewaltsam zu be halten? Das ist eine große Täuschung! Das Geld für Venetien mußt du ablehnen und den Krieg um Venetien kannst du wegen Geldmangel nicht mehr führen! — Wir fürchten, daß über Venetien der Krieg ausbrechen kann; aber wir hoffen auch, daß der österreichische Staat alle Kraft aufbielen wird, den Schlag abzuwenden. Zur Heizungsfrage. Bei den gegenwärtig hoben Preisen alles Hei zungsmaterials, namentlich des Holzes, welches jeder Haushaltung jährlich eine namhafte Ausgabe ver ursacht, wird uns die Nothwendigkeit, möglichst sparsam damit umzugchcn, immer naher gelegt. Das Steigen der Holzpreise dürste auch bei uns, trotz der musterhaften sächsischen Forstwirthschaft, noch keineswegs sein Ende erreicht haben, da auch im benachbarten Böhmen, woher wir bedeutende Quantitäten erhalten, die Preise immer mehr steigen. Es ist daher eine ganz natürliche Erscheinung, daß von Zeit zu Zeit Vorschläge auftauckcn zur Ein führung von Surrogaten, die wir alle mit Freuden begrüßen müssen, wenn sie auch vor der Hand gerade nickt alle viel Glück machen sollten. Zu ihnen gehören auch die seit einiger Zeit auf tauchenden verschiedenen Arten von Zündmitteln, von denen wir hier nur zwei erwähnen wollen, weil sie namentlich in unserer Stadt täglich ausgeboten werden, und erfahrungsmäßlg der größte Theil des Publicums äußerst schwer daran geht, solche Novi täten zu prüfen, in der freilich häufig richtigen Voraussetzung, daß „doch Nichts damit sein wird," Die sogenannten pzismiclos v«su viennes, welche von Jul. Schönert und Andern ausgeboten worden, sind kleine vierseitige Pyramiden, etwa doppelt so groß als Räucherkerzchen, die mit einem Schwefelhölzchen in Brand gesetzt, ziemlich lange und lebhaft brennen und dazu dienen sollen, das leicht brennbare erste Zündmittel, als: Spane, Pa pier, Kien rc., entbehrlich zu machen. Dies leisten sie auch in der That, und wer sie bequemer findet, als jene Mittel, kann sie alle dadurch vollkommen ersetzen. Das Stück kostet 0? Pfennig. — Unter dem Namen „neue sächsische Zünder" wird von Hermann Roch und Andern ein Zündmittel ausgebotcn, dessen Zweck viel weiter geht. Durch diese Zünder soll auch das zum Anzünden vvnStein- und Braunkohlen nöthige, zerkleinerte Holz erspart werden, so daß, wenn sie sich bewähren, sürStein- und Braunkohlenfeuerung gar kein Holz mehr nöthig sein würde. Dies würde aber ein so ernster Vortheil sein, daß wir die Sache etwas näher be trachten wollen. Schreiber dieses hatte auch längere Zeit sich nicht direct um die Sache bekümmert, da er, wie viele andere Leute, auch erst „von andern Leuten" hören wollte, wie es sich damit verhalte. Da man nur einander widersprechende Ansichten hören konnte, so verschütt er endlich selbst zur ge nauem Prüfung. Er erhielt für 36 Pfennige eine ziemlich große chocolatenartige Taft!, welche so ein- getbeilt ist, daß sie sich leicht in 24 dreieckige Stücke zerbrechen läßt. Ein solcher dreieckiger Zünder ist etwa ^4 Zoll dick, hat etwa 3 Zoll Seitenlänge und brennt ungefähr eine Viertelstunde lang mit immer zunehmender Flamme. Zahlreiche Versuche, die Einsender theils selbst anstellte, thcils in be freundeter Familie anstellen ließ, ergaben Folgendes. Braunkohlen und Torf sind durch einen solchen Zünder sehr leicht in Brand zu setzen, ohne düß