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10 Dingen seltene Muschelformcn, Seesterne, Herings- laich, auch einen Ochscnfrbsch, eine Anzahl Kolib ris rc. Aus dein Mineralreiche erwähnen wir cali- fornisches Gold in natürlichem und ausgewaschenem Zustande, Platina, Meteorsteine, Gallenblasen und Magensteine; der Jnsectenfreund findet eine hübsche Sammlung von Kasern und Schmetterlingen, fer ner mehrere Seefische, Mumien, in Spiritus ge setzte Thiere, Jndianerscalpe, ein wasserdichtes Hemd aus Wallflschdärmen, wie dergleichen die Eskimos rragen, und andere Gegenstände, namentlich ame rikanischen Ursprungs. Für die Kinderwelt unter bauend dürften die hübschen Aeffchen und Waschbäre sein, wie auch einen eignen Anblick eine Anzahl weißer, amerikanischer Ratten gewahren, von denen mehrere gemüthlich und kirre in der Stube umher laufen. Die Gegenstände hat Herr Otto zum gro ßen Theil von seinem Aufenthalte in Amerika und Egypten mitgebracht. — Die Leipziger Neujal>rsmesse ist auch diesmal für die sächsischen Kleiderstoffe nur sehr unbedeutend, und kann das auch nicht anders kom men, weil die größeren Fabrikanten meist ihre Waaren durch Reisende und Agenten verkaufen lassen und somit die Messen für den Engros-Handel in diesen Artikeln mehr und mehr an Wichtigkeit einbüßen.. Die augenblickliche Lage unserer sächsi schen Industrie ist im Allgemeinen keine brillante, doch auch eben keine schlimme. Durch die beschränk ten Credite ist auch die Fabrikation hier und da beschrankt worden, der Massenproduction ist mithin vorgebeugt und bei etwas mehr EonsolidiniNg der beklagenswertken politischen Verhältnisse Europa'ä steht ein gutes Geschäft in Aussicht. Ruhe ist die erste Bürgerpflicht.' Mochten doch einige Groß^ machte bedenken, daß cs auch Pflicht der Fürsten ist, den Völkern die Ruhe zu belassen. — Mit dem 1. Januar ist in Dresden die Auf hebung der Taxe für Weißbrodwaaren erfolgt und an deren Stelle die Selbstbestimmung des Gewichts Seiten der Backer getreten, welche gleich der Preis bestimmung derSchwarzbrodwaarcn nun allwöchent lich vom Stadtratbe veröffentlicht wird. — Das Finanzministerium findet für angemessen, das Publicum wiederholt darauf aufmerksam zu machen, daß sämmtliche zu seinem Ressort gehörigen Specialkassen ermächtigt sind, soweit deren dies- fallige Kassenbestände es gestatten, Scheidemünzen gegen kastenmäßige Eoueantsorten auf Verlange« an dritte Personen abzulasten. Dagegen hat das selbe beschlossen, die unmittelbare tauschweise Ver abfolgung von Kupfermünzen aus der Finanz- Hauptkasse, nachdem in Folge der Bekanntmachung vom 3. v. M. bereits eine namhafte Summe sol cher Münzen in den Verkehr gebracht worden, und der noch vorhandene Vorrath für daS eigene Wctürfniß der Finanz-Hauptkasse versügtar zu halten ist, von jetzt ab bis auf Weiteres wieder einstellen zu lassen. — In der Uniformirung des 3. Reiterregiments (dessen Stab in Borna steht) ist mit dem neuen Jahre insofern eine Veränderung eingetreten, als die Mannschaft desselben statt der bisherigen orange farbigen Kragen und Aufschläge deren von schwar zer Farbe erhalten hat. — Von den Loosen der Nationallotterie sind bis jetzt bereits 119,000 Stück abgesctzt und noch ist der Begehr so zunehmend, daß an einen Abschluß nicht gedacht werden kann. — Tharaud, 4. Januar. Heute Nachmittag wurde unser allverehrter Gerichtsamtmann Hofrath Richter, der am Morgen des 1. Januar d. I. — l>6 Jahr alt — verschieden war, feierlich zur Erde bestattet. Die außergewöhnliche Liebe und Verehrung, die ihm in reichster Maße seine Gen'chtsuntcrthanen, die zu ihm in amtlichen Be ziehungen stehenden Behörden und seine zahlreichen Freunde geweiht haben, trat in sichtlicher und rüh render Weise zu Tage. Die Bewohner Lharands 1 und der umliegenden Dorfschaften waren in großer Anzahl herbeigcströmt, um noch einmal ihren „P apa Richter" zu sehen, welcher fast 43 Jahre lang in unausgesetzter Thätigkcit mit aufopfernder Hinge bung, mit strenger Gerechtigkeit und doch auch hilfreicher und nie rastender Milde, verbunden mit einer bewundernswerthen Kennlniß der Verhältnisse und Bedürfnisse feines Bezirks- und der einzelnen Bewohner, sein Amt verwaltet halte und ihnen nickt nur Beamter, sondern auch im schönsten Sinne stets ein treuer Freund und Bcrather, an den sich Jeder mit vollem Vertrauen wandte und von dem Keiner unbefriedigt schied, gewesen war. Die Be hörden und Bürger der Stadt, sowie die Mitglieder der Forstakadtmie und die Geistlichkeit der Stadt und der benachbarten Dorsschaften, eine große An zahl höherer Staatsbeamten aus Dresden, Freiberg, Leipzig, Zschopau rc. (die zum Theil in dem Amte Lbarand iore juristische Carriöre begonnen), die Bergknappschaften mit ihren Musikchören, viele Freunde und Verehrer des Verewigten aus allen Kreisen gäben ihm das Geleit zu seiner letzten Ruhe stätte. Die großen Verdienste, welche Richter sich in der Verwaltung seines Amtes um die dasige Rechtspflege und alle Angelegenheiten der dahin get örigen Ortschaften erworben hat, sind auch von unserm allverehrten Könige durch Verleihung des Ritterkreuzes des Verdienstordens und später des Hofrathstitels anerkannt worden. Die Erinnerung an ihn ui ' seine Thätigkcit und sein ganzes Wesen als Beamttc und Mensch wird in den Kreisen seiner Gerichtsbefoklenen, der hiesigen Behörden und seiner Freunde und Verehrer unvergänglich sein. (Dr. I.) Das „Dr. I." sagt: Wie sah es im Decem- bcr 1759, also vor hundert Jahren, in Dresden aus? Gegen heute traurig genug! Jedes Haus hatte 20, 30 bis 50 Mann österr. Einquartierung, daneben lag eine preußische Armee im Lande, der König von Preußen hatte 8 Millionen Contribution in Form der Steuern ausgeschrieben, denn er be trug sich ganz als Herrscher in Sachsen, die Pir naische und Wilsdruffer Vorstadt waren niederge- brannt und die Lheuerung war fürchterlich. Die Kanne Butter kostete 16 bis 20 Groschen, selbst