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Schiffahrtsstraße ist nur in einer Entfernung von höchstens 20 m von den Schwimmanstalten ab gestattet. 4. Das Betreten des Ufers und Hinlaufen an demselben nach Ablegen der Kleider ist nicht gestattet. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Anordnungen werden mit Geldstrafe bis zu 60 Maik oder entsprechender Haft geahndet. Die Ortspolizeibehörden der an der Elbe gelegenen Ortschaften des hiesigen Elbstromamtsbezirkes haben nicht nur die Befolgung obiger Anordnungen durch die mit der Aufsichtsführung beauftragten Personen überwachen zu lassen, sondern auch an den ihrer Aufsicht unterstehenden Elbbadeplätzen diese Anordnungen mittelst Tafelanschlages (Plakat) noch besonders bekannt zu machen. Etwaige Anträge von Gemeinden oder Privaten auf Absteckung von Badeplätzen sind bei der Königlichen Straßen- und Wasser-Bauinspektion Meißen I zu stellen. Meißen, am 21. Mai 1904. Königliche Amtshauptmannschaft als Elbstromamt. 1796. Lossow. Bekanntmachung. Donnerstag, den 26. Mai d. I., nachmittags 5 Uhr, öffentl. Stadtgemeinderatssitzung. Tagesordnung: Einziger Gegenstand, Bebauungsplan mit anschließender Lokalbesichtigung. Wilsdruff, den 25. Mai 1904. Der Bürgermeister. Kahlenberger. Entrichtung der städtischen Einkommensteuer betreffend. Nach dem die Behändigung der diesjährigen Abgabenzettel erfolgt ist, wird darauf hingewiesen, daß Beitragspflichtige, welchen ein Stcuerzettel nicht zugcgangen ist, sich wegen Mitteilung des Einschätzungsergebnisses bei der hiesigen Stadtsteuereinnahme zu melden haben. Ferner haben alle diejenigen Personen, welche im Laufe des Steuerjahres beitragspflichtig Werder», dies binnen drei Wochen, vom Eintritt des die BeitragspfliÄt begründenden Verhältnisses an gerechnet, bei dem unterzeichneten Stadtrat anzuzeigen. Wilsdruff, am 25. Mai 1904. Der Stadtrat. — Kahlenberqer, B. MMchiWilg, AlUlickchr StlMchlMl. Kl^sches Gasthof in Naundorf. Montag, den 6. Juni 1904, Vorm. V2I« Uhr: 67 h. u 1756 w. Stämme, 29 h. u 1038 w. Klötzer, 9 rm w Nutzscheite, 132,5 rm w. Nutzknüppel, 23 rm h. u 198,5 rm w. Brenn scheite, 3 rm h. u 145,5 rm n>. B ennknüppel, 10,5 rm h. u 24,5 rm w. Zacken, 17,5 rm h. u 100,5 rm w. Aeste: Schläge in Abt 5. 8. 27. 42. 50, Durchforstungs- u. Einzelhölzer in Abt 1. 4. 5. 7. 10. 11. 12. 15. 19. 21. 22. 30 Vis 34, 36 u. 48. Kgl. Forstrevierverwaltung Naundorf u. Kgl. Forstrentamt Tharandt, Leuthold. am 20. Mai 1904. Morgenstern. Aeber das verlustreiche Gefecht gegen die Hererss, das unsere Truppen am 3. April bei Okaharui zu bestehen hatten, berichtet Hauptmann Fischel folgende hochinteressante Einzelheiten an Major v. Barsewisch: Etwa 8 Uhr 30 Minuten vormittags fielen die ersten Schüsse bei der Nachspitze. Kaum 50 Meter von der Ko lonie entfernt, stießen beide Halbzüge auf stark über legene Hererohanfen, sodaß die Halbzüge gezwungen waren, sofort das Feuer aufzunehmen; feindliche Rciter- trupps griffen immer weiter um die Flügel der seitlichen Abteilungen herum und befeuerten letztere auch von seit wärts rückwärts. Nach Meldung des Leutnants der Re serve Nörr, der die Nachspitze führte, daß er sich infolge starker Ueberlegenheit des Gegners und der starken Ver luste mit dem zweiten Zuge nicht mehr behaupten könne, ging der Kompagnieführer mit dem größeren Teil des noch geschlossenen ersten Zuges mit aufgepflanztem Seitengewehr vor mit der Absicht, dem zweiten Zuge durch einen Bajonett- anariffLuft zu machen. Ein Bajonettangriff war in dessen durch die Dichtigkeit des Dornbusches unmöglich: in der Höhe des zweiten Zuges wurde daher Halt gemacht und das Feuergefecht der Kompagnie von neuem ausge nommen. Um nach Möglichkeit die gegnerische Feuerüber legenheit abzuschwächen, mußten alle Offiziere und Unteroffiziere sich am Feuer beteiligen: durch ein ruhiges wohlgezieltes Feuer auf eine Entfernung von 50 bis 70 Meter gelang es auch der Kompagnie — allerdings unter schweren Verlusten — stcb zu behaupten. Nach etwa einstündigem, heftigem Feuergefecht nach Front und Flanken, kam vom Detachementsführer der Befehl, die 1. Kompagnie solle auf die ihr entgegengesandte Kompagnie Brockdorff zurückgehen. Die Kompagnie zog sich dann unter dem Schutze des Feuers der liegenbleibenden Schützen langsam zurück und trat nach ihrer Vereinigung mit der Kompagnie Brockdorff unter den Befehl des Detachementsführers. Stärke des Gegners, mit dem die 1. Kompagnie allein im Feuer gelegen: 300 bis 350 Mann, zum Teil beritten. Stärke der 1. Kompagnie: 81 Gewehre. Als die Kompagnie in der Höhe, wo die Kompagnie Brockdorff lag, ankam, wurde Front gemacht und das Feuer auf den nachfolgenden Gegner von neuem ausgenommen. Es wurde aber nur wenig mehr gefeuert; das Hauptgefecht war zu Ende. Glücklicherweise befand sich hier in dem sonst überall dickten Dornbusch eine Blöße. Nachdem die Artillerie auf Befehl des Detachementsführers eine zeitlang gewirkt, gingen beide Kompagnien mit aufgepflanztem Seitengewehr zum Sturm vor. Der Gegner nahm aber den Sturm nicht an und ging zurück. Die Verfolgung wurde etwa 7 Kilometer am Wege entlang fortgesetzt. Danach ging das Detachement mit den aufgefundenen Toten, die von den Herero alle vollständig nackt ausgezogen und der Kleider und Waffen beraubt waren, auf die Höhe zurück und bezog hier Biwak für die nächste Nacht. Leutnant der Reserve Nörr wurde mit durch schnittener Kehle aufgefunden; einigen Leichen war der Schädel mit dem Kiri eingeschlagen. Die Herero machen nämlich keine Gefangenen, sondern sie lassen den Schützen einige Leute mit Kiris (Keulen) folgen, um den Verwundeten und Ge- fangenen den Schädel einzuschlagen. Es war für die Kompagnie verhängnisvoll, daß das Detachement imMo- ment des Angriffs weit auseinandergezogen war; die Haupt verluste sind bei dem an sich ja immer sehr schwierigen Rückzugsgefecht nach der Kompagnie Brockdorff hin ein getreten. Die Verluste betrugen: 1. Kompagnie: Tot: 10ffizier, 3 Unteroffiziere, 19 Mann; vermißt, wahrscheinlich tot: 5 Mann; verwundet: 1 Offizier (Hildebrandt), 2 Unteroffi ziere, 6 Mann. Von den Vermißten sind zwei Leichen gefunden, die nach der Stelle, wo sie lagen, zweifellos zur 1. Kompagnie gehörten, aber nicht wiedererkannt werden konnten. Kompagnie Lieber: Tot: 2 Mann; verwundet: 2 Mann. Kompagnie Brockdorff: Tot: 2 Mann; ver wundet: 1 Mann. Die 1. Kompagnie verfügt jetzt noch, wenn alles eintritt, über: 5 Unteroffiziere, 1 Spielmann, 48 Mann. Vom Gegner wurden im ganzen 42Tote aufgefunden, es ist aber aus den zahlreichen Blut lachen zu schließen, daß die Verluste weit größer waren; durch die Verhältnisse, d. h. durch den befohlenen Rückzug aus die Kompagnie Brockdorff war es ihm mög- lich, seine Toten und Verwundeten fortzuschaffen. Die Herero hatten bereits die Kompagnie umfaßt, ehe sie das Feuer begannen, ohne daß wir die Umfassung im dichten Busch bemerken konnten. Die Mannschaften in der Kom pagnie haben in der schwierigen Lage, in der sie sich be fanden, vollauf ihre Schuldigkeit getan. Unteroffizier Fritsche war bei Leutnant Hildebrandt und verließ die Schützenlinie nicht, obwohl er einen schweren Schuß im linken Arm hatte, erfeuerte vielmehr mit dem rechten Arm weiter, indem er sein Gewehr auf einen Buschast legte; erst auf ausdrücklichen Befehl von Leutnant Hildebrandt und mir ging er zurück. In ähnlicher Weise tat sich Unteroffizier Lungwitz (Sachse) hervor: er erhielt einen Schuß in den linken Fuß, trotzdem hielt er als Führer des linken Seltenschutzes tapfer bis zu Ende aus, ebenso wie Leutnant Hildebrandt und Unteroffizier Fritsche den Leuten ein vorzügliches Beispiel von Tapferkeit gebend. Für mich war es keine leichte Aufgabe, die Leitung der Kompagnie, die in dem gänzlich unübersichtlichen Gelände zerstreut war, in der Hand zu behalten. * * * Von einem tragischen Vorkommnis berichtet man dem Berl.-Lok.-Anz. aus Windhuk: Der bei Owikokorero zwei mal verwundete Marine-Oberleutnant Herrmann hat das hiesige Lazarett verlassen, um sich noch einige Tage im Erholungsheim bei Karibib zu kräftigen und dann die Heimreise nach Deutschland anzutreten. Während der Bahnfahrt bestieg der italienische Arbeiter Antonia den Wagen, den Herrmann mit noch einigen Genesenden be nutzte. Plötzlich gab der irrsinnig gewordene Antonia ohne jede Veranlassung mehrere Revolverschüsse auf die übrigen Insassen ab, sprang dann während der Fahrt aus dem Wagen und verschwand im Busch. Der Oberleutnant hat eine leichte Verwundung am rechten Unterschenkel er halten, der Seesoldat Kiseling einen Schuß in den Rücken, ein eingeborener Bremser eine Kugel in den Kopf. Das Befinden der Verletzten, die in das Lazerett von Karibib gebracht wurden, ist gut. Oslitisehe Rundschau. Wilsdruff, 25. Mai 1904. Deutsches Reich. lieber die Ursache des Todes des Herzogs Paul Friedrich zu Mecklenburg-Schwerin, der ganz plötzlich in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend in der von ihm bewohnten Villa in der Bartelsallee in Kiel gestorben ist, verlautet bisher an amtlicher Stelle nichts. Nach Zeitungsmeldungen soll Herzlähmung in- folge eines Falles den Tod veranlaßt haben. Bet dem Tode des Herzogs war ein Generalarzt der Marine in der Villa anwesend. Auffallend war es auch, daß sich sofort ein Oberkriegsgerichtsrat nach dem Sterbehause be gab. Näheres war indessen bisher über den Tod nicht zu erfahren. Der Verstorbene war der älteste Sohn des Herzogs Paul Friedrich sen. zu Mecklenburg-Schwerin, des Oheims des regierenden Großherzogs. Paul Friedrich Vater trat bald nach seiner Verheiratung mit der Prin zessin Marie zu Windisch-Graetz zur katholischen Kirche über und mußte deshalb für seine Familie auf die Thron folge verzichten, obwohl er heute im Falle eines Todes des jugendlichen Grotzherzogs, dessen Hochzeit ja Anfang Juni bevorsteht, der nächste zur Thronfolge Berufene ge wesen wäre. Großherzogin und Großfürst. Das „Berl. Tagebl." schreibt: „Sie konnten zusammen nicht kommen" die geschiedene Großherzogin von Hessen und der junge Großfürst Kyrill von Rußland. Der Prinz war zwar der ständige Begleiter der schönen Fürstin auf schnellen Autofahrten im Koburger Lande, allwohin sich die Großherzogin zurückzog, wenn sie nicht in Nizza weilte, aber so oft das Gerücht von einer ehe lichen Verbindung zwischen den beiden auftauchte, wurde es dementiert. Jetzt trägt uns aber ein freundlicher Wind folgende Nachricht zu: Die geschiedene Großherzogin von Hessen heiratet nun doch den Großfürsten Kyrill von Ruß land. Der Zar, der bisher seine Einwilligung versagte, hat endlich nachgegeben. Der Grund der Willensänderung liegt in dem heldenhaften Benehmen des Großfürsten vor Port Arthur, wo er sich vor dem Untergange des „Petro- pawlowsk" mit Mühe rettete. Zwischen Koburg und Darm stadt schwebten längere Zeit Verhandlungen, da der Groß herzog von Hessen, falls sich seine geschiedene Gemahlin wieder verheiratet, keine Apanage mehr zahlen wollte. Die Großherzogin hat aber den Erfolg dieser Verhandlungen nicht erst abgewartet, sie hat vielmehr, wie dem obenge nannten Blatte aus Koburg gemeldet wird, auf die Apanage verzichtet. — (Die geschiedene Gemahlin des Großherzogs von Hessen ist am 25. November 1876 geboren, die Ver ehelichung fand 1894, die Scheidung 1901 statt. Ihr einziges Kind, die im Jahre 1895 geborene Prinzessin Elisabeth starb im Februar d. I. nach kaum 24stündigem Kranksein in Rußland, während eines Besuches beim Zaren paare, zu dem sie der Großüerzog mitgenommen hatte. Großfürst Kyrill von Rußland, der Cousin des Zaren, ist am 30. September 1876 geboren.) Der Nachfolger des Reichskanzlers ist bereits ernannt: ein Provinzialblatt im dunklen Hinter pommern will erfahren haben, daß der Kriegsminister v. Einem der glückliche sein wird, und in Hinterpommern muß man es wohl wissen. Herr v. Einem mag dann gleich seinem Zitat aus Wallenstein „Komm herab, der Tag bricht an und Mars regiert die Stunde" die folgenden Worte Wallensteins hinzufügen, die dieser an Seni richtet. Sie lauten: „Es ist nicht gut mehr operieren." Ein Vater und Held. Am Donnerstag ist in Heidelberg die Leiche Paul Czernys, des Sohnes des berühmten Chirurgen, durch Feuer bestattet worden, und schon Freitag erschien Geheim rat Vinzenz Czerny wieder in seiner Klinik, um, wie ge- wöhnlich, seinen Operationskursus abzuhalten. Dabei spielte sich nach der „Franks. Ztg." eine ergreifende Szene ab, zu deren Erklärung vorauszuschicken wäre, daß Paul Czerny, ein begabter, vielversprechender junger Gelehrter, in Straß burg an Netzhautablösung erkrankt und aus Furcht, zu erblinden, freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Als nun der schwergeprüfte Vater, der sichtlich nach Fassung rang, seinen Hörern, unter denen eine Beileidsliste gekreist hatte, gegenübertrat, sprach er ungefähr folgende Worte: „Ich danke Ihnen, meine Herren, für den Beweis von Teilnahme, den ich von Ihnen erhalten habe. Ein furcht barer Schlag hat mich getroffen, den ich nur schwer über winden werde. Aber das muß ich sagen: eine mutige Tat war's doch! Ich werde versuchen, aus dem traurigen Be gebnis zu lernen. Gelingt es mir, dann will ich es Ihnen mitteilen. Nun aber gilt es, sich nicht dem Schmerz hin zugeben, sondern zu arbeiten. Gehen wir ans Werkt Hier liegt, meine Herren, ein armer Mensch, der . . ." u. s. w. In tiefer Bewegung folgten die Hörer den Worten des verehrten Lehrers. Der Prozeß der Grafen Hoensbroech gegen den Kaplan Dasbach, in dem es sich um gerichts notorische Festlegung der Tatsache handelt, daß der Grund satz „der Zweck heiligt die Mittel" tatsächlich in jesMschen Schriften inhaltlich vorkommt und jesuitischer Moral zu Grunde liegt, soll am 31. Mai in Trier zur Verhandlung kommen. Das Material des Grafen Hoensbroech ist soeben in einer dritten stark vermehrten Auflage seiner Schrift: „Der Zweck heiligt die Mittel" mustergültig und erschöpfend dargestellt worden, so daß es dem Gericht in Trier wohl schwer werden dürfte, sich der Beweiskraft dieser Zusammen stellungen zu entziehen. Die Gründung eines Trappistenklosters mit Mustergut und landwirtschaftlicher Schule in Bayern ist vom Landwirtschaftsrat abgelehnt worden. Ausland. Ein neuer Skandal in einer tschechischen Kaffe. Nach der von einer Untersuchungskommission durchge führten Revision in der Prager tschechischen „Vorschußkaffe der Privatbeamten für Böhmen" beträgt, wie berichtet wird, der Fehlbetrag 61000 Kronen. Mehrere Ver haftungen stehen bevor. Eine Bauernrevolte. In Jrtg (Komitat Szerem) brachen wegen Aufteilung der Gemeindeäcker Tumulte aus, wobei der Großgrund besitzer Damjanowitsch überfallen und halb tot geprügelt wurde. Am 19. d. Mts. wiederholten sich die tumultua- rischen Auftritte. Die empörten Bauern gingen gegen das Gerichtsgebäude vor, überschütteten es mit einem Hagel von Steinen und griffen die anrückende Gendarmerie an, die eine Salve abgab, wobei zwei Personen getötet und drei leicht verletzt wurden. Aus Peterwardcin ist tele graphisch Militär requiriert worden. Verurteilte Anarchisten. Das Schwurgericht in Lüttich verurteilte zwei der Urheber der dort verübten anarchistischen Anschläge zum Tode, ein dritter wurde zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurteilt. Eine seltsame Prophezeiung. Wird sich der Zar persönlich nach dem Kriegsschau plätze begeben? Dies ist, wie der „Gaulois" schreibt, die Frage, die die Russen gegenwärtig in Aufregung ver setzt. Man erinnert dabei an eine merkwürdige Weissagung