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MMM s« Tharandt, Walsen, Sieöenlehn und die Amgegenden No. 48 63. Jahr« Sonnabend, den 23. April 1964 Bekanntmachung, de« Ausstand der Holzarbeiter betr. Nach hier eingelangter Anzeige werden die von auswärts kommenden arbeits willigen Holzarbeiter sowohl, wie auch die bei ihnen sich befindenden Begleiter auf ihrem Wege nach der Stadt von den streikenden Tischlern in jeder nur denkbaren Weise be lästigt und verhöhnt, man versucht sogar durch allerhand Unfug die Ruhe der Stadt zu stören. Einem derartigen Gebühren wird von jetzt ab ganz energisch entgegengetreten werden und haben Zuwiderhandelnde strengste Bestrafung zu gewärtigen. Wilsdruff, den 22. April 1904. Der Bürgermeister. Kahlenberger. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezöge« 1Mk.b4 Pf., Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens mittags 12 Uhr angenommen. — JssertionspreiS 15 Pfg. pro viergespalteue KorpuSzeile. Druck und Verlag von Martin Berger 8- Friedrich in Wilsdruff. — Verantwortlich für Oertliches und den Inseratenteil: Martin Berger, für Politik und die übrigen Rubriken: Hugo Friedrich. Vom 1. Mai1904 an erhält die Verkehrsstelle Niederhermsdorf die Stations, bezeichnung: „Wurgwitz- Niederhermsdorf". Kgl. Geu.-Dir. d. Sächs. Staatseisenbahueu. Amtsblatt für die Agl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Milsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burk^ardtswaldc, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, KefselSdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzsches, Minzia, Neukirchen, Neutanneberg, Mederwartha, OberhermSdoc^ Pohrsdorf, RöhrSdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mü Perne, SachSdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, —Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, WeiStropp, Wildberg. . dieses Jahres Vorzvnehinende Arbeiterzahlung werden den Ortsbehorden rechtzeitig die Formulare zur Verteilung an die auf denselben be zeichneten Gewerbeunternehmer von hier aus zugehen. Letztere haben diese Formulare am 2. Mai d. Js. ordnungsmäßig auszu- füllen, mit ihren vollen Namen zu unterschreiben und hierauf ungesäumt an die Orts- b: Hörde zurückzugeben. Hierbei wird darauf hingewiesen, daß Anlagen auf welche die Gewerbeordnung keine Anwendung findet und die nicht unter Ziffer 1 b/m.4 des Formulars fallen (z. B. landwirtschaftliche Nebenbetriebe, wie Branntweinbrennereien) auch wenn bei ihnen durch elementare Kraft bewegte Triebwerke zur Verwendung kommen, bei der Zählung nicht zu berücksichtigen sind. Die Besitzer von Baugeschäften werden darauf aufmerksam gemacht, daß nur diejenigen Arbeiter zu zählen sind, welche am 2. Mai auf dem Bauhofe (Zimmer platz) beschäftigt find, während die autzerhalb desselben bei Bauten Ar beitenden unberücksichtigt zu bleiben haben. Von den Ortsbehörden sind die ausgefülltcn Zählbogen unerinnert längstens bis zum 10. Mai dieses Jahres hierher einzureichen. Königliche Amtshauptmannschaft Meißen, am 15 April 1904 459^.Lossow. tz. Politische Rundschau. Wilsdruff, 22. April 1904. Deutsches Reich. Mit den Offiziersdamen, die ihren Männern noch Ostasien nachgefahren sind, beschäftigte sich gestern der Reichstag. Der preußische Kriegsminister erklärte: Der Abg. Südekum hat sich be- schwert, daß die Offiziersdamen nach Ostasten nachgefahren sind. Ich möchte daran erinnern, daß auch bei Okkupations armeen anderer Nationen sich Offiziersdamen befinden. Im ganzen sind nur vier Offiziersdamen und fünf Frauen von Beamten nachgesahren. Daß sie einen Stoff zur Agitation abgeben konnten, verstehe ich nicht. Abg. Dr. Südekum antwortete: Wer von den Offizieren und Be amten sich nicht von seiner Familie trennen kann, braucht sich nicht nach Ostasien zu melden. Die Schlacht von Roßbach ist eine wenig angenehme Erinnerung an eine Zeit, wo man auf den Troß das Hauptgewicht legte. — Abg. v. Karvorff: Ich bewundere tue Geschichtskenntnis des Herrn Dr. Südekum. Damenpersonal war zur Zeit der Schlacht bei Roßbach genug beim französischen Heere, aber ich glaube nicht, daß man dies Personal zur Familie rechnen darf. (Stürmische Heiterkeit.) Gegen die „Kurpfuscher" richtet sich eine scharfe Verordnung des Hamburgischen Senats über die Ausübung der Heilkunde durch nicht approbierte Personen. Es wird darin die Anmeldepflicht mim Medizinalamtc unter Angabe des Namens, Alters, ^^urtsortes, der Wohnung, des früheren Wohnortes, der Ausbildung, der bisherigen Art und Weise der Behandlung Tamn E Wohnungsveränderungen sind binnen L Äe und Ladungen des Medi inalamtes dn M-djM-I-O-dnmg gq« '"""E Nom H<r-ro.-«u,sta»». Ein neuer Verstärkungstransport für die Schutz truppe in Südwestafrcka von 20 Offizieren, 18 Unteroffi. zieren und 114 Gefreiten beziehungsweise Reitern wird am 29. April in Berlin zusammengestellt und geht nach- mittags nach Hamburg, wo «m 30. April k,e Ausreife nach Swakopmund erfolgt. — Ueber das Schicksal der Kolonne Glasenapp waren allerhand beunruhigende Gerüchte verbreitet worden. Die Kompagnie Fischel sollte 60 Mann verloren haben. Nach Briefe» von Kieler See- soldaten die vom 12. März datiert sind, hatten die Leute sehr unter dem Tropenklima zu leiden. Bei starken Nieder- schlagen stieg das Thermometer bis gegen 60 Grad Celsius. Geklagt wird über hohe Bierpreise und über eine gewisse EmfMnigkcst der Verpflegung. Sie besteht in der Regel aus Reis, Ochsenflelsch und Kokosnüssen. Nunmehr ge- wahrt eine amtliche Meldung, von der Mitteilung neuer Verluste abgesehen, doch eine gewisse Beruhigung. Aus Windhuk wurden am Donnerstag noch folgende nachträg liche Todesfälle der Kolonne Glasenapp aus Onjatu ge- meldet: Von der 4. Kompagnie des Seebataillons Einjährig- Gefreiter Johannes Schmidt am 10. April infolge der bei Okaharui erlittenen Verwundung, Unteroffizier Maz Kießig am 11. April am Typhus, Seesoldat Franz Dietrich am 14. April an Herzschwäche; von der 1. Kompagnie des 2. Seebataillons: Seesoldat Gustav Selke am 11. April infolge der bei Okaharui erlittenen Verwundung; vom Ersatztransport Winckler Reiter Alois Wolff am 15. April an Herzschwäche. Aus dieser Nachricht geht hervor, daß die Kolonne Glasenapp am 15. April nach in Onjatu stand und inzwischen weitere Gefechte nicht stattgefunden haben. Ferner wird gemeldet, daß am 20. April ein Transport von 42 Kranken der Kolonne Glasenapp unter Führung des Hauptmanns a. D. Fromm in Windhuk ein- getroffen ist. Ueber die Greueltaten der Hereros berichtet ein Soldat aus Blasewitz in einem an die Heimat gerichteten Briefe: Vor zwei Tagen kamen hier in Wind huk zwei Frauen an, jung verheiratet. Der einen war unterwegs der Mann erschossen. Sie konnte flüchten und kam nach sieben Tagen hier an. Unterwegs hatte sie nur von Gras gelebt. Der anderen Frau war Mann und Kind erschlagen worden, sie selbst haben die Hereros mißhandelt und dann laufen lassen, nachdem ihr sämtliche Kleider bis aufs Hemd abgenommen waren. Diese Frau kam hier mit blutigem, aufgelösten Haar und bar- fuß nach zweitägiger Flucht durch die Berge an. Anderen Farmern ist es nicht besser gegangen. Meistens sind sie nachts von 200 bis 300 Mann überfallen, er- schlagen oder an den Beinen aufgehängt worden. Vielen haben die Eingeborenen auch Ohren, Nase, Hände und Füße abgeschnitten. Sie haben fürchterlich gemordet. Daß unter diesen Umständen die meisten Sol daten fürchterlich Rache nehmen, ist recht und billig. Auf einer früher blühenden Farm, die nebenbei noch Kaufladen hatte, stiegen wir im Vorbeireiten ab und besahen uns das Trümmerfeld. Alles war zerschlagen, nichts mehr ganz, die Möbel verbrannt, die eisernen Bettstellen zum Fenster herausgestürzt. Auf der Veranda lagen die Leichen von zwei erschlagenen Eingeborenen. Wir haben jetzt mehrere schwere Gefechte gehabt . . . Ehrenfägen! sav? neue eigenartige Auszeichnung hat die kömgllch preußische Oberforstverwaltung den Forstarbeitern Brandt aus Negaß und Herzogberg aus Moysall(Pommern) zu teil werden lassen. In Anerkennung einer langjährigen treuen Arbeitszeit wurden ihnen nämlich — Ehren sägen aus Silber gefertigt und mit entsprechender Widmung versehen, zum Geschenk gemacht — Hm! Ein französischer General über das deutsche Militär. Der französische General Sounois, der kürzlich in Straßburg dem Leichenbegängnis des ehemaligen fran zösischen General La Veuve beiwohnte, teilt dem „Gaulois" den Eindruck mit, den dort das deutsche Militär auf ihn gemacht hat. „In den Straßen, im Tramway, so schreibt er u.a., konnte ich eine Anzahl Unteroffiziere und Soldaten beobachten, mit denen verglichen die unsrigen, wohlverstanden unsere Unteroffiziere, die kapituliert haben, das Aussehen von Zerlumpten haben, mit ihren häßliche Falten werfenden Röcken, ihren zerdrückten Käppis und ihrer lässigen Haltung. Es ist offensichtlich, daß das deutsche Militär das Gefühl seiner Würde und der Ächtung hat, die man seiner Uniform zollt; es ist nicht zweifelhaft für mich, daß man darin zum Teil eine Charaktereigenschaft der Raffe, vorzugsweise aber das Ergebnis einer strammen militärischen Erziehung und der Sorge für Ordnungsmäßigkeit und Eleganz der Uniform zu sehen hat. Sicherlich, das theatralische Auf- treten, über das man bei uns sich lustig macht, behält bei den Deutschen seine hohe philosophische und moralische Bedeutung. Es ist wahr, daß sie eS verstehen, eine Armee von Soldaten zu haben und nicht eine Armee von Bürgern, von Wählern. In noch viel höherm Grade konnte ich solche Erwägungen anstellen bei der Betrachtung zahlreicher Stabsoffiziere. Es scheint, daß der Deutsche seine Uniform als Offenbarungs-Abzeichen einer höheren Macht trägt, während bet uns die Leichtigkeit des Geistes und das demokratische Sichgehenlassen überall und immer zum Durch bruch kommt." Ausland. Erzherzogin Maria Josepha in Lebensgefahr. Die Erzherzogin Maria Josepha, Gemahlin des Erz herzogs Otto und Tochter König Georgs von Sachsen, die gegenwärtig in Abbazia weilt, schwebte dieser Tage in großer Lebensgefahr. Sie hatte mit Gefolge auf der Jacht „Dalmata" einen Ausflug unternommen und die Jacht fuhr so unglücklich auf ein Felsenriff auf, daß sie ein Leck bekam und zu sinken begann. Glücklicherweise fuhr gerade die „Pannonia" der ungarisch-kroatischen Dampfschiff. Gesellschaft an der Stelle vorbei und hörte die Hilferufe von der „Dalmata"; sie rettete die gefährdeten Insassen und brachte sie nach Fiume. König Oscar von Schweden, der von Abbazia aus einen Ausflug nach Fiume gemacht hatte und bei der Landung anwesend war, beglück- wünschte die Erzherzogin zu ihrer Rettung. Zu dem Prozetz im belgischen Königshause wird aus Brüssel telegraphiert: Die Zivilkammer ver kündete das Urteil in dem Prozeß, den die Gläubiger der Prinzessin Luise sowie die Prinzessin Stephanie (Gräfin Lonyay) auf Nichtigkeitserklärung des Testaments des Königs angestrengt haben. Das Gericht weist die Par teien kostenpflichtig ab und stellt fest, daß der Heiratsakt von 1853 ein diplomatischer Vertrag und der Nachlaß der Königin auf Grundlage der Gütertrennung zu regeln sei. Gräfin Louyay bestohlen. Ein Telegramm aus Brüssel meldet über einen Dieb stahl größeren Umfanges, dem die Gräfin Lonyay zum Opfer fiel, dessen Urheber aber noch rechtzeitig verhaftet wurde, interessante Einzelheiten. Im Augenblick der Äb-