Volltext Seite (XML)
WMtt fik MMß Hharandt, Wollen, Sieöentehn und die Amgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Horstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkyardtswaloe. Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Keffelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei KeffelSdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Svechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildoerg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. - Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf., Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens mittags 12 Uhr angenommen. — JnserÜonspreiS 15 Pfg. pro viergespaltene KorpuSzelle; Druck und Verlag von Martin Berger 8- Friedrich in Wilsdruff. — Verantwortlich für Oertliches und dm Inseratenteil: Martin Berger, für Politil und die übrigen Rubriken: Hugo Friedrich. Ro. 123. s Dienstag, de« 18. Oktober 1M4. «3. Jahrg. wir, Friedrich August, vsn Gottes Gnaden Aonig von wachsen re. re. re tun hiermit kund und zu wissen: Nachdem durch Gottes unerforschlichen Ratschluß des Allerdurchlauchtigsten Königs und Herrn Georg, Königs von Sachsen, Unseres vielgeliebten Herrn Vaters, Königliche Majestät, zum größten Schmerze Seines Hauses wie Seiner gesamten Untertanen aus diesem Leben abgerufen worden ist, haben Wir die Regierung des Königreichs Sachsen vermöge des nach der ver fassungsmäßigen Erbfolge an Uns geschehenen Anfalls der Krone übernommen. Wir versehens uns daher zu Unseren getreuen Ständen, den Königlichen, sowie den sonst in öffent lichen Diensten angestellten geistlichen und weltlichen Beamten und Dienern, auch zu allen Untertanen und Einwohnern Unseres Königreichs, daß sie Uns als dem rechtmäßigen, angestammten Landesherrn die schuldige Dienstpflicht, Treue und Gehorsam so willig als pflicht- mäßig leisten werden. Dagegen versichern Wir sie Unserer, auf Hand- habung von Recht und Gerechtigkeit und Beförderung der Wohlfahrt und des Besten des Landes unausge setzt gerichteten landesväterlichen Fürsorge, werden auch die Verfassung des Landes in allen ihren Bestimmungen während Unserer Regierung beobachten, aufrechthalten und beschützen. Damit der Gang der Staatsgeschäfte nicht unter brochen werde, ist Unser Wille, daß sämtliche Behörden ihre Verrichtungen bis auf Unsere weitere Bestimmung pflichtmäßig fortsetzen. Gegeben zu Pillnitz, den 15. Oktober 1904. Friedrich August. Karl Georg Levin von Metzsch. vr. Kurt Damm Paul von Seydewitz. Or. Konrad Wilhelm Rüger. vr. Viktor Alexander Otto. Max Clemens Lothar Frhr. v. Hausen. An Mein Volk! Wiederum nach kurzer Zeit hat Gott der all- mächtige Herr über Tod und Leben das Vaterland in schwere tiefe Trauer versetzt. Wenn Mich etwas in Meinem unendlichen Kummer über den Verlust Meines heißgeliebten Vaters trösten kann, so ist es die Ueber- zeugung, daß Mein Volk mit Mir fühlt und sich in angestammter Treue und Anhänglichkeit eins mit Mir weiß in diesem Augenblicke schmerzlichster Prüfung. Der edle, bis zum letzten Augenblicke für des Landes Wohl rastlos tätige verewigte Fürst hat während Seiner Regierung viel Schweres durchlebt. Vielleicht wäre ein weniger hochherziger Monarch ver zweifelt. Er hat aber selbst in den schwierigsten Augen- blicken das Vertrauen zum Volke nicht verloren. Diesem großen Beispiele folgend, bringe auch Ich Meinem Volke das vollste Vertrauen entgegen, und es wird Mein stetes Bestreben sein, des Landes und des Volkes Wohl zu fördern und jeden, auch den letzten Meiner Untertanen glücklich und zufrieden zu machen. Pillnitz, den 15. Oktober 1904. Friedrich August. An die Armee. Nach wenig mehr als zwei Jahren steht die Armee von neuem trauernd an dem Sarge ihres verewigten Kriegsherrn, der sie nicht blos den größten Teil des glorreichen Feldzuges von 1870/71 von Sieg zu Sieg geführt, sondern auch im Frieden weit über ein Vlertel- jahrhundert in seiner Eigenschaft als kommandierender General auf einen hervorragenden Stand der Ausbildung gebracht hat. Auch nachdem Er den Thron bestiegen wachte Sein erprobtes Feldherrnauge über die Aus bildung der Truppen, soweit Sein schweres körperliches Leiden dies zulietz. Von Meiner frühesten Jugend an war die Armee Meine ganze Liebe. Wie ich bis jetzt in jedem Dienst- grade nur Freude an ihr erlebt habe, so hoffe Ich auch, daß die Armee unter Mir wie unter Meinen Vor gängern getreu ihrer glorreichen Vergangenheit im Krieg wie im Frieden ihren ehrenvollen Platz im großen deutschen Heere behaupten wird. Pillnitz, den 15. Oktober 1904. Friedrich August. Verordnung, die Landestrauer für Seine Majestät weiland König Georg betreffend. Im Hinblick auf das Ableben Seiner Majestät des Königs Georg werden sämtliche Obrigkeiten, die es angeht, hierdurch angewiesen, innerhalb des Bereichs ihrer amtlichen Wirksamkeit dafür Sorge zu tragen, daß die durch das Gesetz vom 25. April 1904 für den Fall des Ablebens des Königs über die Landestrauer ge troffenen Bestimmungen alsbald in Vollzug gesetzt werden. Hierbei wird bestimmt, daß das in 8 2 des Gesetzes vorgeschriebene Trauerlauten von Sonntag den 16. Oktober bis einschließlich Sonnabend den 29. Oktober 1904 stattfindet und der in 8 5 des ange- zogenen Gesetzes vorgesehene Trauergottesdienst am Sonntag den 23. Oktober 1904 abzuhalten ist. Oeffent- liche Musik sowie öffentliche Lustbarkeiten und Schau spielvorstellungen sind nach § 3 des Gesetzes bis mit Dienstag den 18. Oktober 1904 sowie am Tage der Beisetzung, Mittwoch den 19. Oktober 1904 einzustellen. Dresden, am 15. Oktober 1904. Di- Ministerien -es Innern und des Kultus und öffentlichen Unterrichts. von Metzsch. von Seydewitz. Aonig Georg die letzten Stunden des Königs meldet amtlich das Oberhofmarschall-Amt: Bereits im Laufe des Freitags steigerten sich die Krankheits-Erscheinungen in Beforgnis erregender Weise. Beklemmungen und Kurzatmigkeit nahmen gegen Abend zu und es traten zuweilen vorübergehende Störungen des Bewußtseins ein. Abends 7 Uhr sprach der Kranke den Wunsch aus, daß Erzherzogin Maria Josepha und Prinz Max gerufen werden möchten. Kurz nach 7 Uhr traf die Königin-Witwe Carola in Pillnitz ein. Um 8 Uhr wurde der König mit dem Abendmahl und dem apostolischen Segen versehen. Bei dieser Handlung waren die Königin-Witwe Carola, der Prinz Johann Georg und die Prinzessin Mathilde zugegen. Unmittelbar darauf verschlimmerte sich der Zustand, und die kurz nach 8 Uhr von den Leibärzten konstatierte Herzschwäche veranlaßte dieselben, die An gehörigen des Königs, die Damen und Herren des Dienstes, sowie Geistlichkeit an das Lager rufen zu lassen. Der Geistliche sprach das Sterbegebet. An der rechten Seite des Bettes standen die Königin-Witwe, der Kronprinz, der Prinz Johann Georg; am Fußende Prinzessin Mathilde. Unmittelbar hinter den königlichen Herrschaften knieten die Damen und Herren der Um gebung. Die Dienerschaft hatte sich in denanstoßenden Zimmern versammelt. Bei dem König war volle Be wußtlosigkeit eingetreten, jedoch war der Puls, wie don den Leibärzten beobachtet wurde, noch nach Stunden hörbar. Erst nach Mitternacht nahm die Herzkraft schneller ab. Um 2 Uhr 25 Min. wurde der König durch einen sanften Tod von seinen schweren Leiden erlöst. Die Leibärzte meldeten, baß der König verschieden sei, worauf die königlichen Herrschaften an bas Sterbe lager herankamen und dem Entschlafenen die Hand küßten. Darauf zog sich die königliche Familie zurück. Ein anderer Berichterstatter schreibt: Der Abend senkt sich auf das liebliche Schloß von Pillnitz nieder, wo König Georg seinen letzten Atemzug getan hat. Vor den Schloßtoren stehen Jäger und Lakaien in der hechtgrauen, schwarzumflorten Uniform des Königlichen Hauses. Da naht im schlanken Trabe eine offene Equipage, im Fonds sitzt ein stattlicher Herr im besten Mannesalter mit offenen, frischen Gestchts- zügen, er trägt einen dunklen Paletot und steifen schwarzen Filzhut, den einen Arm hält er zärtlich um seinen elf jährigen Sohn, den andern um den jüngeren, zehn jährigen geschlungen- Ihnen gegenüber lehnt ein acht Jahre alter Knabe. Alle drei mit Matrosenanzügen bekleidet, sind bildhübsch und von blühenden Aussehen. Die Posten präsentieren, das Publikum verneigt sich tief: es ist der neue Herr, König Friedrich August von Sachsen, der mit seinem ältestem Sohne Georg, dem jetzigen Kronprinzen und dessen Brüdern Friedrich Christian und Ernst Heinrich aus dem nahen Wachwitz kommt, um an der Leiche des verstorbenen Königs ein Gebet zu verrichten. Als der Monarch nach kurzer Zeit mit seinen Söhnen wieder das Schloß verläßt geben ihnen Prinzessin Mathilde und die Herzogin von Oesterreich das Geleite. Als die Tore geschlossen werden, verschwinden mit der zunehmenden Dämmerung die letzten Neugierigen. — Wem es aber vergönnt ist, in den stillen Park zu schlüpfen, dessen uralte Bäume heute so schweigend und unbeweglich verharren, dess' Auge wird durch schimmernden Lichterglanz nach dem Mittel bau des langgestreckten Lustschlosses gelenkt. — Es ist das Wasserpalais, zu dessen Füßen die Elbe rauscht. Nach dem Garten zu ebener Erde liegt das Schlaf zimmer des hohen Verstorbenen. Die beiden Fenster oeS mittelgroßen Gemachs gehen auf den großen Rasen platz hinaus, der mit kleinen gärtnerischen Anlagen geschmückt ist. Das Zimmer ist so einfach als nur