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Nossener z)rsdnktenb8rse 8 Mark. Weizen Roggen Gerste Hafer, neu Mr unsere frauen. Die Hochzeitstoilette der Millionenbraut. AuS London wird berichtet: Das große Ereignis in dem Londoner Gesellschaftsleben der letzten Zeit war die Hochzeit der einzigen Tochter des Multimillionärs Astor, Pauline Astor, mit dem Kapitän Herbert Spender-Clay, die am Sonnabend gefeiert wurde. Das Kleid, das die Braut trug, ist Pariser Arbeit und vereint höchste Einfachheit mit größter Kostbarkeit; es war ganz auf Weiß abgestimmt 14,00 15,00 12,50 13,00 Marktbericht. Meißen, am 4. Novbr. Butter, das Stückchen 65— 68 Pfg., Gänse, das Pfund 63-65 Pfg., Hasen, das Stück 3-3,50 Mk., Ferkel (114 Stück) ' Sinken gebracht wurde im Nordatlantischen Ozean der Dänische Schoner „Anna", dessen Insassen von dem englischen Dampfer .Quernmore" gerettet und in Liverpool gelandet wurden. Die „Anna" fuhr von Island nach Neu-Braunschweig und war etwa 20 Tage unterwegs, als man am Nachmittag des 28. September auf hoher See einen Walfisch Wasser spritzen sah. Bald darauf wurden einige hundert Meter vom Schiff entfernt wieder Wasser strahlen gesehen; der Walfisch schien sich ärgerlich im Kreise zu drehen. Als die „Anna" langsam, mit einer Schnelligkeit von 4Vz Knoten vorüberfuhr, erkannte die Mannschaft deutlich die Bewegungen des Ungetüms, das mit seinem Schwänze wütend das Wasser peitschte. Plötzlich stürzte es sich mit voller Wucht und ungeheurer Schnelligkeit auf das Schiff und traf es mit seinem Kopfe in der Mitte. Es gab einen furchtbaren Krach, einige Matrosen wurden umgeworfen. Das Schiff hatte unter der Wasserlinie eine Oeffnung erhalten und sein Vordersteven war zerbrochen. Aber auch der Walfisch war tödlich getroffen worden. Der kolossale Körper stieg lang sam an die Oberfläche, am Kopf und an der Seite sah man zwei klaffende Wunden, aus denen sich das Blut in Strömen ergoß und das Wasser in weitem Umkreis rötlich färbte. Das Schiff war leck geworden, und die ganze Mannschaft arbeitete fieberhaft an den Pumpen, aber als das Wetter schlechter wurde, begann das Schiff zu sinken. Nach 39 Stunden angestrengtester Arbeit mußte man es aufgeben. Ein Rettungsbot wurde mit Proviant versehen und bemannt. Gerade, als es ins Wasser gelaffen werden sollte, bemerkte man den Dampfer „Quernmore", dem es nach mehreren angestrengten Ver suchen gelang, die Besatzung der „Anna" aufzunehmen. * Die „Gräfin" Ubaldelli, welche unter der Anklage der verschiedensten Verbrechen in Rom über ein Jahr in Untersuchungshaft zubrschte, wurde auf freien Fuß gesetzt. Es handelt sich hier um eine merkwürdige Erscheinung, wie sie oft im internationalen Nom vor kommt. Die Frau ist weder Gräfin noch irgendwie „vor- nehm". Trotzdem verkehrte bei ihr die „vornehme" Ge sellschaft und sie bildete eine Zeitlang den Mittelpunkt der römischen „Welt", wozu sich auch viele Fremde zu rechnen pflegen. ' Cin Drama im Hinterhaus. Großes Auf- sehen in Rom erregte der Selbstmord des Kammerdieners Schlosser des ersten Sekretärs an der österreichischen Bot schaft beim Quirinal, Grafen Somssich. Der Kammer diener befand sich seit fünf Jahren im Dienste des Grafen, ohne sich je einen Tadel zuzuziehen. Er war jedoch bis über die Ohren in die Zofe der Gräfin namens Antonietta Michelitsch verliebt, ohne Gegenliebe zu finden. Als das Mädchen ihrem Bewerber eines Tages rund heraus von diesen ihren Empfindungen Mitteilung gemacht hatte, sann Schlosser auf Rache und drehte eines Tages den Gas- Hahn in dem Zimmer seiner Geliebten auf, um sie zu ersticken. Antonietta bemerkte jedoch den Anschlag recht- zeitig und schloß den verderbendrohenden Hahn wieder. AIS Schlosser so seinen Anschlag vereitelt sah, drang er am nächsten Tage mit dem Gewehr seines Herrn in die Kammer Antoniettas ein und drohte, sie zu erschießen, wenn sie nicht einwillige, ihn zu beiraten. Es entspann sich nun zwischen den beiden ein Ringen auf Leben und Tod, bis einige Hausbewohner das Mädchen aus seiner verzweifelten Lage befreiten. Schlosser, der sich auf diese Weise entdeckt sah, floh in sein Zimmer und zerschmetterte sich hier mit einem Schuß den Schädel. und über dem weißen Satin des Unterkleides breitete sich ein Gewebe aus erlesensten Spitzen mit sparsamen Inkru stationen von Seidenstickerei. Der weiße Tüllschleier über dem Kranz von Orangenblüten und eine Doppelreihe wundervoller Perlen um den Hals fügten sich in diese Symphonie von Weiß ein; ebenso ein Bukett von großen weißen Lilien, die sie in der Hand trug. Herrschte im Kleid der Braut ein stiller und bescheidener Ton, so boten die Kostüme der anwesenden Gäste ein um so färben- prächtigeres Bild. Miß Astor erschien, auf den Arm ihres Vaters gelehnt und von zehn Brautjungfern und zwei kleinen Pagen gefolgt. Von der Schar der Brautjungfern strahlte eine entzückende Eleganz und Lieblichkeit aus. Die Röcke boten eine Farbenskala von drei Nüaricen eines sanftesten Rosa, dessen einzelne matte und blasse Töne sich in drei übereinandeefallenden Chiffonlagen zu einem einzigen Akkord verbanden und in einem breiten ausge zackten Rande L la von Dyck endeten. Die Taillen nahmen die gleichen Rosotöne auf und die kurzen Aermcl setzten sich in langen weichen Handschuhen fort. Die großen Hüte bestanden aus Seidenfilz von ganz mattem Hellrosa, mit Garnierungen von braunem Tüll und Rosen, ein Motiv, das wie in einer Symphonie durch braune Tüll besätze an den Taillen gleichsam schon vorbereitet und angekündigt worden war. Dieses Motiv des braunen Tülls, das den Hellen Rosatönen in Dur wie eine Begleitung in Moll sich anschloß, wurde noch einmal ausgenommen durch große Tülltuffs, die mit Rosen umwunden waren und statt der Brautjungfirbuketts getragen wurden; Juwelen und Edelsteine gaben dem Ganzen Feuer, Glanz und funkelndes Leben. Die beiden kleinen Pagen trugen Hofgalakostüme aus weichem weißen Satin mit Schleifen aus Chiffon und alten Spitzen. Die ganze vornehme Gesellschaft war bei der Feierlichkeit, die in der St. Margaretenkirche stattfand, versammelt. Eine Anzahl kostbarer Geschenke war in dem Palais des Astors zu Carlton House zu einem strahlenden und glitzernden Riefengebäude vereinigt. Mr. Astor hatte zu diesem feierlichen Tage einen Teil der kostbaren Edel steine, die seine früh verstorbene Gattin einst getragen, nun seiner Tochter geschenkt, darunter vor allem eine Garnitur weltberühmter Smaragden, einen wundervollen diamantenen Kamm, ein Kollier aus schwarzen Perlen, ein Paar Ohrringe ganz aus Perlen und Diamanten; dann einige kostbare Pelze. Der Bräutigam hatte geeifert, seine Braut mit Edelsteinen zu überschütten: eine Diamant tiara, mehrere Anhänger aus Rubinen und Brillanten, Diamantketten und Ringe bildeten seine Geschenke. Die Braut hatte dem Bräutigam eine Schlipsnadel aus Perlen, eine mit Juwelen besetzte Zigarettentasche und vieles andere verehrt. Literatur und Wissenschaft. Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten ans Sachsen. Von Fr. Beruh. Störzner. Mit Zeichnungen von Pros. O. Seyffert, Dresden. 22 Hefte gr. 8« L 25 Pfennig«, Verlag von Arwed Strauch. Mit aufrichtiger Freude ist es zu begrüßen, daß man in vielen Kreisen unseres Volkes sich darauf zu besinnen beginnt, was man seiner Heimat schuldig ist. Der Verein für sächs. Volkskunde, der für Denkmalspflege, die Feier der Heimatsfeste hin und her im Lande sind lebendige Zeugen dafür, daß man aller orten bestrebt ist, die Liebe zur Heimat, die Anhänglichkeit an Ort und Flur, an Berg und Tal, die Achtung vor den heimatlichen Sitten und Gebräuchen nicht sterben zu lassen. Das obengenannte Werk: „Was die Heimat erzählt" ist ein herrliches Zeugnis für diese volkskundlichen Bestrebungen unserer Zeit. Mit wahrem Bienenfleiß hat der Verfasser aus alten Chroniken die immer und allezeit interessanten Berichte längst vergangener und vergessener Zeiten ans Tageslicht gezogen, die Sagen uns erzählt, die Sitten und Gebräuche geschildert, die einst vor langen Jahren das Leben unserer Vorfahren regelten. Es kann hier natürlich nur auf die Fülle des Gebotenen hin gewiesen werden, denn der Raum verbietet ein näheres Eingehen aus den reichen Inhalt von selbst. Nur erinnert mag werden an die wunderbar anheimelnden Sagen lauschiger Mühlen, an die vergrabenen Schätze einsamer Hügel und die abenteuerlichen Versuche zu ihrer Behebung, an die tragischen Schicksale, von denen wüste Marken erzählen, verwitterte Kreuze, verfallene Burgen. Auch daran mag erinnert werden, daß die landwirtschaftlichen Schönheiten unseres Sachsenlandes eine eingehende Würdigung erfahren. Und zu all diesen anheimelnden Schilderungen denke man von der Hand eines einheimischen Künstlers, Prof. Seyffert, Dresden herrliche Stimmungs bilder geschaffen, die in prächtigen Federzeichnungen den Inhalt des Aufsatzes charakterisieren und man hat ein Werk, das in der Tat verdient, eine weite Verbreitung in unserem sächsischen Vaterlande und weit darüber hinaus zu finden. Wer sein Vaterland liebt und wer gern im Geiste sich der glücklichen Jugendzeit erinnert, die trotz und alledem, auchwenn sie hartwar,tausendgoldeneErinnerungen weckt, „die mit klingendem Spiel durch unsere Seelen ziehen", der kaufe dieses Buch und lese es mit seinen Kindern. Und der Segen wird nicht ausbleiben, denn in der Heimatsliebe liegt ein sittlicher Halt für den Menschen auch in der Fremde. Dchechichlan der Iwdm Ueckr. ° -n Königliches Opernhans. Dienstag, 8. November. Manon. Ans. 7 Uhr. Mittwvch, 9. November. Norma. Ans. ^8 Uhr. Donnerstag, 10. November. Das Glöckchen'des Exemiten. Ans. V28 Uhr. Freitag, 11. November. Totentanz. Die Opernprobe, Aus. >/,8 Uhr. Sonnabend, 12. November. Tannhäuser. Ans. 7 Uhr. Sonntag, 13. November. Die Afrikanerin. Ans. 7. Uhr. Montag, 14. Noveniber. Alessandro Stradella. Ans. s'i Uhr. Königliches Schauspielhaus. Dienstag, 8. November. Die Welt, in der man sich langweilt. Ans. V-8 Uhr. Mittwoch, 9. November. Zur Vorfeier von Schillers Geburtstag: Maria Stuart. Ans. ^/z7 Uhr. Donerstag, 10. November. Zum eisten Male. Agnes Bernauer. Ans. 7 Uhr. Freitag 11. November. Iphigenie auf Tauris. Auf ^8 Uhr. Sonnabend, 12. November. Der Kaufmann von Venedig. Ans. L,8 Uhr. Sonntag, 13. November. Agnes Bernaner. Ans. 7 Uhr. Montag, 14. November. Wann wir altern. Die zärtlichen Vmvandten. Ans. V28 Uhr. das Stück 3- 16,80 17,10 14,00 14,20 15,10 17,00 13,10 14,00 am 5. November 1904. Kilo M. Pf. bis M Pf- Weizen hiesiger neu 85 - - - - alt 85 B — - « - 85 14 - - 14 20 Roggen - neu 80 10 80 - 11 10 do. - alt 80 - - - —— — do - - 80 « — — Gerste Brau- 70 11 - . 11 70 do. Futter. 70 - - M —— — Hafer alt 50 - - « — — do. neu 50 6 65 - 6 80 Futtermehl l 50 7 50 - — — do. U 50 7 — - — Robgenkleie 50 6 - B . — Weizenkleie, grob 50 5 50 - — Maiskörner, grob 50 — — - 7 — Maisschrot 50 - 8 — Heu per 50 Kilo Von M. 4.50 bis M. 5.- Schüttstroh, - 50 - - - 1.80 - - 2.- Gebundstroh, . 50 - - - 1.40 B - 1.60 Kartoffeln . 50 - « » 3.— - B 3.70 Hohe Schule. Roman von C. von Dornan. 17) Machdruck verboten.) Bergen war stehen geblieben und runzelte ärgerlich die Stirn. „Sie werden mich verbinden, wenn Sie das nicht tun wollen, Herr Assessor", sagte er in sehr bestimmtem Tone: „ich liebe es durchaus nicht, wenn meine Pläne und Ab sichten den Gegenstand allgemeiner Erörterung bilden! Ich sagte Ihnen ja auch, dab ich noch nicht genau weiß, wann ich kommen werde!" Der Afjeffor wiegte bedauernd das Hauvt mit dem svär- lichen Haarwuchs. Er batte den leichten Strohhnt abgenommeu und fächelte sich Kühlung daniit zu. Ihm war ganz beiß geworden bei dieser wichtigen Neuigkeit, die er nun nicht weiter kolportieren durfte. (Hohe Schule 17. Nr. 7.) „Schade! Jammerschade!" flüsterte er nachdenklich. Der andere batte prüfend die einzelnen Wagen des Auges gemustert, der jetzt an ihnen vorbei in die Halle des Bahnhofes einlief. Er schritt auf ein Couvee erster Klaffe zu und blieb ruhig vor demselben stehen, bis ein herbei- eilender Schaffner die Tür für den vornehm ausschaneuden Reisenden öffnete — Herr von Bergen war es gewohnt, stets mit der größten Aufmerksamkeit bedient zu werden, und sie wurde ihm überall und immer ganz unwillkürlich ent- aegengebracht, ohne dab er sich auch nur mit einem Worte oder Blicke darum zu bemübeu brauchte. 49 Der Assessor stand vor der geöffneten Couveetür und lugte neugierig in das Innere, während sein bisheriger Be gleiter dem Schaffner seine Fahrkarte Vorrechte. Nur ein ein zelner Herr saß noch ans der entgegengesetzten Seite des Wagcnabteils und- blickte jetzt flüchtig von dem Tascheuvuche auf, in dem er ausweinend gelesen batte. Assessor Scheerenberg stieb einen Laut der Ueberrafchung aus, und seine runden Augen öffneten sich noch weiter. Der Fremde drinnen klappte lächelnd sein Buch zu und erhob sich. „Guten Morgen, Herr Assessor", sagte er ruhig näher tretend und streckte dem kleinen Herrn die Hand hinunter. „Herr von Radeck! Wahrhaftig! Sind Sie es wirklich?" rief der Assessor aufgeregt. „Ich glaube ja — aber wollen Sie nicht den Herrn da erst einsteigen lassen, ehe Sie sich weiter wundern?" Und Georg Radeck trat lächelnd einen Schritt beiseite, um Herm von Bergen Platz zu machen. Dem Assessor wurde wieder ganz heiß. Das war heute entschieden ein Glückstag! Erst dies Zusammensein mit dem hochaugeseheueu Besitzer des Schlosses Friedenthal und seiner enormen Liegenschaften — dann die Nachricht, daß dieser interessante, steinreiche Mann einen Teil des Winters bier ver leben wollte — denn natürlich wurde er diese kostbare Neuig keit doch unler dem Siegel tiefster Verschwiegenheit einigen besonders befreundeten Herren mitteilen — und nun schließlich dies unvermutete Zusammentreffen mit dem Leutnant von Radeck! Er malte cs sich in der Geschwindigkeit ordentlich aus, wie er es seinen beiden Intimsten, dem RegiernngSrat von Messerseld nnd dem alten Herrn von Gablentz, langsam, trovfenweise beibringen wollte sie kannten ja alle beide Herrn von Radeck ebenfalls, noch von der Zeit her, als er hier ans der Reitschule war — und zwei Jahre später ging er dann plötzlich nach Amerika „Darf ich die Herren in aller Eile miteinander bekannt machen", riet der Assessor freudestrahlend: er kam sich nn- geheuer wichtig vor in diesem Augenblick; „Herr Ritterguts besitzer von Bergen — Herr Leutnant a. D. von Radeck — ja, was sind Sie eigentlich jetzt, Herr von Radeck?" „Augenblicklich? Ein harmloser Tonrist, der nach manchem Jahre des Fcrnfcins mal wieder durch die Auen der Heimat ziehen will!" sagte Radeck lackend. SO „Ja wirklich! Sie waren lange fort! Und so plötzlich wie kam es eigentlich, daß —" „Nehmen Sie sich in acht, lieber Scheerenberg, der Schaffner klemmt Ihnen sonst jetzt die Finger ab, wenn er die Tür schließt", mahnte Radeck trocken. „Da — der Zu» setzt sich wirklich bereits in Bewegung — himmlisch, das ge mütliche Reisen in Deutschland — guten Morgen, Assefforchenl" Der Zng rollte aus dem Bahnhof hinaus, der Affest01 stand noch mit dem Hnt in der Hand nnd winkte eifrig, obgleich keiner der beiden Herren an das Conpeesenster getreten war. Die beiden Reisenden sahen sich einen Augenblick prüfend an. Jeder von ihnen sagte sich dabei, daß er mit seinem Ge führten zufrieden sein könne. So verschieden sie beide im Aeußern nnd Wesen waren — es haftete beiden Männern der undefinierbare Stemvel ausgezeichneter Vornehmheit an - jenes Etwas, das innerhalb der guten Gesellschaft wie ei» Freimaurcrzeicheu gilt und unweigerlich verstanden wird. Georg Radecks offenes, klares Auge überlief wohlgefällig die herrliche Neckcngestalt des alteu Mannes mit dem un leugbar norddeutschen Tvvns in dem gleichmäßigen, schön- gezeichneten Gesicht, dem das charaktervolle Kinn etwas un gemein Festes. Selbstbewnßtes verlieh. Dann sagte er mit einem Lächeln: „Unser gemeinsamer Freund, Assessor Sckeeren- berg, hat unsere Bekanntschaft so gütig vermittelt — werde ich längere Zeit das Vergnügen haben, Ihr Reisegefährte zu sein, Herr von Bergen?" Der Angeredete war nickt ganz so rasch mit seiner Musterung fertig geworden. Die frische, unbefangene Anrede setzte ihn ein wenig in Erstaunen. „Ich bst, entschieden der ältere — dieser Herr von Radeck konnte eigentlich warten, bis ich mit ihm die Unterhaltung anfing", dachte er. Immer hin war es offenbar ein Gentleman, der ihm da gegen- nbersaß. Er versetzte daher nach einer kleinen, fast unmerk lichen Pause höflich: „Ich gedenke in Lalle den Schnellzug nach Dresden zu erreichen — haben Sie das gleiche Ziel?" Radeck sah erstaunt auf. 51 „In Halle?" fragte er kopfschüttelnd. „Verzeihung, dab ich mich wundere — aber warum benutzen Sie nicht den Schnellzug, der drei Stunden später fährt und mir zehn Minuten nach diesem hier in Halle eintrifft?" (Forts,