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die Russen zeitig alle Vorräte fortgebracht haben, dürfte es auch bald sein, im Grunde genommen ist daher die Einschließung von Port Arthur, wenn auch nicht in aller- nächster Nähe, bereits vollzogen. Wie die Japaner den starken Platz angreifen werden, muß man abwarten. Daß sie einen Ueberfall zu Lande versuchen werden, erscheint nicht ausgeschlossen. Die Hauptsache für die Behauptung ist, ob sich oben in der Mandschurei die Kriegslage so ge staltet, daß in nicht ferner Zeit eine russische Entsatz-Armee gegen die Port Arthur belagernden Japaner vorgehen kann. Wie stark in Wahrheit die Russen bei und in Port Arthur sind, darüber schweigen sie sich selbstredend aus. Der Telcgraphen-Verkehr ist abgeschnitten, — Ein neues Bombardement der japanischen Kriegsschiffe hat Be schädigungen in Port Arthur selbst angerichtet; beim letzten Brander-Angriff ist fast die gesamte japanische Besatzung dieser Fahrzeuge, welche dieselben bis zur richtigen Stelle dirigierte, ums Leben gekommen. Drei Torpedoboote sanken. Japanische Vortruppen sind von Kintschou vor Port Arthur angekommen. — Der neuernannte russische Oberbefehls haber zur See Admiral Skrydlow findet nunmehr den Weg nach Port Arthur verschlossen. Er fährt daher nach Wladiwostok, wo fünf größere russische Schiffe und eine Anzahl Torpedoboote unter Kontre-Admiral Jessen liegen. — Großfürst Kyrill traf in Petersburg ein und wurde vom Zaren empfangen. — Die erste (Aalu> Armee der Japaner steht in Föngtwangrschön mit ihrer Avant-Garde. Der russische General Saffulitsch zog sich auf den Befehl des Ober-Generals Kuropatkin auf den Gebirgszug vor Liaujang zurück. Die Stellung ist sehr schwer für eine größere Armee zu passieren, also auch mit guter Aussicht auf Erfolg selbst von schwächeren Kräften zu halten. Von der russischen Hauptarmee bei Liaujang und Mulden ist, wie gemeldet wird, ein starkes Korps nach Niutschwang, an der Ost-Ecke des Golfes von Liautong, gesandt, um einem Vormarsch dort landender Japaner zu begegnen. Da die Japaner sicher alles aufbicten werden, um Port Arthur in ihre Hände zu bekommen, wird für das russische Ober-Kommando die Entscheidung darüber, wann die Offensive gegen die vom Jalu und vom Golf von Liautong anrückenden Japaner beginnen soll, ernst. Diese zu beiden Seiten der russischen Hauptarmee stehenden feindlichen Truppenteile können bei einem Entsatz von Port Arthur unmöglich unbeachtet bleiben. — Offiziell wird aus Peters burg die Nachricht von der Sperrung des Hafens Port Arthur durch die Japaner für unzutreffend erklärt. Die Einfahrt ist frei. Auch die Berichte über die Einnahme von Föngwangtschön widersprechen sich; die Russen sagen freiwilliger Rückzug, die Japaner sagen, die noch ungeord neten Russen seien leicht geworfen. Also keine größere Schlacht. — Am Jalu haben am 1. Mai, wie aus den offiziellen Truppen-Angaben sich ergibt, 18000 Russen gegen 70000 Japaner — die also eine fast vierfache Uebermacht hatten — gestanden. In den russischen Zeitungen beginnt man sich nachgerade auch zu fragen, wie dies Mißverhältnis unerkannt bleiben konnte. Die bereits angeordnete Mobil machung von zwei Kosaken-Divisionen wird beschleunigt, ferner werden das 10. Armeekorps (Charkow) und das 17. (Moskau) neu mobil gemacht. Der Getreidemarkt. (Berichtswoche vom 30. April bis zum 6. Mai 1904 nach den Märkten von Berlin, Leipzig, Hamburg und New Jork). Das reichliche Angebot auf dem in- und ausländischen Markte und der günstige Saatenstand haben in letzter Woche dahin geführt, daß die Preise für alle Getreidearten eine kleine Abschwächung von etwa V« Mark bis 1 Mark pro Tonne erfuhren, doch konnten sich auf diesem ermäßigten Niveau die Preise am Schluffe der Woche ziemlich behaupten. Es wurde bezahlt pro Tonne je nach Güte für inländischen Weizen 170 bis 174 Mark, für in ländischen Roggen 128 bis 132 Mark, für ausländischen Weizen 177 bis 182 Mark, für ausländischen Roggen 140 bis 147 Mark, für Mahl- und Futtergeiste 110 bis 140 Mark, für inländischen Hafer 128 bis 143 Mark, für amerikanischen Mais 120 bis 124 Mark, für runden Mais 115 bis 122 Mark, für Finguantin 133 bis 143 Mark. Aurze Lhvsnik. Am Simplontunnel ist nur noch eine Strecke von 1 Kilometer zu durchbohren; diese Arbeit dürfte in etwa 3^ Monaten fertiggestellt sein. Augenblicklich sind 3100 Arbeiter im Innern des Tunnels beschäftigt. Der Löw' ist los! Graslitz in Böhmen, 6. Mai. Eine aufregende Szene ereignete sich in der hier weilenden Menagerie „Barum" während einer Vorstellung, der mehrere Hundert Schulkinder beiwohnten. Während der Fütterung sprang ein Löwe gegen die Tür des Käfigs, diese — sie war aus Versehen nicht versperrt worden — öffnete sich, und der Löwe trat mit einer Tatze heraus. Der Schul jugend bemächtigte sich eine ungeheure Panik. Die Lein- wand des Zeltes wurde zerrissen und alles flüchtete ins Freie. Der Löwe aber kehrte in den Käfig zurück und legte sich nieder. Der unvorsichtige Wärter, der die Tür zu verschließen vergessen hatte, ist flüchtig geworden. Zum dritten Male fahnenflüchtig geworden ist der bei der 7. Kompagnie des Göttinger Infanterie- Regiments Nr. 82 stehende und aus Nordhausen stammende Musketier F. Kraemer. Eine bestialische Mutter. Aus Braunschweig, wird der „Magdeb. Ztg." berichtet: Vor dem hiesigen Schwurgerichte hatte sich die 25 Jahre alte Luise Richter aus Ditfurth zu verantworten, die ihr 14 Tage altes Kind ohne Not auf dem Abort des Bahnhofes Kreiensen ermordet hat. Sie wollte das Kind erst aussetzen, brachte es nach der Bedürfnisanstalt, legte es dort nieder und ging fort. Da das Kind aber heftig schrie, so nahm sie es wieder mit in den Wartesaal. Bald darauf ging sie abermals nach dem Abort, entkleidete das Kind und stellte es mit den Füßen in den Aborttrichter. Auch diesmal schrie das Kind, und so nahm sie es wieder mit in den Wartesaal. Schließlich entfernte sie sich zum dritten Male aus dem Wartesaale, begab sich wieder zum Abort und steckte nun das Kind mit dem Kopfe nach unten in den Aborttrichter, klappte den Deckel zu und setzte sich darauf, bis das arme Geschöpf keinen Laut mehr von sich gab. Dann fuhr sie mit dem inzwischen eingelaufenen Zuge nach Einbeck. Sie erklärt, daß sie sich der Strafbarkeit ihrer Handlungsweise nicht bewußt gewesen sei. Dem Sach- verständigen Physikus Dr. Roth gegenüber hat sie dagegen erklärt, daß sie von Anfang an die Absicht gehabt habe, das Kind zu beseitigen Der Sachverständige ist der An sicht, daß die Angeklagte mit Ueberlegung gehandelt hat und sich der Tragwerte ihrer Handlung wohl bewußt ge- wesen fft. In spater Abendstunde wurde das Urteil ge sprochen. Die Angeklagte wurde zum Tode verurteilt Das Kind mit den 4V«0 Mark. Auf ein Inserat in der Nordhäuser Zeitung, wonach ein 30 , jähriges Kind gegen eine einmalige Vergütung von 4000 Mark in Pflege gegeben werden sollte und weiter gesagt war, die Meldung hierzu postlagernd einzusenden und jeder Meldung 60 Pfg. beizufügen, meldeten sich ca. 100 Per sonen. Die ganze Sache beruhte jedoch auf Schwindel. Der Urheber wurde in der Person eines Tabakspinners ermittelt, der weder ein Kind von 3'/s Jahren, noch 4000 Mark besitzt. Er wurde wegen versuchten Betrugs zu 1 Monat Gefängnis verurteilt. Oertliches. Wilsdruff, den 9. Mai 1904. i— Das evangelisch-lutherische Pfarramt zu Wilsdruff, ohne dessen Wissen — wie wir besonders hcrvoryeben — unsere Notiz in der letzten Donnerstag-Nr. erschienen ist, ersucht uns um Aufnahme folgender Erwiderung auf die Aus lassung des katholischen Pfarramtes in Deuben, das katholische Begräbnis in Wilsdruff betreffend: „Das römisch-katholische Pfarramt zu Deuben hat in der letzten Sonnabend-Nummer Ihres Blattes sich ganz unberechtigter Weise gegen das evangelisch- lutherische Pfarramt gerichtet. Das römisch-katho lische Pfarramt faßt die erhobenen Anschuldigungen in drei Punkte zusammen, auf welche folgendes er widert wird: 1. Die Beerdigungen der im Kranken haus Verstorbenen finden in der Regel (wie im be treffenden Falle) nach dem 4. Grade statt, d. i. im Sommer vormittags Uhr (Sonntags ist die Zeit V-11 Uhr nachgelassen). Die Begräbniszeiten sind lokalstatutarisch seitens des Kirchenvorstandes mit Ge nehmigung der königlichen Kircheninspcktion festgesetzt. Will das römisch-katholische Pfarramt sich an diese Zeiten, die das evangelisch-lutherische Pfarramt ein zuhalten sich für verpflichtet hält, nicht binden, so müßte es erst bei dem diesseitigen Kirchenvorstand um Genehmigung nachsuchen, der auf dieses Ansinnen die gebührende Antwort schon erteilen wird. 2. Ein im hiesigen Schloß augestellter Privatgeistlicher, auch „der im Schloß befindliche alte Pfarrer a. D." eingeschlossen, kann und darf dem evangelisch-lutherischen Pfarramt nicht als geordneter Vertreter des römisch-katholischen Pfarramtes gelten. Wozu könnte das auch führen! Wie nur dem römisch-katholischen Pfarrer zu Deuben gestattet ist, im hiesigen Schlosse öffentliche Gottes dienste abzuhalten (Mintsterialverordnung vom 29. Oktober 1902), so wird auch ihm allein das evange lisch-lutherische Pfarramt gestatten, Begräbnisfeierlich keiten auf hiesigem Friedhof abzuhalten. 3. Die Zeit der katholischen Begräbnisse festzusetzen, kann dem römisch-katholischen Pfarramte unter den unter 1 an gegebenen Gründen nicht überlassen werden. Obenan steht die kirchliche Ordnung. Das Begräbnisregulativ hiesiger Parochie ist aufgestellt, damit es befolgt und nicht umgangen werde. Auf diesem gesetzlichen Stand punkt wird das evangelisch-lutherische Pfarramt auch in Zukunft stehen bleiben. Uebrigens ist für diese Begräbniszeit früh '/g8 Uhr von Potschappel aus die günstigste Eisenbahnfahrgelegenheit. — Hierzu sei noch erwähnt, daß das evangelisch-lutherische Pfarr amt im Einverständnis mit dem Kirchenvorstand es sich wird angelegen sein lassen, den katholischen Mit christen wie bisher bei Begräbnissen in weitgehendstem Maße und in echt christlicher Duldung entgegenzu kommen. Die evangelische Kirche ist die Kirche der Toleranz. Sie gönnt den Katholischen gern ein Räum lein auf ihren Friedhöfen und läßt ihnen die Glocken läuten. Aber man vergesst dabei nicht, daß die kirchliche Ordnung und die bestehenden gesetzlichen Be stimmungen aufrecht erhalten bleiben müssen. Das evangelisch-lutherische Pfarramt. Johannes Wolke, Pfarrer." Wir geben auch dieser Erklärung Raum und nehmen an, daß nunmehr die Vorgeschichte des von uns berichteten Falles — denn nur mit ihr beschäftigen sich die Auslas sungen der beiden Pfarrämter — genügend geklärt ist. Beide Erklärungen bestätigen, daß ein evangelischer Geist licher an Stelle des katholischen Geistlichen in christlicher Toleranz bei einem katholischen Begräbnis die seelsorgerischen Funktionen übernahm. In einer Zeit, wo derUltramon- tanismus trotziger denn je sein Haupt erhebt, erwächst der protestantischen Presst die Pflicht, dieVorgänge auf kirchlichen Gebiet mit doppeltem Interesse zu verfolgen. Sie darf sich dabei weder durch die Anfeindungen auf der einen Seite, noch durch übelangebrachte Leisetreterei auf der anderen Seite beeinflussen lassen. Das ist unser Stand punkt, den wir auch künftig zu wahren wissen werden. Die Redaktion des Wilsdruffer Wochenblattes. — Im I. Vierteljahr 1904 wurden im Schulin- spektions - Bezirk Meitzer» angestellt: Thomas, Friedrich Karl Gustav, bisher Bezirksschullehrer in Leipzig, als Schuldirektor in Wilsdruff; Hißbach, Karl, bisher Vikar in Meißen, als Lehrer nach Leuben; Richter, Karl, bisher Hilfslehrer in Reinsberg, als Lehrer in Nieder lommatzsch; Weichold, Friedrich Paul, bisher Hilfslehrer in Kesselsdorf, als Lehrer in Krögis; Schneider, Ernst Paul Martin, bisher Hilfslehrer in Lommatzsch, als Lehrer in Wilsdruff. — Ein treffendes Urteil über die „partei lose" Presse, die von den Großstädten aus noch immer die Provinz überschwemmt, findet sich ganz beiläufig in einem Leitartikel des amtlichen Dresdner Journals, in dem Betrachtungen über eine Pressestatistik gemacht werden. Es heißt da: „. . . . Darunter gehören in gewisser Be ziehung auch die unparteiischen, parteilosen oder unpolitischen Zeitungen, denn diese stumpfen das politische Ver antwortlichkeitsgefühl weiter Bevölkerungskreise ab und züchten die politischeJndolenz. Heutzutage aber muß gerade darauf gehalten werden, daß jeder deutsche Staatsbürger sich seiner Bürgerpflicht bewußt wird und politisch Farbe bekennt." Das ist sehr richtig. Mehr Rückgrat tut im gesamten öffentlichen Leben not. — Der Gesangverein Sängerlranz unternahm gestern einen Ausflug nach Herzogswalde, Landberg und Spechtshausen. An der Partie beteiligten sich etwa 50 Personen. Zur Teilnahme an dem Ausflug nach der Grabeutour, den die priv. Bürgerschützengesellschaft heute veranstaltete, versamnu iten sich mittags sehr vnle Mitglieder der Gilde mit ihren Angehörigen auf dem Bahnhöfe. — An dem Mafsen-Ausflug nach Wilsdruff, den der sozialdemokratische Verein für den 6.Reichstagswahl- A^Zestnn unternahm, beteiligten sich etwa 1500 Personen. Die Aufsichtsbehörde hatte die Anordnung geschaffen, daß auf dem Marsche nach Wilsdruff immer nur 50 Mann in entsprechenden Abständen zu gehen hatten. Auch das demonstrative Tragen roter^rdz^^ War »erboten. Der Zug marschierte nach dem Schützenhaus, wo die Mehrzahl der Teilnehmer bis zum Abend verbuch. Die Rückbe förderung erfolgte Abends durch die zwei fahrplanmäßigen Züge und durch zwei als Nach- bez. Vorläufer verkehrende Sonderzüge. Im Ganzen dürften gestern Abend in der Zeit von 7 bis 11 Uhr gegen 2000 Personen in der Richtung nach Potschappel befördert worden sein. Die Be förderung der Menschenmenge war deshalb etwas schwierig, da uur 400—500 Personen zur Eistnbahnsahrt angemeldel waren. — Der Tischlerflreik dauert fort! In der am Sonnabend stattgefundeuen Versammlung der Strei kenden blieben die Stimmen, welche sich für Wiederauf nahme der Arbeit erklärten, in der Minderheit. Der Streik dauert infolgedessen fort, und auch die Holz arbeiter, welche bisher in einzelnen Fabriken fort arbeiteten, haben sich heute früh zum Teil dem Aus stande angeschlossen. Soweit sie von auswärts während des Streikes zugezogen waren, wurden sie von der Streikleitung veranlaßt, Wilsdruff den Rücken zu kehren. Wie man uns mitteilt, sind die Arbeitgeber nun- mehr entschlossen, den Betrieb erst wieder aufzunehmen, wenn die Streikenden zu den früheren Bedingungen an die Arbeit zurückkehrcn. — Heute Montag abend tagt in Dresden der Gesamt vorstand des Verbandes Sächsischer Industrieller, Sitz Dresden, Geschäftsstelle Ostraallee 9. Gegenstand der Beratung wird u. A. die Stellungnahme des Verbandes zu den auf Gründung eines Arbeitgeberverbandes gegen Streikes gerichteten Bestrebungen, sowie das Gesuch der Wilsdruffer Möbelfabrikanten wegen der Gewährung von Streikabwehr-Unterstützungen bilden. Der Verband zählt z. Zt. etwa 1200 Mitglieder, die etwa 150000 Arbeiter beschäftigen. Er repräsentiert also einen achtunggebietenden Teil unserer sächsischen Industrie- Auch für die heutige Ver sammlung liegeneineAnzahlNeuanmeldungenvor. Jndiesen Tagen hat sich in Zwickau eine Ortsgruppe des Verbandes unter Vorsitz des Herrn Fabrikbesitzer Hofmann-Zwickau, in Firma Hofmann L Zinkeisen, Maschinenfabrik, gebildet. Der Verband verdankt seine Entstehung der Notwendigkeit einer strafferen Organisation, die sich für die Industriellen durch die Erscheinungen auf den verschiedensten Gebieten unseres Wirtschaftslebens und in der Wirtschaftspolitik Sachsens und des Reiches ergeben haben- Er will nicht einseitige Politik treiben, welche auf andere Erwerbsstände keine Rücksicht nimmt, wohl aber mit Entschiedenheit diejenigen Forderungen verfechten, welche zugleich im Interesse der Industrie und der allgemeinen Volkswohl- sahrt liegen- In der Ortsgruppe Zwickau des Verbandes verbreitete sich jüngst Herr Fabrikbesitzer Langhammer- Chemnitz, M. d. n. St.-K., in sehr instruktiver Form über Politik und Organisation, wobei er sich namentlich über diejenigen Fragen äußerte, die zur Zeit in Sachsen das besondere Interesse der Industrie erheischen. — Unfall. Als ein hiesiger Fleischermcister am Donnerstag mit seinem Geschirr ans dem Rückwege nach Wilsdruff das benachbarte Birkenhain passierte, wurde bas Pferd unruhig. Der Wagen stürzte um und die In sassen wurden zu Boden geworfen. Dabei erlitt der Be sitzer des Gefährts einen Schlüsselbeinbruch und eine Rippen quetschung. Schlimmer noch verlief ein Unfall, den das selbe Pferd am nächsten Tage in Tanneberg herbeiführte. Auf der abschüssigen Dorfstraße wurde das Tier scheu. Als der Führer des Gefährts die Schleife anzog, schleuderte der Wagen. In diesem Augenblick begegnete dem Geschirr ein Kinderwagen, in dem sich ein einjähriges Kind befand und der von einem neunjährigen Knaben — beides Kinder zweier in Tanneberg wohnhafter Arbeiterfamilien — geführt wurde. Die Kinder wurden in den Straßengraben ge schleudert. Das jüngere im Wagen befindliche Kind erlitt einen Armbruch, während der ältere Knabe einen Schädel bruch und eine Flechsenzerreißung davontrug. Es ist wenig Hoffnung vorhanden, daß der Knabe dem Leben erhalten bleibt. — Wir berichteten kürzlich, daß ein hiesiger junger Mann verfchwnnden war, nachdem er sich mit Reise- gelb versehen hatte. Jetzt hat der junge Mann von Mar seille (Frankreich) aus Nachricht in die Heimat gelangen lassen. Er soll die Absicht haben, sich bei der Fremden legion anwerben zu lassen. Aus Sachsen. Wilsdruff, 9. Mai 1904. Ein ungetreuer Gemeindevorstand. Eine am Donnerstag abend vom Gemeinderat zu Coschütz geforderte und auch sofort vorgeuommene, erst früh be endete Revision der Kasse und Bestände der Gemeinde