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er jedoch nicht begleiche»! konnte. Der Hotelier trug den amerikanischen Seekadetten nun auf englisch, wie lange er hier zu bleiben gedenke und erhielt prompt die Ant wort: Ich spreche nicht französisch". Die Frage nach seinen Legitimationspspiereu beantwortete er dahin daß er dieselben mit seinem Gepäck vorausgesandt habe. Als nun der Gepäckschein verlangt wurde, mußte er gestehen, daß er einen solchen nicht besitze. Auch gestand er, nicht Seekadett zu sein, sondern erst ein solcher werden zu wollen. Der von ihm angegebene Name sei ein „vlämischer" und er sei zur Führung desselben berechtigt. Inzwischen war die Kriminalschutzmannschaft herbeigerufen worden, die den jungen Herrn, der unbedingt per Droschke in die Frohnfeste wollte, verhaftete. Den Schutzleuten gestand der Zechpreller, der in der Gegend von Regensburg zu Hause ist, daß er die Kaffe seines Vaters um einen ziem lichen Betrag erleichtert hatte und ohne Angabe des Reise ziels in die'Welt fuhr. Leider ging ihm das Geld, das er mit offenen Händen zum Fenster hinauswarf, bald aus. Bevor er abgeführt wurde, telegraphierte der Abenteurer noch an seinen Vater, damit dieser sofort die Hotelrechnung begleiche Prompt wurde das Hotel von dem Vater des Burschen verständigt, daß er für alles aufkomme und seinen Sprößling selbst abhokn werde, man solle ihn nur ruhig sitzen lassen. * Eine Frau als Finanzgenie. Einer der tüchtigsten amerikanischen Finanzleute ist eine Frau, Miß Katherine Harrison. Sie erledigt fast alle wichtigen Ge schäfte für den Großkapitalisten H. H. Bogers von der Standard Oil Compagnie. Sie unterschreibt seine Checks und schließt in seinem Namen Verträge über viele Millionen ab. Ihr Gehalt beläuft sich auf 40000 Mark jährlich. Ihr erspartes Vermögen hat sie auf Grund ihrer Kennt nisse im Finanzwesen natürlich sehr vorteilhaft angelegt. Diese finanzkundige Frau trat als einfache Stenographin im Alter von 18 Jahren in das Geschäft ein, dessen oberste Leitung sie jetzt in den Händen hat. Kein Be sucher, welchem Stande er auch angehören mag, wird deni Prinzipal vorgelassen, ehe nicht Miß Harrison seine Karte gesehen hat. Sie widerlegt die übliche Meinung, daß Frauen keil» Geheimnis bewahren können. Die Geschäfts geheimnisse, die Miß Harrison bewahrt, repräsentieren noch dazu Millionen. * Zu früh gefreut. Ein bekannter englischer Päda goge erzählt nachstehende kleine Geschichte aus den Anfängen seiner Laufbahn als Lehrer: Seine erste Anstellung erhielt er in einer Dorfschule in Neu-England. Die Leute in der Nachbarschaft gaben ihm als Entgelt Kost und Wohnung. Eines Tages lief ihin eil» Knabe ganz atemlos entgegen: „Sagen Sie, Herr Lehrer," brachte er mühsam heraus, „mein Vater möchte wissen, ob Sie gern Schweinebraten essen." „Gewiß esse ich Schweinebraten gern," erwiderte der Lehrer, der annahm, daß der knickrige Vater des Knaben sich entschlossen hatte, ihm etwas Schweinefleisch zu schicken. „Sage deinem Vater nur, wenn ich überhaupt etwas auf der Welt gern esse, so ist es Schweinebraten!" Die Zeit verging, aber es kam kein Schweinebraten. Ernes Tages traf der Lehrer den Knaben allein auf dem Schulhofe. „Wie steht es denn mit dem Schweinebraten?" fragte er. „O," erwiderte der Knabe, „bas Schwein ist wieder gesund geworden . . ." * Von dem früheren Liebhaber seiner Frau im Streit schwer verletzt wurde der 25 Jahre alte Arbeiter Fritz Kohlrep ans der Schillerstraße 37 zu Char lottenburg. Als er vor kurzem heiratete, geriet er mit dem mehrfach in Irrenanstalten interniert gewesenen Maurer Wandrack in Streitigkeiten, der mit Frau K. vordem eng befreundet war. Auf eine Anzahl von Wirtschaftsgegen ständen, die diese mit in ihre Ehe brachte, machte Wand rack sein Eigentumsrecht geltend und ließ die Sachen mit Beschlag belegen. Als W. in Begleitung eines Gerichts vollziehers in der Wohnung seines gerade abwesenden Gegners behufs Vornahme weiterer Pfändungen erschien, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Frau K. Als dann W. auf die Straße trat, stieß er auf Kohlrep und der Streit begann aufs neue. Schließlich zoa der 50 Getrennte Kerzen. Original-Roman von C. Matthias. r Nachdruck verboten.) I« beschleunigtem Zotteltrabe fuhr Edmund in der Droschke davon. Weitere Concessionen macht ein Berliner Droschken pferd nicht. 17. Feuer. Der Heerd des Brandes wär nicht die Fabrik deZCommer- zienrathes Weldau, sondern das Wohnhaus, welches an der Straße lag. Es brannte im Erdgeschoß und die Flammen schlugen bereits aus den Comptoiren, als Below vor dein Hause anlangte. Die Feuerwehr war schon in voller Thätig- keit. Die stets bereite Dampsspritze des eilig herbeigernfenen Löschzuges stand vor dem Portal und dichte Rauchwolken aus dein Maschinenschlot zeigten an, daß sie mit Hochdruck arbei teten. An Wasser war kein Mangel. Die vorüberfließende Panke lieferte es in beliebiger Menge, außerdem waren zwei Hydranten geöffnet und aus fünf Schläuchen ergoß sich das fluchende Element zischend und prasselnd in dar wogende Feuermeer. Es galt vor Allem, den gänzlich verqualmten ersten Stock vor der Zerstörung durch die züngelnde Gluth zu retten und die Feuerwehrleute hatten zu diesem Behufs das Dach erstiegen und schütteten von dort aus die Wassermengen über das Treppenhaus den Flammen entgegen. ' > > Das Hintergebäude des Herrenhauses war intakt. Die Dienerschaft, welche vorne in oen Mansarden schlief, hatte sich durch die rauchgesüllten Corridore des Zwischentraktes nach diesem Hürterhause und über seine Treppen ins Freie geflüch tet. Auch Commerzienrath Weldau, von» Qualm aus dem Schlafzimmer im Zwischengebände getrieben, hatte sich auf demselben Wege gerettet und stanch balb bekleidet aus dem geisteskranke Mann, als er sich von K. bedroht sah, das Messer und stieß es diesem in die linke Brustseite. Lebens gefährlich verletzt wurde K. nach dem Charlottenburger Krankenhaus gebracht, wo er gestern abend die Besinnung noch nicht wieder erlangt hatte. Wandrack wurde m Polizci- gewahrsam genommen. * Tie Erbschaft in einer Statue. In Paris starb dieser Tage eine alte Dame, deren Verwandte eine reiche Erbschaft zu machen hofften. Um so größer aber war ihr Erstaunen, als sich weder ein Testament noch auch bares Geld in der Wohnung vorfand. Nur ein Neffe der Verstorbenen gab sich mit diesem Resultat nicht zufrieden. Er stellte auf eigene Hand Nachforschungen in der Woh nung der Tante an und sah seine Bestrebungen auch von Erfolg begleitet. Während er nämlich die Räume durch stöberte, zerbrach ein Diener eine Statue der Venus, aus der außer zahlreichen mit Brillanten besetzten Schmuckstücken auch 20 Tausendfrankbillettc herausfielen. Die von dem „Schatzfinder" sofort benachrichtigten anderen lachenden Er ben teilten die Summe unter sich. * „Was ist Wurst?" zu dieser Frage hat gegen über der Feststellung des Kammergerichts zu Berlin, wonach Wurst unter allen Umständen nur ein Gemisch, bestehend aus Fleisch, Fett und Gewürzen, sein darf, die Versamm lung der Fleischerinnung zu Berlin am Mittwoch, wie die „Dtsch. Fl.-Z" berichtet, wie folgt Stellung genommen: „Wurst ist sowohl ein Nahrungs- wie auch ein Genuß- mittel, dessen Zubereitung und Zusammensetzung je nach den Ansprüchen der Käufer, der Zeit und wann sie her gestellt wird, der Landessitte, des Ortes der Feilbietung und der Zubereitung verschieden ist." — So so! den Ber liner Fleischern scheint also „alles Wurst" zu sein! * Eine eigenartige Eisersncht hat den 30 Jahre alten Buchhalter Hermann Kumin in Berlin in den Tod getrieben. Kumm wohnte bei seiner Tante. Diese feierte am Donnerstag ihren Geburtstag; zum Glückwunsch er schienen u. a. auch zwei Cousinen Kumms mit zwei ihnen bekannten jungen Männern. Während die Mädchen diese duzten, redeten sie ihren Cousin mit Sie an. Das ärgerte ihn so sehr, daß er aus dm» Leben zu scheiden beschloß. Noch in der Nacht nahm er Arsenik. Freitag morgen lag er bewußtlos, aber noch röchelnd im Bett. Frau Schröder ließ ihn nach dem Krankenhause bringen, wo er jedoch Sonnabend morgen starb. * Ein Urteil des „guten Richters". Herr Magnaud, der berühmte französische „gute Richter" in Chateau-Thierry, der schon ost mit seinen salomonischen Urteilssprüchen Erstaunen und Befremden, aber auch Dank und Bewunderung geweckt hat, erließ neuerlich wieder ein Urteil, in dem er es ablehnte, bei einer Ehescheidung einen Ehegatten als den schuldigen Teil zu erklären, weil dieser des Ehebruchs überwiesen war. Der Fall lag nämlich so, daß beide Ehegatten in Klage und Gegenklage die Ehe scheidung verlangt hatten, nachdem sie schon seit zehn Jahren von einander getrennt gelebt hatten. Der Richter sagte: „Hier bestand keine Ehe, keine eheliche Wohnung, und dieser Zustand bedingt auf beiden Seiten eine so schwere moralische Beleidigung, daß diese zur Ehescheidung aus beiderseitigem Verschulden genügt. Der Ehebruch, über den ein Teil klagt, ist unter diesen Umständen durch die Bedürfnisse der Natur und des Herzens so sehr entschuldigt, daß er un möglich vom andern Teile, der freiwillig durch so lange Zeit der ehelichen Gemeinschaft fernblieb, als Verschulden angesehen werden kann." Beide Prozeßteile haben auf eine Berufung verzichtet. Selbsthilfe. Schusterbub (zu einer Köchin, die eine Wurst verloren hat): „Sie, Köchin, Sie haben eine Wurst verloren! Den Findeilohn hab ich gleich abgebissen!" Geschäftliches. Der heutigen Gesamtauflage liegt ein Prospekt über Waumanns Hermania Fahrräder, dis feinste deutsche Marte, bei. Die Haupt vertretung für Wilsdruff und Umgegend für diese Räder hat Herr Htto West, Büchsenmacherei, Wilsdruff, Dresdnerstmße 237 und wende sich ein Jeder vertrauensvoll an denselben. Markt-Bericht Ttergattung und Bezeichnung. K L" A Schlachtviehpreise auf dem Dresdner Viehmarkte am 16. Mai 1904. Marktpreise für 50 in Mark. sächsischer, 74—76 Kg., 126-128, do. 72—73 Kg., 122—124, preussischer neuer 000— 000, russischer 130—143. Gerste, pro 1000 Ka. netto: säqv neue 146 -155, schiss, und Pose», do. 150—155 böhm.'n. mähr. do. 160—175, Futtergerste 111—128. Hafer, pro 1000Kg-netto:siichs., alt. 000—000, do. neuer 121—126, schles. MO- MO, russ. 114—124. Mais, Pro 10M Kg. netto: Cinquantine, 132—136, rum. OM-OM, russischer 000-000, La Plata gelber 113—115, do. abfallende Ware, 000—OM, amerikanischer mixed 114—117, amerik. mixed, absallende Ware, OM—000. Erbsen, -Pro 1000 Kg. netto. Saat- u. Futterw. 150—160. Wicken, pro 1000 Kg. netto: 130— 140. Buchweizen, Pro 1000 Kg. netto: int. u. fremd. 140—148 Oelsaaten pro 1M0Ka. netto: Winterraps, sächf. feucht OM—000, do. trocken 000 bis MO, do. per September 0M-0M, Winterrübsen MO-MO. Leinsaat, pro 1000 Kg. netto: feinste, besatzfreie 000-OM, feinelM—205, mittlere 180 bis 190, La Plata 160—165, Bombay 175—185, Wböh pro 100 Kg. netto: (mit Faß! raffln. 49,—. Rapskuchen, Pro 1M Kg: lange 10,00, runde 10,M, Leinkuchen pro IM Kg. I. Qualität 14,50, II. Qualität 13,50. Malz, pro 100 Kg. netto (ohne Sack): 25—29. Weizenmehl, pro 1M Kg. netto, ohne Sack (Dresdner Marken): cxkl. der städtischen Abgabe: Kaijerauszug 29,00—29,50, Grieslerauszug 27,50—28,00, Semmelmehl 26,50-27,00, Bäckermundmehl 25,00—25,'öO, Grieslermundmehl 19,50—20,00, Pohl- mehl 15,00—15,50, Roqqenmehl Pro 1M Kg. netto ohne Sack (Dresdner Marken), exklusive der städtischen Abgabe: Nr. 0 21,00—21,50, Nr. 0/1 20,00-20,50, Nr. 1 19,00-19,50, Nr. 2 16,00-17,00 Nr. 3 13,50—14,50, Futtermehl 12,20 bis 12,40. Weizenkleie pro 100 Kg. netto, ohne Sack, (Dresdner Marlen) grobe 9,20—9,40, seine 9,00—9,20. Roggenkieie, pro 100 Kg. netto, ohne Sack (Dresdner Marken); 10,00—10,20. (Feinste Ware über Notiz.» Die sür Artikel pro 100 Kg. notierten Preise verstehen sich für Geschäfte unter 50M Kg. Alle anderen Notierungen, einschließlich der Notiz für Malz, gelten für Geschäfte mindestens von 10000 Kg. Aus dem Markte: Kartoffeln (50 Kg.): 2,80-3,M. Butter (Kg.) 2,55—2,65. Heu, (50 Kg.) 2,80—3,10. Stroh (Schock) 24—27. Dresden, 10. Mai. Produktenpreise. Preise in Mark. Wetter: Schön. Stimmung: Still. Weizen, Pro 1000 Kg. netto: Weißer, 172-179, brauner 76—78 Kg. 170—174, do. „euer 74—75 Kg. OM—OM, do. neuer 74—75 Kg., OM—000, russischer rot 175—182, do. weißer 179—185, amerikan. Kan ias 178—182, argentinischer 175—180. Roggen, pro 1M0 Kg. netto: 74—76 Kg., 126-128, do. 72—73 Kg., 122-124, Gewicht 1. 2. 3. Ochsen: a. vollfleischige, ausgemästete, höchsten Schlachtwertes bis zu 6 Jahren b. Oesterreicher desgleichen 2. junge fleischige, nicht ausgemästete — ältere ausgem. 3. mäßig genährte junge, — gut genährte ältere 4. gering genährte jede« Alters Kalben und Kühe: 4. vollfleischige, ausgemästete Kalben höchsten Schlacht wertes Butten: vollfleischige höchsten Schlachtwcrtes mäßig genährte simgere und gut genährte ältere gering genährte Kälber: 4. 5. Auftrieb: 299 Ochsen, 209 Kalben und Küh 735 Kälber, 1012 Schafe, 2396 Schweine; zusammen 4i Geschäftsgang: Bei Ochsen, Kalben und Kühen, Bullen, Kälbern, Schasen mittel, bei Schweinen langsam. Von dem Auftrieb sind 236 Rinder österrcich.-ungarijcher Herkunft. 1. feinste Mast- (Bollmilchmast) und beste Saugkälber 2. mittlere Mast- und gute Saugkälber 3. geringe Saugkälber 4. ältere gering genährte (Fresser) Schafe 1. Mastlämmer 2. jüngere Masthammel 3. Aeltere Masthammel 4. mäßig genährte Hammel und Schafe (Merzschafe) Schweine 1. u) vollfleischige der feineren Rassen und deren Kreup ungen im Alter bis zu 1^ Jahren 1. b) Fcttschweine 2. fleischige 3. gering entwickelte, sowie Sauen 4. Ausländische 2. vollfleischige, ausgemästete Kühe höchsten Schlacht wertes bis zu 7 Jahren 3. ältere ausgemästete Kühe und wenig gut entwickelte jüngere Kühe und Kalben mäßig genährte Kühe und Kalben gering genährte Kühe und Kalben Mk. M 38-40 68—70 38-41 69-72 34-37 64-67 30-32 59 -62 25-28 50-55 35-38 63-66 31-34 60-62 28-30 55—58 25-27 50-53 36-39 32-35 28 -30 49 64-67 W-62 54—SS 7 MA ÄS 49-53 74—78^ M 46 -48 70-72 44—45 67-69 36-37 70-71 ! * 34-35 66-68 31-33 62—64 ^4 — —- z 38-39 51-52 M 39-40 52—53 36-37 49—50, 34-35 47—48 e, 210 Bullen 161 Tiere. Hofe, bis ihm Jean, sein Diener, einen Pelz überwarf, den derselbe mit Erstickungsgefahr noch aus dem Corridor geholt hatte. Da? Feuer war so plötzlich und rapid ausgebrochen — Niemand mußte, durch welchen Zufall, daß Jeder nur an seine eigene Rettung und an die der erreichbarsten Habseligkeiten gedacht hatte. Durch den Corridor, welcher Vorderhaus und Hintergebäude verband, war der Rauch mit unglaublicher Schnelligkeit in die obersten Gemächer gedrungen, so daß die Menschen, aus tiefem Schlafe geweckt, taumelnd und fast von Sinnen ins Freie flüchteten. Sich mit Gewalt Bahn brechend, gelangte Below durch die jammernden Leute und eilte auf den Commerzienrath zu, der selbst keine energischen Gedanken za fassen im Stande mar. „Gott serDenk, daß Sie gerettet sind," rief er diesem mit fliegendem Athem zu. Welch ein Unglück! Dicht neben Ihrem Schlafzimmer ist der Haupkheerd der Flammen. Wo ist Fräu lein Luise?" Diese Frage wirkte auf den alten Herrn wie ein nieder schmetternder Blitz. „Lulu, mein süßes Kind," schrie er, sich wirr nach allen Seiten umblickend. „Ich habe sie noch gar nicht gesehen! Befinde mich erst seit einigen Minuten hier. — Wo ist meine Tochter?" Leichenblaß sehen sich Diener und Mägde an. Keine Ant wort erfolgte. In der allgemeinen Verwirrung hatte Niemand an die Vermißte gedacht. „Sie schläft im ersten Stocke," rief Anna, dar Stuben mädchen, „dort sind ihre Fenster!" Mit bebendem Finger wies sie auf die dunkeln Fenster des Verbindungstraktes, welcher sich zwischen den beiden Ge bäuden hinzog. Diese Fenster gingen auf ein Zinkdach hin aus, welches sich über den Comptoirräumen wölbte und im Sommer als ein hängender Garten benutzt wurde. - Sie muß noch in ihrem Zimmer sein, 0, mein Gott. die Räume sind alle durch den Rauch zum Ersticken gefüllt/ schrie Weldau, die Hände verzweiflungsvoll ringend. Ohne weiter zu fragen, stürzte Below zu dem Oberfeuer mann, der mit Hülfe einiger Spritzenleute beschäftigt war, einen Wafferschlauch nach dem Hinterhause zu schleppen, um von dort ans das Zwischengebäude und das mit feuergefähr lichen Stoffen angefüllte Magazin vor dem Ueberschlagen de» Flammen zu schützen. „Eine Leiter, schnell eine Leiter," rief er diesem entgegen. „Es ist noch ein Mensch im brennenden Hause!" „Unsinn," erwiderte der Oberfeuermann, „dort ist Niemand mehr. Unser Pionier hat mit dem Nauchhelm den verqualm ten Corridor und die anliegenden Zimmer abgesucht, sämmt- Uche Thüren geöffnet und alle Räume leer gesunden." „Das Fräulein schläft dort im Baiconzimmer," schrie Belnw ungeduldig. „Niemand hat sie bemerkt, sie muß also noch in ihrem Bette sein, vielleicht schon erstickt. Helfen Sie, retten Sie!" „Das kann nur ein Jrrlhum, sein, werweiß, wo die Dame hingelaufen ist," antwortete der Feuermann unwirsch, weil er in seinem Vorhaben aufgehalten wurde. „Lassen Sie mich vorbei. Sie sehen, daß wir Eile haben." Ein Signal auf dem Hofe zeigte an, daß die Fabrikräume vom Feuer bedroht würden, die Spritzenleute drängten mit dem Schlauch vorwärts und er schob den lästigen Civiliste« bei Seit«. „Ich komme gleich zurück," rief der Oberfeuermann ihm zu, mit dem Schlauche im Thorwege des Hinterhauses ver schwindend. ' „Und bis dahin stirbt Fräulein Luise," wüthete Edmund, den Boden stampfend. „Was thue ich, um sofortige Hülf« zu bringen? Wie gelange ich zu ihren Fenstern? Der Garten balcon befand sich zu hoch, daß er daran denken konnte, über die Schulter der beiden Diener, die her beigeeilt waren, hinauf zu gelangen.