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Wilsdruff, TUmM, Rosien, Giebenlehn und -die Umgegenden. Mmtsötati für das Königliche GerichLsamL Wilsdruff und den MadirMZ daselbst. 16. Freitag den 23. Februar 1872. Tagesgeschichte. Wilsdrusf, am 23. Februar 1872. Es geht uns die berichtigende Mittheilung zu, daß der in vori ger Nummer erwähnte Einsturz des Geißler'schen Kalkbruches in Schmiedewalde ein ganz unbedeutender sei, indem nur infolge eines Pfeilerbruches eine kleine Erdrutschung stattgefunden hat, welche die Kalkfabrikation durchaus nicht stört. Am 19. Februar wurde in Kesselsdorf ein schönes Familien fest gefeiert, indem Hr. Gutsbes. C. G. Pfützner nebst Ehegattin ihr klldsrnös begingen. Frühmorgens durch die Klänge des kgl. Bergmusikchors geweckt, fanden sie Alles in festlichem Schmucke. Bald kamen von nah und fern Glückwünsche, sowie sin nige, ja kostbare Geschenke, Nachmittags sammelten sich die nähern Verwandten und Freunde - im hochzeitlichen Hause und begaben sich Abends gegen 6 Uhr in den Berthold'schen Gasthof, um im festlich dccorirten und erleuchteten Saale mit ihnen und den anderen Gela denen ein gemeinsames Hochzeitsmahl zu halten. Von kunstfertiger Hand war eine Art Baldachin angebracht, unter welchem das Jubel paar, umgeben von allen Familiengliedern, zu sitzen kam und unter dem auch der werlhvolle Chronometer angebracht war, den ihm die Kcssclsdvrfer Freunde verehrt. Nachdem die Tischreden durch ein herzliches Dankeswort des Jubilars und eine längere Ansprache des Hrn. U. Wehner hier, eröffnet waren, verlief bas Mahl in der heitersten Weise, indem es nicht nur durch viele ernste und launige Toaste, sondern auch durch 3 Tafellieder und einen launigen Dialog gewürzt wurde, welchen ein kostümirtes Paar sprach, dabei dem Jubelpaar in schönen Vasen lieblich duftende Blumensträuße über reichend. Fröhlicher Ball beschloß das Fest. Mögen dem so gefeier ten Paare noch viele und glückliche Tage beschieden sein! Dresden, 20. Februar. Die zweite Kammer hat heute dieBe- rathnng des Ausgabebudgets für das Departement des Innern be gonnen. Staatsminister von Nostitz-Wallwitz leitete dieselbe mit einer sehr beifällig aufgcnommenen Rede ein, in welcher derselbe u. A. er klärte, daß die Reorganisation der Verwaltungsbehörden an sich schwerlich eine Ersparniß bringen werde, allein es fei möglich, in anderen Verwaltungsbranchen in Verbindung mit der Reorganisation gewisse Reductionen herbeizusühren. Er spreche den Wunsch, daß die Gesetzentwürfe zu Gesetzen werden, und die Ueberzeugung aus, daß, selbst wenn die Kammern die Vorlagen jetzt ablehncn, doch eine sehr nahe Zukunft Etwas zum Gesetze machen werde, was diesen Ent würfen wenigstens sehr ähnlich sehe. Auch er wünsche, der ländlichen Bevölkerung diese Gesetzentwürfe nicht aufzuzwingeu, er hoffe viel mehr, sie zu überzeugen. — Die Specialberathung ist heute bereits rasch vorgeschritten und wird morgen fortgesetzt. Am 18. p. U. fand in Dresden die constituirende General versammlung der Hainichen - Roßweiner Eiscnbahngesellschaft statt, welche ihr Domicil in Dresden haben wird. Das Anlagecapi- tal ist auf 1,567,000 Thlr. festgesetzt und zerfällt zur Hälfte in Ak tien und Prioritätsobligatioucn. In den Auffichtsrath wurden Bürgermeister Vr. Fischer von Hainichen, Bürgermeister Hermann auS Roßwein, Bankhaus Robert Thode, Konsul Suffert und Advokat Dr. G. Lehmann gewählt und mit der Direktion Bankier Carl Knoop (in Firma Robert Thode u. Co.) betraut. Der Bahnbau soll unver züglich in Angriff genommen und innerhalb zwei Jahren vollendet werden. Mittweida, 19. Februar. In letzter Zeit hat daS hiesige Ge richtsamt Weisung erhalten, daß auf den Fluren von 19 zum hiesigen Gerichtsamt gehörigen Ortschaften Vermessungen behufs Erbauung einer Eisenbahn von Nossen über Mittweida nach Altenburg stattfin- den würden, zu welchem Zwecke die betreffenden Gemeinden bedeutet werden, den mit der Vermessung Beauftragten kein Hinderniß in den Weg zu legen. Auch spricht man von einer Conccssivnsertheilung für die Närsdorfcr Linie; sonach wäre für Mittweida Aussicht vorhanden, in nächster Nähe einen Knotenpunkt verschiedener, Eisenbahnen zu erhalten. Frankenberg, 19. Januar. Der „F. A." berichtet: Ein fröhliches und belebtes Treiben herrschte am vorigen Sonnabend gegen Abend auf dem Heinke'schen Grundstücke im benachbarten Berthelsdorf, hervorgerufen durch einen Fund, der den Bewohnern des Ortes Veranlassung zur Freude zu geben wohl geeignet ist. Bekanntlich wurden schon vor Jahren dort Steinkohlen zu Tage ge fördert und seit vorigem Jahre erst wieder infolge Auffindcns einer Spur neue Einschlagungen vorgenommen. Am gedachten Tage ließ der Besitzer des obenerwähnten Grundstückes eine Erle ausrodcn und fand man dabei fast unmittelbar zu Tage liegend ein gegen 70 Centimeter starkes Flötz einer Steinlohle, die von schieferartigem Aussehen ist und nach den sofort angestellten Versuchen gut brennen soll. Es bleibt abzuwarten, wie sich die weitere Spur des Flötzes zeigt, daß aber der Fund den Glauben an die Kohlenhaltigkcit jener Gegend wesentlich stärkt, bedarf ebensowenig der weiteren Ausführ ung, wie der Hinweis auf. die Vortheile, die der ganzen Umgebung bei genügender Mächtigkeit des Flötzes und Qualität der Kohle er wachsen-. Zwickau, 18. Februar. Heute endlich langte bei den Eltern der am Montag von hier entwichenen 3 Knaben die Nachricht an, daß letztere in Triest angchalten worden und in Verwahrung ge nommen seien. Es wird deshalb morgen eine geeignete Person von hier nach Triest abreisen, um die 3 See-Reisenden abzuholen und ihren Eltern wieder zuzuführen. -Den 16. Februar Nachts 11 Uhr sind in Oelsuitz die an der Adorser Straße gelegenen 7 Scheunen abgebrannt. Pausa, 16. Februar. In unserer sonst so ruhigen und fried lichen Stadt sind die- Blattern in erschreckender Weise aufgetreten. In vielen Familien liegen Opfer dieser schrecklichen Epidemie darnie der und fürchtet man, daß sie noch weiter um sich greife. Eine neue gute Einrichtung der Reichspost sind die Post- agenturen in Dörfern, die zu klein sind, um-Postexpeditionen er halten zu können. Die Ncichspost will auch den Ortschaften des platten Landes die Vortheilc einer Postanstalt znwenden. Sie errichtet daher an Orten, die für eine Postexpedition zu klein sind, Postagenturen d. h. Hülfspostanstalten mit eingeschränkter Buchführung, die durch zuverlässige, auf den Postdienst vereidigte Privatleute geleitet werden. Unter den verbündeten deutschen Negierungen schweben jetzt Verhandlungen über die Herstellung einer RcichSkassen - A nweisu n g Diese Vorlage soll mit dem neuen Münzgesetz dem Reichstag zur Beralhung und Beschlußfassung zugchcn. Mit Ausgabe der Reichs- kassen-Anweisung sollen alle in Circulation befindlichen Kassenan weisungen der einzelnen deutschen Länder eingczogen werden. Das wäre ein großer und lobenswerlher Fortschritt. Berlin. Die Venheilung der Dotationen für Heerführer und Slalsmänncr in Folge des letzten Krieges soll, wie nun mehr bestimmt ist, am 22. März, dem Geburtsfcste des Kaisers, erfolgen. — Die „Corr. Stern" bringt folgende auffällige Mittheilung: Die Polizes soll Individuen auf'der Spur sein, welche das Leben des Reichskanzlers bedrohen. Wenn gebildete Männer Anklagen schleudern, denen zusolge Fürst Bismarck den Bestand des Christen thums antaste, da ist es nicht zu verwundern, daß sich ungebildete Fanatiker finden, welche in Gottes Namen darauf losgchen, den bösen Feind aus dem Wege zu räumen. In den Gewohnheiten des Reichskanzlers ist, wie man in Berlin täglich wahrnehmen kann, keine Aendernng cingelretcn, welche erkennen ließe, daß der Fürst sich durch Warnungen, die seine Person betreffen, bestimmen läßt. Hierüber meldet man nach der „M. I.": Die Angabe der „Corre- spondenz Stern", daß Lie hiesige Polizei Individuen auf der Spur sei, welche nichts Geringeres als ein Aüeulat gegen den Fürsten Bismarck beabsichtigten, wird in unterrichteten Kreisen bestätigt. Lemberg, 17. Febr. Der Bahnhof der Lemberg-Czcrnowitz- Jassh Bahn steht seit früh in Flammen und ist fast ganz abgebrannt. Gegenwärtig ist neben dem LandesauSschuß-Gebäudc Feuer ausge-