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2 Die schwarze Internationale. (Aus der Magdcburgischcn Zeitung.) Es ist kein Stichwort gehässiger Parteien, sondern eine völlig verdiente und charakteristische Bezeichnung, wenn für die ultramontane Palei sich jetzt der Name „der schwarzen Internationalen" einbürgert. Der Ultramontane hat sowenig ein Vaterland wie der Socialist. Wie dieser für die Herrschaft des Proletariats über die besitzenden Klassen, so kämpft jener für die Herrschaft des Klerus über die bür gerliche Gesellschaft. Wie die Socialisten über die ganze Welt ein heitlich organisirt sind, von einem Mittelpunkt aus ihre Befehle em pfangen, sodaß in der Schweiz, in Frankreich, in Deutschland und Amerika überall die gleichen Programme auftauchen, dieselben Agi tationen in Scene gesetzt, dieselben Mittel zur Verführung und Auf hetzung der blind folgenden Arbeitcrmassen angewandt werden, so ist auch der Ultramontanismus über die ganze Welt organisirt. Von dem Mittelpunkt des Jesuitenordens aus ergeht die Parole an die Getreuen in der Nationalversammlung in Versailles uud Florenz wie in die Neichsvertretungen in Berlin und Wien, an die Bischofs- conferenzen in Fulda und die Katholikenversammlungen in Mainz. Eine schlechthin militärische Disciplin unterwirft alle Glieder dem Einen Zwecke: die Geister und die Leiber der Menschen unter die Botmäßigkeit der Hierarchie zu bringen. Auch in der Wahl der Mit tel ist die Rücksichtslosigkeit, die Verachtung von Sittlichkeit und Ge setz ungefähr dieselbe. Der Communist betrachtet die Revolution, den Mord und Brand als sein angeborneS Recht, denn es gilt, den heu tigen Gesellschaftszustand zu zerstören, die Aristokratie, die Kapitalisten, das Eigenlhum, die Familie und Ehe und die auf ihnen erbaute Staatsordnung zu vernichten und über ihren Trümmern dastausend jährige Reich des gemeinsamen Genusses und der freien Liebe zu er richten. Der Ultramontane führt zwar die göttliche Weltordnnng eifrig im Munde, aber in Wirklichkeit trägt er auch kein Bedenken, sich über das Staatsgesetz und die einfachsten Forderungen der Moral hinwegzüsetzen. Beweise dafür hat uns die jüngste Zeit genug ge liefert. Die obersten Würdenträger der bayrischen Kirche treten den Artikel der von ihnen beschworenen Verfassung, welcher das königl. Placet enthält, einfach mit Füßen. In Schlesien zettelt man katho lische Arbeiterrevolten an, die mit Militärgewalt unterdrückt werden müssen und sich im Princip durchaus nicht von den Revolten der Pariser Commune unterscheiden. Wenn wir hcule nicht mehr Dinge erleben, wie die Bartholemäusnacht, wenn auf dem Altar der allein seligmachenden Kirche die Protestanten oder die freigesinnten Katho liken nicht nrehr zu Zehntausenden geopfert werden, so liegt das nicht an den veränderten Grundsätzen des Ultramontanismus, sondern le diglich an seiner schwächer gewordenen Macht, an der stärker gewor denen Kraft menschlicher Sitte und staatlicher Ordnung. Nach den Lehrsätzen, welche der Jesuitismus noch var sieben Jahren in dem Syllabus verkündete, ist es gerechtfertigt, ja, eS ist Pflicht, daß die katholische Mehrheit eines Volkes der nichtkatholischen Minderheit die Gleichberechtigung entzieht und daß der Staat der Kirche seinen Arm leiht, um jene gewaltsam zu unterdrücken. Es ist ein Glück für den Fortschritt der Civilisation, daß die innere Verwandtschaft der beiden kosmopolitischen Gesellschaften, daß der staatsfeindliche Charakter der schwarzen Internationalen mehr und mehr heraustritt. Die ultramontane Partei ist in Deutschland des halb so mächtig geworden, weil die Regierungen sich eine Zeit lang einreden ließen, daß sie an ihr eine Stütze für die conservativen Interessen haben würden. Diese Täuschung, welche von den Jesui- ten an den deutschen Höfen sorgfältig genährt wurde, befestigte sich besonders durch die Revolution von 1848. Damals spielte die ultra montane Partei sehr geschickt mit doppelten Karten. In Polen war sie revolutionär, in den deutschen Kammern liberal, die preußischen Bischöfe aber redeten zu der geängstigten Regierung von der Soli darität der conservativen Interessen, von der Nvihwendigkeit für den Staat, seine Autorität durch Begünstigung der kirchlichen Autorität zu stärken. Unter diesem Vorwande riß man die Rechte des Staa tes an sich, um 20 Jahre später die Waffen, welche der Staat in kurzsichtigem Vertrauen hingegeben hatte, gegen ihn selbst zu kehren. Heute hilft die Redensart nicht mehr, die 1848 durchschlug. Wenn der Bischof Ketteler auf der Mainzer Katholikenversammlung gegen den Liberalismus zu Felde zieht, so kann man ihm entgegen halten, daß ja seine eigenen Freunde im Reichstage stets äußerst li beral sind, sobald es sich um eine Gelegenheit handelt, der Reichsre gierung Opposition zu machen. Wenn er als begeisterter Anhänger des deutschen Heeres vor dem Gifte des Liberalismus warnt, der in dasselbe eindringen könne, so weiß alle Welt, daß seine ultramontanen Bundesgenoffen in Bayern vor dem Ausbruche des französischen Krieges" auf dem besten Wege waren, einen Theil dieses Heeres, näm lich die bayrische Arm.ee, mit dem äußersten Radicalismus zu ruiniren. Wenn er gegen den Sozialismus donnernde Reden hält, so braucht man ihm nur die Wahlreden seines Freundes Moufang vorzuhalten, in denen dieser geistliche Nath die Hauptforderungen der Sozialisten nämlich die gesetzliche Regelung der Arbeitszeit, die Feststellung des Arbeitslohnes und die Slaatshilfe für die Arbeiter, eifrigst sich an eignete. Während die liberale Partei die „modernen Ideen", aus denen die Greuel der Pariser Commune hervorwuchsen, bis in ihre letzte Wurzel bekämpft, heften diese Priester das sozialistische Pro gramm unbekümmert an ihre Fahne, sobald es bei Wahlbewegungen und im Kampfe gegen den Mittelstand es ihnen paßt. Die Maske der conservativen Interessen ist ihnen also abgerissen. Niemand glaubt ihnen mehr, daß die Achtung von der weltlichen Obrigkeit durch Befriedigung ihrer ultramontanen Forderungen bestärkt werden könne. Insbesondere die germanische Welt empfindet es tief, daß die römische Partei der Todfeind ihrer Cultur, ihrer staatlichen Wieder geburt, ihres gesammten sittlichen Wesens ist. Staatsordnung und römisch-ultramontane Ordnung sind endlich auch von den Negierungen als zwei Gegensätze erkannt, welche sich ausschließen und von denen die eine der andern weichen muß. * Die Redacteure eines Journals in Iowa ließen einen Me nageriebesitzer wegen bedeutend aufgelaufener Jnsertionsschulden ab pfänden und zeigten Tags darauf ihren Lesern an, daß sie in den Besitz eines höchst uugcmülhlichen Löwen gekommen seien. „Sollte Jemand, schlossen sie ihre Anzeige, wieder mit dem Knüttel in der Hand unser Rcdactionslocal betreten und uns anschreicn: „Wer hat diesen Artikel geschrieben?" dem werden wir einfach von unserm Löwen antworten lassen." * Non einem seltenen Strike berichtet ein ungarisches Blatt: „In Klausenburg haben die Lehrer der römisch-katholischen Elc- mentar-Hauptschule erklärt, nicht eher den Unterricht wieder aufnehmen zu wollen, als bis man ihnen den Gehalt aufgebessert." Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Am 17. Trinitatis-Sonntag Vormittags predigt: Herr Vikar Thümmler. Nachmittags: Usr lFSäsuLbat'slL. Die ächte kab. 8ü88milek'8eks Kiemu8ülzwmm3ä6 ü Büchse 5 Nqr., hat alleinige Niederlage für ^7i1sckrutk Apoth. S werden Knechte, Mägde und Pferdejungen durch das Dienstnach weisnngsbnreau von F. Tannenberg in Wilsdruff. LIMMments - Anzeige. Einem geehrten Publikum von Wilsdruff und Umgegend die ergebenste Anzeige, daß ich mich am hiesigen Platze als LöttoUsv etablirt und gleichzeitig das Böttchergeschäft meines seligen Vater mit übernommen habe; um geneigtes Wohlwollen bittend, sichere ich prompte Bedienung zu. Wilsdruff, 27. September 1871. Hochachtungsvoll Llrusb Loss, Böttcher, wohnhaft: Mcißnerstraße, frühere Frohnfeste. Verpachtung. Künftigen Montag, den 2. October, sollen die Fluren des Blankensteiner Pfarrgutes an den Meistbietenden unter Auswahl der Licitanten iu einzelnen, kleineren oder größeren Parzellen verpachtet werden. Die Pachtbedingungen find bei dem Herrn Ortsrichter Becker einzusehen und werden vor der Versteigerung noch bekannt gemacht werden. Beginn der Auction Punkt! Uhr nach Mittag. Zeit der Versammlung von 12 Uhr Mittags an. Ort der Versammlung: das Hin terfeld oberhalb des sogenannten Hirsch'chens jenseit der Straße am Kirchenholze/ von wo aus die Versteigerung beginnt. Blankenstein, den 24. September 1871. vss kkarrlslln. Holz - Amtivu. Vom IliLrLMö!' KkVlör*6 sollen im GaWofe „zur Tanne" in Tharandt