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M W W K N N K K K N V 8 V R » S M M W W W M M M W MM N MM für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Sievenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 76. Freitag den 29. September 1871. Was habt Ihr uns erstritten? „Ein großes Vaterland Mit freien, deutschen Sitten, Befreit von alter Schänd'; Wir führten Straßburg, Metz euch ein Und — Ihr schaut schmerzlich-lächelnd d'rein?" Nuht wohl in Gottes Frieden, Nicht wohl nach heißem Streit; Was Ihr vollbracht hieniedcn, Krönt Euch mit Herrlichkeit. Das Vaterland durch Euch erstand, Dank Euch mit Thränen, Herz und Hand. Wohin wart Ihr gegangen Trotz Eurer Lieben Schmerz? Welch' glühendes Verlangen Erfüllte Euer Herz? „Wir kämpften treu, mit starker Hand Für unser deutsches Vaterland!" „Stimmt an, wie wir gesungen, Das Lied von hoher Wacht; Schaut, was wir Euch errungen: Den kühnsten Preis der Schlacht! Ihr konntet ruh'» und sicher sein: Fest stand und treu die Wacht am Rhein!" Wem habt Ihr kühn gestanden? Wo floß das Heidenblut? „In Frankreichs fernen Landen Mit uns manch' Braver ruht!" Wie rangt Ihr in dem schwersten Krieg? „Blit hohem Muth, von Sieg zu Sieg!" Ja, Helden, die gefallen, Nicht wohl im fremden Land, In ew'gen Tempelhallcn Begrüßt Euch Gottes Hand; Sie segnet reich und winkt Euch zu: An's Herz zu mir, zu Eurer Ruh!" Auch Ihr — Ihr kehret wieder Zur Heimath hold und traut, In ihren Siegesliedern, In ihrem Klagelaut; Euch reicht im Geist die feste Hand Das freie, deutsche Vaterland! Tagesgeschichtc. WilSdrufs, am 28. September 1871. In dem Abgänge der Posten von hier ändert sich mit dem 1. October der Abgang der Frühpost nach Dresden insoweit, daß die selbe von diesem Tage an anstatt um 6 erst um 7 Uhr abgcht, wo rauf wir hierdurch das reisende Publikum aufmerksam machen. — Das große Pariser Schlachten-Nundgemälde wird, wie aus einem Inserat zu ersehen, auf'wiederholtcn Wunsch und der Denkmals- Weihe halber nächsten Sonntag noch und zwar im Saale des Rath- hauscs hier zur Ansicht aufgestellt sein, um so noch Manchem Ge legenheit zu geben, dieses kriegerische Panorama in Augenschein zu nehmen. Dresden, 25. September. Das „Dr. Irl." enthält Folgen des: Nachdem Se. Mas. der König dem Staatsminister Freiherrn von Falkenstein die mit Rücksicht auf sein vorgerücktes Alter erbetene Entlassung bereits am 28. Juli dieses Jahres für den Zeitpunkt, wo die Ernennung eines Nachfolgers geschehen sein würde, in Aussicht zu stellen geruhet haben, so haben Se. Majestät nunmehr, nachdem dieser Zeitpunkt cingctreten, den Staatsminister Freiherr» von Fal kenstein vom Ende dieses Monats an, unter dankbarer Anerkennung der vielfachen und großen Verdienste, welche sich derselbe während seiner langjährigen, umsichtigen und pflichtgetrcucn Amtsführung nach mehreren Richtungen hin, insbesondere auch um die Universität Leipzig, erworben hat, von der Leitung des Ministeriums des Cultus und öffentlichen Unterrichts zu entbinden und ans dem Staatsdienste überhaupt zn entlassen geruht. — Sc. königliche Majestät haben das erledigte Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts dem Geheimen Justizrathe, Professor vr. Karl Friedrich von Gerber, un ter Ernennung desselben zum Staatsminister und Ertheilung des Auftrags in LvanzoUeis, vom 1. October d. I. an zn übertragen gernhet. Am Sonntag hat in Dresden eine Versammlung sämmtlicher deutscher Glasfabrikantcn stattgefunden, welche bezweckte, in Anbetracht der erhöhten Arbeitslöhne, sowie der hohen Kohlcnprcise, durch Ver ¬ einbarung die sämmtlicheu Glasfabrikate um 25 Procent im Preise zn erhöhen. Das in vergangener Woche in Dittersbach bei Frankenberg stattgefundene Schadenfeuer, welches das Wohnhaus des Besitzers Dippmann, sowie dessen Scheune zerstörte, ist von dem 6'/, Jahre alten Enkel des durch das Brandunglück hart Betroffenen angezündct worden. Derselbe hat gestanden, daß er auf der Tenne versuchen wollte, wie Stroh brenne. Der preußische Staatsschatz soll in einen Reichs-Krzegsschatz umgcwandet und auf 40 Millionen erhöht werden. Uebcr denselben soll der Kaiser nür unter Zustimmung des BundeSrathcs und des Reichstages verfügen können. Frankreich will die vierte halbe Milliarde, die im Mai 1872 fällig ist, schon zwei Monate früher, im März bezahlen. Es hat bereits Vorsorge getroffen, daß bis dahin diese Summe flüssig gemacht wird. Jn Dijon^ist wieder ein meuchlerischer Angriff aus zwei deutsche Aerzte erfolgt. Diese gingen harmlos jpaziren, als aus dem Versteck zwei Schüsse von Franzosen auf sie abgegeben wurden. Beide sind schwer verwundet. General Gra» Gröben hat sofort Befehl gege ben, alle Waffen auSzulicfcrn. Bei wem aber bei späterer Haussuch ung noch Waffen vorgcsunden werden, der soll vor ein Kriegsgericht- gestellt und hart bestraft werden. Die „Elberfelder Ztg." bringt die auffällige Nachricht, daß sich in Afrika noch eine Menge gefangener deutscher Soldaten in den Kasscmatten befinden, tvclchc sämmtlich in den Verlustlisten als vermißt aufgeführt worden sind. Die Nachricht soll von einem früher in Paris ansässigen Deutschen herrühren, welcher bei Ausbruch des Krieges in die afrikanische Fremdenlegion gesteckt wurde. In Paris befürchtet man jetzt schon eine Bouopartistische Erhebung. Es soll bereits ein Regiment gewonnen sein, die Mit glieder der Regierung zn verhaften. Thiers hat alle Vorkehrungen getroffen, nur diescnr Fall zu begegnen.