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Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehu und die Umgegenden. Mmtsölait für das Königliche GerichLsamt Wilsdruff und den Madtrath daselbst. 11. Dienstag den 6. Februar 1872. Nachdem der Kaufmann ^oaoliiin ^.utlion Oisäsriali Hsiätmunu zu Hamburg das ihm unter der Bezeichnung „Herders Fundgrube bei Wilsdruff" unterm 27. September 1865 von dem Königlichen Bergamte Freiberg für ein in der Flur Wilsdruff und zum Theil möglicher Weise auch in der Flur Birkenhain gelegenes Grubenfeld von 90 Maaßeinheiten verliehene Bergbaurecht auf alle darin liegenden verleihbaren Mineralien mit alleinigem Ausschluß des Goldes und Silbers unterm 4. Januar d. I. gänzlich losgcsagt und dieses Berggebäude in das Bergfreie znrückgegeben hat, so wird solches auf Requisition des gedachten Königlichen Bergamtes vom 4. vor. Mon. nach der Vorschrift in Z 169 des Berggesetzes vom 16. Juni 1868 unter ausdrücklichem Hinweis auf die Bestimmungen des nurerwähnten Z 169 und insbesondere auf die aus demselben folgende Berechtigung, nach welcher etwaige hypothekarische Gläubiger dieses Berggebäudes binnen einer Frist von 3 Monaten, vom Erlaß dieser öffentlichen Bekanntmachung an gerechnet, bei dem unterzeichneten Gerichtsamt auf gerichtliche Zwangsversteigerung des beregten Bergwerkseigenthums antragen und ihre Befriedigung aus demselben verlangen können, hierdurch mit dem Bemerken öffentlich bekannt gemacht, daß in dem Falle, wenn binnen obiger Frist und längstens bis zum 11. Mai 1872 kein Antrag auf Versteigerung erfolgt oder bei derselben kein Gebot erlangt wird, das obgedachte Bergbaurecht sodann für erloschen erklärt und zu diesem Behufs im betr. Lehnbuche gelöscht werden wird. Kömgl. Genchtsamt Wilsdruff, am 3. Februar 1872. Leonhardi. HeksMtmachMg. Anher erstatteter Anzeige zufolge hat am 9. Januar d. Js. ein unbekanntes, angeblich in Kaufbach dienendes Frauen zimmer, dessen Signalement unten insoweit möglich angegeben, unter trügerischen Vorspiegelungen in zwei hiesigen Schnitt- waaren^andlungen verschiedene Trauersachen ohne Zahlung zu entnehmen versucht, was behufs Ermittelung der Betrügerin hiermit zur öffentlichen Kenntnis; gebracht wird. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, am 3. Februar 1372. Leonhardi. Die Unbekannte war von mittler, untersetzter Statur, anscheinend 18 bis 19 Jahr alt, hatte ovales volles Gesicht, mehr spitze Nase, dunkles Haar und etwas schadhaste Zähne. Bekleidet war sie z. Z. der That mit einem blauen, gelbge streifte« Rock, schwarzer Stossjacke, buntem Filet-Kopftuch und rothem Shawl. Tagcsgeschichte. Dresden, 3. Februar. Nach dem heute vorligenden ersten Berichte der Finanzdcpntation der zweiten Kammer über das Einnahme- budgct sollen die Gehalte aller festangestellten Beamten, mit nur we nigen Ausnahmen, bis mit 300 Thlr. Jahresgehalt und ca. 10 "/<, ausgebesserc werden und bei den Gehalten der Minister, mit Aus nahme des Kriegsministers, eine Gehaltserhöhung von 500 Thlr. ein treten. Die Gcsammlsumme der festen Gehalte der Staatsbeamten beträgt 4,874,581 Thlr. In dem DeputatiouSberichte wird auch eine Reorganisation der Forstverwaltung angeküudigt. Bogumil Dawison ist tvdt! Er starb am 1. Februar Abends V2IO Uhr in Dresden nach vvrhergegangcnem schweren Leiden. Der Kunst, der er ein wirklich hoher Priester war, starb er leider schon vor einigen Jahren. Sein Zustand seit dieser Zeit war, verglichen mit dem, was Dawison seither gewesen, ein tief beklagens- werthcr. Freiberg, 30. Januar. Mit den Erdarbeiten zur Ausführung der B 'inie Nossen-Freiberg wurde heute auch auf der Strecke Freiberg^BUn'HclMM, her Anfang gemacht. Meerane, 31. Jan. Das „M. T." berichtet: Heute Morgen gegen 8 Uhr ist in der hiesigen Kirchciß'schcn Färberei eine Decke cingebrochen und hat einen der dort beschäftigten Arbeiter, G., einen Vater von drei Kindern unter ihrem Schutt begraben. Seiten der Polizeibehörde wurde sofort zur Verhütung weiteren Unglückes die Unglucksstätte abgesperrt und eine Abtheilung der Rettungsschaar beigezogeu, um den Verschütten hervvrzuholeu. Nach mehrstündiger angestrengter Arbeit wurde derselbe unter dem Schutt entseelt her vorgezogen. Den Verletzungen nach zu urtheilen, scheint der Tod augenblicklich eingetreten zu sein. Ob hier eine fahrlässige Tödtung vorliegt und wem sie, wenn dies der Fall, zur Last fällt, wird die Untersuchung lehren, die jedenfalls nicht ausbleiben wird, da dem Vernehmen noch die Staatsanwaltschaft bereits von dem Vorkomm niß in Kcnntniß gesetzt worden ist. Berlin, 31. Januar. In einem Artikel über die Ereignisse des vergangenen Jahres sagt die „Prov.-Corr.": Nach der Reihe der Gedenktage des großen Kriegsjahres sind wir bereits in die Erinnerung des Friedeuswerkes eiugetreten. Am 28. Januar wurde zu Versailles der Waffenstillstand und die Kapitulation von Paris abgeschlossen, am 2S. Januar wurden alle Forts von Paris besetzt und der deutsche Kaiser und König „sah die preußische Fahne auf Jssy flattern." Der Kaiser schrieb: „Dies ist der erste segensvolle Lohn für den Patriotismus, den Hcldenmuth und die schweren Opfer. Ich danke Gott für diese neue Gnade, möge der Friede bald folgen." Und dem Waffenstillstand folgte nach kaum vier Wochen der Friede, ein Friede, wie ihn, Deutschland noch niemals geschlossen hatte, der Friede, durch welchen außer einer Kriegsent schädigung von fünf Milliarden Elsaß und Deutsch-Lothringen mit Straßburg und Rietz dem neu erstandenen deutschen Reiche als köst lichste Morgengabe dargebracht wurden. Die damalige durchgreifende und entscheidende politische Wendung war nicht minder überraschend und wunderbar, als die glänzendsten militärischen Ereignisse des Krieges. Die Sitzung des prenß. Abgeordnetenhauses am 30. Januar war die interessanteste und wichtigste von allen. Es kam zu einer gründlichen Auseinandersetzung des neuen CultusministerS Falk und des Ministerpräsidenten Fürsten Bismarck mit der Cen- trumsfraklion d. h. mit den Ultramontanen. Der Abg. Windthorst ans Hannover, der geistige Führer jener Partei, gab durch seine Perfiden Lamentationen, daß die Katholiken in Preußen gleichsam