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Namen der Verunglückten sind: Frau Naundorf, Gastwirthin, Frau Töpfer Geier, Frau Schneider Grahl, Frau Bäcker Strobel, Fräulein Geier, Herr Tischler Woltert. Aus Schandau wird berichtet: Am 6. d. M. Vormittags verunglückten in den Postelwitzer Steinbrüchen zwei Steinbrecher, Hempel aus Schandau und Hering aus Postelwitz dadurch, daß ein Felsblock bei der Bearbeitung sich zu zeitig auseinander löste und dadurch die beiden Arbeiter mit der Leiter, auf welcher sie standen, herabfielen, wobei Ersterer am Kopfe schwer. Letzterer an einem Arme leichter verwundet worden. Hempel ist, da ihm die Hirnschale zerschlagen und das Gehirn beschädigt war, Abends ^9 Uhr ver schieden; er hinterläßt eine Frau und 2 Kinder. Die neuen Jnfanteriegewehre werden noch im Laufe dieses Jahres an die Regimenter der deutschen Armee, an die Berliner Garderegimentcr bereits vom nächsten Neonat ab, vertheilt werden. Der Lauf derselben ist broncirt, Kaliber und Kugel conform dem Chassepotshstem und das Gewicht um I'/r Pfund seichter als das das der Zündnadelgewehre. An Stelle des bisherigen dreikantigen Stichbahonnets wird ein Haubayonnet treten. Alle deutschen Truppen-Commandeure sind vom Kaiser aufge- forderl worden zu prüfen, wb vielleicht noch würdige Soldaten und Offiziere vorhanden feien, die bei Austheilung des Eisernen Kreuzes übergangen worden sind. Später sollen sümmtliche Inhaber eiserner Kreuze veröffentlicht werden. Aus Berlin berichtet man: vr. Strousberg verläßt, dem „Fremdenbl." zufolge, mit der ganzen Familie binnem Kurzem Berlin und siedelt nach London über, woselbst er ein prächtiges Grundstück in der nobelsten Gegend erworben. Wie das „Fremdenbl." weiter hört, hat Or. Strousberg sei» hiesiges Grundstück in der Wilhelmstraße an Director Hansemann für 500,000 Thlr. verkauft. Alle in seinem Hause enthaltenen Kunstwerke, die werthvolle Bib liothek rc. gehen mit nach London hinüber. Aus München, 0. Februar, wird berichtet: Gegen das Ur- 'heil des Bezirksgerichtes Freising vom 28. Januar, durch welches der katholische Pfarrer Joh. Lechner von Högertshanscn — der in einer Predigt geäußert hatte: „Unsere katholischen deutschen Fürsten waren bei der Beraubung des Papstes müßige Zuschauer; sie nennen sich zwar von Gottes Gnaden, aber man weiß nicht, sind sie von Gottes- oder Teufelsgnaden" — der Majestätsbeleidigung für schuldig erklärt und zu einem Jahr Festungsstrafe verurtheilt wurde, hatte sowohl der Beklagte als der Staatsanwalt die Berufung er griffen, letzterer, .weil das Gericht nicht auf drei Jahre, das Slraf- maximum, erklärt hatte. Die Sache gelangte Henie in der Sitzung des Appellaüonsgcrichles zur Verhandlung. Der dazu selbst erschie nene Beklagte, der die fragliche Aeußerung in Abrede stellte, wurde vom LandtagsabgeordnetenAdvokat Schültinger verlheidigt und von demselben Freisprechung eventuell aus das Strafminünum von zwei Monaten, plaidirt. Die Staatsbehörde am ApellationSgericht bean tragte, die beiderseitigen Berufungen zu verwerfen, der Gerichtshof aber erklärte den Beklagten Ler Beleidigung des Landesherrn für schuldig und vcrurtheilte ihn zu einer Festnngsstrafe von 0 Monaten und Tragung der Kosten. — Vor unserm Stadtgericht wurde diesen Nachmittag eine Klage des excommmuzirten Pfarrcs Hosemann von Tuntenhausen gegen den Nrdaeteur des „Voltsboten", Herrn Zan der wegen Ehrcnkränkung verhandelt. Der Beklagte Halle eine noch malige Vertagung beamragt und in sicherer Erwartung, daß dem stattgegeben werde, keinen Zeugen laden lassen, auch keinen Verthei- diger bestimmt; das königl. Stadtgericht ging indessen auf die wie derholte Vertagung nicht ein. Herr Zander führte nun selbst seine Verthcidignngj wurde aber der Ehreukräukung für schuldig erklärt und zu dreißig Tagen Gefängniß verurtheilt; ^er hat gegen dieses Urtheil sofort die Berufung angemeldet. Der Stadirichler Frhr. v. Leonrod (Bruder des Bischofs von Eichstädt) hob im Urtherle her vor, daß nur eine erhebliche Freiheitsstrafe den Beklagten, der schon mehrmals wegen Ehrenkränkung, begangen durch die Presse, vcrur- theilt worden ist, „vielleicht" überzeugen könne, daß eia Redacteur nicht berechtigt sei, „an der Ehre seiner Mitmenschen Herumzureißen, gleichsam wie man von einem Stück Leinwand Fetzen abrciße." Schließlich bemerkte der Richter dem Verurtheilten noch, daß nach dem neuen Reichsgesetze bei Ehrcnkränkungen eine weit höhere Strafe zulässig sei, als nach den bisherigen bahrtfchcn Gesetzesbe stimmungen. Die Pariser fangen langsam an zu begreifen, daß sie dumme Streiche gemacht haben, als sie sämmtliche Deutsche auswiesen. In der Kunst- und Möbeltischlerei und in den Werkstätten der Schneider und Schuster werden die Deutschen, die auch mit dem Briesschreiben und Buchführcn gut umzugchen wußten, schmerzlich vermißt — we nigstens von den Geschäftsinhabern. (Dennoch sind deutsche Arbcüer vor der Wanderung nach Paris zu warnen, nur sehr wenige finden Arbeit und Brod, die meisten fallen in' Elend und Nolh und müssen schließlich von dem deutschen Gesandten unterstützt und heimbesörvert werden.) Es will nicht überall zutreffen, daß man durch Schaden klug werde, und es giebt nach wie vor gebrannte Kinder, die das Feuer gleichwohl nicht scheuen. Zu ihnen gehören die Einwohner von Chicago. Alle dornige Zeitungen klagen über die liederliche Art, wie diese Stadt aufgebaut wird. „Ohne einen Schaden an Menschenleben zu wünschen", sagen sie, „wäre es doch besser, wenn die meisten dieser Gebäude noch vor dein Frühjahr umgcblasen würden. Unsere Einwohner müssen verrückt geworden sein. Jede anständige Versicherungscompagnie wird in unserer Stadt keine Versicherung mehr aufnehmen." Vermischtes. Einige Heiterkeit erregt, wenn auch nicht in der bctheiligten Familie, dar Verschwinden zweier Schwestern aus anständigem Hause in Berlin, die sich von einem und demselben jungen Manne, dem sie beide in süßer Minne zugethan waren, vor einigen Tagen haben gemeinschaftlich entführen lassen. Der entrüsteten Familie haben die Schwestern bereits brieflich angezeigt, daß sie glücklich mit ihrem „lieben Freunde" in London angekommen seien und l nächstens nach dem großen Salzsee aufzubrechen gedächten, da sie beabsichtigten, sich das vielgerühmte Treiben der Mormonen ganz in der Nähe anzusehen. Geld zur Reise sollen die vorsichtigen Leute genug mit sich genommen haben. * Essen, 30. Januar. Die „E. Z." erzählt: „Eine rührende, durchaus verbürgte Geschichte treuer uns hingebender Anhänglichkeit eines Thieres an seinen Pfleger hat sich in den letzten Tagen hier begeben. Das Söhnchen eines hiesigen Handwerksmeisters war an einem heftigen Nerfensieber erkrankt. Von dem Tage der Erkrankung an weigerte sich die Hauskatze, ein besonderer Schütz- und Pflegling des erkrankten KindeS, irgendwelche Nahrung, selbst die ausgesuch testen Leckerbissen, zu sich zu nehmen. Täglich besuchte das treue Thier den kleinen Patienten, liebkoste denselben, indem es auf das Bett sprang und dem Kinde die Händchen beleckte; im Uebrigen gab es durch Klagetöne seinen Schmerz kund. Gestern nun wollte die Katze wieder auf das Bett springen, indeß durch das lagelange Ent behren von Speisen war dieselbe so entkräftet, daß sie den Sprung nicht mehr ausführen konnte und unter Schmerzensgeschrei gleich da rauf vor dem Bette verendete." Eine Gesellschaft in Wien hielt am 5. Februar Maskenball, das Fest, war im schönsten Zug, da nie st Jemand Herz- und ncrven- erschütlernd. Allgemeines Gelächter'. Allein er niest noch einmal so schallend, daß allgemeine Entrüstung entsteht und der Ruf laut wird: Naus! Da niesen aber schon zehn, zwanzig und unter ihnen die ärgsten Schreier; noch eine Minute und das Niesen schallt durch alle Theile Les ungeheuren Saales wie ein gewaltiges Peloton- feuer, — Gäste und Vorsteher, Wirthe und Kellner, Masken und Tabaros und die Polizei selbst — alles niest und niest immer wie der, als wären alle toll geworden. Plötzlich liess: Thürcn und Fenster auf, alle auf! Alle Fenster und Thüren wurden geöffnet, ein gewaltiger Strom durchzog die Säle und entfernte das Nies- wurzpulver und Len 'Pfeffer, den unbekannte Störenfriede auSge- streut hatten. * MorL in Pest. Wir lesen im „Pester Lloyd": Eine schreck liche That wurde am 2. d. im Hause der verwitiweten Biudermeisterin Frau Rofics verübt. Dieselbe halte Abends die Magd in Lie Werk statt geschickt, welche im Hinteren Theile des Hauses sich befindet, um nachzusehen, ob der Geselle die Lampe nicht habe brennen .lassen. Daun ging sie ein» kranklicgende Nachbarin besuchen. Die allein zurückgebliebene Tochter wurde unruhig darüber, daß die Magd so lange ausblieb, und ersuchte daher eitlen eben heimgekehrten Hausbewohner, sie zur Werkstatt zu begleiten, um nachzusehen, was denn die Magd treibe. Hier fanden sie aber die Thür verschlossen, auf ihr Rusen erfolgte keine Antwort, und im Innern war ein leises Wimmern und Röcheln zu vernehmen. Man rief nun auch Frau Rosies nach Halise; die Thür wurde erbrochen, und nun bot sich den Eiulrcleuden ein schreckliches Schauspiel dar. Der Geselle lag in der Mille der Werkstatt mil durchschnittener Kehle todl auf dem Boden; der Dienstmagd, welche neben der Thür lag, waren alle Zähne eingeschlagen, Las Kinn herabgchaueu, und außerdem war sie an mehreren Stellen des Körpers mit Wunden bedeckt. Am Morgen verschied sic. Alles, was man ans ihr über die Person des Mörders hcrausbringrn konnte, waren die Worte: „Der schon einmal hier war". Der Verdacht ist hierdurch auf einen Binder- gesellen gelenkt, welcher früher bei Frau Rosies gearbeitet und der auch an jenem Abende im Hause gesehen wurde. Er ist bereits cingezogcn. Die Magd sowohl als der ermordete Geselle standen im Alter von 19 Jahren. * Gelsenkirchen, 3. Februar. Gedankenloser Unvorsichtigkeit sind leider gestern Abend wieder zwei Menschenleben zum Opser ge fallen. Ein Bergmann in Braubauerschafk hatte in unbegreiflichem Leichtsinne eine größer» Quantität Dynamit hinter dem Öfen auf- gehängl. Er selbst war zur Arbeit gegangen, während seine Fran mit zwei Kindern zu Hause zurückblieb. Plötzlich entzündet sich das Dynamit hinter dem heißen Ofen und — das Häuschen liegt fofort zu Dceivienhcilen in Trümmern. Ein Knabe wird durch eine auf- gerissene Wand in'S Freie geschleudert und scheint weiter keine Ver letzungen davongetragen zu haben. Das andere Kind war sofort todl und ist am Körper schwarz angclaufen. Die Mutter der Kinder ist aber entsetzlich verstümmelt; sie ist vollständig auseinander ge rissen; Theile von ihr lagen weit und breit umher. * Eine etwas geräuschvolle Berichtigung wurde am 5. d. M. dem „Tageblatt" in Hannover zu Theil. Das Blatt hatte die Nachricht gebracht, die dortige Feuerwehr wolle durch einen Strike eine Gehaltserhöhung erzielen. Am Nachmittag des genannten Tages nun zog eine Abtheilung der Feuerwehr unter Trommelschlag vor die Rrdaction des „Tageblattes" und entsendete eine Deputation von vier Mann, um gegen die Nachricht zu remonstrirc». Die nächste Nummer berichtigte denn auch die irrige Mittheilung.