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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.08.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080811028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908081102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908081102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-08
- Tag 1908-08-11
-
Monat
1908-08
-
Jahr
1908
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Bezugs-Preis >ür Leipzig und oorvn« ourck a»I«r« LrLgrr uni Spediteur» ml kxrul gebracht! «ulgad, L <uur morgen«) vtrrtetjihrltch 8 M., monatlich I Di.; vutaad« v sniorgen» und abend«) viertel, jährlich «.St, M.. monatlich I.SV M. Durch dl« P»k >a beziehe«: st mal täglich) innerhalb Deutschland« und der deutschen Kolonien vierielmdrliH b,2b M., monatlich l,7ü M. autjchl. Post- bestellgeld, ür Oesterreich 2 lr «o u, Ungarn 8 L vierteljährlich, ferner in Bel gien, Dänemark, den Donaustaaten, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen. Nnh- land Schweden^ Schm«, au» Spanien. In allen übrigen Staaten unr direkt durch di» Lrpe».». Bl. «rhtltltch. Abonnement-Annahme, stlngustusplatz 8, bei unleren Drägern. Filialen, Spediteure» und Annahmestellen, iowt« Postämtern u»d Briej träger«. Di» einzeln« Nummer koket 10 Vtch Redaktion uud «rvebtttou: Johannttgast« dH Delerbon Nr. 14682. Nr. 14693. Nr. I46S4. Nr 221. Abend-Ausgabe V. KWMrTMblM Handelszeitung. Amtsblatt -es Mates und -es Volizeiamles -er Lta-t Leipzig. Dienstag 11. August 1908. Anzeigen-Preis Kr Inserat« au« Leipzig und Umgebung di« -gespalten, Petit,eile 2b Ps., ftnanzirlle Auzetgea SV Pj., Reklamen I M.; dm, aulwärt« SV Pi., Reklamen 1.20 Pi.; «mmAnülandSOPs., ftnanz. An,eigen 75Pi.. Reklamen 1.SV M. Inserate».Behörden ii amtlichenDeil40P'. veil-,«gebühr ü M. p. Lausend exkl. Post gebühr. BeschLittan^igen an bevor,ugter Stelle im Preis« erhitzt. Rabatt nach Dari Frsterteilt« «niträge können nicht zurück. a«»ogen w«rdea. Für da« ltrscheinen an destuumtea Lagen und Plätzen wird keine Garanri« übernommen «neigen-Annahme, >ugustu«platz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen. ltrpedittonen de« Ja- und «utlande«. Haupt.Siltal« Berit»! Carl Dunckrr, Derzogl. Baar. Hosbuch» Handlung, Lützowstrahe 10. crelephon VI, Nr. 4603). Haupt-Ktliale Dresbeu: Seestrahe 4. 1 (Delephon 4621). 102. Jahrgang. Das wichtigste. * König Eduard ist heute in Eronberg eingetroffen und vom Kaiser auf dem Bahnhofe empfangen worden. (S. Dtschs. R. u. Letzte Dep.) * König Friedrich August traf heute vormittag 11 Uhr in Wurzen zum Besuch des Wettinbundesschießens ein. Bürgermeister Dr. Seetzen teilte mit, daß die Stadt aus diesem Aniah die Errichtung einer Stiftung von 6000 .tl zu Krankenpflegzwecken be schlossen habe. Um 12 Uhr 30 Min. reiste der König wieder nach Dresden zurück. lS. Letzte Dep.) * Aus Saarbrücken wird gemeldet: Auf der Grube Dud ln c i l e r wurden durch eine Schlagwetterexplosion dreizehn Mann getötet, acht schwer und fünf leicht verletzt. lS. Neues a. a. W.) Zeppelin nnd die Engländer. (Bon unserem Londoner L-Korrespondenten.) London, 9. August. Es ist eine erfreuliche Tatsache, daß die ganze englische Presse sich in der sympathischsten Weise zu dem Unglück äußert, das den »Zeppelin Nr. 4" in der Stunde des Erfolges betroffen bat. Das ist um so er freulicher, als die Stimmung der Presse der Stimmung fast aller Kreise getreulich entspricht. Vor dem Antritt der Zeppelinschen Reise war die Stimmung weit weniger einheitlich freundlich, die Kritik weit weniger fair. Das Bewußtsein, auf diesem wichtigen Gebiete hoffnungslos geschlagen zu sein, die Empfindung eines unentschuldbaren Mangels an Initiative in der britischen Lustschisfahrt verdunkelte vielfach die natürlichen Folgerungen des common sonso, dessen sonstige Bereitwillig keit faktische Niederlagen vor sich selbst durch die reforma torische Tat anzuerkennen, so viel mit dem britischen Wieder ausschwung seit dem Burenkriege zu tun hat. Das Bewußtsein des Versäumnisses wurde besonders durch die antideutsche Spionen- kampagne der letzten Wochen geschärft. Jetzt hat sich das Blatt gewendet. Der allgemein menschliche Gesichtspunkt kommt zu seinem Rechte. Viel leicht auch deshalb, weil die Verzögerung des vollen Erfolges Zeppelins dem englischen Selbstbewußtsein Zeit zur Erholung, der englischen Initiative neuen Spielraum, wenn auch nur kurzen, zu gewähren scheint und vor allem deshalb, weil die englische Luftschifferei, die im Grunde dem „Halbstarren System" die Zukunft zuzusprechen geneigt ist, auf Grund der kümmerlichen bis jetzt hierher gelangten Berichte über die Ursachen, die zur Zerstörung des vierten Zeppelin geführt haben, zu starken Zweifeln an der praktischen Brauchbarkeit des deutschen Fahr zeuges gelangt ist. Die „Pall Mall Gazette" erklärt Zeppelins Unglück in einem der „Neid der Götter" überschriebenen Artikel für eine Tragödie von äjchyleischer Zuspitzung. Im übrigen macht gerade dieses, den Luft sport der Aristokratie besonders pflegende Organ den Standpunkt der Vogelflugtheoretiker zu dem seinen, wobei freilich Sympathien für den Amerikaner Farman und seine Maschine eine Rolle spielen mögen. Der in England lebende Millionär Astor ist der Besitzer der „Pall Mall". Und er ist auch einer der Finanzleute FarmanS. Die Zeitung wirft die Frage auf, ob die endgültige Lösung des Problems überhaupt auf Grund des Prinzips „Leichter als Luft" gefunden werden könne. Freilich baut es seine Schlußfolgerungen auf dem irrigen Satze auf, daß „Schwerer Feuilleton. Wehe über die unergründliche Tiefe des Unverstandes! Indisch. * Dar orientalische Märchen. Von W. Fred. O, ich entsinne mich des dicken Buches, in blaue Leinwand gebunden und mit goldgepreßtem Titel stand darauf: Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Es ist glaube ich, das erste Buch, das mir Nächte stahl, Nächte eines jungen Kindes. Und mir schwere Träume auf die Brust legte, weil ich schwer atmend im Bette mich wälzend vor dem Dschinn, dem bösen Geist, mich ängstigte oder um seine schöne Frau schlafend Qualen litt, der so grauses Schicksal, Tod von Henkerhand, bevorstand, kaum, daß die letzte Geschichte beendet sein würde . . . Und die Märlein reihten sich nicht ein» ans andere, wie ich sie später in gelehrten Texten fand, sondern gekürzt, geschnitten, wohl auch im tiefen Sinn geändert — da es doch eine „Jugend, schrift" war, bis der Sultan die Mutige zur Sultanin gemacht hatte und rosige Kinder an ihrer Hand einhergehend, mir vorgestellt wurden — da dickste Buch findet m diesen Knabcnjahren bald ein Ende und die Brust wurde frei von Angst; nur sonderliche, schreckhafte Vorstellungen waren in dem jungen Hirn übrig geblieben, ein tieftrauriges und heftig be- klemmendes Gefühl von der Ungerechtigkeit, die zum Glück nur in der fernen orientalischen Welt herrscht, und die Phantasie war ohne Matz aufgestachelt zum Wiederdenken und Erdenken jener Szenen von Räubern und listigen Dieben und gar Menschen, die plötzlich Tiere wurden, und anderen, die aus dem höchsten Glück unerbittlich ins tiefste Dunkel des Elends gerissen wurden, weil es hohe Gewalten gab, Geister, vor denen im Finstern sich zu fürchten zwar Schande, aber doch Notwendigkeit war. So wirkte damals das Werk, dessen Entstehung und Sinn das Gemüt des jungen LeserS wohl wenig bekümmerte. Wenn ich nun weiter erzähle, wie diese» Buch mir — und ich bin ja da einer unter Unzähligen, die den nämlichen Lebensweg gingen und gehen, ja noch gehen werden — ich gebe mit dieser Biographie eines Buche« fast so etwas wie eine Geschichte meiner selbst. Denn in vielerlei Gestalten und Formen treten die Erzählungen von Tausendundeiner Nacht auf und mancher glaubt bis zur Stunde, er hat dieses Buch gelesen und wohl auch gar begriffen, weil er irgend eine Seite dieses mächtigen prosaischen EpoS (und auch die verstümmelt) kennen gelernt bat. So wie Hunderte, Tausende und Zehntausende von Figuren dieser und höherer Welten in den Erzählungen prunkvoll orientalisch geschmückt, von vollen Tönen brausender Musik einbegleitet ihren Einzug halten oder al» arme Bettler, kettcntragende Sünder, nichtswürdige schwarze Bösewichter von einem schnellen Lichte uns gezeigt werden, so daß man, reifer werdend, al» stärksten Eindruck de» Werke» seine unendliche Fülle an Figuren erkennt — als Luft" gleichbedeutend mit „Stärker als Wind" sei, ein Satz, dessen Irrtümer durch die Todesstürze von einer ganzen Reihe von Flug- technikern widerlegt sein sollte. Unter den verschiedenen Kritiken, die jetzt in England an Zeppelins Luftschiff seitens der Techniker laut werden, verdienen die Aeugerungen des Majors B. Baden-Powell Beachtung. Baven-Powell, der nicht mit dem Verteidiger von Mafeking verwechselt werden darf, ist der sührenve Champignon der Versuche der englischen Armee, zu einem „Lenkbaren" zu gelangen. Ein recht kritischer Champion obendrein, aus dessen Studien hauptsächlich die jetzt am „Nulli Secunvus", dem eng lischen Armeeballon vorgenommenen Verbefscntngen in der Hauptsache zurück gehen. Baden-Powells Bemerkungen sind außerdem cie einzigen, welche sich auf persönliche Augenscheinnahme des Zeppelinschen Ballons stützen. Er erzählt, er habe mit dem Grasen über die Möglichkeit eines solchen Unglücks gesprochen, aber Zeppelin habe diese Möglichkeit stets sanguinisch von sich gewiesen. Er ist auch kein Freund des Aluminiums jür vie Ballonhülle, das er für zu weich und Rissen zu unterworfen erklärt. Wahrscheinlich sei der Glaube an das Aluminium und seine Leichtigkeit ein Irrtum. Er empfiehlt Stahl, der zwar dreimal so schwer, aber auch dreimal so fest sei. Dem ist entgegenzuhalten, daß der „Nulli SecunduS" gerade an seinem Stahlgerüst, das durch die Ballonhülle drang und wie Bambus zerbrach, zugrunde gegangen ist. Auch den Hüllenstoff Zeppelins hält Baden-Powell sür minder gut, als den allein in der englischen Armee - Lustschiffer»Schule in Gebrauch befindlichen „ golvbeater" - Stoff. Zeppelin kennt diesen Stoff und hat einige Hüllen, die aber noch nicht fertig sind, in England in Auftrag gegeben. Baden-Powell bezweifelt auch, daß jemals ein sturmsicheres Lufschiff gebaut werden wird. Und er macht eine» praktischen Vorschlag zum Schutz gegen Sturmgesahr, der aus die Er richtung eines Netzes von Ballonstationen über das ganze Land hinauS- läust. Er verlangt eine Landesaufnahme geeigneter Plätze, die haupt sächlich in Tälern zu liegen hätten, durch Baumanpflanzungen auf den Hügelkämmen zu verbessern und durch Verträge mit den Grundbesitzern sicherzustellen, möglichst auch mit Schuppen auSzustatten wären. In diese könnten die Luftschiffe beim Herannahen deS Sturmes flüchten, ohne ihre Gasfülluug preiszugeben, dessen Entleerung in jedem Falle einen Mindestverlust von 1000 darstellt. Baden-Powells Vorschlag packt die Schwierigkeit am rechten Ende an und ist ein Beispiel des praktischen englischen SiuneS. Sein Vor schlag ist sicherlich der Erwägung wert. Der neue Zeppelin. Aus Friedrichshafen wird dem „B. T." geschrieben: lieber die nächsten Absichten des Grasen Zeppelin ist schon manches verbreitet und sogar gesäbelt worden, daß bereits in wenigen Wochen ein neues Luftschiff fertig sein solle. Demgegenüber erfahre ich, daß in bezug ckuf einen Neubau überhaupt noch garkeine Erwägungen an gestellt sind. Der Graf ist überhäuft mit der Erledigung schriftlicher Sachen, die ihn vorläufig noch einige Tage vollkommen in Anspruch neh men. Das Resultat der Beratungen mit dem Geheimen Regierungs rat Dr. Lewald, zu denen Dr. Linke als Sachverständiger hinzuge zogen wurde, wird streng geheim gehalten. Es ist nur so viel sicher, daß der wesentliche Tcu dcr Vesprewung dazu diene, die Form der beiden Berichte festzulegen, die dem Reichsamt des Innern und dem Reichs in arineamt über den Unfall zugehen sollen. In eingeweihten Kreisen ist man über den Unfall nicht allzusehr betrübt. Der Ausgang ist geradezu die Grundlage dafür geworden, daß dem Grafen ein ungestörtes Weiterarbeiten an seinem Problem ermöglicht ist, ohne von den Zahlungen des Reiches eben dieser Figurenfüllc entspricht auch der Reichtum an Motiven, die aus diesem Buche herauSzulesen sind, die Mannigfaltigkeit der Schätze, die dem Leser geboten werden. Man liest es, um den Glanz des Ostens funkelnd hell in den Augen zu verspüren, oder um die Torheit dummer eitler Narren zu verlachen, um die Vielheit, in der sich die Natur beim Erschaffen des menschlichen Tvpus ergangen hat, zu genießen, oder um der ungeheuren Spannung willen, die das Herz erregt und zum Klopfen treibt, so wie von der ersten Seite zur letzten, so innerhalb des Rahmens in jeder Geschichte und jedem Geschichtenkreis. Unübersehbar schien mir immer dieses Buch, wenn ich es auch in mancher Form, Sprache, Fassung und Art in der Hand gehalten hatte. Erst in späten Jahren verhältnismäßig ist bisher der Deutsche dazu gekommen, eine einigermaßen richtige Ansicht der Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht zu bekommen. Die Erzählungen aus Tausend, uudeiner Nacht, hieß es im Tone unumstößlicher Wahrheit, sind eine Rahmen-Erzählung, d. h. irgendein kluger Mann hat die Geschichte des Sultans, der von der Untreue seiner Frau und seiner Schwägerin ent- täuscht, ja mehr als das aus dem Leben der gewöhnlich urteilenden Menschheit entfernt ist, erfunden, dazu die Figur der orientalischen Jung, frau von Orleans, die ihr Land retten will, und so entsteht die Fiktion jener Abmachung zwischen dem Sultan, der jede Frau nach der Braut nacht sterben läßt, um nicht betrogen zu werden, und dem Mädchen, das sowieso dem Tode sich hingegeben fühlt: Solange sie eine Geschichte er zählt, die des Sultans Neugier spannt, bleibt ihr das Leben. Unendliche weiß sie, der Nächte Zahl wird unendlich (1001 ist ja unendlich), und steis dem Fürsten nahe, gewinnt sie seine Liebe, auch sein Vertrauen zum weiblichen Geschlecht. Dies bringt den glücklichen AuSgang, nachdem — wie der Spruch der Literaturgeschichte bestimmt — der kluge Erfinder dieser Rahmenerzählung Gelegenheit gefunden hat, das gesamte Material an Märchen, phantastischen und poetischen Erzählungen einer Rasse (vielleicht auch nur eines Rassenteiles) innerhalb dieses Rahmens untcrzubringen. So unwahrscheinlich, unfatzlich erschien cs, daß einer diesen Kranz von Erzählungen erfunden habe, daß man das Buch nur, wie cs ja auch eine Homer-Theorie tut, als die Zusammenfassung des gesamten Mythen- Materials begreifen konnte. Und niemand dachte im Fluß der Jahr- Hunderte daran, daß eine andere als die rein äußerliche Beziehung — Du mußt sterben, wenn meine Neugier aussetztk — Rahmen und Bilder, die Bilder wieder untereinander einen könne. So fest wurzelte die Auffassung von Tausendundeiner Nacht, daß es in den landläufigen Darstellungen sogar immer hieß, nie hätte das Mädchen eine Geschichte in einer Nacht voll- e-det, nur dadurch hätte sie ihr Leben erhalten, daß sie den Sultan auf den AuSgang der begonnenen Mär so neugierig machte, daß er ihr von Tag zu Tag, von Nacht zu Nacht da» Leben schenkte, um den Schluß zu hören. Wie wir das Romanfeuilleton in der Zeitung lesen . . . Und keiner merkte, daß schon die zweite Nacht schließt, ohne daß eine Ge- schichte, angefangeu, der Vollendung harrte . . . Niemand hatte, so seltsam dies klingt, gemerkt, daß sich dies im Verlaufe wiederholt und erst einem Wiener Schriftsteller von ungemein starkem Geiste, Herrn Adolf Gelber, I war e» in unseren Togen beschicken, diese und ähnliche Widersprüche auf. abhängig zu sein. Ueberdies wußte man, daß sich bei dem alten Bal- lon noch eine Gewichtsersparnis von etwa 300 Kilo- gramm hätte erzielen lassen. Es war aber zu spät, um diesen Vor teil dem jetzt zerstörten Luftschiff zugute kommen zu lassen. Wenn diese Gewichtsersparnis jetzt nur zur Hälfte für die Verstärkung 1, es Motors zur Verwendung gelangt, so ist für dessen Betriebssicherheit bereits manches gewonnen, uud die übrige Gewichtserleichterung käme dem neuen Luftschiff sehr zu statten. Alle Gerüchte über bestimmte Pläne in bezug auf einen Neubau sind völlig haltlos, es scheint dagegen wenig wahrscheinlich zu sein, daß Zeppelin den Quer- schnitt des neu zu bauenden Ballons vergrößern wird, da die Reibungswiderständc sich zu sehr vergrößern würden. Wenn Gra»' Zeppelin in seiner bekannten Erklärung zugibt, daß der Mangel an Erfahrung in der Ballonführung die Mitschuld an dem Unglück trägt, so ist dies nach guten Informationen dahin zu deuten, daß es nicht praktisch war, am Frühmorgen die beiden Motore laufen zu lassen. Bei der um diese Zeit noch kühlen Witterung genügte die mit einem Motor zu erzielende Geschwindigkeit vollständig, um die Höhenlage in der Kontrolle zu haben. Man konnte dann beide Motore abwechselnd lausen lassen und sic io schonen, bis die steigende Wärme oder Gasver lust eine größere Geschwindigkeit erforderlich machten. In Wirklichkeit aber wurden die Motore zwecklos angestrengt, denn der Ballon fuhr bis Basel in 3 Stunden und erzielte mit annähernd 50 Kilometern in der Stunde seine Höchstgeschwindigkeit zu einer Zeit, wo dies nicht unbedingt erforderlich war. Bisher ist nur beschlossen worden, vorläufig den alten Ballon betriebsfähig zu machen, aber auch dies dürfte vor M i t t e Oktober kaum möglich sein. Bis jetzt ist etwa ein Drittel des Ge rippes zusammengestellt. Man beabsichtigt überdies, den Ballon um 8 Meter auf das Maß des verbrannten Ballons zu verlängern. Bei 13 Meter Durchmesser hatte der verbrannte Ballon ein Gewicht von 15 200 Kilogramm und annähernd die gleiche Kapazität in Kubikmetern. Das Modell 3 dürfte nach der Verlängerung bei 11,70 Meter Durch messer etwa 12750 Kilogramm Gewicht haben. Das alte Modell erhält die ihm fehlenden Schwanzflossen für die Horizontalstabilisierung, und im übrigen beabsichtigt man, die Motore zu ändern. Sie leisteten bisher je 85 Pferdestärken, sind aber zurzeit in den Werken von Unter türkheim, um auf 100 Pferdestärken gebracht zu werden. Erforderlich war diese Verstärkung, um eine höhere Geschwindigkeit zu erreichen, die bei Modell 3 über Sekundenmeter nicht hinausging. Fortsetzung der Natioualspende. * Dresden, 11. August. König Friedrich August hat heute bei der Sächsischen Bank 2000 .L für die Nationalspende an den Grafen Zeppelin eingezahlt. L. Halle, 11. August. sPrivattelegramm.) Die Sammellisten der hiesigen Danken für die Zeppelinspende haben bis heute mittag den Be- trag von 21 356 ergeben. * Magdeburg, 10. August. An den Sammelstellen der „Magdeb- Zeitung" für Zeppelin sind bis heute abend 43 000 >tl eingezahlt worden- Die Maschinenfabrik Wolf lBuckau) hat 10000 F gezeichnet. * Köln, 11. August. Die Sammlung der „Kölnischen Zeitung" für den Grafen Zeppelin hat bisher 107 585 ergeben. * Breslau, 10. August. Die Sammlungen für die Zeppelinspende ergaben bisher rund 90 000 ./(. Die städtische Sammlung mit dem Stadtgeschenk erbrachte 12 000 .L. Der Schlesische Verein für Luft- schissahrt stiftete 2500 ull, aus Sammlungen der Bankhäuser stammen 20 000 der Zeitungen 50 000 .L. Von größeren Spenden seien ge- nannt: Graf Tiele-Winckler 10000 ^l, früheren Präsident des Reichs- tages Grafen Ballestrem 1000 ^l. * Hamburg, 10. August. In Hamburg sind bis jetzt 150 000 .E für den Zeppelinfonds gesammelt. * Schwelm, 10. August. In außerordentlicher Sitzung bewilligte heute mittag der Magistrat der Stadt als Ehrengabe für den Grafen Zeppelin 1500 * Hannover, 10. August. Das Ergebnis der Sammlung des „Han noverschen Kuriers" für die Nationalspende für Zeppelin wuchs bis heute mittag auf 60 000 an. zudeckcn und — was mehr ist — den geheimen Sinn des Rahmens, den tiefmncrlichen Zusammenhang all der Geschichten zueinander und mit dem Rahmen bis zur dreihundcrtundsoundsovieltcn zu entdecken, so daß nun das Buch in neuem Lichte dasteht. Die gleichen Tage haben uns das reiche Geschenk einer guten Uebersctzung in prachtvoller Ausstattung (und von einem sehr schönen Vorwort von Hugo von Hosmannsthal begleitet) gebracht, wofür wir dem Jnselverlag, der in unserer Zeit wirklich eine vcrlcgerische Kulturmission erfüllt, danken, und die Aufhellung eines der größten menschlichen Kunstwerke. ES kränkt mich, sagen zu müssen, daß Adolf Gelber bisher von der Last täglicher Berufsarbeit gedrückt, nicht dazu gekommen ist, sein Buch über Tausendundeine Nacht zu schreiben und sich statt dessen damit be- gnügen muiste, in zwei Rcvueaufsätzcn (der „Zukunft") und einigen freundschaftlichen Gesprächen den Dau zu erklären, der bisher im Nebel dastand. In den Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht ist nicht nur die Rahmcngeschichte, die zwischen dem Sultan und der Schehcrezade spielende Romanze, novellistischer Natur; jede der Geschichten, die dann später folgt, die irgendwie an den Faden angereiht wird, deren Sinn sich verknüpft, ebenso mit der vorangegangenen, wie mit der nachfolgenden, hat außer dem eigenen, man möchte sagen persönlichen Wert, der ihr inne wohnt, auch noch einen andern symbolischen Klang. Jede dieser Geschichten ist ein Wort aus dem Roman, der das Leben des Sultans mit dem jener Frau verbindet, die als erste ihn nicht fürchtet, weil sie gefaßt war, zu sterben, als erste ihn nicht betrügt, weil ein innerliches Band, wie cS sanft östlichen Ehcverhältnisscn fremd ist, sie mit dem Manne verbindet, und darum auch als erste den Schrei des Hahnes am Morgen hören kann, ohne daß der Henker an ihre Seite tritt. Man erinnere sich an das Begebnis, das den Sultan aus der Welt der übrigen Menschen verjagt hat, das ihn zu seiner Grausamkeit getrieben und zu jenem Gefühl geführt: Ja, geschehen denn alle Schicksale auf Grund einer uns unverständlichen Macht, der wir dennoch nie entrinnen können? Und, fragte sich der Sultan, sind alle Frauen so wie die meine war und die meines Bruders, daß sie uns mit niedrigen und elenden schwarzen Sklaven betrügen, daß sie nicht anders können, als derlei tun? Und da ihm das so schien, hat der Sultan in seiner letzten Verzweiflung, der Stimmung eines Fürsten, der über alles gebietet und sich doch nicht helfen kann, beschlossen, e» solle eine jede sterben, bevor sie die Möglichkeit bat, au» seinem Arm in den eines andern Mannes zu sinken. Alle sind denn auch gestorben, die hohen Frauen des Landes und die niedrigen, und nur eine ist übrig geblieben, die Tochter des Großwesirs. Es steht in dem einen Text, der uns erhalten ist, der Wesir habe sie so gut geborgen, daß keiner sic auffinden konnte, und ein anderer weniger komplizierter Text teilt mit, der Sultan hätte ihr allein die Wohltat geschenkt, nicht seine Frau werden zu müssen, damit das Leben ihr erhalten bliebe. Gerade diese Ausnahme aber will sie nicht, trotz dem Wunsche ihres Vaters, trotz dem Flehen dieses alten Mannes, trotz dem überlegenen Lächeln de» Sultan», der, als er davon hörte, seine Weisheit bestätigt findet: so unbegreiflich, so weit von uns.
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