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"ochentüm - für Wilsdruff, TlMMdt, Rossen, Gievenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 96. Freitag den 8. Deeember 1871. Von dem unterzeichneten GerichtSamt soll den 7. Februar 1872 das dem Schmiedemeister Carl Gottlob Börner in Lampersdorf zugehörige Haus-, Garten- und Feldgrundstück Nr. 9e. des Katasters, Nr. 43 des Grund- und Hhpothekeubuchs für Lampersdorf, welches Grundstück am 17. Mai 1871 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 1066 Thaler 20 Ngr. -- gewürdert worden ist, an hiesiger Amtsstelle nothwendiger Weise persteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängeuden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, am o. Deeember 1371. Leonhardi. Von dem unterzeichneten Gerichtsamt soll den 6. Februar 1872 das dem Müller Carl Adolf Jänke zugehörige Mühlengrundstück Nr. 73 des Katasters, Nr. 24 des Grund- und Hhpo- thekenbuchs für Röhrsdorf Limbacher Antheils, welches Grundstück am 2. Deeember 1871 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 5344 Thlr. —- —- gewürdert worden ist, an hiesiger Amtsstelle nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme aus den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. König!. Gcrichtsmnt Wilsdruff, am s. D-c-mb-r i«:>. Leonhardi. Tagesgeschichte. Wilsdruff, am 7. Deeember. Gestern Vormittag in der 9. Stunde brannte das an der Meißner Straße isolirt stehende früher Schönstcinschc Wohnhaus nieder. Ein nebenan stehendes Seitenge bäude aber blieb von den Flammen verschont. Ueber die Entsteh- ungsnrsachc ist uns etwas Bestimmtes nicht bekannt. Meißen, 3. Deeember. Gestern Nachmittag fand der Knecht eines hiesigen Fuhrwcrksbcsitzcrs beim Thonfahrcn von Garsebach nach Meißen einen schnellen Tod. Die schweren Thonfnhren wurden anfänglich mit 8 Pferden auf die Straße gefahren und dann mit 4 Pferden weiter bewegt. In Folge der Schneeglätte soll der Knecht hierbei ausgerutscht und überfahren worden sein. Er wurde todt nach Meißen gebracht. Voriges Jahr feierte der Verunglückte seinen Geburtstag im Kugelregen vor Paris und dieses Jahr fand er an demselben seinen Tod im BornfSgeschäfte. Der neue Freiberger Bergkalcndcr enthält eine schätzbare Uebcrsicht über das Totalausbringen der Gruben des Freiberger Bergreviers von den Jahren 1850 bis 1870. An Silber, Blei, Kupfer, Zink, Bleiganz, Eisenstein, Arscnikkies, Schwefelkies, Schwerspath, Flußspat!), Schaustufcn u. s. w. wurde 1850 von 7093 Bergleuten und 802 Tagelöhnern ausgebracht ein Werth von 1,094,423 Thlr. Nach 9 Jahren, im Jahre 1859, war das Aus bringen um mehr als hr Mill, gestiegen, denn es betrug 1,513,337 Thlr., wobei 7854 Bergleute und 940 Tagelöhner beschäftigt waren. Abermals nach 9 Jahren, 1868, war das Ausbringen fast auf 2 Millionen gestiegen; es betrug 1,959,142 Thlr. au Werth, ohne daß die Zahl der Bergleute dabei erhöht zu werden nölhig gewesen wäre, denn es wurden blos 7621 Bergleute, daneben 940 Tagelöhner be schäftigt. Die Jahre 1869 und 70 haben keine höhere Ausbeute er geben, und cs wird erst die Berechnung von 1871 abzuwarlen sein, um zu sehen, ob der Werth der Ausbeute seit 20 Jahren um das Doppelte gestiegen ist. Dem „L. T." berichtet man aus Oschatz vom 3. Dec.: Am vorigen Mittwoch wurde der Gutsbesitzer Leipnitz aus Kühren auf der Straße zwischen diesem Orte und Wurzen angefallen und mit einem dolchähnlichen Messer gestochen. Tags da rauf verhaftete unser Stadtwachtmeister hierselbst den Maurergesellen Geißler aus Zittau, den er beim Betteln betroffen hatte, und es gelang ihm bei dieser Gelegen heit zu entdecken, daß Geißler Derjenige gewesen, welcher den Leipnitz angesallen. In Folge dessen wurde Geißler der Staatsanwaltschaft übergeben. Das ,F. T." berichtet aus Leipzig vom 4. Dec.: In dem Grundstück der Münzgasse Nr. 3 bewohnt die aus vier Köpfen bestehende Familie eines Schneiders Mann, Frau und zwei Töchter von 19 und 12 Jahren, ein kleines Logis. Andere Hausleute, die gestern Nachmittag an der Wohnstube dieser Familie vorübergingen, wollten darin ein ängstliches Röcheln nnd Stöhnen bemerken und öffneten, weil sie irgend ein Unglück befürchteten, die unverschlossene Thüre. Bei ihrem Eintreten sanden sie von der Familie des Schneiders die Frau, sowie die beiden Töchter in der Stube anwesend, aber in einer Situation vor, die ihre Befürchtungen zu bestä tigen schien. Die Frau lag vor dem Tische, offenbar mit dem Stuhle, aus dem sie gesessen nach hinüber zu Boden gesunken, der Stuhl selbst auf ihr, die älteste Toch ter neben dem Tische in einer Truhe, in die sie nach Ausgcben eines Stützpunktes auf dem Tische hineingestürzt zu sein schien, die jüngste Tochter lag quer über einein Bette ausgestreckt, alle drei regungslos, und, wie es anfangs den Anschein hatte, ohne Leben da. Auf dem Tische stand ein Kohlentops mit Kohlen, die man augen scheinlich in Brand zu setzen versucht hatte, Welchs aber nur anzeglimmt und nich: sortgebrannt waren. Bei näherer Besichtigung der drei Personen stellte sich glück licherweise heraus, daß sie nur in tiefen Schlaf verfallen und nicht todt, jedoch einem schweren Unglück entgangen waren. Sie hatten nämlich, in Crmangelunj eines Ofens in der Stube, um sich zu erwärmen, den Kohlentopf ang.brannt, und denselben auf den Tisch, sich selbst aber daneben gesetzt. Von den aufsteigenden Kohlengasen nach und nach betäubt, waren sie eingeschlafen und vor dem Erstick mgs- tode wahrscheinlich mm dadurch, daß die Kohlen nicht fortgeglimmt, bewahrt ge blieben. Es ist den Leuten noch gestern schleunigst ärztliche Hllse geleistet worden, uud cs haben alle drei sich soweit wieder erholt, daß weitereBesürchtungen nicht vvrtteg n. Berkin, 4. Dec. Die Zuversicht, daß die deutsche Regierung dem elendeu französischen Verfahren Fegen die mit kaltem Blut und vorsätzlich auSgeführten Mordanfälle gegen deulsche Soldaten die ge eigneten Maßregeln folgen lassen werde, ist nicht getäuscht worden. Schon vorgestern Abend hatte verlautet, in französischen Bezirken, wo deutsche Soldeten ermordet worden, wäre das Kriegsgesetz proc- lamirt worden. Das Schweigen der Telegraphen über diesen Vor gang, der zum Schutz unserer Truppen unumgänglich uothwendig schien, war auffällig, konnte indessen einem Zufall zugeschrieben wer den. Gestern meldete die „K. Z." in einem Telegramm aus Paris, daß zwei Franzosen, die einen deulschen Soldaten bei Epernay er mordet, standrecbllich erschossen wurden. Dies setzt die Verkündigung des Martialgesetzes in jenen Gebieten schon voraus. Man glaubt außerdem, und diese Voraussetzung ist gewiß berechtigt, daß weitere Attentate, die ja schon auf den Beginn von Jnsnrreelion Hinweisen würden, eine Wiederbesetzung der geräumten Gebiete nach sich ziehen dürften. Der Tractat vom October hat eine solche Maßregel aus drücklich für den Fall Vorbehalten, daß die Friedensbedingungcn von franz. Seite nicht erfüllt winden. Die französische Regierung wird dafür zu sorgen haben, daß der Fall nicht eiutrete. Völkerrechtlich wird die deutsche Negierung wohl berechtigt sein, die Auslieferung der Mörder zu verlangen. Die Franzosen, wie die Erfahrung lehrt, halten nur Frieden, wenn ihnen Ernst gezeigt wird. Der alte Papst kann wieder einmal mit seiner Umgebung nicht einig werden. Der König von Italien hat im Vatican anfragen ! lassen, wann er Sr. Heiligkeit die Anlrittsvnite machen dürfe. Die ! Herren Jesuiten möchten ihm am liebsten die Thüre weisen und ich weiß nicht, was sonst n»ch.