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für Wilsdruff, TsMttM, Rossm, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche GerichLsamt Wilsdruff und den StadLrath daselbst. 101. Freitag den 29. December 1871. Bekanntmachung. Anher erstatteter Anzeige zufolge ist am Abend des 5. Decbr. d. I. zwischen 8 bis 10 Uhr von einem vor dem Herzogswaldaer Gasthofe gestandenen Schlitten ein etwas langer und weiter Regenmantel mit braunem Futter, untcrm linken Aermel etwas aufgetrennt, spur- und verdachtlos entwendet worden, was behufs Wiedererlangung des Gestohlenen und Ermittelung des Thaters hiermit zur öffent lichen Kenntnis; gebracht wird. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, am 22. December 1871. Leonharadi. Tagesgeschichte. Das NcichSoberhundelsgericht in Leipzig hat, wie die „L. Z." berichtet, jüngst folgenden, für das Versicherungswesen wichtigen Grund satz ausgesprochen: „Wenn dte Statuten einer Versicherungsgesell schaft d>e „gewissenhafte und wahrheitsgetreue" Ausfüllung des An meldebogens vorschreiben und an „falsche Angaben" den Verlust der Ansprüche als Strafe knüpfen, so sind unter falschen Angaben (im Gegensätze zu den „unrichtigen") nur solche zu verstehen, deren Un wahrheit dem Antragsteller bewußt gewesen ist. Für diese Ausleg ung, heißt es in der betreffenden Entscheidung, spreche auch die Er wägung, daß die Fragen von der Gesellschaft formulirt seien, weshalb diese in der Lage sich befinde, die ihren Absichten entsprechende Faß- ung zu wählen, aber auch die Pflicht habe, sich so deutlich auSzu- drücken, daß der Gegentheil ihre Absicht verstehen könne; darausfolge, daß im Zweifel gegen den Bersicherungsgeber hdic Gesellschaft) zu m- terprelircn sei. Aus dem Voigtlande schreibt man: Die bayrische Grenzstadt Hof ist in vergangener Christnacht, vom 24. zum 25. Dec., von einem höchst bedauerlichen Unglück heimgesucht worden. Der daselbst in allgemeiner Achtung stehende Uhrmacher W. kehrte NachlS 12 Uhr in das ihm selbst zugehörige Haus zurück, und begab sich nach er folgter Auskleidung in seine Wohnstube, alsbald darauf mit seiner Gattin und seinem mehr als'20jährigen Sohne in das Schlafzimmer zur Ruhe. Nach erfolgtem Eintritt daselbst äußerte die Gattin — obwohl sich keine Gasl ulung im Zimmer befindet — „es rieche nach Gas". Vater und Sohn bestätigen dies, tragen jedoch kein Bedenken darüber und Alles begiebt sich zu Bett. Nachts zwei Uhr ungefähr scheint die Gästin durch Unwohlsein aus dem Schlafe aufgewacht zu sein, worauf sie sich etwas angekleidet, Licht gemacht und nach der Thüre zugeilt sein wird. Aller Berechnung nach ist sie vvrOcffnung der Thüre in Ohnmacht gefallen, nur das Licht hat ihre Kleider er faßt, denn sie wurde theilweise zu Asche gewannt vorgefundcn, wo durch ein Qualm entstanden, der Vater und Sohn — welche, gleich falls betäubt, das Unglück nicht wahrgenvmmen — mit dem Erstick tode bedrohte, als noch Rettung kam, indem ein im Hause wohnen der und Nachts nach 2 Uhr heimkehrender junger Mann den Brand geruch bemerkte, einen Helfer weckte und mit diesem die betreffende Schlafzimmerkhür, nachdem kein Pochen half, einschlug, worauf ihnen ein dicker Qua'm cntgegenströnve. Bald das Gräßliche des Unglücks erkennend, trugen sie zuvörderst Vater und Sohu aus dem Zimmer, welche weder zu sich gekommen sind u d Hoffnung auf Lebcnserhal ung lassen. Wie es heißt, soll die Gasausströmung durch einen Rvhrenbruch hervorge.ufen und von unten durch die Dielen in das Zimmer gedrungen sein. Marienberg, 23. Dec. Gestern Abend kam die Meldung aus Schmalzgrube, daß dort vier znm Forstschutz commandirte Jäger verwundet lägen. Dieselben wurden heute früh durch einen Militär arzt hierher transportirt. Sie waren am Hellen Tage im Walde ans einem Dickicht von einer Anzahl Buschklepper, wie sie in dieser Gegend noch häufig vorkommen, und die über Mein und Dein beson ders in Bezug auf Holz und Wild ihre ganz besonderen, aber von der übrigen Menschheit keineswegs getheilten Ansichten haben, beschossen worden. Glücklicherweise haben'die Ladungen mit starkem Schrot keine lebensgefährlichen Verletzungen hervoraerufen, obwohl einige der Jäger mehrere Schüsse bekommen haben." Voriges Jahr, l denselben Tag, den 21. December, waren diese Leute bei einem hef- j tigen Gefechte vor Paris betheiligt gewesen und glücklich davon ge kommen. Um so mehr sind sie in diesem Falle zu bedauern. Sollte nicht durch geeignete Mittel diesem Thun und Treiben, das allem Gesetze Hohn spricht, ein Ende gemacht werden können? Der Finanzminister in Preußen hat dem Abgeordnetenhause eine Weihnachtsüberraschung bereitet. Nicht eine Million, wie in der Thronrede angekündigt worden, sondern 2^2 Millionen Steuererleich terung lassen die günstigen Finanzverhältnisse Preußens zu. Die da ran sich knüpfende Steuerreform befreit die unterste Classe der Steuer zahler von jeder directen Slaatssteuer und bringt die unwirthschaft- liche Schlacht- und Mahlsteuer in Wegfall. Auch die Vorlage des Cultusministers, welche dem Staate sein Aufsichtsrecht über die Schule zurückgeben will, wurde freudig begrüßt. Nach der deutschen Eisenbahnstatistik für das Betriebsjahr 1869 wurden auf sämmtlichen deutschen Eisenbahnen während dieses ein jährigen Zeitraumes bei 131 Unfällen 140 Personen beschädigt und 47 jzelödtet. Außerdem wurden, unabhängig von diesen bei fahrende! Zügen stattgehabten Unfällen, durch eigene Schuld der Betroffene, 238 Personen beschädigt und 349 getödtet. Auf den Bahnhöfen, auf der Bahn und bei nicht im Gange befindlichen Zügen wurden ohne eigenes Verschulden 38 Personen beschädigt und 17 getödtet, sowie durch eigenes Verschulden 428 beschädigt und 3 getödtet. Zer stört oder stark beschädigt wurden 111 Locomotiven, 32 Tender, 47 Personenwagen und 797 Lastwagen. Die Schneestürme und Schneefälle, welche jüngst gleichzeitig in den verschiedensten Gegenden Europas stattgefunden haben, scheinen sich über die ganze nördliche Erdhälfte ausgedehnt zu haben. Nach einem vorausgegangenen Orkan fiel in den' Tagen des 25. und 26. Nov. eine ungeheuere Schneemasse auf die Ebene von Montana, Ulha und Kansas in Nordamerika nieder. Das Schneegestöber erschien' so unerwartet plötzlich und undurchdringlich, daß in Montana zwei auf dem Marsche befindliche Compagnien Soldaten überschüttet wurden, welche beinahe alle die Füße erfroren, in Kansas fanden fünf Büffeljäger den Tod. Man fürchtet, daß noch andere Unglücks fälle an das Tageslicht kommen werden. Respect vor der Königin Victoria! Im Schlosse Sandring ham waren Herr und Diener, der Prinz von Wales und sein Reitknecht Blegg, zugleich am Typhus erkrankt. Auf ausdrückliche Anordnung der Königin wurden der Prinz und sein Diener von dense'bcn Aerztcn, den königl. Leibärzten, behandelt und mit gleicher Sorgfalt und Liebe umgeben und gepflegt, der Erzbischof von Canterbury mußte in der kirchlichen Fürbitte den Namen des Dieners neben den Namen des Prinzen setzen. Der erste Besuch der Königin, als sie sich von dem Krankenlager des Sohnes erhob, galt dem treuen Diener, ihre einzige Begleiterin war die Prinzessin von Wales. Ihrem Namen Ehre machend ist die Königin durch ihre ächt mensch lichen Vorzüge aus dem drohenden Verhängnis; des Königshauses als Siegerin hervorgegangen und in alle englischen Herzen einge- zogcn. Der Reitknecht ist dem Typhus erlegen. Die Wersarnutlung der Altkatholiken zu München. ZZ. Zu den durchschlagendsten Gründen, welche auf dem Katholikcn- congrcß für die Bildung altkatholischer Gemeinden vorgebracht Wurden, gehört unstreitig, was Herr von Liano (Spanien), Baron Staufenberg, und Prof. Michelis sagten.