Volltext Seite (XML)
--Grenzen- mehr und mehr nähert und öffentlichen Blättern zufolge die selben schon überschritten Haden soll, zu folgenden Anordnungen vcr- nnlas;t-gesehen: Die Äiedieinatdehörden werden jetzt schon Vas Er forderliche vorzubereitcn haben, nm von dem Auftreten der Cholera innerhalb ihrer Bezirke, wenn es statlfindcn sollte, nicht überrascht zu werden. Insbesondere haben sie eine erhöhte Aufmerksamkeit da rauf zu richten, daß alle Idealitäten in Wohngebäuden oder deren Umgebung, wo eine Anhäufung übelriechender und gesundheitsschäd licher Ausdünstung verbreitender Stoffe sich findet, thnnlichst reingc- haltcn, die Abtrittsgruben und Schleußen rechtzeitig geräumt, und, namentlich die Abtritte solcher-Orte, wo Reisende viel verkehren, wie die der Bahn- und 'Gasthofe, von jetzt ab bis auf Weiteres regel mäßig dcsinfiScirt werden. Die Vezuksärzle haben jede ausfällige Bemerkung über den Gesundheitszustand in ihrem Bezirke sofort znr .Kenntnis; zu bringen, auch von dem Austrewn jedes Cholerafalles zofort telegraphisch Anzeige zu.machen. Das Ministerinm des Innern macht bekannt, daß sich die im Laufe des vorigen Jahres für die Beförderung patriotischer Gaben für die deutschen Truppen auf den Eisenbahnen zugcstandene Fracht freiheit erledigt hat. Aus Dresden« war vor Kurzem ein Soldat dcscrtirt, derselbe hatte sich seiner'Uniform und Waffen bald entledigt, sich nach Leip zig begeben nud dort mit einem Mädchen mehrere Wochen hindurch herumgelriebcn, bis endlich das saubere Pärchen außerhalb der Stadt in einer Strohseime aufgefunden und arretirt wurde. Einem öffentlich abgestatletcn Danke der Bethciliglen zufolge bat der Besitzer der Burgker Steinkohlenwerke im Plauenschcn Grunde, Baron v. Burgk,' während des Feldzuges 51 Arbeiterfrauen, mit 76 Kindern und außerdem noch mehrere Wittwen und Waisen geblie bener Landwehrmänner mit dem vollen Wochenlohne unterstützt. DaS Bundes-Obcrhandelsgericht in Leipzig soll dem Bernehmen nach den Namen Reichs-Oberhandelsgericht erhalten. Waldheim, 25. Augnst. Ein bedauerlicher Vorfall ereignete sich gestern auf hiesigem Casernenhofe. Tags vorher hatte ein Sol dat der wachhabenden Mannschaften, man fagt in Folge änßerst er müdenden Dienstes, versäumt, sein Gewehr zu entladen. Bei den Epercitien am gestrigen Morgen entlud sich das Gewehr und wurden dabei zwei Soldaten in einer Weise verwundet, die zu den schlimmsten Befürchtungen Veranlassung giebt. Die Betroffenen wurden sofort im städtischen -Krankenhanse nntergcbracht, und der nicht wenig zu beklagende Thäter ist bereits zur Verurtheilung abgeführt. — Unsre Eigarrenarbeiter-Strike ist nunmehr als vollständig beendet und miß glückt anzuschcn. Der ungleich größte Theil der Arbeiter ist in die Fabriken zurückgekehrt, ein kleiner Theil derselben hat sieh nach aus wärts gewendet und ein noch geringerer arbeitet für die Provnctiv- Genossenschaft, die während der Strike sich gebildet hat. Das nächste deutsche Sängerfest wird im Jahre 1873 ge feiert werden. Die deutschen Sänger in Elsaß und Lothringen sollen zum Anschluß an den deutschen Sängerbund Ungeladen werden; man hofft, daß sie bis dahin reine deutsche Stimmung haben werden. .Wir Deutschen brauchen.nicht zu fürchten, daß wir in Geld er sticken, cs ist vielmehr für Abfluß gesorgt. Vom Jahr 1872 an wirdS im deutschen Reiche keinen eisernen Militär-Etat mehr geben, sondern einen goldenen; Gold ist geschmeidiger als Eisen. Der Kricgsmiuister wird wahrscheinlich mehr als die seitherigen 225 Thlr. für den Soldaten verlangen, denn er behauptet, mit diesem nicht auszukommcn. Auch die außerordentlichen Bedürfnisse für neue Kaserncnbautcn u. s. w. sind groß. Am 18. August telcgraphicte der deutsche Kaiser an den Feld- marschall p. Steinmetz: Am hcntigcn Ehrensicgestage gedenke ich mit Dankbarkeit Ihrer und der ersten Armee rühmlichen Theilnahme am Siege. Der Fcldmarschall antwortete: Für das empfangene allergnädigste Telegramm wegen der Theilnahme der ersten Armee am Tage von Gravelotte sagt tiefgefühltesten Dank. Steinmetz. Der Fürsten titel des Reichskanzlers vererbt sich, wie erst jetzt bekannt geworden ist, nicht ans seine Kinder, ans welche mir der Grafentitel übergeht. Wie gesagt wird, hat Graf Bismarck, als ihm vom Kaiser das Anerbieten gemacht wurde,-ihn in den Fürsteustand zu erheben, diese Standescrhvhung ausdrücklich nur für'fcine Person und feine Gemahlin gewünscht. Es sinken zur Zeit in Berlin (und zwar allem Anschein nach vergeblich) circa 3000 Maurer, 500 Maschinenbauer und etwa 6000 Tischler, zusammen also rund 10,000 Broterwerber, die ihre Fami lien mit einer unzureichenden Uirterstütznug (!'/» bis 2 Thlr. pro Woche), sowie mit der Verpfändung und dem Verkauf aller entbehr lichen Gegenstände erhalten müssen; die Zahl der sinkenden Tischler dürfte sich in den nächsten Tagen noch über die Hälfte vermehren. Vom 26. Juli bis incl. den 20. August sind in Königsberg im Ganzen an der Cholera erkrankt 870 Personen, von denen 407 mit dem Tode abgingen. Am 21. August c. sind beim Polizeiprä sidium angemcldet: erkrankt 74 und gestorben 41 Personen. — Auch in Elbing ist die Cholera ausgcbrvchen und hat bereits 11 Opfer gefordert. Die Maurerstrike in Berlin hat tief in alle bürgerlichen Verhältnisse Angegriffen. Davon Beispiele. Es existirt in Berlin eine zahlreiche Classe von Leuten, welche, um die für ihre Verhältnisse ganz enormen Wiethen. erschwingen zu können, genöthigt sind, sogen. Schlafburschen zu halten, die zu drei, vier oder auch noch mehr Ge währten sich in eine Kammer mit einein oder zwei bescheidenen Betten heilen und dafür ein monatliches Lagergeld von 1'/, bis 2 Thaler Lagergeld zahlen. Diese Herbergsvater, resp. Herbergsmüttcr mit ihren Familien leben natürlich durch die Baut in sehr armseligen Verhältnissen, und sind nicht in der Lage, an den Hauswirth ihre monatlichen Miethen zahlen zu können, wenn die Schlafburschen ih nen nicht pünktlich gerecht werden. Nun stelle man sich die gewal- tigc Zahl der durch den Maurerstrike brodlos gewordenen Schlosser-, Klempner-, Zimmerer-, und anderer Gesellen vor Augen, die meist aus der Hand in den Mund leben, und also volle 5 Wvcbcn haben haben darben müssen, und nicht im Staude sind, ihr Hcrbergsgcld zu zahlen. Die Folge davon ist, daß auch der Hauswirth nicht be friedigt werden kann, und daß manche Familie in Sorge schwebt, von dem hartherzigen Wirth au die Luft gesetzt zu werden, wie dies in der That schon jetzt manchem unglücklichen Familienvater begeg net ist. i Mit den Arbeitseinstellungen geht's wie mit manchen neuen Erfindungen, sie sind bequem, aber theuer. Den Maurergesellen in Berlin hat die sünfwöchentliche Arbeitseinstellung 200,000 Thaler gekostet, nur Vs wurde ihnen aus den Hülfskassen gewährt. Manchem braven Manrer rief die Fran zu, als er Heimkain und sagte, „wir sinken" — wo hast Dn Deinen.Strik? —-Jetzt wird wieder fleißig drauflos gemauert z. B. am Parlamcntshause. Die Bevölkerung in Berlin wächst mit jedem Tage, in Europa ist Berlin bereits die vicrtgrößtc Stadt. Vor dem Kriege zählte sie 702,000 Einwohner, jetzt wird sie wohl nahe au 800,000 Einwohner haben. Mau scheint in Frankreich, wie man der „Franks. Ztg." aus Paris schreibt, doch rascher zur Vernunft zu kommen, als man wollte. Verschiedene Handlungshäuser, welche die Offerten ihrer früh eren deutschen Geschäftsfreunde in gerade nicht freundlicher Weise vor Kurzem zurnckwiesen, haben jetzt wieder Commissionäre gesandt oder sind am Rhein selbst erschienen. Namentlich sind in der letzten Woche sowohl in der Produclcnbrauche, wie in dem Vieh- und fei nerem Fleischhandel wieder namhafte Abschlüsse auf regelmäßige Lie ferungen von sehr bedeutendem Belang vorzugsweise für Paris er folgt. Aus Paris vom 22. August schreibt man der „K. Z.": Die Kronjubelen sollen veräußert werden, wenigstens beantragt eine mit der Angelegenheit beauftragte parlamentarische Commission, daß die Nationalversammlung den Verkauf in Erwägung ziehen möge. Das Geld soll sehr knapp in dem Staatssäckel sein, trotz alles Geschreies über den Reichlhum Frankreichs und das Resultat seiner Anleihe, denn die Schweiz hat die Verpflegungskosten der Bourbaki'schen Ar mee erst nach wiederholtem Mahnen und diplomatischem Schrislwech- scl erhalten können. Um Geld'zu machen, wird jetzt sogar vorge- geschlagen, an acht Orten des Landes öffentliche Spielbanken zu etab- liren. Man berechnet, daß in den 32 Jahren, seitdem in Frankreich die Spielbanken aufgehoben sind, in Deutschland ciue Milliarde Franken in den Badeorten ausgegebcn worden ist und daß die Frem den, welchen jetzt in Deutschland das Spiel verwehrt oder erschwert sei, sehr gern nach dem schönen Frankreich kommen würden, um ihr Geld dort zu verlieren! Aus Odessa vom 20. August meldet die „Pr.": In zahlreichen Städten fand man Affichen an den Manern angeklcbt, welche die Vernichtung aller russischen Städte durch Feuer verkündigen. Die weitgehendsten Maßregeln sind von Seiten der Behörden wie der Einwohner ergriffen worden. Man nimmt diese Brandbriefe sehr ernst. Aus London vom 24. Augnst wird berichtet: Die Erntcnach- richtcn, welche bis jetzt zur Hand sind, lauten recht günstig, nachdem das heiße Wetter der letzten Paar Wochen die Anfangs gehegten Be fürchtungen größtcntheils verscheucht hat. Wenn auch in einzelnen Bezirken, wie Cumberland, die Wcizcnerntc etwas hinter dem Durch schnitt zurückbleibt, so wird der Ausfall durch den Ertrag der Gerste ausgeglichen. Die einzige Klage ist, daß stellenweise in Folge der langen Nüsse die Kartoffelkrankheit ausgcbrochen ist. Das Echo. Novelle von Ludwig Habicht. (Fortsetzung.) Kaum hatte sich Don Luis entfernt, als Ines, wie von Furien gepeitscht, in das Zimmer stürzte. Sie hatte.von der Dienerschaft die näheren Umstände des Todes ihres Geliebten erfahren, und daß der Mörder Fernando's jener gefangene Korsar sei. Ein wilder Schauer durchrieselte ihren zarten Körper, vor ihren Augen lagerte sich ein Blutstrom und der wilde Schrei nach Rache jauchzte zum Wahnsinn treibend durch ihr Herz ... Sie riß einem der Diener den Dolch aus dem Gürtel und stürzte jetzt, wie eine verwundete Löwin, der man ihr Junges geraubt, mit erhobenem Dolch auf den friedlich schlummernden Korsaren. „Stirb, Ungeheuer!" keuchte sie hervor, „denn Du darfst nicht leben." Sie würde unfehlbar ihren Dolch in die Brust des Korsaren versenkt haben, wenn ihr Elvire nicht in den Arm gefallen wäre. „Bist Dn wahnsinnig?" fragte diese, „einen schlafenden Mann zu tödten, einen hilflosen Gefangenen." Bei diesen Worten schien Ines zur Besinnung zu kommen; schrack plötzlich zusammen, eine Fluth von Thränen folgte und wie ein Kind wimmerte sie: „Er hat meinen Fernando getödtet!" —. „Und Dn willst ihn dafür morden, Du weiche, zarte Seele?"