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"Ketzerei anerkannten, dieselben nur erdrosselt und ihre Leichen nur — L<1 inasorein Del Aloriain —*) dem Scheiterhaufen übergeben worden. Da nun ganz natür lich das geraubte Vermögen der Geopferten nimmermehr zurückerstattet wurde, so mußten die Nachkommen solcher Opfer die angebliche Schuld ihrer Vorfahren mit büßen. Um nun noch den Lesern eine genügendere Anschauung von den Schrecknissen der Inquisition und namentlich der spanischen zu geben, setzen wir in Kürze ein Zeugniß der Geschichte hier bei: „Die Inquisition ward nebst dem Jesuitismus ein Mittel gegen die Ketzerei und zwar das gräßlichste, womit sich religiöser Fanatismus brandmarkte. Kein Inquisitor hat aber Schrecklicheres vollbracht, als Torguemada, welcher allein 120,000 Verurtheilungen und Bestrafungen erwirkte. Die Hauptstrafe war das ^uto Labs (von Lotus üäsi, Glaubenshandlung), wobei die unglücklichen Schlachtopfer mit pomphaften und schauerlichen Proceduren dem Flammentode preisgcgeben wurden. Der leiseste Verdacht, die schmachvollste Denunciation (heim liche Angeberei) der Ketzerei waren Grund genug zur Verurtheilung, und die Folter wurde in schauderhaftem Maße zur Erpressung von Sclbstgeständnissen angewandt. Selbst gegen die Gebeine längst Begrabener wurden noch die Verdammungsurtheile ausgcsührt. Zur Erhöhung der Schrecknisse wurden meist Mehrere zu gleicher Zeit verbrannt, um, z. B. an einem hohen Festtage, den Triumph der Kirche durch Abschlachtung einer größeren Zahl der Opfer zu verherrlichen. So wurden am Dreieinigkeitsfeste 1559, den 21. Mai, 81 Personen öffentlich abgethan und 37 andere für ein späteres Auto aufbewahrt, um damit die Nückkehr Philipps II. (1558—1598) aus den Niederlanden zu verherrlichen. In den Jahren 1481—1781 wurden in Spanien allein gegen 500,000 Familien durch Hinrichtungen vollständig ausgerottct. Aber nicht blos Spanien, auch Portugal, ganz Italien mit den Inseln, Frankreich, die Niederlande, selbst Deutschland,**) besonders aber Mexico, Süd amerika und Ostindien, allwo in Goa die europäische Unmenschlichkeit sich das gräßlichste aller Denkmale baute, hatten das furchtbare Schauspiel der Autvdafö's. 1781 scheint in Spanien die letzte derartige Hinrichtung erfolgt zu sein, 1808 wurde die Inquisition von Napoleon aufgehoben, 1814 durch Ferdinand VH. wieder ein gesetzt, aber 1820 zum zweiten Male aufgehoben. Da las man Plötzlich in den öffentlichen Blättern, wie am 31. Juli 1820 zu Valencia ein liberaler Schullehrer Namens Ripoll, als Ketzer wegen Deismus (Glaube an einen Gott, nicht aber an die Dreieinigkeit) mit den wesentlichen Formen eines Auto hingerichtet wurde. Durch solche Schrecken erhielt sich Spanien (auch Amerika) frei von Ketzerei, aber Spaniens rühriges Volk wurde verdüstert, sein Geist ertödtet, des Landes Industrie und des Lodens herrliche Cultur in solchem Grade ruinirt, daß noch heute einstige Paradiese verwüstet daliegen. Doch Spanien ist rein geblieben von Ketzerei, das ist daS Verdienst der Inquisition, deren Schild das jesuitische Wort: „Omnia Lä inLgoroin Doi ^lorigru" war". Soweit der Geschichtsschreiber. Was diesem Bilde neben seiner meisterhaften künstlerischen Ausführung einen nicht hoch genug zu schätzenden moralischen Werth verleiht, ist die in ihm enthaltene mehr als deutliche Warnung: bis dahin kann es religiöser Fanatismus und maß lose Priesterherrschast bringen! Darum sei man auf der Hut! Der Feuerschein, welcher durch diese Henker im Ornate drohend noch jetzt aus dem Mittelalter zu uns herüberleuchtet, ist noch immer, wenn auch Ketzergerichte nach mittelalterlicher Weise undenkbar sind, zumal gegenwärtig der böse Feind zum Kampfe gegen Wissenschaft und Duldung in verschiedenen Ländern sein giftiges Haupt erhebt, ein Mahnruf zur Einführung eines tüchtigen Schulgesetzes, zur Trennung der Schule von der Kirche, wodurch einzig und allein diejenige durchgreifende Volksbildung er zeugt wird, welche plastischen Umtrieben jeglicher Art erfolgreich entgcgenzutreten vermag. Noch lange nicht ist bei den christlichen Völkern der wahre Geist der Dnldung, wie sie der große Nazarener für alle Menschen angewandt wissen will, mit dem Oelzweige cingekehrt. Oustav lözsser. *) OmmL aä inssvrsin Vei Aloriain, Alles zum größeren Ruhme Gottes ist der an sich recht fromme und löbliche Grundsatz der Jesuiten, welcher aber be kanntermaßen nur zu häufig als Deckmantel ihrer Schandthaten mißbraucht worden und noch mißbraucht wird. D. V. **) Der nach Deutschland gesandte römische Inquisitor Conrad von Marburg wurde gleich bei seiner Ankunft in Thüringen von dem aufgebrachten Volke erschlagen. Einen Nachfolger sand er nicht, da Niemand Lust zeigte, einem gleichen Geschicke entgegen zu gehen. D. V. Tngesgeschichte. Aus Waldheim wird dem „Leipz. Tgbl." mitgetheilt, daß die Arbeitseinstellung der dortigen Cigarrrenarbeiter nunmehr beendet ist, und zwar m der Weise, welche schon von allem Anfang an voraus zuseheu war. Die Prinzipale sind ihren unter sich gctroffeneuen Vereinbarungen treu geblieben, und so ist denn die große Masse der verführten Arbeiter wieder einfach zu der früheren Beschäftigung zu rückgekehrt. Die eigentlichen Aufwiegler und Führer zum Aufstande haben selbstverständlich keine Arbeit wieder bekommen und arbeiten nun unter den Direction des Herrn Agitators Eckstein zu Hause als Glieder einer „Productivgeuossenschaft." Einige Arbeiter, welche in folge der Arbeitseinstellung aus Waldheim fortgewandert waren, feh len noch. Thum. Nachdem schon am Sonnabend der hiesige Turnverein die heimgekehrten Krieger durch einen Fackelzug ehrte und sie mit Bier regalirte, gaben die Stadlgemeinde und der hiesige Militärver ein denselben am Sonntage, nach feierlicher Begrüßung der Krieger durch Herrn P. Klinkhardt, Militärverein und von den Festjungfranen, ein Festessen, Ballmnsik und außerdem klingende Münze und Cigarren. Die Stadt war prächtig geschmückt mit Kränzen, Guirlanden und Ehrenpforten. In Leitmeritz an der Elbe macht ein Vorfall großes Aufsehen, der ein Zeichen der Zeit ist. Zehn Alumnen des Leitmeritzer Priesterhanses haben nach Ablegung ihrer Prüfungen soeben dem Ideologischen Studium für immer „Lebewohl" gesagt. Diese juugen Männer hatten nämlich neulich, als Pius IX. sein Jubiläum scierte, während des deshalb veranstalteten.Festessens imLeitmeritzer bischöf lichen Priesterscminar ihre Opposition dadurch an den Tag gegeben, daß sie sich bei einem Toast ans den „unfehlbaren Papst" nicht von ihren Sitzen erhoben. Es war ihnen deshalb eine strenge Rüge zu Theil geworden. Mehrere dieser Zöglinge sind gänzlich mittellos. Die Schützcngesellschaft und der Schützenverein zu Grimma laden zu einem Prei;schießen ein, das im Schützenhause daselbst am 27. und 28. August gehalten werden soll. Unlerm 12. August berichtet das Frankfurter Journal: Der ständige Ausschuß des deutschen Schützenbundes hat in Gemeinschaft mit Vertrauensmännern von Bezirksverbänden aus allen Staaten und Gauen D.utschlands eine Conferenz im Hotel Drexel dahier ab- geha'ten und unter anderm beschlossen, daß von einer Nachzahlung der Vereinsbeiträge pro 1870 und 1871 abgesehen werden soll. Die Schützcnzeitung soll zeitgemäß reorganisirt und eventuell im Jahre 1872 ein Bundesschießen (Schützenfest) abgehalten werden. Um letz teres in Scene zu setzen, liegen die Anerbietungen und Einladungen von zwei Städten vor; eine definitive Wahl zu treffen, hat man in dessen vorerst noch abgelehnt. Die Conferenz wurde heute Nachmit tag geschlossen. Das deutsche Reichswappen und die kaiserliche Standarte bilden den Inhalt einer neu erschienenen Verordnung. Jenes besteht aus dem einköpfigen schwarzen Adler, auf der Brust den Hohenzollern- schild, diese hat außer dem Adler noch das eiserne Kreuz in den 4 Ecken. Unter den Behörden wird hauptsächlich das Marineministe rium als kaiserlich bezeichnet. Königsberg. Da der Ausbruch der Cholera in Königsberg constatirt worden, so ist auf Grund der Verfügung des Cultusmi- nistcrs vom 8. August 1867 bis auf Weiteres angeordnet worden, daß in sämmtlichen preußischen Häfen alle Schiffe, welche aus genann ter Stadt in dieselben einlaufen, in den Häfen zur Praktik nicht eher eingelassen werden sollen, als bis der Gesundheitszustand ihrer Besatzung und Passagiere in Bezug auf asiatische Cholera ärztlich untersucht worden ist. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnung werden nach ß. 327 des Strafgesetzbuches für den Norddeutschen Bund mit Gefängnis) bis zu 2 Jahren resp. mit Gcfänguiß von 3 Monaten bis zu 3 Jahren bestraft. Falls auf einem der untersuchten Schiffe Erkrankung an der asiatischen Cholera vorgefnnden wird, so wird in Bezug auf diese Erkrankung nach Maßgabe der auf Cholera fälle bezüglichen ^Vorschriften des Regulativs vom 8. August 1835 verfahren werden. Nach Ausweis der Todtenliste sind in vergangener Woche (4. bis II. August) 44 Personen an der Cholera gestorben. Unter diesen befinden sich 15 Kinder im Alter bis zu I I Jahren; die übrigen von der Seuche dahingerafften Personen gehören, ein paar Fälle ausgenommen, ganz überwiegend den niederen Arbeilerständcn an, und nur in wenigen Fällen ist auch der mittlere Handwerkerstand vertreten. Die Cholera ist jetzt auch in dem Badeorte Cranz bei Königs berg ausgebrochen. Wie man der „K.Z." schreibt, mehren sich die Anträge aus dem Elsaß gebürtiger Soldaten, die noch in der französischen Armee stehen, sich als „Deutsche" rcclamiren zu lassen, um vom Dienste loszukommen. Es liegen bereits viel über hundert solcher Entnatio- nalifirungsgesuche vor, und die französische Regierung, durch das Organ Jules Favre, war der Ansicht gewesen, daß die Veränderung in der territorialen Oberhoheit keine Rückwirkung auf die Pflichten derjenigen Elsaß-Lothringer haben könne, die noch vor dem Friedens schlüße in das französische Heer cingereiht worden seien. Diese An gelegenheit ist jetzt von der in Frankfurt a. M. tagenden Friedens- confcrenz dahin geordnet worden, daß für diese Soldaten, um sich zu Deutschen zu machen, eine dahingehende Erklärung vor dem Maire ihres Geburtsortes genügt, die mithin an den Letzter« schriftlich cin- gcsandt werden kann. Ist diese Erklärung, betreffend den Verzicht auf die französische Nationalität, einmal erfolgt, so dürfen die De- clarantcn nicht mehr bei den französischen' Fahnen znrückgehalten werden. Auf diese Weise hat auch dieser streitige Punkt seine befrie digende Erledigung gefunden. Ein erschütternder Vorfall wird aus Gotha gemeldet: In voriger Woche fand daselbst der Einzug der Reservisten und Einjäh rig-Freiwilligen des thüringischen Regiments statt. Ans der Straße, die vom Bahnhof nach der Stadt führt, hatten die Gothaer eine Ehrenpforte errichtet, die Soldaten waren bekränzt, die Regiments- -musik spielte lustige Märsche, das Volk jubelte und schwenkte mit den Tüchern. Während hier das Leben fröblich Pulsirte, saß auf einer Treppenstufe des herzoglichen Schlosses ein alter Herr mit greisem Haupte, seinem Stande nach ein vermögender Rentier. Er war vor Aufregung und an allen Gliedern zitternd auf der herzoglichen Treppe niedergesunken. Ein Diener des Herzogs erzählte dem Portier, daß der alte Mann in der Nähe des herzoglichen Orangeriegartens ein einzelnes Häuschen besitze, welches er mit seiner Frau und einer Die nerin seit Beginn des Krieges allein bewohne. Sein und seiner Gattin höchster Stolz war der einzige Sohn Theobald, der, neunzehn Jahre alt, freiwillig in den Krieg gezogen war. Dieser Sohu, der zu dem eben einrückenden Regimente gehörte, halte in der ersten Zeit häufig, seit den letzten sechs Wochen aber gar nicht mehr ge schrieben. Was war aus ihm geworden? In der fürchterlichsten Angst hatte der alte Mann hier gestanden und sich fast die Augen ausgcsehen, um seinen Sohn unter den Einziehendcn zu entdecke! und ihn der Mutter in die Arme zu führen. Aber wie Leonore ver geblich nach ihrem Wilhelm, hatte er nach dem Einzigen und Gelieb ten auSgeschaut. Ein Adjutant des Herzogs kam, nm sich in das Schloß zu begeben. Der alte Mann raffte alle seine Kräfte zusammen, stand auf und fragte den ihm bekannten Offizier: „Herr v. Z., sagen Sie mir um Gotteswillen, was macht mein Sohn?" Der Adjutant zuckte die Achseln: „Er fand im heiligen Kampfe für die Freiheit des Vaterlandes den Tod." Lautlos sank der unglückliche Vater zu sammen — der Schlag hatte ihn getroffen — er war tvdt. Als man die Leiche in die Wohnung brachte, fand man die Mutter in Freudenlhräncn, denn sie hielt in ihren Armen — den Sohn. Er hatte sechs Wochen krank im Lazarett) gelegen, die Aerzte hatten ihn schon völlig aufgegeben, doch die kräftige Natur hatte gesiegt. Um seine Eltern zu überraschen, hatte er nicht geschrieben, sondern war am Tage des Einzugs mit der Eisenbahn gekommen und unan- ben Ob« kow Fra Her nac dert entj den rech den sch^ um« Eni der dur« sich Wa juta polc nig Kai erw Gro die ser war reici Mg! Arn fahi wag floh Plü Doi übe« beln Wei ihre' scho! vera neu« Abe geist lege« sicht aus Lag klein Klin Hut dere allei schm aber Arm ihrer Was Säb Haiti sich Klim wie Fern lete keine Sprc aber aus Kops saren ein s den l nier, ?ie !