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2 und daß sie den Wahlspruch ihrer Republik: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit beherzigen möchten und die im offenen, ehrlichen Kampfe gefallenen Feinde als Brüder anzusehen hätten. Diese Rede brachte eine tiefe Wirkung bei den Franzosen hervor. Ein stilles Vaterunser schloß die erhebende Feier. Berlin weiß es zu schätzen, daß es eine Kaiserstadt und Hauptstadt des neuen deutschen Reichs geworden ist. Das Friedenssest war die glänzendste Feier seit langer Zeit; nie hat die Stadt eine glänzendere Illumination gesehen^ Die Erleuchtung des neuen großartigen Rath- Hauses, der Äorsigschcn Fabrik, der Wilhelmsstraße, des Pariser Platzes waren von Glanz und Geschmack nicht zu übertreffen. Mehr als 300,000 Menschen! bewegten sich in den Straßen, die Kaiserin und die KronprinzessinLdurchfuhrcn in offenen Wagen die Stadt und wurden mit endlosem Jubel begrüßt. Berlin, 28. Fcbwar. Der „K. V." schreibt man von hier: Auf welchen Fremden-Zuzug bei Gelegenheit des Einzuges der deut schen Truppen man hier rechnet, kann man daraus entnehmen, daß ein Eckfenster unter den Linden für den Einzugstag von einem aus wärtigen Herrn für 400 Thlr. gcmiethet ist. Auch dem erste» deutschen ^Reichstage wird von unseren Stadt vätern ein feierlicher Empfang bereitet werden. Der Einzug der deutschen Truppen in Berlin wird, wie von competenter Stelle auf ehre bezügliche Anfrage mitgetheilt ist, nicht vor dem I. Mai stattsii^n können. In Berlin hat mW sich beeilt, mit einem Stücke dunkler Ge schichte, das zur neuen ^deutschen Aera nicht paßt, aufzuräumen. 130 Ctr. Akten des Crinnnalsenates des Kammergerichtcs sind in die Papiermühle gewanderb-Hnd eingestampst worden. Es waren die Akten des Demagoge-Prozesses gegen Männer wie Jahn, Arndt, Fritz Reuter und viele andere junge Leute, deren Verbrechen meist nur darin bestand^ mehr oder weniger klar das angestrcbt zu haben, was jetzt in vollem Lichte des Tages und der Zeit aufge richtet worden ist: ein deutsches Reich. Die bösen Prozesse, die Vielen ihr Lebensglück gekostet haben, dauerten von 1818 bis in die dreißiger Jahre. Nicht sämmtliche deutsche Truppen in Frankreich werden mit der Eisenbahn befördert, sondern nur diejenigen, welche die Besatzun gen in Elsaß und LothriÄ^qr (30—40,000 Mann) bilden; die andern inarschiren zu Fuß bis an die Grenze. Die Garnisonen in Elsaß und Lothringen werden preußische Regimenter bilden; von anderen Trup pen kommen hinzu 1 bayrische und 1 badische Jnfanteriebrigade, 1 Württemberg. Regiment, 1 süddeutsches Cavallerieregiment und 1 säch sisches Infanterieregiment nebst Festungsartillerie. Die Fahne des II. Bataillons des Infanterie-Regiments Nr. 61 hat Menotti Garibaldi nach Versailles, wie der „Thorn. Z." ge meldet wird, für das Bataillon zurückgeschickt, weil dieselbe ausge- funden und nicht erobert whrdcn ist. Der „N.-Z." schreibt man aus Versailles 5. März: Während der Kaiser gestern Mittag im Boulogner Gehölz auf der Rennbahn von Longchamps die zweite große Parade abhielt, und zwar diesmal über etwa 60,000 Mann, worunter auch die Garde und combinirte Compagnien der Festung^uMerie war, fand um 11 Uhr die Räu mung von Paris statt. Verständige Bürger haben unsern Offizieren erzählt, daß seit Prvclamirung^ der Republik die Pöbelherrschaft in der französischen Hauptstadt in Permanenz ist, und zugleich ihr Be dauern darüber ausgesprochen, daß unsere Occupalion nicht mit größeren Truppenmaffen in größerer Ausdehnung und auf längere Zeit stattgesunden hat. Auch unsern Soldaten würde eine vier wöchentliche Besetzung der ganzen Stadt durch die ganze Vclagerungs- armee lieber gewesen sein, da sie nicht zweifeln, daß sie bei einigem ernsten Auftreten mit dem herabgekommenen Gesindel fehr bald fertig geworden wären und gern alle-Merkwürdigkeiten der Stadt in Augen schein genommen hätten. Die- durch den Friedensschluß verbürgte nahe bevorstehende Heimkehr geht ihnen jedoch über alles, und da die, wenn auch nur partiellABesetzung von Paris offenbar den Friedcnsschluß beschleunigt hat, so ist man auch so befriedigt. Ob wohl es zu keinem ernsten Couflict zwischen unseren Soldaten und dem Pariser Gesindel gekommen ist, so haben doch einzelne derbe Züchtigungen der Bande staltgcfundcn und es soll besonders erbaulich gewesen sein, mit welcher Kaltblütigkeit, wo es an's „Raufen" ging, die derben Bayern in die Dichtesten Haufen der frechen Strolche stürzten und sie mit "kräftiger Faust dutzendweise niedcrmähten. Zahlreiche Hausbesitzer in Paris haben sich schriftlich verbindlich gemacht, an keinen „Deutschen" künftighin eine Wohnung zu ver- miethen, desgleichen gelobt eine Association von Patronen keine deutschen Arbeiter mehr zu beschäftigen. In Preußen belaufen sich die bis zum Schluffe des vorigen Jahres während des gegenwärtigen Krieges für Kriegszwecke beige steuerten freiwilligen Gaben, d. h. die zu öffentlichen Sammlungen gespendeten Geldbeiträge, auf ungefähr 4'/s Millionen Thaler. Von gleicher Höhe sind die an die Familien von Landwehrmännern und Reservisten gezahlten Unterstützungen. Ueber die von Privaten für Einzelzwecke gewährten Beihülsen und über die in noch größerem Umfange dargcbotenen Naturalien an Lebens- und Erfrischungs mitteln, Wäsche, Kleidungs- und Erwärmungs-Gegenständen lassen sich noch keine genaueren Angaben machen. Londoner Blätter enthalten einen Protest Napoleons gegen seine von der Versammlung in Bordeaux ausgesprochene Absetzung. Der Protest führ, aus, daß das betreffende Votum ungerecht und unge setzlich sei, da die Versammlung nur zur Entscheidung über die Kriegs- und Fricdensfrage zusammengetreten sei. Das öffentliche Recht Frankreichs erheische aber, daß die Einsetzung jeder Regierung nur durch Plebiscit erfolgen könne. „Ick bin bereit, heißt es in dem Protest, mich nur vor einer freien Aeußcrung des National willens zu beugen." Die Deutschen Londons beabsichtigen binnen kürzester Zeit eine großartige Friedensfeier zu veranstalten. Die einleitenden Schritte sind bereits geschehe»; ein großer Festausschuß, welcher alle Klassen des hiesigen Deutschthums vertritt, ist gewählt worden, und die Feier selbst — welche durchaus nicht politischer Natur sein soll — wird in ächt deutscher Weise in einem ächt deutschen Local, der Turnhalle, abgehalten werden. Vereinigte Staaten. Einem Briefe aus San Francisco, 7. Februar, entnehmen wir Folgendes: Die Capitulation von Paris, welche schon einige Tage zuvor als Gerücht sehr bestimmt auftrat, wurde am Sonnabend, 28. Januar Abends, als ihatsächlich richtig bekannt. Der Montag darauf wurde festgesetzt, als Tag, an dem die hiesigen Deutschen die Feier durch einen Fackelzng begehen sollten. Es war die größte Processivn, die je in St. Francisco abgchalten wurde, wie die Zeitungen berichten, und Alles ging gcmüthlich zu. Der Zug wird auf 7—8000 Menschen geschätzt, er war eine Stunde lang und noch bis in die Nacht hinein hörte man nichts als Deutsch und deutsche Lieder. Bericht über die 10. am 20. September 1870 abgchaltene Sitzung der Stadtverordneten. Anwesend die Stadtverordneten: Gustav Vogel, Heinrich Funke, Otto Loßner, Ernst Kirsten, Louis Bretschneider, Partzsch, Springs klee, Gerlach und der Unterzeichnete. Das Collegium nimmt 1. zunächst Kennlniß von der ihm auf sein Ansuchen vom Stadt- rathe gegebenen Specification der Position 7 des Sparcassenveran- schlages für 1870 „525 Thlr." sonstiger Verwaltungsaufwand betr., beschließt aber, das Gesuch an den Stadtrath zu richten, die Belege des betreffenden wirklichen Aufwandes seiner Zeit dem diesseitigen Collegium zur Kenntnißnahme respective Natihabition zu unterbreiten; 2. tritt dem Beschlusse des Stadlrathes, den Zinsfuß der von hiesiger Sparcasse annvch zu 4V« "/v k- a. ausgeliehenen Capitalien vom 1. Januar 1871 auf 5 «/<, x. a. zu erhöhen, ohne den Schuld nern Hypolhekenbestellung wegen des erhöhten Zinsfußes odcrUeber- tragung irgend welcher desfallsiger Kosten anzusiniten, bei; lehnte dagegen 3. den Beitritt zu dem jenseitigen Beschlusse, eine Anzahl rück ständiger Beträge communlicher Abgaben als inexigibel in Wegfall zu stellen, zur Zeit ab, beschloß vielmehr, den Stadtrath zu ersuchen, das Verzeichnis) der Restanten einer aus den städtischen Collegien zu sammenzusetzenden Deputation, für welche Seiten der Stadtverord neten der Unterzeichnete gewählt wurde, zur nochmaligen Prüfung und respective Begutachtung zu unterbreiten, dieser Deputation auch in Erwägung ziehen zu lassen, ob nicht dem Ueberhandnehmen und der Wiederkehr derartiger Uebelstände in irgend welcher Weise be gegnet werden könne. Wilsdruff, am 11. Octobcr 1870. Das Stadtverordneten - Collegium. Adv. Ernst Sommer, der Zeit Vorsitzender. Kircheunachrichten aus Wilsdruff. Mittwoch, den 15. März, früh 8 Uhr Beichte und Communion. SoKabend, als den 18. März, von früh 9 Uhr an sollen im Kirchenholz zu Blankenstein gegen 70 fichtne Stämme von 7 bis 23 Zoll Stärke, sowie eine Anzahl Schlag- und Nadelhaufen und einige. Scheitklaftern und Stangen an den Meistbietenden gegen baare Bezahlung v.rauctionirt werden. ' '7 Die Verwaltung daselbst. vvn kau! Lusss Dressen, 14, empfiehlt sei» wohlassortirtcs Lager zur gütigen Beachtung.