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franz. Offiziere, verwundete und kranke, unter Dach und Fgch zu bringen, zu verpflegen, zu beköstigen, theilwcis zu bekleiden und alle zu besolden. Diese Summen stecken in den 1333'/z Mill. Thalern drin. Die Belagerung von Straßburg allein hat 2 Mill. Thaler gekostet; denn kein Apotheker hat so theuere Pillen wie die deutschen Kanoniere. Die aus Frankreich vertriebenen Deutschen wollen auch aus der Kriegscontributiou entschädigt fein und die tiefen Schloßkeller in Berlin lechzen nach dem eisernen Kriegsfond. Vor allem aber muß die Jnvälidcnkasse reichlich versorgt werden. Von den 15,000 Todten (in Preußen) haben sehr viele Wittwcn und Waisen hinter lassen, die zu versorgen sind; die Wittwen der Landwehrmänner er halten je 5(t Thlr. Pension und für jedes Kind bis zum 15. Jahre je 30 Thaler; Offizierswittwen erhalten 200—400 Thlr. und für jedes Kind 40—50 Thlr. Erwerbsunfähige Mannschaften erhalten ihre Pension; dem invaliden Lieutenant stehen 240 Thlr. zu; hat, er ein Glied verloren, so erhält er 420 Thlr., hat er zwei Glieder verloren, so erhält er 620 Thlr. und das steigt in den höchsten Gra den his zu 24—2800 Thaler u. s. w. u. s. w. Die Friedensbedingungen (so berichtet die halbofficiclle Prov.- Corrcsp.) sind hart, aber gerecht und für unsere Sicherheit nothwendig. Sie fügt hinzu: Die Kriegsentschädigung von fünf Milliarden erfüllt den doppelten Zweck, einerseits Deutschland für die unmittelbaren und mittelbaren Schäden, die es an seiner nationalen Wohlfahrt durch den Krieg erlitten hat, soweit möglich schadlos zu halten, andererseits Frankreich auf Jahre hinaus in einem Maße zu belasten, daß eine übcrmüthige Kriegspolitik darin ein entscheidendes Hcmmniß finde. So groß die Entschädigung ist, so kann dieselbe doch nimmer den vollen Ersatz für alle Opfer und Verluste, die der Krieg verursacht hat, gewähren, namentlich nicht für die tiefe Stör ung und Gefährdung' des gewerblichen Lebens und Aufschwunges. Erst eine längere Dauer und Sicherheit des Friedens wird diese Schäden gut machen können, und dazu wird die Höhe der Kriegs entschädigung insofern helfen, als sie Frankreich jedenfalls auf längere Zeit hinaus nöthigt, Frieden zu hallen. Bei einem mächtigen Gewitter grollt zwar der Donner nach, unter den Menschen aber gilt es als ein Zeichen der Leidenschaft, wenn der Krieg nach dem Kriege fortgesetzt und der mühsam ge wonnene Friede gefährdet wird. Unter anständigen Fechtern ist der Nachhieb verpönt. Die Pariser aber hauen dennoch nach, nach den deutschen Siegern und nach ihrer eigenen Regierung. Das hat zu nächst die üble Folge, daß nur die deutsche Landwehr und die Be lagerungsartillerie in dieHcimath entassen werden kann und daß alle anderen Truppen in Frankreich stehen bleiben, bis man sieht, wie die Sachen verlaufen. Die amtliche Prov. Corresp. in Berlin kündigt dies selbst mit den Worten an: „Die revolutioncre Partei in Paris hat bis in die letzte Zeit eine Haltung sowohl Deutschland gegen über, wie auch gegen die franz. Regierung behauptet, welche die Mög lichkeit einer augenblicklichen Erschütterung der letzteren nähelegt und umsomehr die Festhaltung aller Bürgschaften verlangt, welche uns Deutschen eine bedeutende Besatzungsarmee in Frankreich gewährt." 800,000 Mann deutscher Krieger stehen in Frankreich. Es müssen wohl so viele sein, da sich die Franzosen so eben durch Ver trag verpflichtet haben, so viele Mann zu verpflegen. Mit dieser Zahl hebt die Verpflegung au und mit 50,000 hört sie auf. Das Treiben der Rothen in Paris, das die Deutschen zurückhält, kommt Frankreich theuer zu stehen. Die Franzosen nennen sich das geistreichste Volk der Welt. Geistreich ist es aber nicht von ihnen, die Deutschen in Paris und in den andern Städten zu verfolgen, an Leib und Leben zu bedro hen und in Acht und Bann zu thun. Denken die Herren nicht da ran, daß die deutschen Heere noch in Frankreich stehen und hundert taufende von gefangenen Franzosen in Deutschland leben? Bismark hat auch öfter geistreiche Einfälle und könnte Revanche nehmen. Er soll sogar Herrn Favre einen nicht mißzuverstehenden Wink gegeben haben. Wenn die Franzosen uns ihren Wein, ihre Seide, ihre Bü cher, ihre Schauspiele und Sänger nicht verkaufen wollen, so ist das ihre Sache und sie werden sich mit der Zeit besinnen, aber Deutsch lands Sache ist es, seine Landsleute zu beschützen. In Straßburg ist dieser Tage die erste franz. Verlustliste erschienen. Unter den Vermißten sind u. a.: 8 Divisions-Generale, 17 Brigade-Generale, 77 Oberste, 54 Oberstlieutenants und 63 Ba taillons-Commandeure. Todt sind dieselben wohl alle; aber wo sie die tödtliche Kugel ereilte, wo sie die versöhnende Erde deckt, darüber werden die Angehörigen schwerlich jemals sichere Kunde erlangen. Es gehört das zur französischen Liederlichkeit und Herzlosigkeit. Vermischtes. * In der Nacht vom 6. zum 7. Februar ereignete sich in der Nähe von Aoughkeepsie (Staat New-Aork) ein großes Eisenbahn unglück. Es war etwa eine halbe Stunde nach 10 Uhr des Abends, als ein aus 30 Waggons bestehender Extragütcrzug, der mit Pet roleum beladen war, die Station New-Hamburg via New-Aork passirte. Eine kurze Strecke davon gerieth einer der Wagen aus dem Geleise, was jedoch der Locomotivführer nicht eher bemerkte, als bis er auf die Brücke von „Wappinger's Creek" kam. Hier schien ihm etwas nicht recht in Ordnung und er gab dem Zug neue Zugkraft, indem er den Dampf voll 'anließ. Der Effect war, daß inmitten auf der Brücke der Waggon, der bereits aus dem Geleise war, auf das andere Geleise geschleudert wurde- In demselben Augenblicke brauste der „Courierzng (ligfttuing express) von New-Aork heran. Der Locomotivführer sah zwar den Wagen auf seinem Geleise liegen, aber keine menschliche Macht konnte den Zusammenstoß mehr ver meiden, und mit aller Macht fuhr der Expreßzug in den mit nicht- raffinirten Petroleum beladenen Waggon hinein. Ein marker schütternder Stoß, dann ein Aufflammen bis zum Himmel hinan und darauf eine furchtbare Explosion — das war das Werk eines Augenblicks! Eine Secunde später ein neuer Krach, und die hölzerne Eisenbahnbrücke bricht zusammen und der ganze Couricrzug mit dem in Flammen stehenden Petroleumwagen stürzte hinunter in den zu- gefrorencn Fluß! Aus mehr denn fünfzig menschlichen Kehlen dringt ein Schrei der gräßlichsten Todesangst durch die Luft; oben der Zug hat diese letzten Ruse Verunglückter hören können, während sie ihre Todcsfahrt von 200 Fuß von der Brücke herunter in den Fluß machten; daun erfolgte ein Krachen und Zischen, „wie wenn Feuer mit Wasser sich mengt" — und es ward stille in der Tiefe. Alle, die im Courierzuge waren, hatten wenige Minuten darauf ihr Leben ausgehaucht! Am Morgen des 7. brachte man die Leichen außer dem Wasser. Sie waren schrecklich verstümmelt, denn nicht allein der Sturz in die Tiefe und in das Eis hinein hatte seinen furcht baren Effect auf die Verunglückten gehabt, sondern auch das brennende Oel hatte seine Spuren auf den Körpern znrückgclasscn und einige Gesichter sind total verkohlt. Einen wahrhaft schrecklichen Anblick gewährten 33 in einem Salon-Schlaf-Wagen befindlichen Leichen, welche bunt durcheinander lagen und sich meist zwei zu zwei umschlungen hielten. Mehrere der Frauen waren reich gekleidet und mit Juwelen bedeckt. Andere der verunglückten Passagiere sind derart verbrannt, daß die Gesichter ganz unkenntlich sind. Alle Verunglückten gehören der besitzenden Klaffe an; auch ein hervorragendes Mitglied der Presse, C. Benedict, Chcfrcdactcur des „Cleveland Herald", ist bei dem furchtbaren Ereigniß umgekommen, ebenso ein Mormonen Geistlicher mit zwei -Frauen und Kindern. Bericht über die 11. am 3. November 1870 abgehaltene Sitzung des Stadtverordneten- Collcgii. . Anwesend die Stadtverordneten: Gustav Vogel, Heinrich Funke, Otto Loßner, Ernst Kirsten, Louis Bretschneider, Partzsch, Springs klee , und der Unterzeichnete. Das Collegium nahm 1. Kenntniß von der eingegangencu das hiesige Einquartirungs- Regulativ bestätigenden Verordnung der Königlichen Kreis-Direction Dresden und erklärte sein Einvcr'ständniß mit dem Beschlusse des Stadtrathes, vor der Hand von Jndruckgabe dieses Regulativs abzüschen; wählte 2. aus seinem Mittel als Mitglieder der Wahldeputation bei der bevorstehenden directen Wahl des gejammten Stadtverordneten- Collegii die Stadtverordneten Louis Bretschneider, Heinrich Funke und Partzsch; und genehmigte 3. die sich nach Vorschrift des Gesetzes vom 5. März 1870 er forderlich machende Aufbesserung des Gehaltes des Herrn Oberlehrer Obenaus um jährlich 21 Thlr. —- —- so daß der Gehalt desselben die vorgcschricbenc Höhe von 320 Thlr. —- —- pro Jahr erreicht. Wilsdruff, am 5. November 1870. Das Stadtverordneten - Collegium. 2ldm Ernst Sommer, der Zeit Vorsitzender. MrchcmrachrichLen aus Wilsdruff. Mittwoch, den 22. März, früh 8 Uhr Beichte und Commuulon. AucLion. Montag, den 27. März d. Z. von früh 8 Uhr an sollen sämmtliche Nachlaßgegenstäude der verstorbenen Eismann'schcn Eheleute, als: 2 starke Wagen mit Rüstlcitern und Breiern, 1 neue Winde, viele starke und schwache Ketten, Icker- Wirthschafts- und Hausgeräthe, Möbel, Betten und Kleidungsstücke gegen baare Bezahlung im hiesigen Gasthaus vcrauctionirt werde. Schmiedewalde, den 17. März 1871. vis Or-bsAsrisIrbs. sind vom 1. April d. I. an im Ganzen oder in einzelnen größeren Posten auf sichere Hypothek anszulcihen. Nähere Auskunft ertheilt in Wilsdruff. Ein gesittetes braves Dienstmädchen wird zum 1. April gesucht in der Restauration von " M«rLurLo8r S^nvLus in Wilsdruff. Eine Magd wird zum sofortigen Antritt gesucht vom Stadtautsbesitzer Mbng in Wilsdruff.