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Wochenblatt . .. . für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Sicbculchn und die Umgegenden. Amtsökatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Sta-trath daselbst, > 31. Dienstag den 4. Juli 1871. .rriNriT ur Nvck'sllttrM Verordnung, Maßregeln wegen der Rinderpest betreffend. Da officiellcn Mitthcilungen zufolge die Rinderpest in Niederösterrcich und neuerdings auch unweit Oswiccin in Galizien aus- iicbrochen ist, so darf vis auf Weiteres der großen grauen Race angehöriges Rindvieh (Steppcnvich) über die sächsisch-österreichische Grenze nicht eingelassen werden. Es werden daher die Vorschriften unter 2 der Verordnung vom 22. Octobcr 1869- wonach unter gewissen Bedingungen die Einfuhr von Rindvieh der Stcppenracen ausnahmsweise gestattet war, hierdurch wieder aufgehoben. Zuwiderhandlungen gegen die obige Bestimmung werden nach Z 8 flg. des Gesetzes, die Verhütung und Tilgung der Rinderpest rc. betreffend, vom 30. Äpril 1868 bestraft. ' '' ' Dresden, den 28. Juni 1871. M i n i st e r i u m d e s I n n e r n. , v. Nostitz-Wallwitz. - , , Forwcrg. Bekanntmachun g. Das Finanz - Vermessungsbureau hat bei Ausführung der demselben übertragenen Fluraufnahmen nicht selten wahr- zuuchmen gehabt, daß die bei den trigonometrischen Netzlegungen von den betreffenden Geometern aufgerichteten Signalstangen und Vermessungsmerkmale, welche, in der Regel längere Zeit auf einem und demselben Standorte stehen bleiben müssen, trotz des in den bezüglichen gerichtsamtlichen Verfügungen an die Grundstücksbesitzer in den neu aufzunehmenden Fluren cnt- halten gewesenen «Lscrbots der eigenmächtigen Hinwegnahme oder Verletzung der Signalstangen und Absteckepfählchen zum wesentlichen Nachtheile des Vermessungsgeschäfts, welches dadurch öfters erhebliche Verzögerungen erlitten hat, entweder ge stohlen oder auch muthwillig entfernt worden sind. , Wenn nun demnächst La. ^cceverwartha, Wewtiopp, Wtldberg, Hühnvovs, Klemsckönbera und Möhrsdorf in Aufnahille begriffen, so wird zu Verhütung von Ungebührnysen das bereits früher erlassend MvMvckZ Wegnahme oder Verletzung von Signalstangen und Absteckepfählchen mit dem Bemerken hiermit eingeschärft, daß etwaige Zuwiderhandlungen mit angemessener Geld- beziehentlich Haftstrafe geahndet werden. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, am 2. Mi 1871. In Stellvertretung: Dürisch, Assessor. Tagesgeschichte. Wilsdruff, am 3. Juli 1871. Daß unsere Sladt, wenn es gilt, anderen Orten nicht Nachsicht, haben die Einwohner derselben in den letztverfloßnen Tagen bewiesen; denn kaum war die Nachricht hierher gelang:, daß wir daS aus Frankreich heimkehrcnde brave, tapfere 12. Jägerbalaillon auf einige Zeit zu beherbergen hätten, so regten sich auch Aller Hände, um ihm eüum würdigen Empfang zu bereiten und ein Umgang durch die Straßen der Stadt am Freitag früh legte beredtes Zeugniß davon ab; alle Häuser prangten in Guirlanden- und Flaggenschmuck. Gegen 11 Uhr Vormittags rückte das Jägerbataillon mit klingendem Spiele und unter dem Geläut der Kirchenglocken hier ein; nachdem es zuvor durch die Spitzen der städtischen Behörden und vom Militär- und Turnverein am Stadtweichbilde beim Aurich'schen Gute, woselbst von Herrn Baumeister Aurich eine Ehrenpforte erbaut war, empfangen und vom Herrn Bürgermeister Kretzschmar herzlichst begrüßt worden War. Bei der an der Meißner Straße von der Stadt errichteten Ehrenpforte hatten sich die Geistlichkeit, die übrigen Vertreter der Stadt, weißgekleidete Mädchen, Blumen streuend, ausgestellt, und hier sollte die eigentliche Begrüßung geschehen, was aber durch ein Versehen nicht stattfinden konnte, dafür begrüßte Referent das Ba taillon, nachdem es ans dem Marktplatze Halt gemacht, in einer kurzen Ansprache und brachte ein Hurrah auf das brave 12. Bataillon aus. — Auch das benachbarte Sachsdorf, wohin ein Theil dieser Truppen ins Quartier rückte, hat, wie wir hören, dieselben aufs Herzlichste empfangen.,— Gestern conzertirtc das Mnsikchor obgedachten Ba taillons ans hiesiger Restauration; wie kaum anders zu erwarten, war infolge dessen der Concertgarten so besucht, wie wohl selten. Wie wir hören, beabsichtigt dasselbe Mnsikchor nächsten Donnerstag noch einmal daselbst zu concertiren. — Eine Reise nach Prag und Wien, und für den, dessen Herz und Sinn noch weiter drängt — nach Italien und Tirol, hat zu allen Zeiten auf jeden Wanderlustigen einen mächtigen Reiz ausgeübt. Eine solche von Hunderten wieder und immer wieder gern erneuerte Reise hat Herr Ed. Geucke in Form einer billigen Extra fahrt für Ende Juli vorbereitet (s. Inserat), just die Zeit, zu der die großen Schul- und Gcrichtssericn beginnen und mancher sonst an die Scholle Gefesselte mit wahrer Sehnsucht einen größeren Ausflug projectirt. Herr Geucke, selbst ein eifriger Tourist und Reisekenner, hat seine früheren Reise-Unternehmungen immer so befriedigend auS- zuführen gewußt, daß ihn: für irgend eine neue Tour schon im Vor aus ein gewisses Contingent Reiselustiger zur Seite steht. Die Wahl einer Extrafahrt nach Wien re. wird aber um so größeren Beifall finden, als der Süden überhaupt von jeher eine besondere Anzieh ungskraft ausübte und eine Reise vielleicht nach dem Westen, wie sie voriges Jahr projectirt war, unter dermaligcn Verhältnissen immer hin nicht zu einer ganz sorglosen sich gestaltet. Wegen des Näheren verweisen wir auf das demnächst erscheinende Programm. Von den Söhnen und Einwohnern der Stadt Königstein, die im vorigen Jahre mit in's Feld hinauSgczogen sind, hat unter den Pa- rvchianen, welche der ganze Kirchsprengcl zählt, Einer das eiserne Kreuz erhalten, nämlich der Sohn des Bildhauers Adler, der als Unteroffizier bei den Jägern steht Und daheim früher Vorturner des Königsteiner Turnvereins war. Nach den Berichten der „Turnzeitung" stellen gerade die Mitglieder der Turnvereine, welche mit in den Krieg gezogen sind, ein erhebliches Contingcut zu den Braven der Inhaber des eisernen Kreuzes. Man darf wohl annehmcn, daß dies nicht ein zufälliges Zusammentreffen, weitmehr ein Beweis, daß der Turner-Soldat die Eigenschaft des Mulhes, der Entschlossenheit und Umsicht bereits früher zu entwickeln gezwungen war. Möge man diese Thatsache nicht unterschätzen. Dresden, 1. Juli. Das „Dresdner Journal" bezeichnet das hier umlaufende Gerücht von der gestrigen Verunglückung eines säch sischen Militärzuges bei Frast^ a. M. als völlig unbegründet. Wegen der Hochfiuth des Maines seien einige Züge vorläufig suspen- dirt worden. Der Rest der bei Dresden intcrnirt gewesenen Franzosen, in Summa 1119 Mann, hat am 30. Juni Vormittags Dresden ver lassen.