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MsdrufferTaMatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannfchaft Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Da- »WilsLruffer Tageblatt» ,erscheint an allen Werklagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monallich 2,— NM. frei Haus, der Postbestellung 1,80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpig. Alle Bostanstollen und Post- b°len, unIer-Austtager u. evrn. ,, ,, »elchäftsstelle, nehmen zu I-derze't D-stellungen enl. Wochenblatt fUl Wilsdruff U. UMgegeNV gegen. Im Fall- höherer Gewal .Kneg od. sanft,ger - De,r,edsstörungen befteh, Kein Anspruch aus Lieferung der Heilung oder Kürzung des Bezugspreises. 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Ein britischer Polizeioffizier — ob er Engländer oder Schotte ist, bedeutet keinen entscheidenden Unterschied — hat mit seinen Kameraden in einem Saarbrücker Lokal eine wilde Nacht veranstaltet, beiläufig in einem Emigrantenlokal. Es ging dabei so „vergnügt" zu, daß man nicht nur auf den Tischen herunuobte, sondern daß auch die Einrich tung des Lokals beschädigt, ja, daß es sogar dem Emi grantenprinzen zu Löwenstein zu viel wurde und er in später Nacht Herrn Knox persönlich aus dem Schlaf klingelte. Wie Herr Knox darauf reagierte, ist nicht be kannt. In Ner gleichen radaulustigen Stimmung ist man dann im Auto losgefahren, und gleich bald darauf war das Unglück da. Daß man den Herrn Polizeioffizier, der nach all seiner empörenden Rücksichtslosigkeit auch noch das Schießeisen zog, nicht gerade mit Glacehandschuhen aus dem Wagen holte, kann man keinem Menschen verdenken. Gegenüber diesem Tatbestand mutz man als Deutscher schon sagen: Wir haben dergleichen Vorfälle wie diesen da im Saargebiei noch in sehr fataler Erinnerung! Diese nächtlichen Radaumacher haben ein Benehmen zur Schau getragen, lkas sich in keiner Weise von dem der Besatzungs truppen aus der Leidenszeit der Rheinlands und des Saargebiets unterscheidet. Vielleicht ist diese An des Auf tretens in einem eroberten Lande bei anderen Völkern Mode. Hier aber handelt es sich um deutsches Land, das nicht erobert ist, sondern ganz im Gegenteil in sehr absehbarer Zeit wieder zu seinem Mutterlande zurück-- kehren wird. Die Angelegenheiten des Saargebictes gehen diese Ausländer, die von einem ebenso verständnislosen wie unwissenden Mann herbeigerufen wurden, nicht das ge ringste an; sie hätten sich schon als Privatpersonen größter Zurückhaltung zu befleißigen, erst recht aber, wenn sie die verantwortlichen Funktionen von Polizeiofsi- zleren ausüben wollen. Wir Deutschen haben von Polizeioffizieren und ihrem Auftreten in der Öffentlichkeit eine erheblich andere Vorstellung. Wir können verlangen, daß sich ein solcher Ausländer in unserem Saargebiet völlig korrekt benimmt: wenn er sich aber derart schwere Übergriffe zuschulden kommen läßt wie dieser angebliche Schotte Justice, dann drängt sich den von solcher „Polizei" betroffenen Saarländern der Eindruck auf, daß sie es nicht mit den zu strengster Neutralität verpflichteten Beamten, sondern mit den Schrecken der B e s e tz u n g zu tun haben. Die haben die Saardeutschen noch in bitterster Erinne rung. Vom November 1918 an batten sie die fremden Truppen im Lande. Erst am 30. September 1929 zogen die Engländer ab, und am >2. Dezember 1930 starden die Franzosen zum letztenmal (der sogenannte „Bahnschutz") vor der Trikolore in Parade. Die Leidensge schichte des Saargebiets verzeichnet ins gesamt elsTote während jener Besetzungszeit. Die Saardeutschen haben übergenug von „Zwischenfällen". Mister Justice Hätte wirklich allen Grund gestabt, den Saardeutschen zu zeigen, daß und wieweit der Brite sich in einem fremden Lande anders gibt als französisches Militär, zumal als französische Marokkaner. Er hätte um so mehr Grund gehabt, als er in Bonn studiert und die Deutschen also genügend kcnncnstelernt hat, um ihr Land und seine Bewohner zu respektieren. Der Hauptschuldige aber ist in diesem über aus bedauerlichen Fall noch nicht einmal dieser 29jährige Schotte. Der Hauptschuldige residiert als Präsident der landfremden Saarregierung in dem ehemaligen neuen Landgerichtsgebäude, das über seinem Portal die In schrift trägt: „R e ch t f ü r a l l e." Es ist der Engländer Knor, dessen ganze Amtszeit für die Saardeutschen eine einzige ständige Brüskierung und Herausforderung war. Knor war es, der vom ersten Tage seiner Tätigkeit an keinen Zweifel darüber ließ, daß er sich dort nicht als zur Neutralität verpflichteter Treuhänder des Völker bundes, sondern als Sachwalter Frankreichs fühlte. Knor war es, der Frankreich stets in dessen unberechtigtem Anspruch auf ein Einmarschrecht bestärkt Hai. Knox war es, der in einem völlig friedlichen Lande das berüchtigte Emigrantengesindel auf die Bevölkerung losließ, ja sogar Emigranten in leitende Polizeistellen einsetzte Knox war es, der es Tag um Tag duldete, daß Emigranten und Separatisten Zwischenfälle provozierten. Knor war es, der die völlig überflüssige Verstärkung der Saarpolizei durch Ausländer durchsetzte, und Knox war es schließlich, der fremde „Polizeitruppen" ins Saargebiet holte, Truppen, deren Polizeicharakter sich u. a. darin ausdrückt, daß sie mit — schweren Kriegswaffen wie Tanks usw. aus England Heranziehen. Seit wann brauchen Polizeitruppen Kriegswaffen? Wahrlich, das Schuldkonto des Herrn Knox ist allzu groß geworden, und es ist für uns Deutsche keinerlei Trost, daß seine Amtsführung auch in seiner eigenen Heimat vielfach sehr umstritten ist und er sogar schon wiederholt von namhaften Engländern zum Rücktritt aufg.esordert wurde. Wenn schon Die EWWWWO is SsM Landesbauernführer Körner hatte die sächsische Presse zu einer Besprechung eingeladen, die in erster Linie dazu dienen sollte, die Bedeutung der Erzeugungs schlacht vor der Oeffentlichkeit klarzulegen. An der Be sprechung nahmen als Vertreter des Wirtschaftsministe riums Ministerialrat Dr. Graf Vitzthum und Dr. Geyer teil. Landesbauernführer Körner erinnerte an die große Getreideschlacht in Italien, durch die Mussolini innerhalb von fünf Jahren die Brotgetreideversorgung Italiens gesichert habe. In Deutschland habe man sich noch Weiter gehendere Aufgaben gesteckt; man wolle eine allgemeine Unabhängigkeit Deutschlands in der Ernährung vom Ausland erzielen. Der Redner wies in diesem Zusammen hang auf die Bedeutung der Marktordnung hin, durch die man die Ernährungswirtschaft aus dem freien Spiel der Kräfte Herausgenomen und volkswirtschaftlichen Ge sichtspunkten untergeordnet habe. Zu der Erzeugungsschlacht sprach der Sonderbeauf tragte für die Erzeugungsschlacht im Gebiet der Landes bauernschaft Sachsen, Landwirtschaftsrat Dr. Claus. Die Erzeugungsschlacht habe die Aufgabe, eine allge meine Steigerung der landwirtschaft lichen Erzeugung herbeizuführen. Die deutsche Er- zengungsschlacht müsse durchgeführt werden, um die Nahrung s frei h eit des deutschen Polkes zu sichern, um die industrielle Rohstoffversor gung und damit Arbeit und Brot für Millionen deut scher Arbeiter zu gewährleisten, um die Aus fuhr m ö g l i ch k e i t c n der deutschen Industrie zu för- oern und um neue Arbeits- und Lebensmöglichkeiten innerbalb des deutschen Lcbensranmes zu schaffen. Ein Polk, dem das Ausland den Brotkorb nach Belieben höher hängen könne, sei ständigem Druck ausgesetzt. Mit Ent schiedenheit wandte sich der Redner gegen die Unterstel lung, daß das Ausfuhrbedürfnis unserer Industrie auf die Hereinnahme von Lebensmitteln aus dem Ausland an gewiesen sei. Es handele sich aber'vielmehr darum, den deutsch-ausländischen Warenaustausch in gesunde Bahnen zu lenken und die erste Voraussetzung dazu sei die Be seitigung der bedingslosen Abhängigkeit Deutschlands von der Einfuhr von Lebensmitteln. Erst wenn das Aus land wisse, daß seine Lebensmitteleinfuhren zusätzlicher Natur sind, bestehe für es ein zwingender Grund, als Gegenleistung deutsche Jndustrieproduktc aufzunehmen. Die deutsche Erzeugungsschlacht wirke also letzten Endes ausfuhrfürdernd. Die steigende Selbstversorgung Deutsch lands mit Lebensmitteln und landwirtschaftlichen Roh stoffen habe 1933 im Vergleich zu 1928 eine Devisen ersparnis von über vier Milliarden er möglicht. Die Erzeugungsschlacht solle nun zu weiteren Ersparnissen an Devisen führen im Interesse der indu striellen Rohstoffversorgung. Die Erzeugungsschlacht schaffe neue Arbeits- und Lebensmöglichkeiten innerhalb Deutschlands. Das sei drin gend notwendig, da die Schmälerung des Exportes wahr scheinlich anhalten werde. Durch sie solle zudem eine ge sunde, stabile und leistungsfähige Landwirtschaft geschaf fen werden, aus der die gesamte Volkswirtschaft neue Arbeit schöpfen könne. Der Redner ging fodann des näheren auf die agrar technischen Maßnahmen, die dem Ziele der Ernährung des deutschen Volkes ans eigener Scholle dienen sollen, ein. Es würden sich auf den verschiedensten Arbeitsgebie ten noch ganz außerordentliche Steigerungen erzielen lassen. Dr. Claus warf sodann die Frage auf, ob sich der Erfolg der Erzeugungsschlacht eventuell gegen den Bauer selbst wenden würde. Eine derartige Auswirkung sei heute auf Grund der nationalsozialistischen Agrarpolitik un möglich. Festpreise würden dafür sorgen, daß der Bauer stets auskömmliche Preise erhalte. Zeitweilige Pro duktionsüberschüsse würden durch eine großzügige Vor- ratswirtschaft ausgenommen und als Reserve für Fälle vorübergehenden Mangels verwendet werden. Die Aus landskonkurrenz werde durch eine Einfuhrregelung aus geschaltet werden. Die Erzeugungsschlacht bringe also für den Bauer keine Gefahr mit sich, sondern stelle vas Auftreten fremder Polizisten zu derartigen Szenen führt wie in Saarbrücken, dann muß man der Anwesen heit fremder Truppen mit Besorgnis entgegensetzen. Es wird an dem Präsidenten Knox liegen, ob er sich jetzt endlich auf seine Amtspflichten besinnen und eine wirklich neutrale Haltung einnetzmen will Die Formulierung des amtlichen Berichtes über den Saarbrücker Zwischen fall läßt freilich noch immer nicht darauf schließen. Zu nächst bleibt noch die Hoffnung, daß das ObersteAb- stimmungsgericht den ganzen Vorfall mit dem Ernst und der Gerechtigkeit prüfen wird, die die Lage im Saargebiet und die Rücksicht aus seine Bewohner er fordert. P. A. R. ihm eine Einnahmensteigerüng in Aussicht. Das könne allerdings nur dann gelten, wenn der Bauer feine Erzeugung nach den volkswirtschaftlichen Bedürfnissen einrichte. Durch die angestrebte Produktionssteigerung werde der Bauer die Möglichkeit erhalten, seinen Betrieb von jeder Kreditnahme unabhängig zu machen. Der letzte Bauernhof werde in die Erzcugüngsschlacht hineingezo gen werden. Durch planmäßige Schulung durch Zehntau sende von Sprechabenden werde der Sinn der Erzeugungs schlacht klargelegt werden. Darüber hinaus aber müsse die ganze Nation mit allen Kräften dazu beitragen, der Erzeugungsschlacht einen großen, nachhaltigen Erfolg zu sichern, denn der Weg zur politischen Freiheit unseres Vaterlandes führe über die Nahrungsfreiheit des Volkes. In einer Anzahl von Einzelreferaten wurden ver schiedene Gebiete der Erzeugungsschlacht näher behandelt. So wies ein Redner auf die Bedeutung der Schafzucht für die deutsche Wirtschaft hin. Der Bedarf der deutschen Textilindustrie an Wolle könne zur Zeit nur noch zu etwa 7 Prozent aus Deutschend selbst ge deckt werden. Seit 1873 fei die Zahl der Schafe in Deutsch land von 25 Millionen auf 3,25 Millionen gesunken. In Sachsen, das früher eine in der ganzen Welt berühmte Schafzucht gehabt habe, sei die Zahl in den letzten zwei Jahren nicht unerheblich wieder angestiegett. Es gelte, durch die Beschaffung selbsterzeugter Faser stoffe die in der Textilindustrie beschäftigten drei Millionen Volksgenossen in Arbeit und Brot zu erhalten. Dabei lägen — speziell in Sachsen — die Verhältnisse recht günstig. Auch fei genügend Futter vorhanden .Für die Hal tung von Schafen, die nur geringe Anforderung an War tung und Pflege stellten, feien sowohl Klein- wie Groß betrieb geeignet. Dabei müsse eine Vermehrung der Zahl der Schafe mit einer Leistungssteigerung Hand in Hand gehen. Der Redner wies im einzelnen auf die Maßnahmen hin, die im Interesse der Förderung der deutschen und speziell der sächsischen Schafzucht von der Landesbauern schaft bereits in Angriff genommen sind. Ein anderer Redner setzte sich mit der Frage der Er- tragssteigerung durch Meliorationen aus einander. Er trat dabei mit Entschiedenheit der vielfach geäußerten Ansicht entgegen, daß gerade auf diesem Ge biet in Sachsen wenig mehr zu erzielen fei. Im Mittelpunt der Meliorationen stünde eine sinngemäße Ent- bzw. Bewässerung, wodurch Ertragssteigerungen Von 50 Prozent zu erzielen sein würden. Mit Meliora tionsarbeiten würden im laufenden Jahre 10 000 Arbei ter beschäftigt. Der Aufwand werde 1934 etwa 20 Mil lionen Mark betragen. 1933 seien 200 freiwillige Meliora tionsgenossenschaften mit etwa 10 000 Beteiligten gegrün det worden. Es seien in Sachsen noch etwa 190 000 Hektar zu entwässern, was einen Aufwand von 224 Millionen Mark erfordern werde. Die Bewässerungsarbeiten würden etwa 155 Millionen Mark erfordern. Insgesamt seien die Meliorationen in Sachsen auf 470 Millionen Mark zu veranschlagen. Es könnten auf diesem Gebiet 10 000 Arbeiter 43 Jahre lang beschäftigt werden. Aber auch dann werde man nicht am Ziel sein. Es werde melioriert werden müssen, solange es eine Landwirtschaft gäbe. Die Bedeutung der Grundstückszusammen legungen für die Leistungssteigerung in der Land wirtschaft behandelte Ministerialrat Dr. Graf Vitzthum. In den letzten hundert Jahren seien etwa 200 000 Hektar zusammengelegt worden. Es seien aber immerhin noch 150 000 Hektar zusammenzulegen, wodurch allein 5500 ha neues landwirtschaftliches Rußland geschaffen werden würde. Das Landeskulturamt habe den Entwurf für einen Zehnjahresplan für die noch durchzuführenden Zusam menlegungen aufgestellt. Es sei zu hoffen, daß die erfor derlichen Staatsmittel bereitgcstellt werden könnten. Von der Zusammenlegung erwartet man einen jährlichen Mehrertrag von mindestens 430 000 Zentnern an Körner früchten und 450 000 Zentnern Kartoffeln. Im Anschluß an die Vorträge entwickelte sich eine rege Aussprache, bei der verschiedentlich auf die Wichtig keit einer Steigerung des Flachsanbaues, für den insbesondere die höheren Lagen des Erzgebirges in Frage kommen, hingewiesen wurde. Landesbauernführer Körner gab bekannt, daß bereits im letzten Jahr eine erhebliche Steigerung des Flachs anbaues erzielt worden sei und daß mit einer weiteren Steigerung im laufenden Jahr gerechnet werden könne. Tas Saatgut sei sichergcftellt und gewisse Schwierigkei ten in der Beschaffung von geeigneten Arbeitskräften würden sich überwinden lassen. Im weiteren Verlauf der Aussprache konnte eine weitgehende Klärung über Fragen der Bedeutung und des Sinns der Marktordnung erz-c t werden.